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Karte und Fahrplan-Auskunft
Elbe-Weser-Dreieck
Pressetexte 2003 - 2004 - 2005 - 2006 -2007 - 2008 - 2009 - 2010 - 2011 - 2012

Mordsspannung im einstigen Dorfknast (20. 12. 2012)
Die Oste fliesst bis "O'feld" (17. 11. 2012)
Blaues Netz wirbt für die Oste (4. 11. 2012)
Neue Osteland-Buch vorgestellt (22. 10. 2012)
"Ufergeflüster" von der Quellen bis zur Mündung (12. 10. 2012)
Rückblick auf einen Sommer der Erfolge (12. 10. 2012)
Doppeljubiläum im Osteland (8. 9. 2012)
Die AG Osteland im Interview (21. 7. 2012)
Beifall für die "Oste-Welle" (22. 6. 2012)
23.000 Jung-Aale für die Oste (2. 6. 2012)
Doppel-Premiere am Oste-Radweg (24. 5. 2012)
Mit Strom den Strom hinauf (19. 5. 2012)
"Verlorenen Schatz" für die Oste gesichert (11. 5. 2012)
Artenschutz-Arbeit der Sportfischer gewürdigt (3. 5. 2012)
Neugier auf die maritime Oste (12. 4. 2012)
Werbung für Ausflugsziele Hemmoor und Sittensen (28. 2. 2012)
Sportfischer an der Oste wollen Aal schützen (20. 2. 2012)
Oste-Oscars für Courage, Naturschutz und Bürgersinn (12. 2. 2012)
Festakt mit Goldhechten und Sturmflut-Gedenken (28. 1. 2012)
Oberndorfer Extremsegler berichten über Karibik-Törn (11. 1. 2012)
Von Stören, Pütten und fliegenden Fischen (22. 1. 2012)




Mordsspannung im
einstigen Dorfknast

Gästeführer-Schulung in Hechthausen / Literaturtourismus als Zukunftsmarkt / Krimiland weckt Neugier auf Osteregion

Cuxhaven / Rotenburg / Stade. Eine Leiche baumelt im Gestänge der Cuxhavener Kugelbake; ein Bombenanschlag bedroht die Schwebefähre in Osten; Terroristen haben es auf ein Passagierschiff vor der Kehdinger Küste abgesehen - mit solchen Szenarien sorgt der Krimiautor Dr. Reinhold Friedl (Cuxhaven, früher Geversdorf) für Mordsspannung in seinen Romanen, die überwiegend rechts und links der Oste spielen und aus denen er jetzt in Hechthausen  (Landkreis Cuxhaven) Kostproben präsentierte.

Die Lesung im Galerie-Café "Kunstwerk", untergebracht im einstigen Dorfknast,  war Teil einer knapp vierstündigen Schulungsveranstaltung der Arbeitsgemeinschaft Osteland e. V.  für angehende Gästeführerinnen und Gästeführer aus dem Elbe-Weser-Dreieck. 

Im Zuge eines von Frauke Klemme aus Gnarrenburg (Landkreis Rotenburg) geleiteten, über 200 Stunden umfassenden Lehrgangs der Ländlichen Erwachsenenbildung (LEB) wurden Möglichkeiten erörtert, das literarische Erbe der Region, unter anderem die hier angesiedelten 50 Kriminalromane, für den Tourismus nutzbar zu machen.

Noch zu wenig im Bewusstsein verankert ist nach Auffassung der AG Osteland, dass zwei der bedeutendsten deutschen Schriftsteller des letzten Jahrhunderts durch die Osteregion stark geprägt worden sind. Zwar betrieben die Rotenburger Kreistouristiker und eine Literaturstiftung auf mustergültige Weise Werbung für Besichtigungen und regelmäßig stattfindende Literaturabende im Dichterhaus Kreienhoop von Walter Kempowski (1929 bis 2007) in Nartum bei Zeven. An den großen Poeten Peter Rühmkorf (1929 bis 2008) jedoch erinnerten in dessen Heimatstadt Hemmoor lediglich ein Straßenname und eine Museumsvitrine.

Ausbaufähig sei auch die touristische Nutzung der rund 400 fiktiven Morde, die zwei Dutzend Autoren im literarisch so überaus fruchtbaren "Krimiland Kehdingen-Oste" angesiedelt haben, ermutigte AG-Osteland-Vorstandsmitglied Renate Bölsche (Osten/Oste) die Touristiker. Die Diplom-Bibliothekarin erinnerte an rund 50 Lesungen, die seit 2006 unter anderem in Molkereien, Ziegeleien und Gewölbekellern organisiert worden seien. Die Schauplätze der von Osteland-Mitstreitern veranstalteten Events reichten vom Moorexpress-Bahnhof im Teufelsmoor über den Oste-Oldtimer "Mocambo" (Motto: "Mord an Bord im Abendrot") bis hin zum festlichen viergängigen Krimi-Dinner nahe der Ostemündung in Neuhaus.

Gegenden wie die Eifel und das Hochsauerland zeigten, dass Regionalkrimis bei Lesern durchaus Neugier auf die Tatorte und damit Reiselust wecken können, ergänzte Friedl. Krimitourismus habe sich, wie diese und andere Beispiele zeigten, durchaus zu einem bedeutsamen Segment der Reisebranche entwickelt, berichtete der Autor und Hochschullehrer über Erfahrungen des "Syndikats", der Vereinigung deutschsprachiger Krimiautoren.

Die Rückfahrt von der Oste traten die Gästeführer mit Plakaten an, auf denen die AG Osteland mit dem Slogan "Morde zwischen Moor und Meer" auf blutrotem Grund für die 50 Thriller aus der Krimiregion an Elbe und Oste und für ihre Website www.krimiland.de wirbt.

Mit dem Krimi-Nachmittag im gemütlichen Café Kunstwerk der Hechthausener Gastronomin und Künstlerin Monika Fels-Borgwardt war die AG Osteland bereits zum dritten mal in die Schulung von Gästeführern für das Elbe-Weser-Dreieck einbezogen. Zuvor hatte der gemeinnützige Verein Informationsnachmittage zu den Themen Fährwesen (in Osten) und maritimes Erbe (in Oberndorf) veranstaltet.


Die Oste fließt bis
nach Osterrönfeld

Wandbild am Nord-Ostsee-Kanal wirbt für die Schwebefähre Osten - Hemmoor /  Enge Verbindung durch "Fährienstraße", Gemeindepartnerschaft und Unesco-Antrag / AG Osteland beteiligt an der 100-Jahr-Feier der Rendsburger Hochbrücke 

17. 11. 2012. Die Oste fließt in den Landkreisen Harburg, Rotenburg, Stade und Cuxhaven - aber auch durch Schleswig-Holstein, wenn man einem prächtigen Wandbild glaubt, das jetzt in Osterrönfeld am Nord-Ostsee-Kanal vorgestellt worden ist: Das Kunstwerk zeigt, dicht hintereinander, scheinbar über demselben Gewässer, die beiden letzten deutschen Schwebefähren, die den Nord-Ostsee-Kanal und die Oste überspannen.

Über das Wandbild an der Trafostation in einem kleinen Park im Ortskern, das von der Schleswig-Holstein Netz AG finanziert worden ist, freut sich insbesondere der Osterrönfelder Bürgermeister Bernd Sienknecht. Als Mitglied der in Osten ansässigen gemeinnützigen AG Osteland e. V. setzt sich Sienknecht auf vielfältige Weise über die Landesgrenzen hinweg für eine Kooperation der beiden Schwebefährengemeinden ein.

So wurde vor sieben Jahren eine von der AG Osteland angeregte kommunale  Partnerschaft zwischen Osten und "O'feld" besiegelt, die seither mit vielen Besuchen und Gegenbesuchen gepflegt wird. Über die bereits 2003 bei der Gründung des Schwebefähren-Weltverbands angebahnten herzlichen Beziehungen informiert seit Jahren eine spezielle Website: www.partnerschaft.schwebefaehre.org

Eng verbunden sind die Partnergemeinden durch die Deutsche Fährstraße: Die 2003 in Osten konzipierte "Fährienstraße" führt von Bremervörde über Osten/Hemmoor und Osterrönfeld/Rendsburg bis nach Kiel, wo bis 1923 eine dritte deutsche Schwebefähre in Betrieb war.

Im Arbeitskreis Deutsche Schwebefähren der AG Osteland hat Bürgermeister Sienknecht gemeinsam mit seinen Kollegen Andreas Breitner (Rendsburg), Carsten Hubert (Osten) sowie Dirk Brauer und Hans Wilhelm Saul (Hemmoor) auch den supranationalen Antrag auf eine Einbeziehung der beiden deutschen Schwebefähren in das Unesco-Weltkulturerbe mit auf den Weg gebracht.

Und so wie starke Delegationen aus Osterrönfeld nicht nur bei allen Ostener Schützenfesten vertreten waren, sondern natürlich auch bei der Hundertjahrfeier der Schwebefähre an der Oste im Herbst 2009, so sind in der AG Osteland jetzt die Vorbereitungen für die Mitwirkung an dem entsprechenden Jubiläum am Kanal angelaufen: Die gigantische Eisenbahnhochbrücke mit angehängter Schwebefähre, die Osterrönfeld und Rendsburg verbindet, feiert 2013 ebenfalls ihr Hundertjähriges.

Der bisherige Rendsburger Bürgermeister und neue Kieler Innenminister Andreas Breitner, Mitbegründer des Schwebefähren-Weltverbandes und ebenfalls Mitglied der AG Osteland, hat noch gegen Ende seiner Amtszeit im Rendsburger Rathaus erste Gespräche über die Gestaltung des Jubiläumsjahrs geführt. Wenn sich genügend Sponsoren finden, sollen Hochbrücke und Schwebefähre von dem Hamburger Künstler Till Nowak in ein einzigartiges Lichtkunstwerk und "Mitmachobjekt" verwandelt werden, dessen Illuminierung das Publikum per Steuerpult regeln kam.

An den Jubiläumsfeiern am Kanal, bei denen die Stadt Rendsburg durch ihren neu gewählten Bürgermeister Pierre Gilgenast repräsentiert werden wird, sind auch die Freunde der "Schwesterfähre" an der Oste und die AG Osteland präsent. Deren Vorsitzender Jochen Bölsche (Osten) wird am 27. April auf Einladung der Gesellschaft für Rendsburger Stadt- und Kreisgeschichte von 1910 den Festvortrag zum Thema "Die Welt der Schwebefähren" halten.


Blaues Netz wirbt für die
Oste und den Wassersport

Skipper-Ehepaar berichtet über Transatlantik-Törn New York - Bermuda - Oberndorf / Überregionale Werbeaktion für das Oste-Revier geplant / Vier Häfen laden zum "Absegeln" ein 

4. 11. 2012. Die Wassersportsaison an der Oste ist beendet, die Boote sind an Land - jetzt beginnt das Winterprogramm des Arbeitskreises Schifffahrt und Gewässer der AG Osteland, bekannt als "Blaues Netz Oste". In einer öffentlichen Veranstaltung am Freitag, 7. Dezember, 19 Uhr, im Gasthaus "Zur Sietwende" (Henning) am Ostedeich in Oberndorf-Niederstrich soll generell für den Wassersport und speziell für das Oste-Revier geworben werden.

Als Referenten gewinnen konnte die gemeinnützige Arbeitsgemeinschaft Osteland e. V. für diesen Abend zwei aus Presse und Fernsehen bekannte Segelsportler. Bereits zweimal hatte das Oberndorfer Skipper-Ehepaar Bert und Marlene Frisch mit faszinierenden Farbbildvorträgen über seine Reisen mit der Segelyacht "Heimkehr" für einen vollen Saal gesorgt. Nach den Vorträgen "Nach Süden, bis die Butter schmilzt" und "Vom Vulkan zum Hurrikan" folgt nun eine Beamer-Show über die dritte Etappe der abenteuerlichen Reise mit dem Titel: "'Heimkehr' kehrt heim - New York, Bermuda, Oberndorf". Der Eintritt ist frei, eine Spende für die AG Osteland willkommen.

Außerdem soll in der Veranstaltung, zu der alle Wassersportfreunde eingeladen sind, über Aktuelles aus der Flussregion berichtet werden, zum Beispiel über neue Befahrensregeln, die Beseitigung von Wanderfischhindernissen in der Oberen Oste und über Aktivitäten der Sportbootvereine am Fluss. Im Mittelpunkt stehen soll jedoch eine jetzt anlaufende neue überregionale Werbeaktion für das Wassersportrevier Oste.

Bereits 2011 hatte die AG Osteland einen Hafen- und Revierführer für die Obere und Untere Oste erarbeitet und in ganz Norddeutschland gestreut. Wie Bernd Jürgens, Sprecher des Blauen Netzes Oste, ankündigt, erhalten Wassersportorgsnisationen in der Elbe-Weser-Region in den nächsten Tagen  Briefe und Aushänge mit Informationen über die Oste und der Anregung, in ihr Jahresprogramm 2013 die Teilnahme an einem gemeinsamen "Absegeln oder Abmotoren bei Freunden an der Oste" aufzunehmen. 

Für die Zeit vom 20. bis 22. September 2013 laden das Blaue Netz Oste und die Wassersportvereine an der Oste alle Segler und Motorbootfahrer und deren Vereine ein, zum Saisonabschluss an die Oste zu kommen: "Hier findet Ihr Häfen in reizvoller naturnaher Umgebung und herzliche Aufnahme und Betreuung bei Freunden," heißt es in dem Aufruf. 

Geplant ist beispielsweise in Neuhaus, nahe der Mündung, ein zünftiges Beisammensein im Hafenschuppen bei Bratfisch und Ostespirituosen sowie die Teilnahme an der historischen "Schmugglertour" mit anschließender Rumprobe oder einem "Bummel durch die drei Neuhäuser Kneipen". 

Wer in Oberndorf festmacht, kann an einer Besichtigung der gläsernen Molkerei Hasenfleet, der alten Seilerei und der St.-Georgs-Kirche sowie an einem maritimen Gottesdienst mit dem Oberndorfer Chor "Shanty und Lerchen" teilnehmen. 

Besucher des Hafens Hemmoor-Schwarzenhütten führt eine Besichtigungstour zur Hemmoorer Kulturdiele, dem Heimatmuseum, dem Zementfabrikmuseum oder zum Tauchrevier am Kreidesee. 

In Osten wird für die Bootsgäste eine Fahrt mit der historischen Schwebefähre und eine Besichtigung des Buddelmuseums, der Fährstuv und der St.-Petri-Kirche angeboten. 

Das Liegegeld für Gastschiffe soll an diesem Wochenende nur 5 Euro pro Tag betragen und wird der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) gespendet werden. Über weitere Einzelheiten informiert der Arbeitskreis Schifffahrt und Gewässer der AG Osteland auf seiner Website www.blaues-netz-oste.de.



Graben nach Scherben und nach 
Geschichten aus der Geschichte

AG Osteland präsentiert neues Buch des Stader Archäologie-Experten Dietrich Alsdorf / Kurioses, Schauriges und Rätselhaftes von den Oste-Quellen bis zur Mündung

Im Dienst der Stader Kreisarchäologie gräbt Dietrich Alsdorf seit Jahrzehnten nicht nur nach Scherben und anderen Funden aus alten Zeiten, sondern auch nach Sagen und Mythen aus der Kernregion des Elbe-Weser-Dreiecks. Mehr als zwanzig "Geschichten aus der Geschichte", darunter Kurioses, Schauriges und Rätselhaftes, umfasst sein neues Buch "Ufergeflüster - Ostegeschichten", das die Arbeitsgemeinschaft Osteland e. V. herausgegeben hat und dessen gut besuchte Premierenlesung an einem der Schauplätze stattfand, dem einstigen Gefangenenlager und Ausweich-KZ im Oste-Dorf Sandbostel(Landkreis Rotenburg).

Detlef Cordes, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Lager Sandbostel, hob in seinem Grußwort hervor, dass neben der Gedenkstättenarbeit auch die Literatur dazu beitragen könne, nach "Jahrzehnten des Verschweigens" das Gedenken an die Geschehnisse der Vergangenheit wachzuhalten. So erinnert einer der von Alsdorf vorgetragenen Texte, "Der Zug der Toten", ausgehend von einer Liebesgeschichte zwischen einem russischen Kriegsgefangenen und einer jungen Deutschen, an ein einstiges Massengrab am Bahnhof in Brillit, dem Ausgangspunkt einer Moorbahnstrecke nach Sandbostel, auf der nach einem Todesmarsch im April 1945 Leichen und "lebende Gerippe" mit Kipploren befördert wurden. 

Die Ereignisse an dieser "Pforte zur Hölle" hat der Autor mit Hilfe von Funden rekonstruiert, die er selber geborgen hat, vor allem aber aufgrund der Aussagen von Zeitzeugen, von denen ihm einige "nicht gerade einen warmen Empfang" bereiteten, während andere "ungeniert von ihren Verbrechen erzählten". 

"Manches war so schrecklich," so Alsdorf, "dass man es nicht aufschreiben kann" - obwohl dieser Autor, wie ihm Verleger Wolf-Dietmar Stock (Atelier im Bauernhaus, Fischerhude) bescheinigt, generell "keinen Bogen um unbequeme Themen" macht.

Das Kaleidoskop der Texte, deren zeitlicher Hintergrund von den Wikingern bis zur Flucht Heinrich Himmlers 1945 über die Oste reicht, führt die Leser zu vielen Schauplätze zwischen den Quellen bei Tostedt (Kreis Harburg) bis zur Mündung bei Belum (Kreis Cuxhaven). Alsdorf nutzt dabei Erkenntnisse wissenschaftlicher Forschung, häufig literarisch veredelt, etwa über Volksbräuche wie das österliche Wasserschöpfen aus heiligen, heilenden Quellen oder Überlieferungen von Mordtaten und Mysterien. 

Einer der zunächst rätselhaft wirkenden archäologischen Funde aus dem Osteland konnte Alsdorf dem Publikum der Premierenlesung im Original präsentieren: eine mit einem Mondgesicht bemalte Stahlplatte, die auch den Buchtitel ziert. Das Artefakt stammte, wie Recherchen ergaben, aus dem Wrack eines abgestürzten Lancaster-Bombers, dessen Piloten sie vor Beschuß von hinten schützen sollte. Das Mond-Motiv hatte, wie Alsdorfs vermutet, als Orientierungshilfe auf den Nachtflügen gen Hamburg "fast magische Bedeutung" für den Flieger, dessen schnauzbärtiges Konterfei seine Kameraden offenbar auf der Stahlplatte verewigt hatten.

Mit den Überlieferungen über Raubritter und Galgenvögel, Waldfrauen und Brandschatzer habe Alsdorf - ebenso wie mit seinen zuvor erschienenen Romanen "Anna aus Blumenthal" und "Isern Hinnerk" - zur Schaffung eines "Ostebewusstseins" beigetragen, betonte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Osteland, Jochen Bölsche (Osten). Dank gebühre aber auch zwei weiteren Trägern des Osteland-Kulturpreises "Goldener Hecht": dem Fischerhuder Wolf-Dietmar Stock, in dessen Verlagsprogramm Oste-Themen einen bedeutenden Platz einnehmen, sowie dem "Pionier der Sandbostel-Forschung", dem Bremervörder Dr. Klaus Volland, der ebenso wie viele Kommunalpolitiker aus den Ostegemeinden der Buchpremiere beiwohnten.

Dietrich Alsdorf: "Ufergeflüster. Ostegeschichten". Herausgegeben von der AG Osteland e. V., Verlag Atelier im Bauernhaus, Fischerhude, 270 Seiten, 12,80 Euro.


Autor lauscht "Ufergeflüster" von
den Oste-Quellen bis zur Mündung

AG Osteland gibt neues Buch von Dietrich Alsdorf heraus / Mythen und Mysterien aus der Geschichte des Flusses / Premiere am 21. Oktober in der Lagerküche in Sandbostel 

Cuxhaven / Bremervörde / Stade. Auf ein neues Buch können sich die Freunde der Oste freuen: Unter dem Titel "Ufergeflüster" hat der Autor Dietrich Alsdorf zwischen Quellgebiet und Mündung des längsten Nebenflusses der Niederelbe 21 Sagen und Geschichten gesammelt. Vorgestellt wird das von der Arbeitsgemeinschaft Osteland e. V. herausgegebene Buch, das im Fischerhuder Verlag Atelier im Bauernhaus erscheint, am Sonntag, 21. Oktober, 15 Uhr, in der ehemaligen Lagerküche in Sandbostel in einer Gemeinschaftsveranstaltung mit der Stiftung Lager Sandbostel (Eintritt: 2 Euro).

Zu den eindrucksvollen Beiträgen des Buches gehört der "Zug der Toten", eine traurige Reminiszenz an die politische Vergangenheit: Über den Kleinbahnhof Brillit wurden Menschen aus dem KZ Neuengamme nach Sandbostel gebracht, entkräftet und zerschunden. Als sie im Lager Sandbostel ankamen, waren einige bereits tot. Der Lagermeister weigerte sich, die Toten aufzunehmen, und ließ sie zurückgehen. Sie wurden schließlich im Wald bei Brillit im Sand verscharrrt. Der Autor bindet das Geschehen in die Liebesgeschichte einer jungen deutschen Frau mit dem Russen Alexej ein.

Auch Himmlers Flucht über die Oste und seine Ergreifung sind in eine spannende Erzählung eingeflochten. Doch neben Texten etwa über deutsche Flieger, die über der Oste abgestürzt sind, gibt es auch schöne oder kulturhistorisch interessante Geschichten, zu denen die Mythen an der Ostequelle oder "Gudrun von der Heilsburg" gehören. 

"Die Madonna von Bossel" heisst die Geschichte eines Medaillons, das der Archäologie-Experte Alsdorf in Bossel fand. Es rettete den von den Wikingern besetzten Sachsen das Leben - sie führten die Askomannen im Jahr 994 im Glindesmoor bei Bremervörde ins Verderben. 

Autor Alsdorf, Jahrgang 1953, arbeitet in der archäologischen Denkmalpflege in Stade und hat seit 1980 mehrere Bücher und eine Vielzahl von Aufsätzen zu lokalgeschichtlichen Themen veröffentlicht. Alsdorfs Romandebüt "Anna aus Blumenthal" war ein großer Erfolg, "Abels Blut" und "Isern Hinnerk", der historische Roman des sagenumwobenen Ritters aus Horneburg, der die Burg Bremervörde eroberte, folgten. Der Autor wurde mit dem Kulturpreis "Der Goldene Hecht" der AG Osteland ausgezeichnet. 

"Ufergeflüster" ist bereits das vierte von der AG Osteland präsentierte Buch. Zuvor erschienen waren - jeweils im Verlag Atelier im Bauernhaus - die Bände "Die Oste von der Quelle bis zur Mündung", "Die Farben der Oste" und "Die Geschichte der Fähren an der Oste".




Rückblick auf einen
Sommer der Erfolge

AG Osteland begrüsst 500. Mitglied / "Tag der Oste" 2013 im Landkreis Rotenburg / Große Segler-Sternfahrt an die Oste geplant

Bremervörde / Stade / Cuxhaven. Im neunten Jahr ihres Bestehens kann die gemeinnützige Arbeitsgemeinschaft Osteland e. V. auf einen "Sommer der Erfolge" zurückblicken: Enorme Fortschritte seien gerade im letzten Halbjahr erzielt worden, um die Ferienregion im mittleren Drittel des Elbe-Weser-Dreiecks bekannter und attraktiver zu machen. Diese Bilanz zog der Vorstand der "Lobby für die Oste" in seiner Oktober-Sitzung in "Schomaker's Landgasthof" in Bremervörde-Elm.

So hat die von Ministerpräsident David McAllister im September vorgenommene Freisetzung des 1000. Störs in Oberndorf (Kreis Cuxhaven) bundesweit das Interesse von Sportfischern auf das Artenschutzprojekt an der Oste und damit auf den Fluss gelenkt, berichtete Wolfgang Schütz (Osten), der Sprecher des Osteland-Arbeitskreises Wanderfische in der Vorstandssitzung. Begrüßt werden von der AG Osteland auch die jüngst vorgenommene Modifizierung von Wehren und anderen Wanderfisch-Hindernissen in der Samtgemeinde Sittensen und die Eröffnung des ersten "fischdurchgängigen" Tideschöpfwerks an der Oste in Hemmoor-Basbeck.

Als "weitere Attraktivierung" der "Deutschen Fährstraße", die von der AG Osteland konzipiert worden ist, bewertet der Verein die Inbetriebnahme des Hechthausener "Püttenhüppers", der - nach Osten, Brobergen und Gräpel - vierten Personenfähre auf dem Fluss, am Ferienpark Geesthof in Hechthausen-Klint. 

Gut angenommen wird, wie Dobrock-Touristiker und Vorstandsmitglied Michael Johnen (Cadenberge) ausführte, auch der neue "Oste-Radweg" zwischen Tostedt (Landkreis Harburg) und Balje (Landkreis Stade). Die reizvolle Route wird in diesem Jahr von der AG Osteland mit 35.000 großformatigen Gratis-Faltkarten beworben, die den gesamten Flusslauf von der Quelle bis zur Mündung darstellen.

Erfolgreich endete im September im Kornspeicher in Nieder Ochtenhausen (Kreis Rotenburg) eine Serie von vier Ausstellungen zum 50. Jahrestag der verheerenden Februar-Sturmflut 1962. Die unter Federführung von AG-Osteland-Vize Walter Rademacher (Neuhaus) zusammengestellte Bilderschau war zuvor in der Ostehalle in Geversdorf (Kreis Cuxhaven), im Natureum Niederelbe in Balje (Kreis Stade) sowie in der Kulturdiele der Stadt Hemmoor gezeigt und durch eine Expertendiskussion in Großenwörden (Kreis Stade) ergänzt worden.

Für die Tourismuswerbung will die AG Osteland auch weiterhin die vielen im "Krimiland Kehdingen-Oste" angesiedelten Kriminalromane nutzen. Nach der kürzlich erfolgten Präsentation des 50. Oste-Krimis - "Tödliche Schriftrollen vom Nil" von Reinhold Friedl - im Natureum Niederelbe will die Arbeitsgemeinschaft per Plakat ("Jeder Ort ein Tatort") und mit einer Gästeführerschulung im Dezember auf die Literaturregion aufmerksam machen, wie Vorstandsmitglied und Dipl.-Bibliothekarin Renate Bölsche ankündigte.

Als gesichert gilt eine weitere Aufwertung des Wassertourismus- und Wassersportreviers Oste: Im kommenden Jahr soll am Fährhaus in Brobergen, neben der historischen Prahmfähre, ein neuer Schiffsanleger entstehen. Es handelt sich - nach den Fahrgastschiff-Anlegern in Balje, Oberndorf, Osten, Hechthausen-Klint und Großenwörden - um das sechste in den letzten Jahren entstanden derartige Projekt an der Unteren Oste. 

Eine wassersportliche Premiere bereitet der Osteland-Arbeitskreis "Blaues Netz" für das nächste Jahr vor: Zum "Absegeln" sollen Wassersportler aus der gesamten Niederelberegion zu einer Art Sternfahrt in die Häfen an der Oste eingeladen werden. In die Vorbereitungen sind die Touristiker und die Wassersportvereine am Unterlauf einbezogen, wie Vorstandsmitglied Bernd Jürgens (Hemmoor) berichtete.

Höhepunkt dieses Herbstes wird das Erscheinen eines weiteren von der AG Osteland herausgegebenen Oste-Buches sein: Der Band "Ufergeflüster" von Dietrich Alsdorf (Verlag Atelier im Bauernhaus) soll am Sonntag, 21. Oktober, 15 Uhr, in der ehemaligen Lagerküche der Gedenkstätte Lager Sandbostel vorgestellt werden (siehe gesonderten Bericht).

Positiv verläuft auch die Mitgliederentwicklung des 2004 gegründeten Vereins, der diese Woche die Geschäftsfrau und Bistro-Betreiberin Wiebke tum Suden aus Neuhaus (Kreis Cuxhaven) als 500. Mitstreiterin aufnehmen konnte. Knapp verfehlt haben diese runde Zahl die Neumitglieder Nummer 499 und  501, die Gastronomin Kathrin Rabe aus Elm (Kreis Rotenburg) und die Krimiautorin Sigrid Schütz aus Himmelpforten (Kreis Stade).

Den relativ stärksten Zuwachs, so der Osteland-Vorsitzende Jochen Bölsche (Osten), verzeichnet der Verein zurzeit am Oberlauf der Oste im Landkreis Rotenburg. Als Mitstreiter konnte Deutschlands größte ehrenamtlich betriebene Flußgebietskooperation dort jüngst auch einige Prominente begrüßen wie den NABU-Landesvize Uwe Baumert (Deinstedt), die Grünen-Abgeordnete Elke Twesten (Scheeßel) und den CDU-Vorsitzenden Marco Prietz (Bremervörde). 

Der "Tag der Oste" soll, wie der Osteland-Vorstand beschloss, nächstes Jahr denn auch im Kreis Rotenburg stattfinden: Unter der Schirmherrschaft der Landräte aus Cuxhaven, Stade und Rotenburg soll der mit 3500 Euro dotierte Ostekulturpreis "Goldener Hecht" am Sonntag, 17. Februar, in Bremervörde-Elm verliehen werden.


1000. Jung-Stör und
50. Krimi von der Oste

AG Osteland feiert am Wochenende gleich zwei Jubiläen / Wanderfisch- und Literaturprojekte beleben auch den Tourismus in der Flussregion

Cuxhaven / Stade / Bremervörde. Gleich zweimal hat die gemeinnützige Arbeitsgemeinschaft Osteland e. V. am kommenden Wochenende Anlass zu feiern. Ihre Projektgruppe "Krimiland Kehdingen-Oste" begrüßt den 50. Krimi, der in der literarisch fruchtbaren Region angesiedelt oder verfasst worden ist. Und die "Arbeitsgemeinschaft Wanderfische Oste" innerhalb der AG Osteland veranstaltet einen Naturschutztag in Osten und in Oberndorf, wo in Anwesenheit von Ministerpräsident David McAllister und Sportfischerprominenz aus Hamburg und Hannover der 1000. Jungfisch der weltweit nahezu ausgestorbenen Art Acipenser sturio in seinen einstigen Heimatfluss Oste ausgewildert wird.

Störrettung und Krimipräsentation - diese beiden Projekte des Vereins dienen nicht nur dem Artenschutz beziehungsweise der Literaturförderung, wie die AG Osteland aus Anlass der runden Jubiläen hervorhebt: "Ein willkommener Nebeneffekt ist, dass die umfangreiche deutschlandweite TV- und Print-Berichterstattung über die Krimihochburg zwischen Elbe und Weser sowie über die Oste als 'Fluss der Störe' und 'Fluss der Lachse', nicht zuletzt in der Anglerpresse,  enorm dazu beigetragen hat, die einstmals nahezu unbekannte Region zu popularisieren und den sanften Tourismus zu beleben," urteilt der Vorstand der rund 490 Mitglieder starken, 2004 gegründeten "Lobby für die Oste", in der auch alle Gemeinden am Fluss vertreten sind.

Stichwort Krimiland: Zum Krimi-Jubiläum am Freitag, 14. September, 19.30 Uhr, im Natureum Niederelbe in Balje (Eintritt frei)wird als 50. Buch der druckfrische Roman "Tödliche Schriftrollen vom Nil" von Dr. Reinhold Friedl (Cuxhaven, vorher Geversdorf) vorgestellt - "eine Prise Schifffahrtsgeschichte und Ägyptologie, dazu ein Schuss Verschwörungsmystery vor maritimem Hintergrund, gewürzt mit viel Lokalkolorit aus den Ostegemeinden Balje, Neuhaus, Geversdorf, Cadenberge und Osten", wie Diplom-Bilbiothekarin Renate Bölsche verrät, die Sprecherin der 2006 gegründeten Osteland-Projektgruppe Krimiland.

Zum Krimijubiläum präsentiert die AG Osteland ein kunstvoll gestaltetes Großposter des Ostener Web-Designers Karl-Heinz Brinkmann, das neben den Slogans "Morde zwischen Moor und Meer" und "Jeder Ort ein Tatort" die Titelbilder der 50 Krimis zeigt, es ist bei der Lesung im Natureum gegen eine kleine Spende erhältlich. Die Reihe der dort vorgestellten Bücher umfasst neben den Werken von Reinhold Friedl und der Regionalkrimi-Pionierin Elke Loewe (Geversdorf, früher Drochtersen) unter anderem Krimis weiterer literarischer "Serientäter" wie Thomas B. Morgenstern (Drochtersen-Aschhorn), Dietrich Alsdorf (Stade), Alexandra Kui (Buxhehude), Wilfried Eggers (Drochtersen), Wolfgang Röhl (Oberndorf) sowie Krimi-Anthologien wie "Mord an der Schwebefähre" oder "Reise ins Teufelsmoor", die von Elke Loewe und Verleger Wolf-Dietmar Stock (Fischerhude) zusammengestellt worden sind; alle hier Genannten sind zwischen 2005 und 2012 von der AG Osteland mit dem Oste-Kulturpreis "Goldener Hecht" ausgezeichnet worden.

Als "Erfolgsprojekt" bewertet die AG Osteland auch den von den 7800 Sportfischern zwischen Ostequelle und -mündung unterstützten und international beobachteten Versuch, hier ausgerottete Wanderfische wie Lachs und Stör wieder heimisch zu machen. Organisiert von der Osteland-"Arbeitsgemeinschaft Wanderfische Oste" um Wolfgang Schütz beginnt am Sonntag, 16. September, 10 Uhr, auf der Schwebefähre Osten-Hemmoor eine Radtour (Teilnahme kostenlos) "auf den Spuren der Wanderfische" nach Oberndorf. Unterwegs wird Ulrich Gerdes vom Ostedeichverband ein fischdurchgängiges Oste-Schöpfwerk vorstellen, Bei einer ausgiebigen Rast, musikalisch umrahmt von der Bauernkapelle Isensee, im Gasthaus Henning im Niederstrich (ab 12 Uhr) gibt's Informationen unter anderem vom Berliner Wanderfisch-Experten Dr. Jörn Geßner (Gesellschaft zur  Rettung des Störs). Ab 15 Uhr werden Ministerpräsident McAllister und die Bürgermeister Carsten Hubert (Osten) und Detlef Horeis (Oberndorf) den 1000. Stör an der Oberndorfer Fährpromenade freisetzen. Alle Besucher können für je 5 Euro eine Patenschaft über einen der Jung-Störe erwerben. Ein buntes Störfest am Ostedeich bildet den Abschluss des Naturschutztages, der auch vom NDR unterstützt wird.

Ausführlich dokumentiert ist der jahrzehntelange Kampf der Artenschützer an der Oste für die Rückkehr der ausgerotteten Wanderfische in einer Festschrift, die zum 75-jährigen Bestehen des SFV "Oste" erscheint, deren Mitglieder - neben Angelkameraden unter anderem aus Sittensen, Zeven und Lamstedt - Pionierarbeit im Artenschutz geleistet haben. Das große Jubiläum wird, so SFV-Vorsitzender und Osteland-Mitstreiter Schütz, am Sonnabend, 15. September, 19.30 Uhr, in der Ostener Festhalle mit einem großen Ball gefeiert, bei dem auch Mathias Ripperger, Vizepräsident des Verbandes Deutscher Sportfischer, die Arbeit der Artenschützer an der Oste und verdiente Ehrenamtliche würdigen wird.
 



Die AG Osteland im 
Interview für die NEZ

Der Osteland-Vorsitzende Jochen Bölsche stellte sich den Fragen von NEZ-Redaktionsleiter Ulrich Rohde. Eine Kurzfassung des Interviews veröffentlichten die Nordsee-Zeitung, die Cuxhavener Nachrichten, die Niederelbe-Zeitung, das Stader Tageblatt, die Bremervörder Zeitung und die Zevener Zeitung. Die Langfassung dokumentieren wir hier:

Herr Bölsche, Sie sind Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Osteland und eines ihrer Gründungsmitglieder im Jahr 2004. Was hat die AG als "Lobby für die Oste" seither bewirkt?

Die Oste, obwohl längster Zufluss der Niederelbe, galt lange Zeit als "vergessener Fluss". Das Oste-Einzugsgebiet, das mittlere Drittel des Elbe-Weser-Dreiecks, war, obwohl mit 1800 Quadratkilometern so groß wie Hamburg und Berlin zusammen, nicht nur unbekannt, sondern auch unbenannt. Die namenlose Zone war selbst für viele Norddeutsche ein weißer Fleck auf der touristischen Landkarte.

Inzwischen ist es der AG Osteland, der einzigen ehrenamtlich geführten Flussgebietskooperation in Deutschand, gelungen, das Wort "Osteland" als touristische Marke zu etablieren, die von Gewerbetreibenden und Touristikern von Sittensen bis Neuhaus genutzt wird. Und es ist geglückt, insbesondere Radtouristen und Wasserwanderer, Naturfreunde und Sportfischer für unsere wunderschöne Region zu interessieren.

Die AG Osteland ist Lobby und übergreifendes Netzwerk der Osteanrainer in einem. Bedurfte es dieser gemeinsamen Plattform, um Schwung in den Ostetourismus zu bringen?

Unbedingt. Aus Sicht der fernen Kreisstädte Cuxhaven, Stade und Rotenburg/Wümme und auch aus Sicht einiger Kreistouristiker waren die Ostegemeinden lange Zeit das jeweils das "letzte Dorf vor der Grenze" gewesen und entsprechend vernachlässigt worden. Nur eine kreisübergreifende, politisch unabhängige Initiative ohne Scheuklappen konnte kreisübergreifende (und zum Teil länderübergreifende) 
Konzepte entwickeln und durchsetzen.

Das gilt etwa für unsere Deutsche Fährstraße Bremervörde - Kiel, für unser Literatur- und Tourismusförderprojekt "Krimiland Kehdingen-Oste", für die 2010 vom Staderland bis ins Cuxland hinein erweitere "Niedersächsische Milchstraße" oder für den neuen, 145 Kilometer langen Oste-Radweg, der die Quelle bei Tostedt im Kreis Harburg mit dem Natureum in der Mündung bei Balje verbindet; dort schafft der Kreis Stade mit der Fahrradstation "Oste-Welle" zurzeit einen neuen attraktiven Ziel- bzw. Startpunkt für unsere Fahrradroute.

Die Oste rückt zunehmend in den Fokus des öffentlichen und touristischen Interesses. Welche Zukunft würden Sie der Oste-Region wünschen?

Osteland-Mitgliedern ist es gelungen, die Schwebefähre, Wahrzeichen des gesamten Ostelandes und inzwischen nationales Baudenkmal, vor dem Verfall zu bewahren und sie zudem mit der Schaffung der "Fährstuuv" in Osten und der "Internationalen Schwebefähren-Infomeile" in Hemmoor zu attraktivieren. Jetzt hoffen wir auf einen Erfolg des supranationalen Sammelantrages, der 2008 im Osteland-Arbeitskreis Deutsche Schwebefähren konzipiert und von unseren Freunden an der Schwebefähren Rendsburg - Osterrönfeld ausgearbeitet worden ist. Der Antrag hat zum Ziel, nach dem Beispiel der weltältesten Schwebefähre in Spanien nun auch alle sieben weiteren "Schwesterfähren" in Großbritannien, Frankreich, Argentinien und Deutschland zum Unesco-Weltkulturerbe zu erheben. Das würde unserer Region einen enormen Auftrieb geben. Der Unesco-Titel hat sich weltweit als starker Tourismusmagnet erwiesen. 

Besonders wünschenswert sind weitere Artenschutz-Erfolge der Sportfischer im Osteland-Arbeitskreis Wanderfische, der demnächst in Gegenwart von Ministerpräsident McAllister den 1000. Jungstör in die Oste einsetzt. Die Aktivitäten der 7800 Sportfischer am Fluss für die Rettung und Wiederansiedlung bedrohter bzw. hier bereits ausgestorbener Arten wie Lachs, Stör und Nordseeschnäpel entspringen zwar in erster Linie ethischen und ökologischen Beweggründen, sind aber zugleich ein großes Thema in der deutschen Sportfischerpresse und insofern geeignet, neue Aufmerksamkeit für die Oste zu wecken und den Angeltourismus wiederzubeleben. Dieses Segment war leider nach der Wiedervereinigung zum Teil in Richtung Mecklenburg weggebrochen.

Touristische Entwicklung und Wahrung des Natur- und Kulturerbes, die sich die AG Osteland auf die Fahnen geschrieben hat, gehen nicht immer einträchtig einher. Was steht aus Ihrer Sicht hinter dem Begriff des umweltverträglichen Tourismus an der Oste?

Es gibt viele gute Beispiele für den "sanften Tourismus", wie er in unserer Satzung als Vereinsziel festgeschrieben ist. Dazu zählen etwa die naturverträgliche Trassenführung unserer Radwanderwege, die Besucherkanalisierung zu dem vor dem Verfall geretteten alten 
Baljer Leuchtturm im geschützen Kehdinger Vordeich oder die Betriebszeiten des Hechthausener Fähr- und Naturerkundungsboots "Püttenhüpper". Unsere Fachgruppe Schifffahrt ud Gewässer ("Blaues Netz Oste") wirbt im Übrigen für die strikte Einhaltung des Niedrigwasser-Befahrungsverbots für die Obere Oste im Kreis Rotenburg.

Umweltpolitisch und zugleich touristisch enorm bedeutsam wäre eine Verwirklichung unserer Forderung, den Hamburger Verkehrsverbund (HVV) über Himmelpforten hinaus in Richtung Cuxhaven auszuweiten. Ein HVV, der etwa die Ferienregionen Hechthausen, Hemmoor/Osten, Wingst und Cadenberge einbezieht, würde beispielsweise den Radtourismus und die Gastronomie spürbar beleben.

Ein anderes Thema: Naturschutzorganisationen sind ebenso wie Tourismus- und Landvolkverbände korporative Mitglieder der AG Osteland. Zwischen ihnen gibt es gelegentlich Spannungen, aber auch wichtige Schnittmengen. So begrüßen und fördern wir gemeinsame Ziele wie die Entwicklung des Milchtourismus, das "Melkhus"-Netz und die Café-Initiativen der Landfrauen oder die Anlage von Blüh- und Huderstreifen sowie Hegebüschen durch Jäger und Landwirte. Und wir möchten dazu beitragen, das Osteland zu einem "Land der erneuerbaren Energien" zu entwickeln, vorzugsweise mit Hilfe von Bürgergenossenschaften. 

Dabei warnen wir vor Übermaß und Übertreibungen, vor politischen Fehlsteuerungen und unternehmerischem Fehlverhalten. Negativbeispiele sind  die jüngsten Fischsterben im Wümme- und Oste-Landkreis Rotenburg durch Einleitung von Gülle und Biogas-Gärmasse, die drohende Nitrat-Belastung des Grundwassers durch überdehnte Maismonokulturen und die - glücklicherweise verhinderten - Windindustieanlagen ausgerechnet in Sichtweite der potientiellen Welterbestätte Schwebefähre.

Sind neben der zunehmenden medialen Präsenz der Oste, für die die AG zweifellos gesorgt hat, auch spürbare Effekte wirtschaftlicher Art wie etwa eine Zunahme der Übernachtungszahlen und eine steigende Anzahl von Arbeitsplätzen in der Tourismuswirtschaft zu verzeichnen? 

Ein Erfolg wäre es ja schon gewesen, wenn die früheren Negativttrends gebremst worden wären. Aber es gibt deutlich spürbare positive Entwicklungen. Beim Fahrradtourismus beobachten erfahrene Gastronomen wie der Osteland-Mitgründer und langjährige Hadler Dehoga-Chef Horst Ahlf  eine kontinuierliche Zunahme. Auch der Wassertourismus - Stichwort: "Mocambo" - profitiert von der wachsenden Bekanntheit des Flusses und von den neuen Schiffsanlegern in Balje, Oberndorf, Osten, Großenwörden und Hechthausen. Die Zahl der 
Ferienwohnungen an der Oste hat sich in den letzten Jahren vervielfacht. Auch die Wohnmobilplätze etwa in Bremervörde, Gräpel und Oberndorf ziehen zunehmend Gäste an. 

Frischer Wind in den Touristikzentralen und -vereinen zum Beispiel in Stade, Rotenburg, Bremervörde, Hemmoor und Wingst hat außerdem dazu beigetragen, die Werbung für die Region und deren Schwerpunktziele wie den Ferienpark Geesthof in Hechthausen, das Tauchrevier Kreidesee in Hemmoor oder den Spielpark und Zoo in der Wingst nachhaltig zu professionalisieren. 

Sorgen bereitet auch an der Oste das bundesweite Gaststättensterben. Entwicklungspotenzial hat der Wassersport, den wir in Kooperation mit den örtlichen Vereinen durch unseren kostenlos verbreiteten "Oste-Hafenführer" und unsere Werbung für den "Fluss, der alles hat", fördern. Noch ausbaufähig ist wohl auch der Musiktourismus mit Schiffsexkursionen in die Orgellandschaft an der Oste oder das Projekt Krimiland, das in Kürze das Erscheinen des 50. Kriminalroman feiern kann, der in der Region Kehdingen/Oste angesiedelt oder verfasst worden ist. Schon jetzt das Krimi-Projekt ("Morde zwischen Moor und Meer") dazu beigetragen, das Osteland über Presse, Funk und Fernsehen bundesweit bekannt zu machen.

Wohin geht die Reise der Osteregion? Welche Entwicklung wird sie nehmen und welches sind die Voraussetzungen dafür?

Wenn wir nicht gemeinsam für eine gute Zukunft kämpfen, riskieren wir, dass auch unsere "remote rural region", wie man in der EU sagt, zu einer Zone von Abwanderung, Armut, Alkoholismus und Altersdemenz verkommt. Unsere große Chance ist ein fruchtbares, verträgliches Nebeneinander unserer beiden Zukunftsbranchen: eines umweltverträglichen Tourismus und einer umweltverträgliche(re)n Landwirtschaft. 

Die wichtigsten Rohstoffe des Ostelands sind auch künftig Bürgersinn, Bürgermut und Bürgerideen - und die Kooperation Gleichgesinnter über alle Partei- und Kreisgrenzen hinweg. Unsere "Lobby für die Oste" erwartet übrigens ihr 500. Mitglied, das wir im Frühjahr bei unserem 9. "Tag der Oste" begrüßen wollen.




Beifall für 
"Oste-Welle"

Arbeitsgemeinschaft Osteland begrüßt neues Tourismus-Projekt am Natureum Niederelbe / Fahrradstation am "Tor zur Oste" gilt als Schlüsselprojekt für die Region

Stade/Cuxhaven/Rotenburg. Als "Schlüsselprojekt für die gesamte Osteregion" mit positiver Ausstrahlung bis hinein in den Landkreis Rotenburg wertet die gemeinnützige Arbeitsgemeinschaft Osteland e. V. ein neues touristisches Vorhaben an der Mündung des längsten Nebenflusses der Niederelbe: Am Natureum Niederelbe in Balje, unmittelbar an der Grenze zwischen den Landkreisen Stade und Cuxhaven, werden zurzeit Pläne für den Neubau eines Ausstellungsgebäudes mit Fahrradstation unter dem Namen "Oste-Welle" erarbeitet.

Geplant ist neben einer neuen Dauerausstellung, deren Kernthema das Elbästuar sein wird, ein Fahrradstützpunkt mit Rastmöglichkeit, Shop, WC- und Duschanlagen, für die sich das Natureum zurzeit ebenfals um Fördergelder bemüht - mit ausdrücklicher Unterstützung der rund 500 Mitglieder starken AG Osteland: Der Verein verspricht sich von einem attraktiven "Tor zur Oste" gute Chancen, den noch vor einiger Zeit weithin unbekannten Fluss zum "touristischen Rückgrat des Elbe-Weser-Dreiecks" zu entwickeln.

In einer Stellungnahme zu dem Bauvorhaben auf der Ostehalbinsel hebt die "Lobby für die Oste" hervor, dass das Natureum heute bereits wichtiges Etappenziel stark frequentierter Fahrradrouten sei, darunter des Elberadwegs und der Deutschen Fährstraße Bremervörde - Kiel. Zusätzliche Bedeutung im Wachstumssegment Fahrradtourismus komme, so Osteland-Vorsitzender Jochen Bölsche, dem Natureum als Start- bzw. Zielpunkt des neuen Oste-Radwegs Tostedt - Neuhaus (Natureum) bei.

Die im Mai offiziell freigegebene "Seelenbaumelroute" ist von Mitgliedern des ADFC und der Arbeitsgemeinschaft Osteland entwickelt und in Kooperation mit dem TouROW Rotenburg/Wümme, der Gemeinde Tostedt (Landkreis Harburg) sowie den Samtgemeinden Sittensen, Zeven und Selsingen und der Stadt Bremervörde (Landkreis Rotenburg) ausgeschildert worden. Beworben wird die Route von der Quellregion bis zum Natureum unter anderem mit einer jüngst in einer Auflage von 35.000 Exemplaren erschienenen, kostenlos abgegebenen Radwanderkarte der AG Osteland und auf der Website www.oste-radweg.de. 

Jede Attraktivierung des Natureums als Ausgangs- bzw. Endpunkt dient nach Auffassung der AG Osteland zugleich der Weiterentwicklung des 145 Kilometer langen Flussradwegs und damit dem sanften Tourismus im gesamten Osteland, also dem landschaftlich reizvollen, aber strukturschwachen mittleren Drittel des Elbe-Weser-Dreiecks.

Zugleich bewirke ein Fahrradstützpunkt an der Flussmündung eine Aufwertung der 2004 von der AG Osteland eröffneten Deutschen Fährstraße Bremervörde - Kiel, deren Streckenverlauf zwischen Balje und Bremervörde identisch ist mit dem Nordteil des neuen Oste-Radwegs. Das Natureum Niederelbe bildet, ebenso wie die Elbfähre Glückstadt - Wischhafen und die Brunsbütteler und Kieler Kanalschleusen, eine der vier wichtigsten "Drehscheiben" der 250 Kilometer langen maritimen Route, die Oste und Ostsee verbindet.

Zugleich mit der Fahrradstation bereitet das Natureum derzeit eine Neukonzeption der Dauerausstellung vor, die außer der Elbmündung auch dem Vogelzug gewidmet sein soll. Damit will das Naturkundemuseum, so Geschäftsführerin Dr. Clivia Häse, ein Alleinstellungsmerkmal entwickeln: "Das Thema einer gezeitenbeeinflussten Flussmündung ist in keiner vergleichbaren Einrichtung bisher bearbeitet worden."


23.000 Jung-Aale
für die Oste

Sportfischer stützen gefährdeten Fischbestand durch Besatzaktion und freiwillige Fangbeschränkung / Zehn Gramm schwere Jungfische für Gewässer in den Landkreisen Cuxhaven, Stade und Rotenburg

Osten / Stade / Bremervörde. "Dem Aal steht das Wasser bis zum Hals." Das ist der Titel einer Broschüre, mit der die Sportfischer an der Oste seit drei Jahren auf die Bedrohung dieses Wanderfischs hinweisen. Am Freitag, 6. Juli, starten die Artenschützer der beiden Oste-Besatzgemeinschaften sowie mehrerer Angelvereine  in den Landkreisen Cuxhaven, Stade und Rotenburg an der Schwebefähre Osten - Hemmoor eine großangelegte Aktion zur Stützung der Aalbestände im Osteland.

Wie Wolfgang Schütz (Osten), Wanderfisch-Experte und Vorstandsmitglied der gemeinnützigen Arbeitsgemeinschaft Osteland e. V., mitteilt, werden 23.000 sogenannte Farmaale à 10 Gramm in die Oste und angeschlossene Stand- und Fließgewässer eingesetzt. Dazu zählen unter anderem Mehe, Wallbeck, Mühlenbach und Horster Beck. Außerdem wird im Zuge dieser Aktion auch die Schwinge mit Aalnachwuchs versorgt.

Für den Rückgang der Aalbestände auch in der Oste gibt es verschiedene Ursachen, darunter Verschiebungen atlantischer Strömungen infolge der Klimaveränderung, der Export von Glasaalen als Delikatesse nach Asien, natürliche Feinde wie den Kormoran, eingeschleppte Parasiten sowie Wasserkraftwerke, die den Wanderfischen den Weg vom Meer in die Binnengewässer versperren. Bereits 2009 ist der Aal auf die sogenannte CITES-Liste gesetzt worden, die den internationalen Handel mit gefährdeten Arten regelt.

Um dazu beizutragen, die Aalbestände wieder zu stablisieren, haben Vertreter von 22 Sportfischervereinen mit rund 5700 Mitgliedern bereits im Februar - wie berichtet - bei der jüngsten Jahresversammlung der Ostepachtgemeinschaft (OPG) in  Osten/Oste eine freiwillige Selbstbeschränkung beschlossen. Im längsten Nebenfluss der Niederelbe werden seither nur noch Aale mit einem Mindestmaß von 45 Zentimetern gefangen.

Der nun als zusätzliche Stützungsmaßnahme geplante Jungfisch-Besatz wird überregional organisiert von dem Biologen Ralf Gerken vom Landessportfischerverband in Hannover. Finanziert wird die Aktion von den Sportfischern an der Oste und dem Geversdorfer Berufsfischer Walter Zeeck mit Zuschüssen des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES).

Wenn die jungen Aale in die Osteregion gelangen, haben sie einen weiten Weg hinter sich: Begonnen hat die Reise vor der Küste von Florida in der Sargassosee. Von dort aus drifteten sie als "Weidenblattlarven" bis zu drei Jahre lang mit dem Golfstrom ostwärts. Als sie schließlich nach über 5.000 Kilometern die europäischen Küsten erreicht hatten, gingen sie Fischern als Glasaale in die Netze, die sie in Aalfarmen brachten. Dort wurden die Tiere gehegt, bis sie per Spezialtransporter an die Oste gelangten. In sechs bis zehn Jahren werden sie zu großen Blankaalen herangewachsen sein und in ihre Kinderstube in der Sargassosee zurückkehren, um dort zu laichen und damit den Fortbestand der Art sichern.

Unterstützt wird die Besatzaktion an der Oste von den regionalen Pachtgemeinschaften unter Leitung von Ernst Peters (Zeven) und Wolfgang Schütz (Osten) sowie vom Angelverein Alfstedt, zuständig für den Bereich Mehe/Wallbeck, vom ASV Börde (Mehe/Mühlenbach zwischen Iselersheim und Brobergen), vom Verein "He bit" Himmelpforten (Horster Beck) und vom Sportanglerverein Stade (Schwinge).


Doppel-Premiere
am Oste-Radweg


E-Bike-Experte Schlüer (r.) beim Start in Balje

23. 5. 2012. Nahezu zeitgleich erlebte Deutschlands jüngste Flussroute, der 145 Kilometer lange Oste-Radweg, am Mittwoch zwei Premieren: Nahe der Oste-Quellregion, an der historischen Wassermühle in Sittensen, verkündete Reinhard Brünjes, Vorsitzender des Touristikverbandes Rotenburg/Wümme (TouROW), den Abschluss der Routen-Ausschilderung und dankte der gemeinnützigen AG Osteland für deren Initiative. 


35.000 neue Oste-Faltblätter für Radwanderer

Auf dem Sperrwerk in der Ostemündung, wo der AG-Osteland-Vorstand zur Erstbefahrung der Route per E-Bike aufbrach, präsentierte der Vereinsvorsitzende Jochen Bölsche eine neu erstellte Gratis-Faltkarte (Auflage: 35.000 Exemplare) mit dem Verlauf der Route.

Mit leisem Sirren vorbei an maiengrünen Deichen und blühenden Obstbäumen, an grasenden Schafen und bunten Booten - Idylle pur erwartete die Teilnehmer der E-Bike-Tour. Bereits auf der ersten, von den Tourenleitern Peter und Monika Prüss (Osten) vorbereiteten Etappe von Balje bis Bremervörde-Elm erlebten die Radler bei strahlendem Sonnenschein die Flussregion von ihrer besten Seite. Die AG Osteland nutzte die Tour zugleich, um kartonweise Faltkarten an Tourist-Infos und Gastronomen entlang der Strecke auszuliefern.


Osten: Albertus Lemke mit Karl-Heinz Brinkmann

In einer schlichten Eröffnungsstunde - in Anwesenheit der Samtgemeindebürgermeister Dirk Bostelmann (Tostedt), Stefan Tiemann (Sittensen), Johann-D. Klindworth (Zeven) und Hans-Hinrich Pape (Selsingen) - hatte Osteland-Vorsitzender Bölsche am Vormittag erklärt, die Oste, die lange Zeit als "vergessener Fluss" galt, biete alle Voraussetzungen, sich zum "touristischen Rückgrat des Elbe-Weser-Dreiecks" zu entwickeln. 

Der neue Weg verfüge über eine Vielzahl landschaftlicher Reize: Die "Seelenbaumelroute" im mittleren Drittel des "nassen Dreiecks" begleitet den längsten Nebenfluss der Niederelbe von den Eisvogeltälern nahe den Quellen bei Tostedt bis zu den Vogelparadiesen in der Ostemündung. Durchfahren werden die Landkreise Harburg, Rotenburg/Wümme, Stade und Cuxhaven. 


Kleinwörden: Spruchband am Berthof

Der neue Gratis-Faltplan, der online über die Website www.wingst.de geordert werden kann, zeigt nicht nur die Routenführung am "Fluss, der alles hat", sondern auch einen -  zum Teil streckengleichen - touristischen "Klassiker": den Südabschnitt der von der AG Osteland eingerichteten Deutschen Fährstraße Bremervörde - Kiel; die insgesamt 250 Kilometer lange "Fährienstraße" erlaubt es, "alle Möglichkeiten kennenzulernen, die der Mensch je ersonnen hat, um ein Gewässer zu überqueren", von der Ochsenfurt durch die Oste über Prahmfähren, Schwebefähren und Brücken aller Art bis hin zu den gigantischen "Kreuzfährschiffen" in der Kieler Bucht. 


Tourist-Info Hemmoor: Peter Prüß, Manuela Köster

Seit der Eröffnung im Mai 2004 hat die "Lobby für die Oste" bereits mit 100.000 Flyern für die maritime Route zwischen Oste und Ostsee geworben. Die nun stark erweiterte und im Format verdoppelte zweite Auflage berücksichtigt - neben dem Oste-Radweg - eine Reihe weiterer neuer Angebote, darunter die "Oste-Natur-Navi-Route" Bremervörde - Hechthausen,  den "Historischen Ostedeich-Wanderweg" Belum - Osten und das Naturerlebnisschiff "Püttenhüpper", das zwischen Klint und Kranenburg auch als Fähre verkehrt. 

Zuvor bereits hatte Geschäftsführer Udo Fischer vom Touristikverband Rotenburg seiner Freude über den Flußwanderweg Ausdruck gegeben: "Mit dem neuen Oste-Radweg haben wir in der Region eine touristische Perle zu bieten, auf die wir stolz sein können." 

Der neue Radweg geht zurück auf eine Idee des Tourenradlers Klaus Feldmann aus Grasberg (Kreis Osterholz), der für seine Entwicklungsarbeit von der AG Osteland im Frühjahr mit dem Oste-Kulturpreis "Der Goldene Hecht" geehrt worden ist. 

Die Anregung der AG Osteland, das Feldmann-Projekt zu realisieren, wurde 2010 von den Bürgermeistern und Touristikern am Oberlauf aufgegriffen und mit Hilfe des Regionalmanagements Börde Oste-Wörpe umgesetzt, das der Route "exzellenten Erholungswert" bescheinigt. Über die Zusammenarbeit bei der Gestaltung des Radwegs befand das Regionalmanagement: "Seit Jahren engagiert sich die AG Osteland in besonderer Weise, um ein Oste-Erlebnis auf höchstem Niveau zu bieten. Der neue Oste-Radweg wird zukünftig gemeinsam von der AG Osteland sowie den Anrainern der Oberen Oste beworben." 


Wegweiser an der Route in Hechthausen

Mit ihrer Premierentour per Elektrorad wollte die AG Osteland - mit Unterstützung von Sascha Schlüer von der Cadenberger "Fahrradhalle"  - auf die wachsende touristische Bedeutung von E-Bikes und Pedelecs hinweisen. Auch nach dem Urteil des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) verliert das Fahrrad mit Elektromotor sein einstiges "Reha-Image"; der "Rückenwind aus der Steckdose" spreche mehr und mehr auch "jüngere und technikbegeisterte Menschen" an. 

Ausdrücklich begrüßt wird von der AG Osteland, dass die Tourismusorganisationen aller Landkreise im Elbe-Weser-Dreieck mittlerweile ein Netzwerk mit rund 50 Verleih- und Akkuwechselstationen für Elektrofahrräder aufgebaut haben (www.movelo-nordsee-elbe-weser.de). An der Oste stehen Elektroräder außer in der Cadenberger Fahrradhalle Schlüer unter anderem im Oste-Hotel in Bremervörde (mit Akkuladestelle), in Malstedt bei Selsingen (Kreis Rotenburg) und demnächst im Bistro tum Suden in Neuhaus zum Verleih bereit. 

Auf ihrer Tour entlang der Oste wurde die E-Bike-Kolonne am Mittwoch von vielen Touristikern und Tourismus-Unternehmern begrüßt, darunter den Vorsitzenden des Tourismus- und Gewerbevereins Ostemündung, Olaf Schlichting (Neuhaus), des Vereins Tourismus an der Oste, Clemens Freiherr von Marschalck (Hechthausen), des Wingster Zoo-Fördervereins, Eddy Uhtenwoldt (Wingst), des Schwebefährenvereins, Karl-Heinz Brinkmann (Osten), der 2. Voritzenden des Fährvereins Brobergen, Antje Rieckmann, sowie den Samtgemeinde-Touristikexperten Michael Johnen (Am Dobrock) und Manuela Köster (Hemmoor).


Mit Strom den
Strom hinauf

Premiere mit Elektrorädern: Erstbefahrung des neuen Oste-Radwegs Tostedt - Neuhaus / AG Osteland präsentiert erste Tourenkarte von der Quelle bis zur Mündung / "Der Fluss, der alles hat" / "Seelenbaumelroute" durch vier Landkreise im Herzen des Elbe-Weser-Dreiecks

Cuxhaven / Stade / Rotenburg / Tostedt. Als Tourismusmagneten ohnegleichen haben sich in den letzten Jahren Radwanderwege entlang von Gewässern erwiesen. Nach Attraktionen wie dem Elbe- oder dem Weserradweg steht in diesem Sommer erstmals auch eine Route am längsten Nebenfluss der Niederelbe zur Verfügung. Der 145 Kilometer lange Oste-Radweg führt durch das Herz des Elbe-Weser-Dreiecks. 

Unweit der Mündung, auf dem Ostesperrwerk bei Neuhaus (Landkreis Cuxhaven), beginnt am Mittwoch, 23. Mai, 12 Uhr, eine Erstbefahrung der Route auf 12 Elektrorädern durch den Vorstand der gemeinnützigen Arbeitsgemeinschaft Osteland e.V., der aus diesem Anlass eine von ihm herausgegebene druckfrische Fahrradkarte präsentiert, die in einer Startauflage von 35.000 Exemplaren erstmals das gesamte Osteland von der Quellregion bei Tostedt (Landkreis Harburg) bis zur Mündung bei Balje (Landkreis Stade) darstellt und in den Tourist-Infos am Fluss nach Pfingsten  kostenlos erhältlich sein wird.

Am Oberlauf der Oste, in Sittensen (Landkreis Rotenburg), wird ebenfalls am 23. Mai der Abschluss der Ausschilderung offiziell verkündet werden. Die Routenführung basiert auf einer Idee des Tourenradlers Klaus Feldmann aus Grasberg (Landkreis Osterholz), der für seine Pionierarbeit im Frühjahr mit dem Kulturpreis "Der Goldene Hecht" der AG Osteland ausgezeichnet worden ist.

Die von Feldmann entwickelte "Seelenbaumelroute" war im vorigen Sommer bei einer Gruppenerstbefahrung unter der Führung der Osteland-Tourenleiter Monika und Peter Prüss (Osten/Oste) getestet und von den Anrainergemeinden in Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband des Kreises Rotenburg (TouROW) optimiert worden. 

Von der Quellregion bis Bremervörde ist die Route als "Oste-Radweg" ausgeschildert, am Unterlauf folgt sie der bereits 2004 von der AG Osteland eröffneten Deutschen Fährstraße Bremervörde - Kiel. Auch über diesen Streckenabschnitt informiert die neue Radwanderkarte, die von dem Designbüro "einfach schön" in Oberndorf (Landkreis Cuxhaven) gestaltet worden ist.

Die großformatige Karte, für die der AG-Osteland-Vorsitzende und Journalist Jochen Bölsche (Osten/Oste) verantwortlich zeichnet, weckt mit vielen Fotos Appetit auf die landschaftlichen Reize des Ostelandes mit seinen Eisvogeltälern, Kranichmooren und Seehundbänken. Vorgestellt wird die Oste aber auch als Fluss der Fähren, der Lachse, der Museen, der Mühlen und der Delikatessen - vom Aal über Stint und Absinth bis hin zu den berühmten Landfrauentorten. 

Die sich anschließende Deutsche Fährstraße wird beschrieben als lebendes Museum, das es möglich macht, zwischen Bremervörde und Kiel "alle Gewässerquerungen zu erleben, die der Mensch je ersonnen hat". Charakterisiert werden  die von der AG Osteland beworbenen  Ferienregion mit einem Zitat des Autors Wolfgang Röhl: "Schilfwogend, nordseefrisch und wundergrün."




"Verlorenen Schatz"
für die Oste gesichert

Großes Medieninteresse an den Jungstören

11. 5. 2012. Unter starker Medienanteilnahme - vier TV- und Funk-Teams waren angerückt - übergaben der Berliner Fischereibiologe Dr. Jörn Geßner und seine Mitstreiter aus der Arbeitsgemeinschaft Wanderfische der AG Osteland am Freitag 200 junge Störe der Unteren Oste. Am Steg des Bootsclubs Elm bei Bremervörde sagte Geßner, der Kaviarfisch, der vor rund 100 Jahren in Deutschland ausgestorben war, sei ein "kulturhistorisches Denkmal" und ein "verlorener Schatz", den es dem Osteland zurückzugeben gelte.

"Europaweit beobachtet" werde der Wiederansiedlungsversuch, zeigte sich der Elmer Ortsbürgermeister Erich Gajdzik stolz darauf, dass die Wahl des Besatzortes auf den gastfreundlichen örtlichen Bootsclub gefallen war. Ebenso wie der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Wanderfische Oste, Wolfgang Schütz, sprach Gajdzik die Hoffnung aus, dass es eines Tages möglichst vielen der ausgesetzten Jungfische aus französischer Nachzucht gelingen möge, nach den Jahren im Meer in die Oste zurückzukehren und sich dort zu vermehren.


Unter den Zuschauern: "Lachsvater" Peters (l.)

Noch vor anderthalb Jahrzehnten, berichtete Projektleiter Geßner vom Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, habe jeder als "versponnen" gegolten, der sich für eine Wiederansiedlung des Europäischen Störs eingesetzt habe. Mittlerweile habe eine Reihe von Besatzexperimenten, auch in der Oste, die Hoffnung genährt: "Es ist möglich, wenn wir an einem Strang ziehen."

Geßner bestätigte, dass die Oste für das Störprojekt nicht nur wegen ihrer Gewässerstruktur ausgewählt worden sei, sondern auch wegen des Engagements ihrer Anwohner, insbesondere der Sportfischer und der Akteure der AG Osteland, denen er für "organisatorische und moralische Unterstützung" dankte.


Gefragter Interviewpartner: Bürgermeister Gajdzik

Aufmerksam verfolgt wurde die Aktion nicht nur von Vertretern aus Naturschutz und Kommunalpolitik, sondern auch von den Mitgliedern der deutschen Gesellschaft zur Rettung des Störs, die am Wochenende zu ihrer Jahresversammlung an die Oste gereist waren. Ihnen gilt der Urzeitfisch, den es schon vor den Dinosauriern gab und der bis zu fünf Meter lang und bis zu 100 Jahre alt werden kann, als "Botschafter für die Renaturierung und Revitalisierung der heimischen Gewässer".

In die Fluten entlassen wurden die Jungstöre nicht nur von Projektleiter Geßner und dem "Störvater" Schütz. Hilfe leisteten auch bekannte Sportfischer wie Ernst Peters (Zeven), der unter Artenschützern als "Lachsvater von der Oste" gilt und dem es gemeinsam mit Mitstreitern wie Egon Boschen (Lamstedt) in den letzten drei Jahrzehnten gelungen war, den vor etwa 50 Jahren ausgerotteten Lachs in der Oste wieder heimisch zu machen. Dass die Oste heute wieder als "Deutschlands Lachsfluss Nummer eins" gilt, ermutigt nunmehr die Störschützer, auf ein "zweites Wunder an der Oste" zu hoffen.


Begrüßung durch Wolfgang Schütz (2. v. l.)

Begrüßt wurde von den Vertretern der Störgesellschaft, dass an der Oberen Oste begonnen worden ist, alte Stauwehre und andere künstliche Wanderfisch-Hindernisse zu entschärfen. Nun richteten sich die Hoffnungen der Naturschützer darauf, dass auch das Bremervörder Wehr, die letzte noch verbliebene Barriere am längsten Nebenfluss der Niederelbe, endlich wanderfischgerecht umgestaltet wird, wie AG-Osteland-Vorsitzender Jochen Bölsche bekräftigt.

AG-Osteland-Vorstandsmitglied Schütz bestätigte, dass die nächste große Besatzaktion im September in Oberndorf (Kreis Cuxhaven) stattfinden wird. Ministerpräsident David McAllister habe sich bereit erklärt, bei dieser Gelegenheit den 1000. Jungstör in die Oste auszuwildern.


Artenschutz-Akivitäten der
Oste-Sportfischer gewürdigt

Nationale Stör-Gesellschaft tagt in Osten / Besatzaktion in Bremervörde-Elm / Naturschutztag mit David McAllister in Oberndorf / AG Osteland begrüsst Barrierefreiheit für Wanderfische

3. 5. 2012. Der Versuch, den vor rund hundert Jahren in der Oste ausgerotteten Europäischen Stör (Acipenser sturio) wieder anzusiedeln, wird weiter vorangetrieben. Am Freitag, 11. Mai, 15 Uhr, am Hafen des Bootsclubs Elm (BCE) bei Bremervörde sollen 200 Jungstöre von 15 bis 20 Zentimetern Länge aus französischer Nachzucht  in die Oste entlassen werden. Wie die Arbeitsgemeinschaft Osteland e. V. weiter mitteilt, erfahren tags darauf, am Sonnabend, 12. Mai, ab 10 Uhr im Ostener Hotelrestaurant "Fährkrug" die Artenschutz-Aktivitäten der rund 8000 Sportfischer an der Oste eine besondere Würdigung: Wegen der überragenden Bedeutung des längsten Nebenflusses der Niederelbe für das internationale Artenschutz-Projekt zur Wiederansiedlung des Kaviarfischs hat die in Rostock ansässige deutsche Gesellschaft zur Rettung des Störs beschlossen, ihre diesjährige 18. Hauptversammlung in Osten/Oste abzuhalten. 

Im "Fährkrug" werden Fischereiwissenschaftler über den Stand der Wiederansiedlungsbemühungen unter anderem im Osteland berichten, die seit 2009 von der Arge Wanderfische Oste vorangetrieben werden, die von ihrem Sprecher Wolfgang Schütz (Osten) repräsentiert wird und die sich unlängst der gemeinnützigen Arbeitsgemeinschaft Osteland angeschlossen hat. 

Wie Schütz mitteilt, sind von den insgesamt 1000 Jungstören, die für den Versuchsbesatz der Oste zunächst zur Verfügung stehen, 500 bereits im vorigen Oktober in die Oste entlassen worden. Nach der Aktion am 11. Mai in Elm erfolgt ein weiterer Besatz am Sonntag, 16. September, 15 Uhr, am schwimmenden Stördenkmal am Restaurantschiff "Ostekieker" in Oberndorf. Ministerpräsident David McAllister hat  zugesagt, aus Anlass des landesweiten Naturschutztages 2012 der Alfred-Töpfer-Akademie für Naturschutz selber den 1000. Jungstör der Oste zu übergeben. 

Zuvor können alle Interessierten im Rahmen einer Radtour mit den  Bürgermeistern Detlef Horeis (Oberndorf) und Carsten Hubert (Osten) in einer Info-Veranstaltung im Gasthaus "Zur Sietwende" in Oberndorf-Niederstrich Vorträge von Ostepreisträger Dr. Jörn Geßner vom Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei sowie von Wolfgang Schütz zum Thema Wanderfische hören. Start der Radtour "auf den Spuren der Wanderfische" ist um 10 Uhr an der Schwebefähre, wo Werner Klasing, der Präsident des Landessportfischerverbandes Niedersachsen, die Teilnehmer begrüßt. 

Die rund 8000 Sportfischer an der Oste, organisiert in 32 Vereinen, haben bereits in den vergangenen Jahrzehnten mit der Wiederansiedlung der damals ausgerotteten oder verschollenen Wanderfischarten Lachs und Meerforelle erreicht, dass die Oste mittlerweile als "Deutschlands Lachsfluss Nummer eins" gilt. 

Nun bemühen sich die Sportfischer mit der Arge Wanderfische der AG Osteland um ein zweites "Wunder an der Oste", wie es in der Presse über die Rückkehr des Lachses hiess: die Wiederansiedlung des Europäischen Störs mit Hilfe von Nachzuchten aus dem einzigen weltweit noch existierenden Bestand im südfranzösischen Gironde-Becken. Die Arterhaltung des Europäischen Störs, der als hochgradig gefährdet gilt ("critically endangered"), genießt in den Umweltministerien in Paris und Berlin höchste Priorität. 

Ausdrücklich begrüßt werden von der AG Osteland die Bemühungen von Bund, Land, Unterhaltungsverbänden und Sportfischern, die Oste durch Beseitigung künstlicher Barrieren, Gewässerreinhaltung und Anlage von Laichbetten wieder zum Lebensraum bedrohter Wanderfischarten zu machen. Unterstützt haben die AG Osteland und die Sportfischer die Artenschutzbemühungen in den letzten Jahren unter anderem durch eine Wanderausstellung ("Die Rückkehr des grauen Riesen"), die Aufstellung des Stördenkmals "Hein Stör" in Oberndorf, die Veranstaltung von "Kaviarnächten" mit Fachinformationen und eine Vortragsreihe mit Wanderfischexperten. 




Neugier auf die
maritime Oste

Gästeführer aus dem Kreis Rotenburg entdecken die Reize des Unterlaufs  / Touristiker registrieren "wachsendes Flussbewusstsein"

Rotenburg / Stade / Cuxhaven. Viele Menschen am stillen, schmalen Oberlauf der Oste, der den Landkreis Rotenburg durchfliesst, sind noch nie am Unterlauf des Flusses gewesen, der zwischen Bremervörde und Mündung von Deichen flankiert und von Ebbe und Flut regiert wird. Doch an der Oberen Oste wächst zumindest seit dem "Jahr der Oste" 2009 das Interesse am Tide-Abschnitt der Oste. Dem "wachsenden Flussbewusstsein" wollen die Gästeführer im Landkreis Rotenburg künftig Rechnung tragen.

Aus diesem Grund informierten sich auf Einladung der gemeinnützigen Arbeitsgemeinschaft Osteland e. V. elf Gästeführerinnen und Gästeführer jetzt  in den Landkreisen Stade und Cuxhaven über die Reize der Unteren Oste.

Nach einer Fahrt mit der Schwebefähre Osten - Hemmoor, dem Wahrzeichen des längsten Nebenflusses der Niederelbe, und auf der Internationalen Schwebefähren-Infomeile im Hemmoorer Stadtteil Basbeck informierte Karl-Heinz Brinkmann, der 1. Vorsitzende der Fördergesellschaft zur Erhaltung der Schwebefähre, in der musealen Ostener "FährStuv" über die Geschichte des Bauwerks, für das der Unesco-Weltkulturerbetitel beantragt worden ist. 

Bevor Ortsheimatpfleger Frank Auf dem Felde den Gästen die Schiffbau- und Schifffahrtstradition des Flusses in Wort und Bild vor Augen führte, präsentierte AG-Osteland-Vorsitzender Jochen Bölsche die von seinem Verein entwickelten touristischen Produkte, die von der "Deutschen Fährstraße" über das "Krimiland Kehdingen-Oste" bis hin zum Cuxland-Abschnitt der "Niedersächsischen Milchstraße" reichen. 

Demnächst wird auch ein "Oste-Radweg" Tostedt - Neuhaus im Kreis Rotenburg komplett ausgeschildert sein, der in Bremervörde in die "Fährienstraße" mündet. Auf besonderes Interesse stießen etliche Neuerungen. So werden ab Mai die drei noch existierenden historischen Fähren - in Osten sowie in Gräpel und Brobergen - durch das Flachbodenschiff "Püttenhüpper" ergänzt, das eine Verbindung zwischen Hechthausen-Klint (Kreis Cuxhaven) und Kranenburg (Kreis Stade) herstellt und damit neue Rundtouren ermöglicht. 

Viel Anklang gefunden haben, so die AG Osteland, auch die 2011 abgeschlossene "Historische Ostedeich-Route" mit 50 Info-Tafeln zwischen Osten und Belum (Kreis Cuxhaven) sowie die "Oste-Natur-Navi-Route" zwischen Bremervörde und Hechthausen, die mit Leih-GPS-Geräten erkundet werden kann.

Ein buntes Angebot fand die Gästeführer-Gruppe unter Leitung von Frauke Klemme aus Gnarrenburg (Kreis Rotenburg) auch in Oberndorf vor. Bei Kaffee und Kuchen informierten Dobrock-Touristiker Michael Johnen (Cadenberge) und Osteland-Wanderführer Albertus Lemke (Oberndorf) auf dem Restaurantschiff "Ostekieker" etwa über die Möglichkeiten, die der schwimmende Oldtimer "Mocambo" sowie die Wingst mit ihrem Zoo, Balje mit seinem Natureum Niederelbe, Hasenfleet mit seiner "Gläsernen Molkerei" und Neuhaus mit seiner Absinth-Fabrikation bieten.

Am Stördenkmal "Hein Stör" - unmittelbar neben der Oberndorfer Modell-Prahmfähre, der Fährmann-Statue und dem neuen Sturmflut-Memorial - berichtete "Störvater" Wolfgang Schütz (Osten), der Sprecher der Osteland-AG Wanderfische,  über ein "Alleinstellungsmerkmal" der Flussregion: das Jahrhundertprojekt der 7800 Sportfischer an der Oste, nach dem ausgerotteten Lachs nun auch den in Deutschland ausgestorbenen Europäischen Stör wieder heimisch zu machen. 

Dabei konnte Schütz mit einer Neuigkeit aufwarten: Ministerpräsident David McAllister will am 16. September bei einem landesweiten Naturschutztag der Sportfischer in Oberndorf den 1000. Jungstör aus französischer Nachzucht in die Oste setzen.

Gleich an Ort und Stelle, in Oberndorf, verabredete die Bremervörder Gästeführerin Margret Börger erste Landfrauen-Touren von der Oberen an die Untere Oste  - ganz im Sinne der AG-Osteland-Aktion "Wir an der Oste", die seit zwei Jahren darauf abzielt, den "Binnentourismus" entlang des 145 Kilometer langen Flusses zu fördern. 

So wird angeregt, beispielsweise  Vereinstouren, Betriebsausflüge und Klassenfahrten vorzugsweise zu Zielen am jeweils anderen Flussabschnitt zu organisieen. Für 2012/13 wirbt die AG Osteland in diesem Zusammenhang speziell die Samtgemeinden Sittensen im Kreis Rotenburg und Hemmoor im Kreis Cuxhaven.



Werbung für Oste-Ziele
in Hemmoor und Sittensen

Arbeitsgemeinschaft propagiert Flussregion als Ausflugsrevier / "Lobby für die Oste" begrüßt Tourismus-Investitionen / Klimawandel weckt Sorgen um Hochwasserschutz 

Rotenburg / Stade / Cuxhaven. Das Osteland, die idyllische Ferienregion im mittleren Drittel des Elbe-Weser-Dreiecks, wird verstärkt als Ziel von Vereins-, Schul- und Betriebsausflügen propagiert. So sollen Anrainer des Oberlaufs der Oste angeregt werden, den Unterlauf des längsten Nebenflusses der Niederelbe zu erkunden, und umgekehrt Anwohner der maritimen Unteren Oste die dort noch weithin unbekannte andere Hälfte des Ostelandes. Das kündigte die 470 Mitglieder starke Arbeitsgemeinschaft Osteland e. V. in ihrer Jahreshauptversammlung in Großenwörden (Landkreis Stade) an.

Um den "Binnentourismus" am Fluss zu stärken, will der gemeinnützige Verein in der Saison 2012/13 an der Unteren Oste, in den Landkreisen Stade und Cuxhaven, speziell für Ausflüge in die Samtgemeinde Börde Sittensen (Landkreis Rotenburg/Wümme) werben, die etwa mit Moorbahn und Handwerkermuseum, stillen Wanderwegen um Kuhmühlen und Burgsittensen und mit ihrer leistungsfähigen Gastronomie reizvolle Ziele für Tagestouren biete. 

Bei Menschen unterhalb der Quellregion des 150 Kilometer langen Flusses wiederum soll Interesse geweckt werden für Ziele in der Samtgemeinde Hemmoor (Landkreis Cuxhaven) am Unterlauf, zum Beispiel für das Buddel- und das Zementmuseum, die für das Weltkulturerbe vorgeschlagene Schwebefähre mit Fährstuv und Internationaler Schwebefähren-Infomeile, für Schiffstouren mit der "Mocambo", dem ältesten motorbetriebenen Fahrgastschiff Deutschlands, oder Wanderungen auf der Ostepromenade in Hechthausen. 

Mit Erfolg hatte die AG Osteland bereits für 2010/11 auf ähnliche Weise die Oste-Samtgemeinden Am Dobrock (Kreis Cuxhaven) und Selsingen (Kreis Rotenburg) als Ausflugsziele propagiert. Daraufhin hätten, so Osteland-Vorsitzender Jochen Bölsche, beispielsweise Landfrauenvereine vom Oberlauf erstmals in ihrem Leben die Seehundbänke in der Mündung "ihres" Flusses gesehen, während Segelsportler vom maritim geprägten Unterlauf bei einer Paddeltour die stillen Eisvogeltäler der Oberen Oste entdeckt hätten: "Einige hatten bis dahin gedacht, die Oste entspringt bei Bremervörde - wo sie aber bereits die Hälfte ihres Laufs zurückgelegt hat."

Ausdrücklich begrüßte der Vorstand der "Lobby für die Oste" in seinem Rechenschaftsbericht eine Reihe von Investitionen zur Stärkung des Tourismus in der reizvollen, aber strukturschwachen Flussregion. So wird zum Saisonbeginn der 145 Kilometer lange "Oste-Radweg" vom Bahnhof Tostedt (Landkreis Harburg) nahe der Quellregion bis Balje (Landkreis Stade) zur Verfügung stehen. Die mit Ausleih-GPS-Geräten ausgestattete "Oste-Natur-Navi-Route" zwischen Bremervörde und Hechthausen soll durch ein spezielles Kinderangebot ("Stör Stups und Reiher Ralf") ergänzt werden. 

Mit dem Naturerkundungsboot "Püttenhüpper" gibt es ab April am Ferienpark Geesthof in Hechthausen-Klint eine vierte Fährverbindung über den Fluss. In Geversdorf (Kreis Cuxhaven) entsteht eine Kette von vier Radlerrasthütten. Aufwändige Modernisierungen sind sowohl im Küstenmuseum Natureum Niederelbe an der Ostemündung als auch im Natur- und Erlebnispark am Vörder See in Bremervörde geplant.

Erfreut registierte der Vorstand, dessen Schatzmeister Johannes Schmidt über eine solide Kassenlage berichten konnte, über einen weiterhin starken Mitgliederzuwachs. Nach einer Reihe von Beitritten am jüngst gefeierten "Tag der Oste" steuert der Verein, der 2004 von elf Initiatoren gegründet worden ist, nun auf die 500er Grenze zu. Längst hat die AG Osteland an Kopfstärke die gastgebende Gemeinde Großenwörden (444 Einwohner) überholt, deren Bürgermeister Bernhard Witt in seinem Großwort zur Hauptversammlung insbesondere auf den 2011 eingeweihten Fahrgastschiff-Anleger hinwies.

In das neue Vereinsjahr geht die AG Osteland nach einer Satzungsänderung mit einem vergrößerten Vorstand, dem nun elf statt sieben Mitglieder angehören. Vorsitzender bleibt Jochen Bölsche (Osten), Schatzmeister Johannes Schmidt (Hemmoor). Turnusgemäß im Amt bestätigt wurden der 2. Vorsitzende Walter Rademacher (Neuhaus) und Schriftführerin Renate Bölsche (Osten). Beisitzer sind jetzt Michael Johnen (Cadenberge), Bernd Jürgens (Hemmoor), Albertus Lemke (Oberndorf), Ewald Romund (Großenwörden), Wolfgang Schütz (Osten), Hans-Hermann Steiger (Schneverdingen) und Torsten Wichmann (Osten-Altendorf), Kassenprüfer Heino Grantz und Elke Winkelmann (beide Hemmoor). Alle Wahlen erfolgten einstimmig.

Sorgen weckte im zweiten Teil der Veranstaltung eine Podiumsdiskussion über den Hochwasserschutz an der Oste. Aus Anlass des 50. Jahrestages der verheerenden Februarflut 1962 hatte die AG Osteland diesem Thema - wie berichtet - bereits die Ausstellung "Land unter an der Oste" gewidmet, die zurzeit im Natureum Niederelbe zu sehen ist und anschließend in Hemmoor und Nieder Ochtenhausen bei Bremervörde gezeigt wird. Gemeinsam mit Osteland-Vize und Wasserbau-Ingenieur Rademacher erörterten drei Experten die an der Oste existenziell wichtigen Fragen der Deichsicherheit.

Der Bremer Deichhauptmann und Klimaforscher Prof. Dr. Michael Schirmer umriss die wachsenden Risiken durch Flussvertiefungen ("Die Flutwelle wird schneller") und durch den Meeeresspiegelanstieg: "Der Klimawandel nimmt Fahrt auf." Mit Oberdeichgrefe Hans Wilhelm Saul (Hemmoor) vom Ostedeichverband zeigte sich Schirmer einig über die Notwendigkeit weiterer Deicherhöhungen und -verstärkungen. Dipl.-Ing. Guido Friedrich (Cadenberge), Sperrwerksexperte beim Germanischen Lloyd, berichtete über Möglichkeiten, durch Inspektionen etwa per Laserscan und mit regelmäßigen Notstrom-Testläufen den Hochwasserschutz zu verbessern. Allerdings: "Ein Restrisiko bleibt" - überall an der Küste und an den küstennahen Strömen.

Rademacher, zugleich Sprecher des Regionalen Bündnisses gegen die Elbvertiefung, hob die Chance hervor, im Küstenschutz "aus den Fehlern anderer zu lernen". Professor Schirmer unterstrich die Notwendigkeit, den Klimawandel zu bremsen. Oberdeichgrefe Saul räumte "Nachholbedarf" an der Oste ein: "Die Samtgemeinden müssen Deichschutztrupps benennen. Das ist noch nicht überall geschehen."



Sportfischer an der Oste
wollen den Aal schützen

Angelvereine beschließen freiwillige Selbstbeschränkung / Erhöhung des Aal-Mindestmaßes auf 45 Zentimeter / Enge Kooperation mit der AG Osteland / Stör-Projekt mit guten Aussichten / Folgen der Vermaisung bereiten Sorge

20. 2. 2012. Mit ihrem üppigen Artenreichtum von Aal bis Zander und der Wiederansiedlung von Lachs und Stör gilt die Oste unter Sportfischern als Geheimtipp und unter Naturschützern als eines der interessantesten Fischgewässer Deutschlands. Damit das so bleibt, sollen im längsten Nebenfluss der Niederelbe ab sofort nur noch Aale mit einem Mindestmaß von 45 Zentimetern gefangen werden. Diese freiwillige Selbstbeschränkung beschlossen Vertreter von 22 Sportfischervereinen mit rund 5700 Mitgliedern bei der Jahresversammlung der Ostepachtgemeinschaft (OPG) in der Festhalle in Osten/Oste(Landkreis Cuxhaven).

"Dem Aal steht das Wasser bis zum Hals," hatte der OPG-Vorsitzende Wolfgang Schütz schon mehrfach gewarnt. Aufgrund anhaltender Bestandsrückgänge herrschte unter den Vereinsvertretern aus den Landkreisen Stade, Cuxhaven und Rotenburg nun Einvernehmen, gleichsam die Notbremse zu ziehen und durch zusätzliche Naturschutzbemühungen einer Überfischung vorzubeugen. 

Bisher durften, wie Schütz erläuterte, in mehreren niedersächsischen Landkreisen, unter anderem in Cuxhaven und Stade, sogar Aale von 28 Zentimetern an gefangen werden. Dem jeweiligen Fischereirechtsinhaber stehe es allerdings frei, das Mindestmaß zu erhöhen. So hatte die Ostepachtgemeinschaft die Minimallänge für die Oste zuvor bereits auf 40 Zentimeter festgelegt. Die jüngste Verschärfung soll ab sofort gelten.

Zusätzlich zu den laufenden Hegebemühungen der Vereine will die Sportfischergemeinschaft kurzfristig Jungaale im Wert von 3000 Euro für die Oste beschaffen. Ziel ist es, so Schütz, den Aalbesatz im 1800 Quadratkilometer großen Einzugsbereich des Flusses um 50 Prozent zu erhöhen. Für diesen Zweck stünden auch EU-Fördergelder zur Verfügung. 

In seinem Rechenschaftsbericht zeigte sich der Vorsitzende erfreut, dass die geplante Bauschuttdeponie im Einzugsbereich der Oste in Haaßel (Kreis Rotenburg) nur noch wenig politische Unterstützung finde; die OPG hatte sich wegen möglicher Umweltschäden besorgt gezeigt. Begrüßt wurde von Schütz die zum Jahreswechsel erfolgte Einbeziehung der Arbeitsgemeinschaft Wanderfische der Sportfischer in die AG Osteland, in der fast alle Akteure am Fluss vereint sind; aufgrund von "kurzen und direkten Wegen" ergäben sich "klare Vorteile" einer solchen Kooperation.

Zu hochaktuellen Themen hatte die OPG zwei Fachwissenschaftler aus Hannover und Berlin eingeladen. Ralf Gerken vom niedersächsischen Landessportfischerverband (LSFV) berichtete über den Fortgang des international beachteten Stör-Versuchsbesatzes in der Oste, und der Fischwissenschaftler Frank Fredrich vom Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei referierte über technische Möglichkeiten, unter anderem mit Fischtreppen die ökologische Durchgängigkeit von Gewässern wiederherzustellen, nachdem der Mensch durch künstliche Barrieren wie Wehre die Lebensräume von Wanderfischen zerstückelt und deren Aussterben beschleunigt hat.

Während der OPG-Vorsitzende Schütz an die seit Jahren erhobene Forderung der Sportfischer erinnerte, die Tide-Schöpfwerke entlang der Unteren Oste "fischdurchgängig" zu gestalten, gingen die Gastreferenten auch auf die Situation am Oberlauf des Flusses im Kreis Rotenburg er. Dort wirke sich, wie Fredrich bedauerte, die "negative Vorreiterrolle" Niedersachsens bei der Reduzierung von Gewässerschutzstreifen aus. Die teilweise bis an die Ufer reichende Vermaisung bewirke eine verstärkte Versandung von Laichgewässern, erklärte Diplom-Biologe Gerken, der gemeinsam mit seinem hannoverschen Kollegen Thomas Klefoth im LSFV das Projekt Oste-Stör betreut. "Wenn wir die Sandeinträge nicht in den Griff kriegen, scheitert die Wiederansiedlung," fürchtet Gerken.

Zugleich nannte der Biologe eine Reihe von Faktoren, die dafür sprechen, den bisherigen "Versuchsbesatz" mit dem Europäischen Stör (Acipenser sturio) auf eine reguläre Wiederansiedlung auszuweiten. Im Gegensatz zu anderem Flüssen habe die Oste, betonte Gerken, eine "ausreichende, deutlich verbesserte Gewässerqualität" und "kaum Wanderhindernisse" im Unterlauf. Außerdem gebe es im Osteland "zahlreiche Akteure", die eine Rückkehr des Kaviarfischs durch ihre "absolut vorbildliche Öffentlichkeitsarbeit" aktiv förderten. 

Auch Fredrich, der die Besatzversuche an der Oste seit Anbeginn mit Messfahrten an Bord des Forschungsbootes "Acipenser" wissenschaftlich begleitet, zeigte sich erfreut über die "ungeheuer gute Resonanz" der Oste-Anrainer auf das Störprojekt. Er warnte jedoch vor blindem Eifer und vereinzelten Versuchen, durch irgendwelche "exotische Störarten" aus dem Internet oder dem Gartencenter die Fauna der Oste zu verfälschen. "Finger weg von den Exoten," appellierte Fredrich an die Bevölkerung.

Nicht nur dem Stör, sondern auch anderen Fischarten wie Lachs und Meerforelle kommen die aktuellen Bemühungen zugute, aufgrund von EU-Vorschriften Fischbarrieren wie alte Stauwehre und Abstürze zu beseitigen. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Osteland, Jochen Bölsche (Osten), begrüßte in der Versammlung ausdrücklich die Einstufung der Oste als "Hauptgewässer erster Priorität" und als "Vorranggewässer für die ökologische Durchgängigkeit" durch die Landesregierung und den Unterhaltungsverband Untere Oste.

Akzeptable Lösungen zeichnen sich laut Bölsche zurzeit sowohl für eine fischgerechte Umgestaltung des Mühlenwehrs in Sittensen als auch für die Entschärfung des Stauwehrs in Groß Meckelsen ab. Dort unterstützt die AG Osteland Pläne für den Bau einer Sohlgleite bei Erhaltung der Mauerwerksflanken des historischen Bauwerks ebenso wie deren Einbeziehung mit Hilfe eines neuen Stegs in einen geplanten "Kulturhistorischen Wanderweg", wie er von Sittenser Touristikern sowie Vertretern des Naturschutzbundes und des Heimatvereins konzipiert worden ist; damit soll auf die letzten baulichen Zeugnisse der einstigen bäuerlichen Berieselungswirtschaft im Ostetal aufmerksam gemacht werden

Auch in den kommenden Monate erhoffen sich die Sportfischer viel überregionale Aufmerksamkeit für ihre Artenschutz-Aktivitäten. Im Mai findet die Jahresversammlung der deutschen Gesellschaft zur Rettung des Störs in Osten statt. Im Rahmen der Tagung werden vorraussichtlich  500 Jungstöre der einst hier heimischen Art in die Oste entlassen; sie entstammen dem weltweit letzten natürlichen Vorkommen dieser Art in der französischen Gironde.

Am 15. September feiert der Sportfischerverein "Oste", dem die Geschäfts- und Federführung der OPG obliegt, sein 75-jähriges Bestehen mit Festakt und Festball. Tags darauf folgt ein landesweiter Umwelt- und Naturschutztag in Osten und Oberndorf, bei dem der Landessportfischerverband das Oste-Stör-Projekt einer breiten Öffentlichkeit vorstellen will.

In das ereignisreiche Jahr gehen die Sportfischer mit gesunden Finanzen, wie die Rechnungsprüfer dem OPG-Kassenwart Thorsten Stobbe bescheinigten. Für die einst für ihre Störfischerei bekannte Gemeinde Osten, die bereits vor zwei Jahren Mitveranstalterin der Ausstellung "Die Rückkehr des grauen Riesen" war, sagte der stellvertretende Bürgermeister Uwe Hagedorn, er sei "sehr begeistert" von den Artenschutz-Aktivitäten der Sportfischer, die "viel Leben an und in die Oste" bringen - mit positiven Auswirkungen auf den Tourismus in der Region.

Als Vertreter befreundeter Institutionen begrüßte die OPG unter anderem Martin Kogge vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), Heino Schmidt vom Deichverband Kehdingen-Oste, Ulrich Gerdes vom Unterhaltungsverband Untere Oste, Jürgen Höft und Werner Jachomowski vom FSV Bremervörde sowie Ernst Peters (Zeven) von der Besatzgemeinschaft Oste I. 
 
 
Vertretung von 5700 Sportfischern

Die 1980 gegründete Ostepachtgemeinschaft II ist ein Zusammenschluss von mittlerweile 22 Sportfischervereinen mit rund 5700 Mitgliedern aus dem Niederelberaum. Gründungsvereine waren der SFV Oste, der ASV Hemmoor, der ASV Cuxhaven Land Hadeln, der ASV Lamstedt, der SAV Stade und der SFV Drochtersen. Enge Zusammenarbeit - unter anderem innerhalb der Arbeitsgemeinschaft Wanderfische Oste - verbindet die OPG mit der Besatzgemeinschaft Oste I mit Sitz in Zeven (Landkreis Rotenburg). 

Als Pächterin der Oste von der Fähre Schönau (Landkreis Stade) bis zum Beginn des freien Küstengewässers Oberndorf (Landkreis Cuxhaven) gilt das Hauptaugenmerk der OPG der Hege und Pflege dieses naturnahen Gewässers sowie der Wiedereinbürgerung von Lachs, Meerforelle und Stör und der Bestandstützung bedrohter Fischarten wie Nordseeschnäpel, Aalquappe und Aal. 

Darüber hinaus setzt sich die Pachtgemeinschaft für die Fischdurchgängigkeit der Schöpfwerke an der Oste und anderen norddeutschen Tidegewässern ein. Die OPG ist Mitglied der Angler- und Naturschutzgemeinschaft Nordniedersachsen, der Gesellschaft zur Rettung des Störs und der Arbeitsgemeinschaft Osteland.

Web-Tipps:

http://www.ostepachtgemeinschaft.de
http://www.wanderfische.oste.de




"Oste-Oscars" für Courage,
Naturschutz und Bürgersinn

"Goldene Hechte" für Verdienste um das Herz des Elbe-Weser-Dreiecks verliehen / "8. Tag der Oste" mit Rekordbeteiligung / Auftakt zum Sturmflut-Gedenken / Deutschlands jüngster Flussradweg vor der Eröffnung

Stade / Cuxhaven / Rotenburg. Rund 230 geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur des Elbe-Weser-Dreiecks applaudierten am Sonntag beim "8. Tag der Oste" in der "Oste-Halle" in Geversdorf (Landkreis Cuxhaven) fünf jungen Realschülerinnen: Mit dem Kulturpreis "Goldener Hecht" ehrte die gemeinnützige Arbeitsgemeinschaft Osteland e. V. die Arbeitsgruppe "Die Zebras" der Schule am Hohen Rade in Lamstedt. Deren Mitglieder Felek Bozan, Nivaashini Arulrajasingham, Celina Junge, Jennifer Schimmrich und Laura Heesen hatten mit ihrem Geschichtsfachlehrer Thomas Doege ein lange Zeit tabuisiertes Thema aufgearbeitet: die NS-Vergangenheit des 1959 gestorbenen Heimatforschers Willi Klenck, nach dem noch immer eine Straße in der Ortsmitte benannt ist.

Als Leiter des Rassenpolitischen Amtes, Gau Osthannover, und der Lüneburger Forschungsstelle "Rasse und Raum" habe sich Klenck als "aktiver Unterstützer des mörderischen NS-Rassenwahns betätigt", begründete Laudator Johannes Schmidt, niedersächsischer Landesvorsitzender des Kinderschutzbundes und Vorstandsmitglied der AG Osteland, die Vergabe der Auszeichnung an die fünf Schülerinnen: "Die Schule am Hohen Rade hat sich des Titels 'Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage' würdig erwiesen." Die jungen Preisträgerinnen hatten zuvor bereits an den Lamstedter Gemeinderat appelliert, die Straße umzubenennen, und wandten sich gegen jede Form von Rassismus: "Wir sind alle verschieden," so eine der Schülerinnen, "aber am Ende alle Mitglieder einer Menscheitsfamilie."

Die Verleihung des mit 3.500 Euro dotierten, in sieben Kategorien vergebenen "Goldenen Hechts" ist alljährlich der Höhepunkt des "Tages der Oste", der diesmal eine Rekordbeteiligung verzeichnete. Das Fest, das dem längsten Nebenfluss der Niederelbe gewidmet ist, steht unter der Schirmherrschaft der im Herzen des Elbe-Weser-Dreiecks gelegenen Landkreise Cuxhaven, Stade und Rotenburg/Wümme, als deren Lobby sich die 2004 gegründete, 460 Mitglieder starke überparteiliche Arbeitsgemeinschaft Osteland versteht. 

Die Grüße der Landkreise überbrachte die Rotenburger Vize-Landrätin Elke Twesten (Grüne), die dazu aufrief, die "Einigartigkeit dieser Flußlandschaft" zu erkennen, die für eine weithin intakte Natur stehe, und sie als "Teil unseres Zukunftskapitals" zu bewahren. Für den Landkreis Cuxhaven dankte der Kulturausschuss-Vorsitzende Hans-Volker Feldmann (CDU) der AG Osteland für deren "wundervolle Arbeit" und riet: "Lassen Sie sich nicht entmutigen."

In der Kategorie Literatur ging der "Oste-Oscar", wie der Volksmund den Kulturpreis nennt, an die Buxtehuder Autorin Alexandra Kui für ihren Jugendroman "Lügensommer", der komplett im sogenannten "Krimiland Kehdingen-Oste" angesiedelt ist, unter anderem am Ostesperrwerk bei Neuhaus (Landkreis Cuxhaven), auf der  Elbfähre Glückstadt - Wischhafen und auf der Elbinsel Krautsand (Landkreis Stade). Der "packende und sprachlich geschliffene Psychothriller" ist von der Kritik als "knisternd von der ersten bis zur letzten Seite" und als "eine tiefe Verbeugung vor der Heimat der Autorin" gefeiert worden.

Aus aktuellem Anlass wurde der Radtourenexperte Klaus Feldmann aus Grasberg (Landkreis Osterholz-Scharmbeck) mit dem "Goldenen Hecht" für Tourismus ausgezeichnet. Angeregt durch den enormen Erfolg anderer flussbegleitender Fahrradrouten wie dem Weser- und dem Donau-Radweg, hat Feldmann gemeinsam mit örtlichen Touristikern eine 145 Kilometer lange "Seelenbaumelroute" von der Quellregion der Oste bei Tostedt (Landkreis Harburg) bis zur Mündung am Küstenmuseum Natureum in Balje (Landkreis Stade) konzipiert. Die Feintrassierung und Digitalisierung des neuen "Oste-Radwegs" ist soeben abgeschlossen  worden, so dass die Route zur neuen Saison unter www.oste-radweg.de zur Verfügung steht. Nach dem Urteil der ortskundigen "Nordsee-Zeitung" besticht der neue Radweg mit "sämtlichen landschaftlichen Reizen, die das Elbe-Weser-Dreieck zu bieten hat".

Der "Goldene Hecht" für Natur- und Umweltschutz ging an Kapitän Walter Zeeck aus Geversdorf (Landkreis Cuxhaven), Fischer in fünfter Generation. Zeeck stehe seit Jahrzehnten "an der Spitze der Aktiven im Kampf gegen Naturzerstörung und Umweltvergiftung an Elbe und Oste". Mit Leserbriefen, Fernsehauftritten und sogar mit einer Elbblockade mit seinem Kutter "Ostetal" habe der letzte Berufsfischer an der Oste die Öffentlichkeit frühzeitig und unermüdlich gewarnt vor "Fischsterben durch sommerliche Sauerstofflöcher infolge der Einleitung von Düngemitteln und Kraftwerksabwärme sowie vor der Verschiebung der Salzwassergrenze, vor Verschlickung und Uferabbrüchen, dem Verlust von Flachwasserzonen und vor der Vernichtung von Laich- und Fanggebieten infolge von Elbvertiefungen".

Den Medienpreis verlieh der Verein der Cuxhavenerin Wiebke Kramp, Redakteurin der "Niederelbe-Zeitung", für deren Lokalberichterstattung "mit Engagement und Esprit, mit Heimatliebe, aber ohne Heimattümelei", die sich auch nicht scheue, "gelegentlich bürgerferne Entscheidungen und bornierten Führungsstil von Politikern zu kritisieren". 

In der Kategorie Kultur wurden die Schauspieler Wolfgang Gellert (Geversdorf) und Fried Wolff (Ratzeburg) wurde geehrt, die ihr herausragendes künstlerisches Talent bei Benefizveranstaltungen "immer wieder uneigennützig in den Dienst von Initiativen zur Förderung von Denkmalschutz und Heimatpflege" an der Oste einsetzen und dazu beigetragen haben, "eine historische Prahmfähre, ein Mühlengebäude aus dem Jahr 1909, ein dörfliches Heimatmuseum und ein historisches Seezeichen für die Nachwelt zu erhalten".

Für maritime Heimatpflege ausgezeichnet wurden Hans-Joachim Frank und Alfred Bücker aus Neuhaus (Landkreis Cuxhaven) für die Rettung und Restaurierung des 75 Jahre alten Traditionsschiffs "Bärbel", der letzten noch auf der Oste verkehrenden Barkassen. Durch ihr Engagement halte die "Barkassengemeinschaft Bärbel" zugleich die Erinnerung an die stolze Geschichte des Schiffbaus an der Oste wach, wo einst Werften unter anderem in Bremervörde (Landkreis Rotenburg), Gräpel und Großenwörden (Landkreis Stade) sowie in Oberndorf, Geversdorf und Neuhaus (Landkreis Cuxhaven) existierten.

In seiner traditionellen Rede "Das Jahr an der Oste" hatte zuvor der AG-Osteland-Vorsitzende Jochen Bölsche (Osten/Oste) die Bedeutung einer "lebendigen Zivilgesellschaft" gerade im abgelegenen ländlichen Raum hervorgehoben. Immer wieder trage der "Gemeinsinn der Bürger" im mittleren Drittel des grünen Elbe-Weser-Dreiecks dazu bei, "Erhaltenswertes zu bewahren und Fehlentwicklungen entgegenzuwirken". Bürgerengagement leiste Bemerkenswertes zum Beispiel im Bemühen, die Oste mit Hilfe von Solarkraft zum "Fluss der erneuerbaren Energien" zu entwickeln oder durch die international beachtete Ansiedlung und Hege bedrohter Fischarten wieder zum "Fluss der Lachse und der Störe" zu machen.

Eröffnet wurde mit dem "Tage der Oste" eine Reihe von Aktionen und Veranstaltungen zur bevorstehenden 50. Wiederkehr der verheerenden Februar-Sturmflut des Jahres 1962. An die damalige Katastrophe als bleibende Mahnung erinnerte in seiner Festrede "Die wilde und die gezähmte Oste" der Hamburger Wissenschaftler Prof. Dr. Norbert Fischer, Autor eines gleichnamigen Standwerks über den Deichbau an der Oste. Sein Fazit: "Wir dürfen nicht allzu sehr auf den technischen Fortschritt vertrauen."

Premiere hatte in der "Oste-Halle" eine Wanderausstellung mit dem Titel "Land unter an der Oste", die der Vizevorsitzender der AG Osteland, Wasserbau-Ingenieur Walter Rademacher (Neuhaus/Oste), mit den örtlichen Heimatpflegern und Augenzeugen der 1962er Flut zusammengestellt hat. Die Bild- und Tondokumente sollen vom kommenden Sonntag, 19. Februar, an im Natureum Niederelbe in Balje und anschließend in Hemmoor (Landkreis Cuxhaven) und in Nieder Ochtenhausen (Landkreis Rotenburg) gezeigt werden.

Ebenfalls aus Anlass des Sturmflut-Gedenkens leitet Waltrt Rademacher im Rahmen der diesjährigen Hauptversammlung der AG Osteland am Montag, 27. Februar, 19.30 Uhr, im "Großenwördener Hof" in Großenwörden (Landkreis Stade) eine Expertendiskussion. Teilnehmer sind der Bremer Hochwasserschutzexperte und Deichhauptmann Prof. Dr. Michael Schirmer, Oberdeichgrefe Hans Wilhelm Saul vom Ostedeichverband in Hemmoor und Dipl.-Ing. Guido Friedrich aus Cadenberge, einem Experten für die Standsicherheit von Sperrwerken und Ausschussmitglied des Ostedeichverbands.


Festakt mit Goldhechten
und Sturmflut-Gedenken

8. Tag der Oste mit Kulturpreis-Verleihung in Geversdorf / Festvortrag und Ausstellung zur Hochwasserkatastrophe vor 50 Jahren / Deichsicherheit auch Thema der Hauptversammlung in Großenwörden

28. 1. 2012. Neben der Verleihung des Osteland-Kulturpreises "Der Goldene Hecht" steht der 50. Jahrestag der Februarflut 1962 im Mittelpunkt des 8. "Tages der Oste" am Sonntag, 12. Februar, 10.30 Uhr, in der Ostehalle in Geversdorf (Landkreis Cuxhaven). Zu der festlichen Matinee, dem Höhepunkt im Vereinsjahr der gemeinnützigen Arbeitsgemeinschaft Osteland, werden wieder rund 250 geladene Gäste aus Politik, Kultur und Wirtschaft der Osteregion erwartet.

Nach einem Sektempfang und dem Grußwort der drei Schirmherren Kai-Uwe Bielefeld, Michael Roesberg und Hermann Luttmann, der Landräte der Oste-Kreise Cuxhaven, Stade und Rotenburg, wird der Vorsitzende der AG Osteland, Jochen Bölsche (Osten), wieder das "Jahr an der Oste" in Wort und Bild Revue passieren lassen. 

Den Festvortrag zum Thema "Die wilde und die gezähmte Oste" hält der Hamburger Deichbau-Historiker Prof. Dr. Norbert Fischer, der Autor des jüngst erschienenen gleichnamigen Buches.

Umrahmt von der Hamburger Gruppe "Jazzduo & friends", folgt die Vergabe des mit 3500 Euro dotierten "Goldenen Hechts", einer von Mike Behrens (Hemmoor) geschaffenen Bronzestatue des geflügelten und gekrönten Symbolfischs der Oste. Die Namen der diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger in den Kategorien Medien, Literatur, Kultur, Natur, Heimatpflege und Tourismus, wird bis zuletzt geheim gehalten. 

Zum drittenmal wird Osteland-Vorstandsmitglied Johannes Schmidt (Hemmoor), zugleich Landesvorsitzender des Kinderschutzbundes, einen "Sonderpreis Jugend" überreichen, den die Jury in den Vorjahren Schülerinnen und Schülern aus Estorf (Landkreis Stade) und Hemmoor (Landkreis Cuxhaven) zuerkannt hatte.

Bevor die Matinee mit dem traditionellen mittäglichen Fischessen ausklingt, haben die Festgäste Gelegenheit, eine erstmals gezeigte Sammlung von Bildern und anderen Exponaten zur Februarflut 1962 an der Unteren Oste zu betrachten, die vom 2. Vorsitzenden der AG Osteland, Walter Rademacher (Neuhaus), und den Ortsheimatpflegern vom Fluss mit Unterstützung des Landschaftsverbandes zusammengestellt worden ist. In erweiterter Form ist die Ausstellung mit dem Titel "Das Land ist überflutet" ab Sonntag, 19. Februar, im Natureum Niederelbe an der Ostemündung in Balje öffentlich zugänglich.

Wie sicher ist das 1968 eröffnete Ostesperrwerk? Sind die Ostedeiche noch hoch genug? Wie schlagfertig ist der Katastrophenschutz? Welche Konsequenzen aus der Sturmflut 1962, dem Klimawandel und dem Meeresspiegelanstieg gezogen werden müssen, ist Thema eines Expertenpodiums im Rahmen der Jahreshauptversammlung der AG Osteland am Montag, 27. Februar, 19.30 Uhr, in Großenwörden (Landkreis Stade). 

Unter der Leitung des Wasserbau-Ingenieurs Walter Rademacher diskutieren im Saal des Großenwördener Hofs der führende Bremer Hochwasserschutzexperte, Deichhauptmann Dr. Michael Schirmer, mit Oberdeichgrefe Hans Wilhelm Saul vom Ostedeichverband in Hemmoor und dem Sperrwerksexperten Dipl.-Ing. Guido Friedrich aus Cadenberge. 

Neben den üblichen Regularien stehen Wahlen zum Vorstand der AG Osteland an, der  wegen der gewachsenen Aufgaben künftig elf statt sieben Mitgliederumfassen wird. Dem Anfang 2004 gegründeten ehrenamtlich geführten Verein mit Sitz in Osten gehören mehr als 450 Mitglieder an. 

Die AG Osteland ist unter anderem Träger der Deutschen Fährstraße Bremervörde - Kiel, des Literaturprojekts Krimiland Kehdingen-Oste und der Arbeitsgemeinschaft deutsche Schwebefähren. Initiiert haben Osteland-Mitglieder die Niedersächsische Milchstraße Nord, die Internationale Schwebefähren-Infomeile in Hemmoor, den Historischen Deichwanderweg Belum -Osten und den Oste-Radweg Tostedt-Balje vom Quellgebiet bis zur Mündung des längsten Nebenflusses der Niederelbe.



Von Oste-Stören, Pütten
und fliegenden Fischen

"Blaues Netz" mit breitem Themenspektrum / Weltumsegler und Artenschützer berichten / Arbeitsgemeinschaft Osteland bilanziert Erfolgsjahr für die Flussregion / Sturmflutgedenken und Landesaktionstag der Sportfischer geplant

22. 1. 2012. Für die über 100 Gäste lag Kaugummi mit Salzwassergeschmack bereit, den Saal schmückten die bunten Flaggen von 42 Staaten - so viele Gastländer hat die Oberndorfer Segelyacht "Heimkehr" seit 2009 angelaufen. Deren Eigner Bert und Marlene Frisch berichteten am Wochenende vor dem Arbeitskreis "Blaues Netz Oste" der AG Osteland mit mehr als 700 Farbfotos, Videosequenzen und Originaltönen über die spannendsten Etappen ihrer abenteuerlichen zweifachen Atlantik-Überquerung.

Vom Hochseesegeln, über das auch Andreas Hülsenberg (Neuhaus/Oste) vom Vorstand des Cuxhavener Vereins "Trans-Ocean" referierte, reichte die Themenpalette des Abends bis hin zur Erfolgsbilanz 2011 der Schiffahrt- und Gewässersparte der Arbeitsgemeinschaft Osteland, die sich seit 2004 um eine ökologische sowie wassersportliche und wassertouristische Stärkung der Flussregion im Herzen des Elbe-Weser-Dreiecks bemüht.

Als eines der "historischen Daten" des vergangenen Jahres bezeichnete der Ostener Sportfischer-Vorsitzende Wolfgang Schütz, Sprecher des Osteland-Arbeitskreises Wanderfische, die erstmals in großem Stil angelaufene  Wiedereinbürgerung des Europäischen Störs, der nur noch in der französischen Gironde überlebt hat. Im kommenden Frühjahr soll das weltweit beachtete Artenschutzprojekt an der Oste mit der Freisetzung von weiteren 500 Jungtieren aus französischer Nachzucht fortgesetzt werden. 

Wie "Störvater" Schütz weiter mitteilte, sind die Bemühungen um eine dauerhafte Wiederansiedlung des Kaviarfischs im Osteland Thema eines landesweiten Naturschutz-Aktionstages am 16. September. Gemeinsam mit dem Landessportfischerverband Niedersachsen und der Alfred-Töpfer-Akademie soll das Störprojekt dann der Öffentlichkeit präsentiert werden. Mit einer Radtour entlang der Oste werden die Teilnehmer des Aktiontags "die Wanderung der Fische aktiv nachvollziehen" können.

Über das "blaue Erfolgsjahr 2011" berichtete der Vorsitzende der gemeinnützigen Arbeitsgemeinschaft Osteland, Jochen Bölsche. Mitglieder der "Lobby für die Oste" und speziell des von Bernd Jürgens (Hemmoor) betreuten "Blaues Netzes" hätten "enorm viel erreicht". So konnte auf Betreiben der im Arbeitskreis vereinten Wasserwanderer, Naturschützer und Sportfischer ein Verbot des Jetski-Fahrens auf der Oste erzielt werden.

Als weitere Beispiele erfolgreicher Aktivitäten von Mitgliedern nannte Bölsche die Fertigstellung eines Schiffsanlegers in Großenwörden (Landkreis Stade), die Einweihung einer Modellfähre und von Fährmann- und Fährgast-Statuen in Oberndorf (Landkreis Cuxhaven), die Wiedereröffnung der Ostebrücke in Granstedt (Landkreis Rotenburg) sowie die Freigabe des "Historischen Deichwanderwegs" Osten - Belum und der "Oste-Natur-Navi-Route" Bremervörde - Hechthausen. Von der AG Osteland herausgegeben wurden ein "Oste-Hafenführer" für Wassersportler und eine von Oste-Kulturpreisträgerin Gisela Tiedemann (Wingst) verfasste "Geschichte der Fähren an der Oste".

Das neue Jahr steht, so Bölsche, zunächst im Zeichen des 50. Jahrestages der verheerenden Februarflut von 1962. Aus diesem Anlass stellen der AG-Osteland-Vize und Wasserbau-Ingenieur Walter Rademacher (Neuhaus) und die Ortsheimatpfleger von der Unteren Oste zurzeit eine Wanderausstellung mit Fotos und Dokumenten zusammen, die in Geversdorf, Balje und Hemmoor gezeigt werden soll. 

Weiterhin plant die AG Osteland einen Festvortrag des Hamburger Deichhistorikers Prof. Dr. Norbert Fischer über "Die wilde und die gezähmte Oste" im Rahmen des 8. "Tages der Oste" am Sonntag, 12. Februar, in der Ostehalle in Geversdorf. 

Eine Expertendiskussion zum Thema "50 Jahre Februarflut an der Oste - Rückschau und Folgerungen" findet in der Hauptversammlung der AG Osteland am Montag, 25. Februar, in Großenwörden (Landkreis Stade) statt. Teilnehmer sind der Bremer Deichhauptmann Dr. Michael Schirmer, der Hemmoorer Oberdeichgrefe Hans-Wilhelm Saul und der Cadenberger Sperrwerksexperte Dipl.-Ing Guido Friedrich.

Im Frühjahr folgen einige touristische Höhepunkte. Eröffnet wird der 145 Kilometer lange neue "Oste-Radweg" von der Quellregion bei Tostedt (Landkreis Harburg) bis zum Natureum Niederelbe in Balje (Landkreis Stade), den AG-Osteland-Mitglied Klaus Feldmann aus Grasberg (Landkreis Osterholz-Scharmbeck) konzipiert hat und der zurzeit vom Tourismusverband Rotenburg (TouROW) ausgeschiildert wird. 

Außerdem steht die Einweihung einer fünften Ostefähre an: Das Flachbodenschiff "Püttenhüpper" soll Touristen vom Ferienpark Geesthof in Hechthausen-Klint nach Kranenburg (Samtgemeinde Oldendorf) übersetzen und außerdem Erkundungstouren in die benachbarten "Pütten" mit ihrer reichen Flora und Fauna anbieten. Und am 1. Mai veranstaltet Wanderführer Albertus Lemke (Oberndorf) eine Schiffs- und Wandertour zu Ostehäfen im Raum Bremervörde / Oldendorf.

Der zweite Teil des Info-Abends des "Blauen Netzes" führte die Teilnehmer in wärmere Gefilde. "Zwischen Vulkan und Hurrikan" hiess der mit starkem Beifall bedachte Bericht über die Etappe Karibik - New York der 27 Monate dauernden 30.000-Kilometer-Reise, mit der sich das Ehepaar Frisch einen Lebenstraum erfüllt hat. 

Begleitet von springenden Delfinen und fliegenden Fischen, erlebten sie mit ihrem "schönsten Schiff der Welt" auf Kolumbus' Spuren die Reize der tropischen Inselwelt und amerikanisches Südstaaten-Flair, durchfuhren die Lavastaubwolken und Alligatorensümpfe und entgingen mit viel Glück einem verheerenden Wirbelsturm. Der mit Döntjes und Logbuch-Zitaten gespickte, ebenso fachkundige wie humorvolle Vortrag kam derart gut an, dass er in Zusammenarbeit mit dem Verein Oste-Touristik am Freitag, 10. Februar, 19.30 Uhr, im Gasthaus "Zur Sietwende" in Oberndorf-Niederstrich wiederholt werden soll; der Eintritt ist frei.

Was "Langfahrtsegler" wie die Frischs antreibt, hatte einleitend "Trans-Ocean"-Vorstand Hülsenberg beschrieben, dessen Verein gut 6.000 Mitglieder umfasst, darunter einige hundert Weltumsegler, und rund 200 Stützpunkte in aller Welt unterhält. Das Weltbild derExtremskipper, die Hülsenberg liebevoll "'ne Menge Verrückter" nennt, charakterisiert er mit den Worten: "Vier Fünftel der Erde sind Wasser, der Rest ist zum Anlegen da."



Oberndorfer Extremsegler berichten über Karibik-Törn

Bert und Marlene Frisch zu Gast beim "Blauen Netz Oste" / "Trans-Ocean" stellt sich vor / Aktuelle Informationen über Elbvertiefung und Stör-Projekt

Oberndorf. Zweimal haben die Oberndorfer Extremsegler Bert und Marlene Frisch mit ihrer Yacht "Heimkehr" den Atlantik überquert. Eine Beamer-Schau über ihren ersten Törn ("Südwärts, bis die Butter schmilzt") fand im vorigen Jahr starke Resonanz. Am Freitag, 20. Januar, 19.30 Uhr, ist das Ehepaar nun zum zweitenmal zu Gast bei der Arbeitsgemeinschaft Osteland: Im Gasthaus "Zur Sietwende" (Henning) am Ostedeich in Oberndorf-Niederstrich (Kreis Cuxhaven) berichten die Skipper mit vielen Fotos über die abenteuerliche Fahrt von der Karibik nach New York.

Das Hochseesegeln ist auch Thema eines zweiten Referenten, den der Osteland-Arbeitskreis Schifffahrt und Gewässer ("Blaues Netz Oste") für diesen Abend gewinnen konnte: Andreas Hülsenberg (Cuxhaven) stellt als amtierender Vorsitzender von "Trans-Ocean"  seinen Verein vor, dem rund 6000 Hochseesegler angehören, darunter einige hundert Weltumsegler.

Wie der Sprecher des Blauen Netzes, Bernd Jürgens (Hemmoor), weiter mitteilt, werden die AG-Osteland-Vorsitzenden Jochen Bölsche (Osten) und Walter Rademacher (Neuhaus) in Kurzreferaten über Aktuelles aus der Flussregion informieren. Die Themen reichen von den geplanten Gedenkveranstaltungen zur Februarflut 1962 an Elbe und Oste über den Stand der Debatte zur Elbvertiefung bis hin zur Wiederansiedlung des Europäischen Störs in der Oste.

Eingeladen sind die Mitglieder und Freunde der Arbeitsgemeinschaft Osteland, der Eintritt ist frei. 

Der 2010 gegründete Arbeitskreis Blaues Netz umfasst über 100 Osteland-Mitglieder aus Wassersport und Wassertourismus, Naturschutz und Sportfischerei, Hochwasserschutz und maritimer Brauchtumspflege entlang des längsten Nebenflusses der Niederelbe.

Zur Reise:

Etwa 30.000 Kilometer hatte die Oberndorfer "Heimkehr" zurückgelegt, als sie im September vorigen Jahres nach Oberndorf zurückkehrte. Der zweite Teil der Reise führte aus der Karibik über die Bahamas entlang der nordamerikanischen Ostküste bis nach New York. Besucht wurden sowohl durch Großstädte als auch völlig einsame Regionen des Intracoastal Waterways. Auch kaum besuchte karibische Inseln wie Saba, Nevis und Eustatia wurden angelaufen. Auf der wunderschönen, aber keinesfalls stressfreien Reise hat es an aufregenden Erlebnissen nicht gemangelt. Knacktürkises klares Wasser, karibische Trauminseln, große Hitze, Hurricanes und die  ungewöhnlich harten Wetter des nordamerikanischen Sommers mit Orkan-Gewitter haben das Paar begleitet. .


 

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