![]() ein Monster aus Eisen Der deutsche Schriftsteller Peter Schütt (Foto) hat in zwei Gedichten die Schwebefähre von Osten besungen. LINKS UNTEN Seite im Aufbau |
SCHWEBEFÄHREN
IN DER LITERATUR
Der
Mann, der 1945
![]() Sprengung befohlen: Schwebefähre in Osten Jeder Ostener weiß: Die Schwebefähre gäbe es nicht ohne die Fördergesellschaft, die das nationale Baudenkmal vor 30 Jahren vor dem Abriss rettete. Kaum einer jedoch weiß: Die Schwebefähre gäbe es auch nicht, wenn der Vater des Schriftstellers Peter Schütt nicht 1945 den Befehl verweigert hätte, mit drei Panzerfäusten und ein paar Volkssturm-Männern das Bauwerk zu zerstören. Schütt stellte dieser Website einen neuen Text über die Ereignisse in den letzten Kriegswochen zur Erstveröffentlichung zur Verfügung. Dazu schrieb er: "Ich wünsche Ihnen und Ihren Mitstreitern viel Erfolg bei der neuerlichen Rettung der Schwebefähre." Zum Schütt-Text geht es hier
Erinnerungen
an
Von HEIKO VAN DIEKEN ![]() Alter Fährkrug auf der Basbecker Seite Gute alte Schwebefähre: Noch immer überragt sie die Deiche des Dorfes, auch den stattlichen Kirchturm, dessen Uhr melodisch und leise die Stunden anzeigt und von dem die Glocken sonntags über die engen verträumten Gassen zu den flachen Marschwiesen hinüberklingen, die von einer lebhaften Autostraße durchschnitten werden... Mit diesen Worten beginnt ein Text des Hemmoorer Schriftstellers Heiko van Dieken über die Ostener Schwebefähre, die er in seinen Kindheitstagen kennengelernt hat. weiter geht's hier.
Der erste Kuss Von Hermann Heckmann, Hemmoor Auf
der Fähre Basbeck - Osten
Was
wir wie im Traum erlebten,
Der
Dinosaurier
Aus
den unveröffentlichten
![]() Noch ungeheuerlicher und vorsintflutlicher erschienen mir jedoch die eisernen Fußstelzen der mächtigen Schwebefähre, die während meiner Kindheit zwischen Basbeck und der Nachbargemeinde Osten über den Ostefluss gebaut wurde. Sie war in meinen Augen so etwas wie ein Dinosaurier. Zwei klobige Tatzen standen diesseits des Flusses im Sumpf, zwei auf der anderen Seite. Dazwischen war das eiserne Rückgrat gespannt, an dem sich die Gondel von einem Ufer zum anderen herüberhangelte. Nach dem Krieg, als ich in Hamburg forschte und lehrte, habe ich meine Freunde aus der großen Stadt gern mit zu einer Reise in meine niederelbische Heimat genommen. Mühle und Fähre wurden ehrfürchtig bestaunt. Das technische Wunderwerk der Schwebefähre, das inzwischen sogar Automobile über den Fluss transportierte, löste bei den Hamburger Soziologen und Politologen viel Verwunderung aus. Ganz anders reagierten dagegen meine Künstlerfreunde, die zuweilen aus Bremen und Worpswede zu Besuch herüberkamen. Sie konnten mit der kühnen Eisenkonstruktion nichts anfangen, vermissten Backstein und Fachwerk und ließen sich auch nicht dazu überreden, ein Bild der Fähre zu malen, obwohl der sanfte Fluss darunter ganz nach ihrem rustikalem Geschmack war. Wenn ich vor dem Krieg in den Semesterferien zu Hause, schwebte ich gern herüber nach Osten zur jüdischen Familie Philippsohn in Osten. Mit dem Sohn hatte ich einige Jahre zusammen die Vossische Lateinschule in Otterndorf besucht, mit der Tochter hatte ich gern mehr getauscht als nur Blicke. Ich nannte sie meine norddeutsche Sqaw. Vielleicht war es ihretwegen, weshalb mir jedes Mal, wenn ich mit der Schwebefähre von einem Ufer zum anderen schwebte, das Herz bibberte. Alfred Vagts, Lyriker und Historiker, wurde 1892 als Sohn des Windmüllers in Basbeck geboren. Er besuchte zunächst die "Vossische" Lateinschule in Otterndorf, machte sein Abitur in Hannover und ging dann zum Studium nach München, wo er rasch in Kontakt mit den führenden Repräsentanten des Expressionismus kam. In der Zeitschrift "Aktion" veröffentlichte Vagts, seit 1915 Kriegsteilnehmer, regelmäßig Gedichte gegen den Krieg, die er bei Kriegsende zu einem eigenen Band zusammenstellte: "Ritt in die Not". 1917 nimmt Alfred Vagts als Vertreter des "Rates der Offiziere" an den Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk teil, 1919 beteiligte er sich aktiv an der Münchner Räterepublik, brach jedoch bald mit der radikalen Linken. In der Weimarer Republik arbeitete Vagts als Historiker am Hamburger Institut für auswärtige Politik. 1933 emigrierte er in die USA und lehrte später deutsche Geschichte an der Harvard University. Seine wissenschaftlichen und essayistischen Bücher, darunter sein Hauptwerk "History of Militarism", schrieb er durchweg auf englisch.
Wie
Flüchtlinge aus
Der
russische Schriftsteller Rady Fisch
Ich selber fühlte mich beim Anblick der vierbeinigen Flussfähre eher an die Ölfördertürme von Baku erinnert, die ich so lange vor der Nase gehabt hatte. Hier in der fast schon nordischen Landschaft wirkten die Eisenfüße, die das Gestänge trugen, an dem die Fähre hin und her glitt, fast irreal, wie Flüchtlinge aus einer Märchenwelt. Obwohl das zur Jahrhundertwende errichtete Bauwerk immer noch geradezu modernistisch wirkte, hatte es doch zugleich mystische Elemente. Es trug den Betrachter wie den Benutzer aus der Welt des Diesseits herüber in die Anderwelt, ans andere Ufer. Rady Fish bereiste 1987/88 mehrfach Deutschland und veröffentlichte darüber in der sowjetischen Presse Reisebeschreibungen. Eine Auswahl erschien 1989 im Luchterhand-Verlag: Rady Fish/Michael Schneider: "Iwan der Deutsche. Eine deutsch-sowjetische Reise aus der Vergangenheit in die Gegenwart."
"Das
Wunderwerk in
Gedichte auf die Fährbrücke in Osten Neben Peter Rühmkorf ist Peter Schütt der wohl bedeutendste Schriftsteller, der im Elbe-Weser-Dreieck bei Hemmoor geboren ist; siehe dazu einen Artikel von Schütt über die "heimliche Literaturhauptstadt" im Hamburger Abendblatt. Zweimal hat der schillernde Schütt - der sich im Laufe der Zeit vom KP-Funktionär zum bekennenden Muslim gewandelt hat - die Schwebefähre zwischen Basbeck und Osten besungen. Erinnerungen
an
Sie war das Wunderwerk
In einer Gondel
Mit sanftem Ruck
Zwischen Himmel
und Erde,
Die
Schwebefähre
Die
Sonne geht im Orient auf.
Die
Gondel, hoch am Firmament,
Drüben
liegt ein andres Land,
Vom
Kirchturm am andern Ufer
Das
Fahrgestänge ächzt,
Zu
neuen Ufern trägt mich sutje-sutje
Uns
Schwebefähr
Ein weiteres Schwebefähren-Gedicht trägt den Titel "Uns Schwebefähr to Dank un Ehr!". Es ist 1974 von dem verstorbenen Ostener Chronisten und Heimatdichter Richard Rüsch verfasst worden: Du gode Fähr
büst op dien letzte Fohrt,
Meist 65 Johr hast
du för Osten strewt,
Hüt is dien
Ehrendag, wie domols 1909.
Du büst von
Anfang bit to End - uns Fähr -
Bi Dag un Nach,
bi Störm un Regen,
Du häst uns
tröe Deensten dohn,
Un uck wölt
wie in disse Abschiedsstünn
Wat häst du
all bestreden un beleewt,
De Noberschop von
di is ganz verstört,
Noch steihst du
hier, so as für 65 Johr,
Ick dach as Nober,
dien Tied is ween,
As Denkmol bliew
man erst mo hier
Rüsch hat übrigens auch das "Oestinger Heimatleed" verfaßt.
Da
kommt
"Da kommt der Fährmann!" ist der Titel eines Textes, den der Cadenberger Autor Knut-Michael Senftleben dem Ostener Mädchen Anna Luisa Philippsohn gewidmet hat, das im November 1941 in ein Vernichtungslager deportiert wurde. Der Beitrag, der die letzte Fahrt der jüdischen Familie Philippsohn mit der Ostener Schwebefähre nachzuempfinden versucht, steht hier. Einzelheiten über das Schicksal der Familie, über die der kürzlich verstorbene Ostener SPD-Gründer und Ex-Bürgermeister Wilhelm Jonscheck geforscht hat und an die heute in Osten die Philippsohnstraße (früher: Am Dubben) erinnert, stehen hier.
Peter
Rühmkorf und
Rühmkorf-Gedichte auf CD Auch im Tagebuch-Band "TABU I" von Peter Rühmkorf
gibt es eine poetische Passage über die Schwebefähre. Den Silvesterabend
1990 hatte der in Warstade aufgewachsene Lyriker mit Günter Graß
und anderen Freunden im Haus des Jounalisten Manfred Bissinger in Neuland
verbracht. Über die anschließende Übernachtung im Ostener
Hotel Fährkrug notiert Rühmkorf:
Fenster zur Oste raus - scharfer Vollmond - schneidig pfiffelnder Wind über silbrig zitternden Wassern - das Ächzen und Kreischen der graustählernen Schwebefähre - heitmatlich ungemütlich und an die Grundfesten meiner niedersächsischen Neurosen rührend.
Früher, als wir die großen Ströme noch Die
neue Zeit
Aus
dem Lebenserinnerungen
Bald traten wir hier und da in näherer Beziehung mit den Bewohnern der Marschhöfe: Ihre anfängliche Zurückhaltung verschwand allmählich und machte einer warmen Herzlichkeit Platz. Eine große Gastlichkeit herrschte auf den Höfen. Man tischte auf, was Keller und Speisekammer bargen. Kamen wir am Nachmittag, so hielt man uns zum Abendbrot fest, und abends wurden wir im Wagen nach Hause gefahren. Die Kinder wuchsen fröhlich heran. Unser Junge fand Freunde, mit denen er auf der Oste kahnte. Oft wurden die Fahrten so waghalsig, dass man aus der Angst nicht herauskam. So schlug eines Tages der Kahn um. Während die Größeren sich durch Schwimmen retten konnten, gelang es unserm Jungen noch eben, sich am Kahn festzuhalten und dadurch dem Ertrinken zu entgehen. Die neue Zeit reckte das Haupt und brachte auch in den stillen abgelegenen Flecken große Veränderungen. Es kamen Bauleute, die brachten Steine und Kalk und ein emsiges Hämmern und Klopfen begann. Der alte Prahm galt als überwunden. Eine hohe Schwebefähre mit großer Gondel, auf der Menschen, Vieh, Wagen und Pferde genügend Raum hatten, sollte nun das Verkehrsmittel zwischen den Ufern der Oste bilden. Da die Gondel über dem Wasserspiegel lag, konnte selbst ein starker Eisgang den Verkehr nicht mehr hindern, wie es sonst bei der Fähre oft der Fall gewesen war. Eines Abends, es war kurz nach Weihnachten, durchlief die Schreckenskunde den Ort, daß der Prahm mit einem gefüllten Boot zusammengestoßen war. Mehrere Mitreisende fanden den Tod in den Wellen der Oste. So forderte sie ihre Opfer, ehe die Schwbefähre fertig war. Die Biographie "Hans Berthold und ich - Aus dem Leben eines Pfarrers und seiner Frau" erschien 1916 in Hermannsburg.
www.schwebefaehre.org |
![]() Man nennt sie Schwebefähre, Fährbrücke, transporter bridge, pont transbordeur, puente transbordador, aerial transfer bridge - allesamt sind sie Meisterwerke der Ingenieurskunst einer versunkenen Epoche. Die meisten sind längst verschrottet, nur acht sind weltweit noch als Baudenkmal erhalten wie die Schwebefähre in Osten an der Oste (Deutschland). Diese Website informiert auf über 30 Seiten über sämtliche Schwebefähren der Vergangenheit und der Gegenwart.
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