Meldungen von www.oste.de seit 2006
zum Themenfeld Demografie und Vernachlässigung
des peripheren Ländlichen Raums
.


SPIEGEL-ONLINE-Serie von Jochen Bölsche


Zynischer 
geht's nicht

13. 3. 2013. Ausführlich berichtet die Niederelbe-Zeitung heute über die Gemeinde Abbenseth, die dagegen protestiert, dass ortsfremde Planer ihr jede Eignentwicklung untersagen. Dazu hat der Oberndorfer Theatermacher und oste.de-Leser Hartmut Behrens einen Leserbrief verfasst: 

"Hier zeigt sich deutlich die wahre Seite des sogenannten Zukunftsvertrags: Ferne Bürokraten entscheiden über die Zukunft der Kommunen, die gewählten Gemeindevertreter sollen zu Alibi-Statisten degradiert werden. 

In Abbenseth gibt es also nach Meinung der Landkreis-Verwaltung keine ausreichende Infrastruktur, und deshalb wird dem Ort alles verweigert, was zukünftige Entwicklung befördern könnte. Zynischer kann man es kaum sagen.

Da werden also die Folgen der jahrzehntelangen Vernachlässigung des ländlichen Raumes durch die niedersächsischen Landesregierungen zur Begründung herangezogen, warum die Dörfer keine Zukunft mehr haben dürfen..."

Bitte weiterlesen auf unserer SONDERSEITE zum Thema vernachlässigter ländlicher Raum.

Es handelt sich dabei offenbar um eine Art Klassenkampf von oben, bei dem nicht die Armut (in den Gemeindekassen), sondern die Armen (die kleinen Gemeinden) bekämpft werden. Ich hoffe, dass jetzt endlich auch die Protagonisten des Zukunftsvertrages in unserer Samtgemeinde Am Dobrock begreifen, was sie uns damit einbrocken würden, denn bei den geplanten Schulschließungen würde es ja nicht bleiben. Wohlweislich verschweigt man uns, was danach noch alles kommen würde.

Der neue Ministerpräsident Weil hat zwar angekündigt, dem ländlichen Raum helfen zu wollen, aber so, wie er sich zur Fortsetzung der sogenannten Zukunftsverträge stellt, müssen wir befürchten, dass seine Hilfe von der Art sein wird, wie sie Frau Merkel den Griechen angedeihen lässt: Operation gelungen, Patient ist tot.

Unsere Kommunalpolitiker müssen sich entscheiden, ob sie die Interessen der Landesregierung oder die der Bevölkerung vertreten wollen. In der Börde Lamstedt haben sie sich positiv entschieden, am Dobrock leider noch nicht."


Kampf um
Postfiliale


Einstiges Ostener Postamt (siehe oste.de-Archiv)

11. 1. 2013. Schlechte Nachrichten für den verarmenden, abgelegenen, verkehrsverbundfreien ländlichen Raum entlang der Oste: Bremervörde schliesst die Grundschulen in allen Dörfern, die Samtgemeinde Am Dobrock sämtliche Verwaltungsaußenstellen. Die Existenz vieler bürgernaher Gemeinderäte wird vom Land zur Disposition gestellt - und jetzt will auch noch die Post vielerorts, wie zurzeit in Osten/Oste, ihre dörflichen Filialen abschaffen.

In Osten, wo es früher sogar ein stattliches Amtsgebäude gab, hatte die Post nach dessen Schließung und Verkauf zunächst alle Bemühungen um die ersatzweise Einrichtung eine Postfiliale ignoriert oder torpediert - Proteste durchkreuzten schließlich die Vernichtungsstrategie der Post, im Januar 2004 bekam Osten eine kleine Postfiliale (zunächst bei Papierwaren-Tank).


Kaiserliches Postamt in Osten

Jetzt will nicht nur Bürgermeister Carsten Hubert (CDU) die erneut anstehende Schließung der 2004 geretteten Filiale verhindern, auch der SPD-Landtagskandidat Detlef Horeis fordert: "Wir müssen alle an einem Strang ziehen, damit der ländliche Raum nicht ausblutet." Als Bürgermeister von Oberndorf hat Horeis bereits vor Jahren erfolgreich für die Einrichtung einer Postfiliale in seiner Gemeinde (in Lemkes Dorfladen) gekämpft. Ostener Bürger planen eine Unterschriftensammlung für ihre Poststelle. - Bericht über die Hintergründe auf de-oestinger.de.

Sollte die Schließung der Filiale verhiundert werden, hätte Osten postalisch - immerhin - wieder den Zustand von 1762 erreicht, als hier laut Ortschronik erstmals die Existenz eines "Postbüros" oder einer "Poststube" nachweisbar war. 


Sorge um
die Dörfer


Rote Zonen: Dörfer ohne Dorfläden

16. 12. 2012. Unter Wissenschaftlern und Politikern wächst die Sorge um die Zukunft des Ländlichen Raumes (siehe unsere SONDERSEITE "Land unter"). Soeben wird eine Studie publik, die einen dramatischen Abbau der Nahversorgung im Elbe-Weser-Dreieck vorhersagt: "Die Versorgungsdefizite haben sich dramatisch beschleunigt. Schreitet die Entwicklung wie in den vergangenen Jahren fort, werden schon im Jahr 2025 zwischen 40 bis 50 % der Einwohner des Elbe-Weser-Dreiecks in den Ortschaften ohne Lebensmittel-Angebot leben" (mehr). 

In den Mittelpunkt seines Landtagswahlkampf gestellt hat der SPD-Kandidat und Oberndorfer Bürgermeister Detlef Horeis (Foto) das Thema Stützung des Ländlichen Raums. Kürzlich erst hatte er Experten wie den Hamburger Staatsrat und HVV-Aufseher Andreas Rieckhof nach Hechthausen geholt, um für die überfällige Verbesserung der Nahverkehrsverbindungen des Ostelandes zu werben (siehe unsere  SONDERSEITE "Raus aus der Wucherzone"). Jetzt kam auf Horeis' Einladung die designierte SPD-Sozialministerin Cornelia Rundt nach Otterndorf, um Konzepte zur Sicherstellung der ambulanten Pflege in überalterten Landstrichen vorzustellen.

Cornelia Rundt (Foto), zurzeit hauptamtlich im Vorstand des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes tätig, analysierte die bedrohliche Situation: "Wir werden große  Probleme in der ambulanten Pflege bekommen", so ihre Prognose. Die Sozialdemokratin sprach in diesem Zusammenhang von einem Systemfehler: "Bei den durch die Pflegeversicherung getragenen Kosten müssen wir für den ländlichen Raum eine Art Flächenfaktor einbauen. Trotz demografischen Wandels müsse die Politik dafür Sorge tragen, "dass Wohnen und Leben auf dem Land möglich bleibt." 

Doch Niedersachsen habe dafür noch keine Konzepte: "Es liegt lediglich eine Ist-Analyse vor." Zurzeit sei in Niedersachsen die Pflege voller bürokratischer Hemmnisse. Mehr über den Rundt-Besuch auf der Horeis-Website.


Gummistiefel &
Führerprinzip


Darum hängt das flache Land am Tropf

5. 10. 2012. Fast täglich zeigen Leserbriefe und Diskussionsbeiträge: Die Menschen im ländlichen Raum, vor allem in benachteiligten Regionen in Randlage, sind nicht länger bereit, die strukturelle Unterfinanzierung ihrer Gemeinden widerstandslos hinzunehmen. Womöglich bahnt sich sogar so etwas wie ein Aufstand der Randständigen an. Hinterfragt wird einerseits die Benachteiligung kleiner Dörfer zu Lasten sogenannter "zentraler Orte" - getreu einer Lehre, die 1933 von dem Geographen Walter Christaller entwickelt wurde und quasi die Übertragung des Führerprinzips auf die Raumplanung darstellte.

Bahnt sich ein "Aufstand
der Randständigen" an?

"Das Zentrale-Orte-Muster wurde zu einer Politik der Zuordnungen, der Normsetzungen, der Fernsteuerung, generell einer demokratiefeindlichen Politik von oben nach unten", resümiert die "Süddeutsche Zeitung" eine Analyse des Essener Geographen und Nestors der deutschen Dorfforschung, Gerhard Henkel ("Das Dorf, Landleben in Deutschland - gestern und heute").

Ebenfalls aus den 30er Jahren stammt die sogenannte Gummistiefel-Formel, die Regionen wie das Osteland massiv benachteiligt. Dahinter steckt eine krause Logik: Weil die Leute auf dem Land sowieso Gummistiefel tragen, brauchen sie weniger Steuergelder für befestigte Fußwege und Straßen. Tatsächlich wird ländlichen Gemeinden in Niedersachsen noch heute ein fairer Anteil an den Steuereinnahmen verweigert - obwohl es in Artikel 58 der niedersächsischen Verfassung heißt: "Das Land ist verpflichtet, den Gemeinden und Landkreisen die zur Erfüllung ihrer Aufgaben erforderlichen Mittel durch Erschließung eigener Steuerquellen und im Rahmen seiner finanziellen Leistungsfähigkeit durch übergemeindlichen Finanzausgleich zur Verfügung zu stellen."

"Keineswegs naturgegeben
oder unveränderbar"

Der Oberndorfer Autor Hartmut Behrens (Foto) hat diesen - in der Tagespolitik gern verschwiegenen - Hintergrund diese Woche in einer fundierten Stellungnahme für die Lokalpresse beleuchtet. Die Ausformung des Finanzausgleichs, schreibt er, sei "keineswegs etwas Naturgegebenes oder Unveränderbares", sondern "ganz einfach das Ergebnis lobbymäßiger Einflussnahme. Und in Niedersachsen hat sich die Großstadtlobby mehr als in allen anderen Bundesländern mit ihren Forderungen durchsetzen können." Behrens stellt fest: "Gäbe es ein gerechtes Verteilungssystem zwischen Städten und ländlichen Kommunen, bräuchten wir in unserer Region heute nicht über Schulden, Schulschließungen und Kürzungen in allen möglichen Bereichen zu diskutieren.

Der wichtigste Teil des kommunalen Finanzausgleichs in Niedersachsen besteht in Schlüsselzuweisungen aufgrund der sogenannten Einwohnerveredelung. Schon dieser diskriminierende Begriff spricht ja für sich. Dieses Verfahren beruht auf dem Brecht-Popitzschen Gesetz von 1932 (!), in dem behauptet wird, dass Kommunen mit einer höheren Einwohnerdichte mehr Geld pro Kopf für ihre Infrastruktur bräuchten als Kommunen mit geringer Einwohnerdichte.

"Kein Bedarf an 
gepflegten Wegen"

Bewiesen wurde dieses 'Gesetz' bis heute nicht. Selbst das Bundesverfassungsgericht konnte darin keinen Sinn erkennen, hat aber leider auch nicht die Verfassungswidrigkeit festgestellt. Johannes Popitz, damals preußischer Finanzminister, war durchaus bemüht, für ein gerechtes Verfahren zu sorgen. Seine Begründung für die Bevorzugung der Städte ist zu umfangreich für einen Leserbrief, daher hier nur kurze Zitate:

> Die Schulen [der Städte] haben Kinder aufzunehmen, die aus engen Wohnverhältnissen kommen und nicht das weite Gebiet des Landes zur Verfügung haben. 

> Das enge Zusammenleben der Menschen führt zu hygienischen Anforderungen, die auf dem Lande nicht in dem Maße bestehen...

> Es besteht kein Bedarf an gepflegten Wegen, die Wege dienen ja nur dazu, daß sie die Einwohnerschaft zu einer Arbeit führen, bei der sie ohnehin keine Anforderungen auf Schutz gegen die Unbilden der Witterung zu stellen gewohnt sind.

Nun dürfte es sich inzwischen auch bis Hannover herumgesprochen haben, dass die Bauern heute nicht mehr mit Pferdewagen unterwegs sind. Trotzdem besteht immer noch eine Spreizung von 1,0 (Landbewohner) zu 1,8 (Großstadtbewohner), nach der die Zuweisungen verteilt
werden, d.h. die Großstadt hat pro Einwohner den 1,8-fachen Anspruch auf Schlüsselzuweisungen.

Als ich den Vertreter des Innenministeriums, Herrn Ottens, auf dieses Missverhältnis angesprochen habe, antwortete er mir, dass eine Großstadt ja auch eine Oper vorhalten müsse, die auch von den Menschen des Umlands besucht wird. Dieser Logik kann ich allerdings nicht folgen, denn dass Landbewohner wegen kultureller Veranstaltungen in die Stadt fahren, liegt ja auch daran, dass die kleinen Gemeinden so gut wie nichts für Kultur ausgeben dürfen. 

Das Thema schien Ottens ziemlich unangenehm zu sein, weil auch ihm klar sein dürfte, dass ohne die Einwohnerveredelung die ganze Diskussion über Fusionen etc. überflüssig wäre. Folglich hat er uns auch nicht gesagt, dass andere Bundesländer � Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern � sehr gut auch ohne die angebliche Veredelung auskommen."


Hoffen auf
Rückkehrer

21. 7. 2012. Sind die Dörfer im Osteland zum Sterben verurteilt? Vor dem Rat der  Oste-Samtgemeinde Selsingen (Kreis Rotenburg) präsentierte Dipl.-Ing. Peter H. Kramer vom "Büro für angewandte Systemwissenschaften in der Stadt- und Gemeindeentwicklungsplanung" jetzt ein Demografiegutachten, das dramatische Entwicklungen vorhersagt - die aber durch aktives Handeln abgemildert werden könnten. 

Dazu zähle der unter anderem Versuch, Jugendliche rechtzeitig "emotional möglichst fest an ihren Ort" zu binden, damit sie später, "nach Jahren in der weiten Welt",  ins Dorf zu zurückkehren. Die Rückkehrer mit ihren "neuen Ideen" bildeten ein starkes Potenzial für den ländlichen Raum. Allerdings müssten ihnen gewisse Freiheiten gewährt werden; die Bevölkerung müsse "der Weltoffenheit Raum geben". 

Ein sehr informativer, ausführlicher Bericht steht in der Bremervörder Zeitung.


Kampf dem
Dorfsterben

18. 7. 2012. Auf Betreiben des SPD-Kommunalpolitikers Johann Steffens (Foto) soll in Gnarrenburg unweit des Ostetals ein Konzept gegen Dörfersterben und Abwanderung tellt werden.  "Es leben dort kaum noch junge Menschen, viele Gebäude stehen leer, Geschäfte und Gaststätten gibt es ebenso wenig wie ein gutes Busnetz, gleichzeitig steigen Gebühren, brechen der Gemeinde die Steuereinnahmen weg," schreibt die Zevener Zeitung über die Entwicklung, die ähnlich weite Teile des Ostelandes betrifft. Gnarrenburgs Bürgermeistrer Axel Renken (SPD) will die Suche nach kreativen Konzepten für lebendige Dörfer zum Schwerpunktthema machen. Mehr...


Demografie
als Chefsache

24. 4. 2012. Anlässlich der morgigen Verabschiedung der Demografiestrategie der Bundesregierung hat der Deutsche Landkreistag die Bedeutung der Kommunen im Zusammenhang mit den Herausforderungen des demografischen Wandels hervorgehoben. Präsident Landrat Hans Jörg Duppré fordert: "Demografiepolitik muss überall in unserem Land zur Chefsache werden." 

Die ländlichen Landkreise seien zum Teil bereits heute von Abwanderung, Alterung und sinkenden Geburtenzahlen erheblich betroffen. Die demografischen Veränderungen reichten von Leistungen der Grundversorgung wie Energie, Frischwasser, Entsorgung von Abfall und Abwasser über die schulische, kulturelle, medizinische und soziale bis hin zur Verkehrsinfrastruktur.

Duppré: "Finanzielle Gestaltungsspielräume müssen auch in den peripheren, dünn besiedelten, ökonomisch schwachen Gebieten erhalten bleiben, in denen es vor allem darum geht, vorhandene Arbeitsplätze zu erhalten und neue Beschäftigung zu schaffen. Nur so kann den anhaltenden Wanderungsbewegungen zulasten des ländlichen Raumes entgegengewirkt werden." Wesentlich sei in diesem Zusammenhang die Erhöhung der Eigengestaltbarkeit kommunaler Einnahmen, die Bund und Länder ermöglichen müssten.


Das Ende
der Jugend

16. 4. 2012. "Das Ende der Jugend" - das ist der Titel einer hörenswerten Rundfunkreportage von Johannes Nichelmann (Foto) über die Entvölkerung und Überalterung der Stadt Cuxhaven. Der Betrag steht hier als Audio-Datei im Web-Angebot von ddradio.de zur Verfügung. 

Auf der Website des Senders heißt es dazu: "Die Überalterung, unter der schon heute Cuxhaven leidet, wird bald auch in vielen anderen Kommunen Deutschlands herrschen. Johannes Nichelmann war unterwegs mit den Leuten, die etwas tun wollen gegen die Abwanderung der Jugend und gegen ein Schrumpfen der kleinen Kommunen.

Noch hat Cuxhaven, eine idyllische Stadt an der Nordseeküste, 50.000 Einwohner. Aber schon heute liegt hier das Durchschnittsalter höher als in den meisten anderen deutschen Städten. Die Überalterung, die heute dort herrscht, wird das restliche Bundesgebiet erst in 25 Jahren erreichen. Aber sie kommt. Die Kommunen können also schon mal beginnen, das Schrumpfen zu lernen, so wie Cuxhaven." Mehr...


"Bruttosozialglück"
statt Dörfersterben


Spricht demnächst an der Oste: Autorin Jensen

14. 3. 2012. Unter Menschen, die sich Gedanken über die Zukunft des Ländlichen Raumes machen, kursiert zurzeit eine wichtige Leseempfehlung: das Buch "Wir steigern das Bruttosozialglück" von Annette Jensen, das Auskunft gibt über verschiedene Ansätze zur Bürgerbeteiligung auf dem flachen Land (Leseprobe hier).

Erste Leser sind so begeistert, dass sie die Autorin ins Osteland eingeladen haben. In einer Veranstaltung der Energie-Initiativen im Elbe-Weser-Raum spricht die Journalistin, die acht Jahre lang bei der "tageszeitung" ("taz") gearbeitet und dort das Ressort Wirtschaft und Umwelt mitgegründet hat, am Donnerstag, 19. April, 18 Uhr, im Schulzentrum in Oldendorf.

Über die Autorin und das Buch teilen die Veranstalter um den Grünen-Kommunalpolitiker und Ostepreisträger Peter Wortmann mit: "Seit elf Jahren arbeitet Annette Jensen als freie Journalistin für zahlreiche Medien. Ihr Schwerpunkt liegt nach wie vor bei Nachhaltigkeitsthemen - der Verbindung von Wirtschaft, Umwelt und Sozialem. Immer mehr Menschen teilen das Gefühl, dass eine auf Wachstum und Größe, auf Beschleunigung und auf Konsumorientierung gegründete Gesellschaft nicht zukunftsfähig ist; dass nicht nur das Bruttosozialprodukt zählen soll, sondern auch das Bruttosozialglück: Wir sind auf der Suche nach Alternativen, nach Vorbildern. 


Oberndorfer Energie-Genossenschaft

Annette Jensen hat sich auf die Suche gemacht und hat viele beeindruckende Menschen getroffen und erstaunliche Entdeckungen gemacht: die Wir-Bank in Basel, bei der auf Schulden keine Zinsen fällig werden und Guthaben Gebühren kosten, die burgenländische Kleinstadt Güssing, die Strom und Wärme klimaneutral erzeugt und seitdem einen ungeahnten wirtschaftlichen Aufschwung nimmt, oder der brandenburgische Karlshof, der seine tonnenschwere Kartoffelernte einfach verschenkt, und viele andere mehr. Annette Jensen zeigt auf, wie wir von »unten« als Bürger, Verbraucher, Produzenten Veränderungen anstoßen können, die wir von »oben« vielleicht auch gar nicht erwarten sollten."

Bei Vorgesprächen in der Region hat sich gezeigt, dass nicht nur bei der Energie Bürgerbeteiligung gefragt ist: Alle Bereiche des politischen und gesellschaftlichen Lebens sind geeignet für Bürgerbeteiligung. So haben sich zur Teilnahme an einem Netzwerktreffen mit Annette Jensen Initiativen zu Leben im Alter, Gegen A22/A20 und Bürgerbus ebenso gemeldet wie die Initiativen gegen Kohlekraftwerke.


Bürgerbus-Initiatoren im Kreis Stade

Vorläufiger Zeitplan: Ab 18 Uhr präsentieren sich die Initiativen im Elbe-Weser-Raum an Infotischen und Stellwänden im Forum des Schulzentrums Oldendorf. Gegen 18.50 Uhr beginnt die Kurzpräsentation der Initiativen per Beamer auf der Leinwand im Forum. Um 19 Uhr folgen Begrüßung und Vortrag zu Bürgerbeteiligung. Gegen 20.15 Uhr werden die Workshops vorgestellt, u. a. sind angekündigt:

> Kriterien für Bürgerbeteiligung und echte Partnerschaften in Energiegesellschaften (beteiligt: die Energie Oldendorf GmbH & Co. KG, Die Oberndorfer eG, re-nergie eG (Beverstedt), Energiegenossenschaft Hemmoor, die Regionalenergie Kehdingen-Osteland uva.),

> Bürgerbeteiligung beim ÖPNV, insbesondere bei den Bürgerbussen,

> Leben im Alter, Initiativen zur Gestaltung unseres Lebensabends jenseits von Altenheimen (u.a. Mehr-Generationen-Region Oste, Nachbarschaftshilfe Burweg, Hüsselhus Himmelpforten),

> Widerstand (Bürgerbeteiligung) beim Kampf gegen das gigantische Autobahnprojekt A20/A22,

> Workshop mit Annette Jensen zur Vertiefung ihrer Informationen über "Menschen, die anders wirtschaften und besser leben".


Deutsche Dörfer - 
wüst und leer

Eine weitere wichtige Neuerscheinung zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Ländlichen Raums ist ein Buch des emeritierten Essener Humangeographen, "deutschen Dorfpapstes" und Nestors der deutschen Dorfforschung, Gerhard Henkel, mit dem Titel "Das Dorf, Landleben in Deutschland - gestern und heute" (Verlag Theiss, Stuttgart 2012. 344 Seiten, 49,95 Euro, Leseprobe hier). 

Ortskerne entvölkern sich, und mancher 
Landstrich gleitet ab in den Dämmerzustand

Der Klaus Brill schreibt in einer Rezension in der Süddeutschen Zeitung: "Es ist ein Phänomen, das man bisher nur als historische Erscheinung kannte: Deutsche Dörfer fallen wieder wüst. Zuletzt war dies nach dem Dreißigjährigen Krieg der Fall, in großem Stil zuvor im späten Mittelalter. Jetzt aber werden nach Jahrhunderten stetig wachsender Einwohnerzahlen in manchen Regionen erstmals wieder Siedlungen von den Menschen aufgegeben. Noch beschränkt sich der Vorgang auf einzelne, sehr kleine Orte, doch die Vorstufen der Verödung sind überall in deutschen Landen zu beobachten. In vielen Dörfern und kleinen Städten geht die Einwohnerzahl rapide zurück, alte Bauernhäuser stehen leer, Ortskerne entvölkern sich, und mancher Landstrich, beispielsweise in der Eifel oder Mecklenburg-Vorpommern, gleitet in den Dämmerzustand ab."

Manche Textpassagen scheinen auf das Osteland Bezug zu nehmen: Viele Dorfbewohner erlebten, "dass ihnen ein gerüttelt Maß an Lebensqualität verloren geht: Dorfschulen, Lebensmittelläden und Bankfilialen schließen, Gaststätten geben auf, Vereine überaltern, Talauen verwildern, und kommunale Politik ist wie gelähmt durch das Schreckgespenst des finanziellen Ruins."

Doch es gebe auch, so Brill weiter, das Gegenbild: "Dörfer mit engagierten Bürgern und phantasievollen Politikern, die den Wandel als Herausforderung begreifen und das dörfliche Zusammenleben unter den Auspizien der Globalisierung und ihrer Folgeprozesse neu definieren. Sie bauen Mehrgenerationenhäuser wie im mittelfränkischen Langendorf, sie holen eine Schule zurück in den Ort wie im mecklenburgischen Lüchow, oder sie machen die Dorfgeschichte sichtbar mit Denkmälern, Lehrpfaden und Amateur-Schauspielen wie im schwäbischen Verringenstadt. Es zeigt sich: Der Niedergang kann aufgehalten, sogar umgekehrt werden, nur kommt das nicht von selber....

Gebietreformen nach dem Führerprinzip
treiben die Bürger in die Resignation

Der Verfasser Henkel, so urteilt der Rezensent, lasse sich bei seinen Betrachtungen aber weder von der süßlichen Schwärmerei der alten Heimatkunst-Bewegung noch von der Dorfverachtung der westdeutschen Nachkriegszeit leiten: "Nüchtern analysiert er, was ist. Und kommt dabei nicht umhin, eine erhebliche Fremd- und Fernsteuerung der ländlichen Entwicklung festzustellen. Mit den unseligen Gebietsreformen in den westdeutschen Bundesländern vor 50 Jahren etablierte man das Prinzip der zentralen Orte, das 1933 von dem Geographen Walter Christaller entwickelt wurde und das quasi die Übertragung des Führerprinzips auf die Raumplanung darstellte. Die meisten Dörfer verloren zwischen 1965 und 1975 ihre jahrhundertelang bewahrte Autonomie und wurden 'eingemeindet'. 'Das Zentrale-Orte-Muster wurde zu einer Politik der Zuordnungen, der Normsetzungen, der Fernsteuerung, generell einer demokratiefeindlichen Politik von oben nach unten', resümiert der Autor. 

Die "Aushöhlung der Kommunalpolitik" treibe die Bürger und Politiker am Ort in die Resignation: "Es steht nicht gut um das Dorf und um die kleine Stadt in Deutschland." Widerstand ist bitter nötig.


Bürgerprotest
zeigt Wirkung


Bus des "Mobilen Kinos" in Oberndorf

29. 11. 2011. Unter dem Eindruck breiter Proteste in Presse, Politik und Bevölkerung hat die Landesregierung in ihrer Sitzung am heutigen Dienstag die Streichung des 60.000-Euro-Zuschusses zur Unterstützung der ehrenamtlich betriebenen Dorfkinos rückgängig gemacht.


Mobilkino-Publikum in Oberndorf

Um 15.20 Uhr verbreitete die Staatskanzlei die folgende "Kabinetts-Information": "Die Niedersächsische Landesregierung hat auf Initiative von Ministerpräsident David McAllister in ihrer heutigen Kabinettssitzung beschlossen, das Mobile Kino Niedersachsen auch in den kommenden Jahren mit jeweils 60.000 Euro zu fördern. 'Das Mobile Kino Niedersachsen trägt Filmkultur in Dörfer, die kein Kino haben. Gerade für Kinder, Jugendliche und ältere Menschen mit eingeschränkter Mobilität ist dieses Angebot vor Ort ganz besonders wichtig', erläutert der Ministerpräsident."

So hatte oste.de heute morgen über die Protestwelle berichtet:
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Massive Kritik an der
"kulturellen Entleerung"

29. 11. 2011. Allen politischen Lippenbekenntnissen zum Trotz hält der Niedergang des Ländlichen Raums (siehe unsere SONDERSEITE "LAND UNTER") weiter an, aktuell beschleunigt noch durch unbegreifliche kulturpolitische Ignoranz in der Staatskanzlei des niedersächsischen Ministerpräsidenten David McAllister. Wegen der Kürzung eines jährlichen Zuschusses von 60.000 Euro droht - wie berichtet - landesweit das Aus für das "Mobile Kino Niedersachsen" und für ehrenamtlich getragene Kino-Initiativen, die, vor allem in ländlichen Gemeinden, in nicht-kommerziellen Veranstaltungen gute Filme zeigen - im Cuxland beispielsweise in Ottendorf, Oberndorf und Osten.


Kino-Frauen Amthor, Müller-Lemke, Schubert 

Die "Lichtspiele Oberndorf" (Website), eine Frauen-Initiative um Sybil Amthor, Claudia Müller-Lemke und Barbara Schubert (v. l. n. r.), haben in den letzten fünf Jahren im Gemeindehaus über hundertmal Filmveranstaltungen organisiert. 

Publikum zeigt
sich "beglückt"

Über die Resonanz des Publikums hiess es auf dieser Website am Beispiel des Films "Pilgern auf Französisch" im Januar 2009: "Bis auf den letzten Notsitz besetzt war am Dienstagabend der Gemeinderaum der Oberndorfer St.-Georgs-Kirche... Nahezu hundert Zuschauer drängten sich im Saal... Typische Urteile: 'Beglückend', 'wunderschön', ein 'herrlicher, humorvoller, menschenfreundlicher Film im Dienst der Völkerverständigung'."


Kino-Publikum in der Ostener Kulturmühle

Ähnlich positiv ist das Echo auf Mobilkino-Vorstellungen in Osten, wo Sabine Auf dem Felde und ihre Mitstreiter vom Verein Kulturmühle im vorigen Jahr begonnen haben, Filmabende nach Oberndorfer Muster zu organisieren. In Otterndorf gibt es Kinoveranstaltungen dieser Art bereits seit 15 Jahren.

"Schreckensnachricht"
aus McAllisters Kanzlei

"Das Mobile Kino Niedersachsen ist gerade im abgelegenen ländlichen Raum aus der Jugendpflege- und Kulturszene nicht mehr wegzudenken," hatte die AG Osteland am Wochenende auf die schlechte Nachricht aus Staatskanzlei von David McAllister (Foto) reagiert. Mittlerweile rollt eine Protestwelle durch Presse, Politik und Kulturszene. Beispiel Visselhövede (Kreis Rotenburg): Dort bezeichnet der örtliche Kulturverein "EigenArt", der regelmäßig ein "Kino unterm Sternenhimmel" organisiert, die Streichung als "Schreckensnachricht". Vorsitzender Ralf Struck: "Das Mobile Kino Niedersachsen organisiert für uns die Film-Vorführrechte, stellt die gesamte Vorführtechnik und führt die Projektion durch. Wir könnten keinen dieser Punkte allein bewältigen."

SPD: "Affront gegen
das Ehrenamt"


Oberndorfer Kino-Ankündigung im Internet

In McAllisters Cuxhavener Heimatkreis, wo Redakteurin Wiebke Kramp heute in der Niederelbe-Zeitung (NEZ) ein fulminantes Plädoyer für das Mobilkino veröffentlicht ("Ländliches Kino-Drama) und die hannoversche Entscheidung als "Schlinge um den Hals" der Initiativen bezeichnet, kritisieren die Bürgermeister der betroffenen Orte von Carsten Hubert (Osten, CDU) bis Detlef Horeis (Oberndorf, SPD) das Sparen am falschen Ende. In Otterndorf macht der neue Bürgermeister und Fraktionsvorsitzende der SPD im Kreistag, Claus Johannßen (Foto), ebenfalls in der NEZ Front gegen die hannoversche Politik der "kulturellen Entleerung", die zugleich ein "Affront gegen das Ehrenamt" sei. Hermann Kleist von der Otterndorfer Kino-Initiative sieht es laut NEZ ähnlich: "Da wird doch einem laufenden Motor der Sprit abgedreht." 

Im Internet - zum Beispiel im neuen Ostener Bürgerportal www.de-oestinger von Karl-Heinz Brinkmann - wird zu einer "massiven E-Mail-Protestnote" aufgerufen. Bürgermeister Horeis kündigt heute in der NEZ an, in Hannover gegen die "Schwächung des Ländlichen Raums" protestieren und eine Mail an den Ministerpräsident schicken zu wollen. Die AG Osteland, der die betroffenen Bürgermeister von Oberndorf und Osten angehören, unterstützt deren Proteste und hat den Ministerpräsidenten "dringend" gebeten, "die Entscheidung zu überdenken".


Aus für das
Mobilkino?


Mobiles Kino Niedersachsen (in Oberndorf)

25. 11. 2011. Das Mobile Kino Niedersachsen ist gerade im abgelegenen ländlichen Raum aus der Jugendpflege- und Kulturszene nicht mehr wegzudenken. Doch durch eine von vielen als skandalös empfundene Streichung von Zuschüssen durch das schwarzgelb regierte Land Niedersachsen steht das Projekt jetzt vor dem Aus. Etliche Initiativen - darunter die Kulturmühle Osten und die Livjtspiele Oberndorf - rufen dazu auf, Protest-Mails an Ministerpräsident David McAllister (Foto) zu schicken. - Ein ausführlicher Bericht zum Thema steht heute auf der Ostener Website de-oestinger.de.

"Zappenduster"
auf dem Land

26. 11. 2011. Auf die negativen Auswirkungen auf den ländlichen Raum weist heute auch die Niederelbe-Zeitung hin: "Das Kinosterben erreicht eine neue Dimension. Ums Mobile Kino Niedersachsen sieht es zappenduster aus, denn das Land streicht die Fördergelder... Dem ehrenamtlichen Engagement vor Ort droht das Ende, weil das Land das Mobile Kino Niedersachsen nicht mehr unterstützen wird." Weiterlesen...


Das Elend der
Nord-Provinz


Bildungstief im Norden: Cuxland hinten

Bildungshoch im Süden (Gesamtkarte)

24. 11. 2011. Anfang dieser Woche erst hat das Bildungselend im Norden und Osten Deutschlands Schlagzeilen gemacht: Der neue Bertelsmann-Lernatlas lässt im Elbe-Weser-Dreieck neben dem Schlusslicht Bremen das Cuxland ganz besonders schlecht aussehen. Während die blassblaue Einfärbung dem Kreis Cuxhaven - neben dem Emsland und Dithmarschen - die schlechteste Bildungssituation im Westen bescheinigt, signalisiert ein sattes Blau fast dem Süden Deutschlands durchweg Spitzenwerte (mehr).

Verschlechtert wird das Elend in der Nord-Provinz noch durch die generelle Benachteiligung des abgelegenen ländlichen Raumes ("remote rural regions") durch die Politik. Diesem Umstand hat die Süddeutsche Zeitung zum Monatsbeginn einen Leitartikel gewidmet. Unter der Überschrift "Landfrust" heißt es: "Der deutschen Provinz wird seit vielen Jahren übel mitgespielt." Weiterlesen bitte hier.


Demografie

Weiter
bergab


Titelbild der neuen Studie

1. 11. 2011. Pflichtlektüre nicht nur für Kommunalpolitiker: Daten über die demographische Abwärtsentwicklung im Cuxland - inklusive einer Bevölkerungsprognose bis 2025 - enthält der neue "Demographiebericht" der Bertelsmann-Stiftung, der hier zum Download bereitsteht.


Cuxland-Perspektive: Immer weniger


Demografie

Wer schiebt
den Rollstuhl?


LAG-Vorsitzender Holger Falcke

15. 9. 2011. "Wer schiebt eigentlich mal Ihren Rollstuhl?" Wenn er diese Frage gestellt hat, blickt der Demografie-Experte Dr. Winfried Kösters (Foto) regelmäßig in nachdenkliche Gesichter, denn er versteht es, das Thema demografischer Wandel in plastischen, lebensnahen Beispielen zu veranschaulichen. Kösters spricht auf Einladung der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) der LEADER-Region Kehdingen-Oste am Dienstag, 20. September, 19 Uhr, in der Elbmarschenschule Drochtersen in der Schulstraße 8 statt. Mehr...

Wie der LAG-Vorsitzende Holger Falcke, Bürgermeister der Samtgemeinde Himmelpforten, mitteilt, ist Kösters  freier Journalist und Autor des Buches "Weniger, Bunter, Älter - Den demografischen Wandel aktiv gestalten". Außerdem berät Kösters im Rahmen der Gestaltung der demografischen Wandlungsprozesse bundesweit Landkreise, Städte und Gemeinden.


Landfrauen

Bluten die
Dörfer aus?


Vorstand der ROW-Landfrauen

14. 5. 2011. Die Landfrauen im Oste- und Wümme-Landkreis Rotenburg greifen das wichtigste politische Thema unserer Region auf: Befindet sich der ländliche Raum auf dem Abstellgleis? Bluten die Dörfer aus? "Es gibt immer weniger Bauern, Schulen, Ärzte, Läden und Kneipen in den Dörfern," sagt Landfrauen-Kreisvorsitzende Ilse-Marie Schröder, die darüber auf dem Tag der Landfrauen vor 300 Besucherinnen am Mittwoch, 1. Juni, 13.30 Uhr, in Hemslingen diskutieren lassen will (ausführlicher Bericht in der Rotenburger Rundschau).

Leader plant
Themenabend

Erörtert wurde die gleiche Thematik auch in der jüngsten Sitzung der Lokalen Arbeitsgruppe (LAG) der Leader-Region Kehdingen-Oste.Die LAG hat für den Herbst eine entsprechende Veranstaltung - wahrscheinlich in Drochtersen - ins Auge gefasst. Auf Anregung von Caspar Bingemer (Oberndorf; Foto) wurde allen LAG-Mitgliedern mittlerweile per Protokoll der Wortlaut der fünfteiligen SPIEGEL-online-Serie "Deutsche Provinz - Verlassenes Land, verlorenes Land" zugänglich gemacht.


Cuxland

Tod auf
Raten


Cuxland im Minus - Grafik vergrößern

Eine illusionslose Analyse der Entwicklung im abgelegenen ländlichen Raum veröffentlicht der SPIEGEL diese Woche unter dem Titel "Tod auf Raten". In Gebieten im Bevölkerungsschwund - das Cuxland gehört laut Info-Grafik dazu - herrsche bundesweit das Gefühl, von der Politik im Stich gelassen zu werden: "Die Verödung ganzer Landstriche, lange Zeit ein Phänomen im Osten Deutschlands, hat den Westen still und leise erreicht. In 38 von 324 westdeutschen Regionen überwiegen laut Prognos inzwischen die Zukunftsrisiken die Zukunftschancen. Die Zahl hat sich in den vergangenen drei Jahren mehr als verdoppelt. Randgebiete in Hessen, Niedersachsen und Bayern fallen immer weiter zurück..."

Als möglichen Ausweg nennt der Artikel touristische Initiativen - etwa im Ruhrgebiet: "Wo einst das Wirtschaftswunder der fünfziger Jahre begann," sehen Experten bereits ein "Paradies für bezahlbares, naturnahes Wohnen" entstehen, mit Seen zum Segeln und dem aufgeforsteten Wald zum Marathon-Training um die Ecke. In der sächsisch-brandenburgischen Lausitz gebe es ein ähnliches Projekt - "mit viel Wasser, Luft, Rennboten, aber wenig Menschen und einigen Wölfen"... Weiterlesen auf SPIEGEL online.


Neuerscheinungen

Landlust,
Landfrust


Neu: Streitschrift zum Landleben

8. 3. 2011. "Landfrust" (Kindler-Verlag) heißt ein wegweisendes Buch über den Niedergang der deutschen Provinz, das an diesem Freitag in den Buchhandel kommt. Der Berliner Journalist Axel Brüggemann (Foto) stellt darin fest, dass das Landleben, wie es sich mancher Städter vorstellt, mittlerweile kaum noch existiert. Hochglanzblätter wie "Landlust" vermittelten Trugbilder: Ausgeprägter Gemeinschaftssinn, nachbarschaftliche Hilfe und ein ruhiges Leben im Einklang mit der Natur - das alles sei nur noch selten zu finden.

Land unter: Vor allem Frauen würden es nicht mehr auf dem Land aushalten und wegen besserer Jobaussichten, Kinderbetreuung und Schulausbildung die ländlichen Gebiete verlassen und in die Städte abwandern. Zurück blieben zumeist eher ungebildete Männer, die das Bild der Dörfer und Flecken prägten. Die Stimmung vieler Jugendlicher auf dem Land sei angespannt. Nicht die Lage in den städtischen Ghettos sei das größte gesellschaftliche Problem, sondern das heutige Landleben.

Gebietreform als
Wurzel des Übels

Die Probleme auf dem Land seien - so fasst eine Verlagsmitteilung Brüggemanns Ansicht zusammen - nur zu lösen, wenn die Dörfer ihre Souveränität zurück erhielten - mit eigenem Bürgermeister, und wieder eine Dorfgemeinschaft  aufbauen könnten. Wurzeln des Übels seien die Gebietsreformen der 70er Jahre und die von Bund und Ländern zu verantwortende Finanznot der Dörfer im abgelegenen ländlichen Raum. Mehr über das Buch auf amazon.de.

Hörenswert: Interview
mit Autor Brüggemann

Nordwest-Radio hat ein hörenswertes Sechs-Minuten-Interview mit Brüggemann geführt - hier anhören.


Politik

Strategie gegen
Abwanderung


Aufmerksam: das Publikum in Wanna

27. 10. 2010. Lange war die bedrückende Entwicklung in weiten Teilen des Cuxlandes tabuisiert worden: Landflucht, Geburtenrückgang und Überalterung. Am Dienstag stand das wichtige Thema "Land Hadeln ohne Hadelner? Sterben unsere Dörfer aus?" auf der Tagesordnung eines öffentlichen Diskussionsabends der SPD-Ortsverein Land Hadeln im Gasthaus Schulze in Wanna.


Demografie-Experte Burgfried Stölting

Burgfried Stölting, Demografie-Experte aus Langen, schilderte die dramatische Bevölkerungsentwicklung im Cux- und Osteland. Kommunalpolitiker wie Peter von Spreckelsen (Osterbruch) und Hermann Peters (Wanna) diskutierten mit rund 50 Gästen über mögliche Strategien gegen Überalterung und Abwanderung.


Basis bröckelt: CUX-Bevölkerungspyramide

Die Entwicklungstrends auch im Cuxland sind eindeutig: Der einstigen Bevölkerungspyramide bricht die Basis weg, und bis 2025 wird sie sich weiter hin zu einem Gebilde mit den Umrissen einer Krüppelkiefer entwickeln (kleine Abbildung). Drei Ursachen tragen dazu bei: erstens die Zunahme der Lebenserwartung, zweitens das (weltweite) Absinken der Fruchtbarkeitsrate, drittens die negative Wanderungsbilanz - auch Deutschland hat sich in den letzten Jahren vom Ein- zum Auswanderungsland entwickelt, besonders betroffen sind periphere Regionen.


Präzise Prognosen: Ein Landkreis vergreist

Konkret: Die Lebenserwartung steigt pro Jahr um zwei bis drei Monate - jedes zweite heute geborene Mädchen kann 100 Jahre und älter werden. Das Cuxland verliert durch das Geburtendefizit (Rückgang um 30 Prozent) und Wanderungsverluste pro Jahr etwa 1000 Einwohner, davon überproportional viele Jüngere: Die Hälfte des Wanderungsverlusts geht auf 18- bis 25-Jährige zurück, vor allem Frauen.

"Nicht vorhandene Frauen
kriegen keine Kinder"

Fatale Folge, so ein Duskussionsbeitrag: "Nicht vorhandene Frauen kriegen keine Kinder", der Trend beschleunigt sich also aus sich selbst heraus. Bis 2025 wird die Kreisbevölkerung um 4,5 bis 5,7 Prozent schrumpfen, die Zahl der über 80-Jährigen um 60 Prozent steigen.

Auch und besonders für das Cuxland gelte, so Stölting: "Der demografische Wandel ist eine der größten Herausforderungen für unsere Gesellschaft." Eines der Symptome: Schon heute seien zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern "ganze Landkreise ohne Kinderärzte".


SPD-Vertreter von Spreckelsen und Peters

In der anschließenden Diskussion hoben einige Redner lobend die Bereitschaft der SPD hervor, sich mit dieser von der Tagespolitik oft übergangenen schleichenden Entwicklung zu befassen.

Die Reihe der Vorschläge aus dem Publikum reichte von der Förderung des Gesundheitstourismus - auch um potentielle Zuzügler im Seniorenalter auf die Reize der Region aufmerksam zu machen - über die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur durch Anrufsammeltaxen und eine HVV-Ausweitung bis hin zur interkommunalen Kooperation. Stölting abschließend: "Es gibt kein Patentrezept, aber es ist wichtig, mit Veranstaltungen wie dieser zunächst Problembewusstsein zu schaffen."


Demografie

Das Sterben
der Dörfer

Die Notwendigkeit einer verstärkten Förderung des ländlichen Raums war unlängst Thema eines Artikels von AG-Osteland-Vize Jochen Bölsche (Osten) in der in der evangelischen Zeitschrift "Zeitzeichen", der auch hier im Netz steht. Titel: "Aufstand der Randständigen".


Zukunft

Wenn die Frauen
das Dorf verlassen

16. 3. 2006. Wissenschaftler sprechen von einer sozialen Zeitbombe (siehe VIDEO links). Durch Geburtenschwund, Arbeitslosigkeit und Massenabwanderung droht sich der ländliche Raum in einen "Ozean von Armut und Demenz" zu verwandeln - Thema einer fünfteiligen ONLINE-Serie, verfaßt von dem in Osten lebenden SPIEGEL-Autor Jochen Bölsche.

Der erste Teil der Serie "Verlassenes Land, verlorenes Land" ist hier abrufbar.

Der zweite Teil mit dem Titel "Keine Zukunft für die Kuhzunft" steht hier.

Im dritten Teil wird beschrieben, wie junge Frauen massenhaft das flache Land verlassen: "Polinnen als letzte Hoffnung" -  hier.

Der vierte Teil trägt den Titel "Lockruf der Leere" - hier.

Der fünfte Teil ("Diät für den Speckgürtel") steht hier.

Ein Video zur SPIEGEL-ONLINE-Serie (Lautsprecher aktivieren) ist hier zugänglich.

Eine große Debatte zum Thema Landflucht läuft hier im SPIEGEL-ONLINE-Forum.


Hemmoor

Leere Schulen,
ausgeblutete Orte

4. 6. 2007. Der demografische Wandel vollzieht sich schneller als erwartet. "Schon in wenigen Jahren werden im Cuxland womöglich die ersten Kindertagesstätten leer stehen, dann die Grundschulen. Sogar die Aufgabe ganzer Dörfer droht: Der demografische Wandel erfasst auch den Landkreis - aber viel schneller, als bisher angenommen," zieht die Nordsee-Zeitung das Fazit eines Vortrags von Steffen Kröhnert (Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung) im Kreishaus.

Für den Kreis Cuxhaven rechnet der Wissenschaftler vor, dass bis 2020 die Zahl der Kinder bis sechs Jahre um 13 Prozent sinken wird, bei den 6- bis 16-Jährigen beträgt das Minus sogar 26 Prozent und bei den 16- bis 20-Jährigen 18 Prozent. Deutlich steigen werde der Prozentsatz der 60- bis 75-Jährigen (plus 11 Prozent) und der über 75-Jährigen (plus 37 Prozent).

Was der demografische Wandel für Hemmoor bedeutet, hat Monika Weritz in einer mit "Sehr gut" bewerteten Hausarbeit im Hauptstudiengang Pflegepädagogik an der Evangelischen Fachhochschule Hannover untersucht, die hemmoor.info zur Verfügung gestellt worden ist und die hier heruntergeladen werden kann.

Die Weritz-Arbeit hat bereits wichtige Impulse für die Hemmoorer Kommunalpolitik geliefert. Nachdem die SPD-Fraktion im Samtgemeinderat bereits im April 2006 auf Anregung von Uwe Dubbert einen ersten Vorstoss vorgenommen und wenig Resonanz gefunden hatte (Word-Datei hier), schob die CDU nun eigene Vorstellungen nach, die auf der verdienstvollen Arbeit von Monika Weritz basieren.

2020 ist jeder elfte
Hemmoorer über 80

Über die zu erwartende Entwicklung in Städten vom Typ Hemmoor schreibt die Autorin: "Die bereits in der Vergangenheit deutlich erkennbaren Alterungsprozesse werden sich in Zukunft fortsetzen. Allein der Anteil der über 80-Jährigen wird sich bis 2020 verdoppeln und nahezu 9 % an der Gesamtbevölkerung in der Kommune betragen. Ein Drittel aller Einwohner wird im Jahre 2020 bereits das 60. Lebensjahr überschritten haben. In den kommenden Jahren werden die Schrumpfungs- und Alterungsprozesse erhebliche soziale, wirtschaftliche und technische Anpassungsmaßnahmen erfordern."

Konkret zu Hemmoor heißt es unter anderem: "Nach Berechnungen des Landesamtes für Statistik wird die Anzahl der Nutzer/innen von ambulanten Pflegeeinrichtungen in dem Raum Hemmoor bis 2015 um 39,1 % steigen ..., eine ortsnahe Versorgung mit teilstationären Pflegeangeboten ist überhaupt nicht gegeben, hier wird mit einem entstehenden Bedarf gerechnet. ... In der gesamten Region herrscht im Pflegebereich ein Fachkräftemangel. Grund hierfür ist die mangelnde Ausbildungsbereitschaft der relativ kleinen Pflegeeinrichtungen."

"Ziel muss es sein, durch eine Mindestausstattung mit sozialen Infrastrukturen und ein Mindestangebot mit privaten und öffentlichen Dienstleistungen eine bedarfsgerechte Infrastrukturversorgung sicherzustellen. Gerade dieses kann bei Städten wie Hemmoor, die ohnehin bereits eine schwache wirtschaftliche Basis haben und die überdurchschnittlich von dem demografischen Wandel betroffen sind, zu einem Dilemma führen. Dazu kommt der Zwang zur weiteren Kosteneinsparung angesichts defizitärer Haushalte. Insoweit sind Anpassungsmaßnahmen durch eine Integration unterschiedlicher Leistungsangebote gemäß dem Leitsatz 'Denken in Funktionen statt in Einrichtungen' zu fordern...

"Bei sämtlichen Infrastrukturangeboten sollte der Schwerpunkt vom Neubau zum Erhalt der Systeme verlagert werden. Um ein ausreichendes Infrastrukturangebot zu halten, müssen die Kommunen versuchen, Angebote räumlich zu bündeln, Synergieeffekte zu nutzen und Lasten auf mehrere Träger zu verteilen...

"Verweigerungshaltung der
Hemmoorer Verwaltung"

Eine erfolgreiche und zukunftsorientierte Gestaltung des demografischen Wandels kann Städten wie Hemmoor nur im Zusammenspiel mit ihren Bürgern und Akteuren vor Ort gelingen. Hierfür sollte durch bürgerliches oder ehrenamtliches Engagement eine Anerkennungskultur entwickelt werden. Dazu muss eine Unterstützungsstruktur wie z.B. Schaffung von Seniorenbüros sowie von zentralen Vernetzungsstellen von Ansprechpartnern geschaffen werden. Dieses wird alles nur möglich sein, wenn eine Identität der Bürger der Stadt Hemmoor mit ihrer Kommune geschaffen wird. Die Menschen sind die besten Botschafter für ihren Wohnstandort nach innen und außen und am ehesten bereit, sich für ihre Stadt und deren Belange aktiv einzusetzen."

In Hemmoor, urteilt Monika Weritz, reagierten "Politik und Verwaltung auf die demografische Herausforderung nur zögerlich": "So ist ein demografisches Handlungskonzept (Wortlaut) im Entstehen. Umsetzungsstrategien zur Schaffung eines notwenigen Demografieberichtes sind bisher im Wesentlichen an der Verweigerungshaltung der Verwaltung gescheitert."


Ländlicher Raum

Cuxland im
Abwärtssog


Gestern veröffentlicht: Krisenregion Cuxland

16. 3. 2006. Innerhalb weniger Tage haben Wissenschafter zum zweitenmal dem Cuxland eine krisenhafte Entwicklung vorausgesagt.

Nach der Bertelsmann-Stiftung kommt nun auch das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung in seiner gestern veröffentlichten Studie - die heute überall Schlagzeilen macht -, zu dem Ergebnis, dass der Kreis Cuxhaven zu den westdeutschen Regionen mit den miesesten Zukunftsbedingungen zählt.

Zur Kurzfassung der Studie mit vielen detailreichen Karten geht es hier.

15. 3. 2006. Nach einer jetzt veröffentlichten Statistik des Bundes der Steuerzahler ist Cuxhaven die am stärksten verschuldete Stadt Niedersachsens. Mehr...


Hemmoor

Dubbert: Thema
ersten Grades


Demografische Entwicklung in Deutschland
Grafik anklicken, um Video zu starten

14. 3. 2006.Babyschwund und Überalterung, Leerstände und Abwanderung sind zentrale Zukunftsprobleme gerade in der Ostemarsch, in Hadeln und in Kehdingen.


Leerstand im Osteland

Mit diesem Thema befaßte sich auf Antrag der SPD der Jugend-, Sport- und Sozialausschuss der Samtgemeinde Hemmoor am Dienstag in einer öffentlichen Sitzung in der Hemmorer Kulturdiele.

Der Ausschuß war sich einig, daß die die kommunale Sozialpolitik auch in Hemmoor durch das "gesellschaftspolitische Thema ersten Grades" (Vorsitzender Uwe Dubbert, SPD) vor große Aufgaben gestellt wird. Reinhard Krause vom Sozialplanungsreferat des Landkreises Cuxhaven berichtete über die demographische Entwicklung speziell in der Samtgemeinde. Danach wird bis 2020 der Altersdurchschnitt deutlich zunehmen. In der Diskussion wurde schnell Übereinstimmung erzielt, die Beschäftigung mit dem Thema fortzusetzen. Im Herbst soll der Ausschuß erneut tagen. Mehr auf der Website www.uwe-dubbert.de.


Schrumpfgebiete (blau) im Westen: unsere
Nordseeküste, Saar und Ruhrgebiet - mehr

Junge Familien
zu uns locken

Eine Besucherin der Sitzung übermittelte uns den folgenden Eindruck: "In der anschließenden Diskussion war hauptsächlich die Rede von Senioren. Das Zahlenmaterial ergab, dass in der samtgemeinde noch Kapazitäten frei sind, Pflegeplätze oder Betreutes Wohnen u.ä.  - Was mir aber fehlte, war die generelle Frage: Wie können wir junge Familien in die SG 'locken', dass sie hier gerne wohnen und leben und ggf. pendeln? Es ist mir z.B. aufgefallen, dass Hemmoor im Vergleich zu anderen Kommunen zwar eine höhere Geburtenrate hat, allerdings stammen die Kinder zu einem größeren Teil aus bildungsferneren Schichten. Für mich heißt das konkret, dass Betreuungsangebote gerade solchen Kindern gerecht werden müssen, damit sie rechtzeitig gefördert werden und mehr Chancen in Bildung und Beruf haben."

Die SPD Hemmoor hat unterdessen ein Programm angekündigt, in dem, so Vorsitzender Johannes Schmidt, besonderes Gewicht auf der Entwicklung der Samtgemeinde in Richtung Familien-, Kinder- und Jugendfreundlichkeit gelegt wird, um die Abwanderungs- und Überalterungstendenzen zu bremsen. Auch verstärkte Bemühungen auf den Feldern Stadtmarketing, Kultur und Tourismus könnten dazu beitragen, die Zukunftsfähigkeit zu erhöhen.

Tourismusförderung
erhöht Attraktivität

Der neue Hemmoorer Erste Samtgemeinderat und (parteilose) Bürgermeisterkandidat Dirk Brauer hatte bereits vor kurzem in einer Grundsatzrede zur Entwicklung der Samtgemeinde im Zusammenhang mit "Überalterungs- und Abwanderungstendenzen" erklärt, dass alles, was dem Tourismus nutze, auch eine Wohnwert-Steigerung für die Bevölkerung bedeute. Die Samtgemeinde müsse sich ein entsprechendes Leitbild geben und sich als "touristische Samtgemeinde" verstehen.

Touristische Attraktivität stärke im Übrigen das Selbstbewußtsein der Bevölkerung, sagte Brauer, der zuvor als Samtgemeinde-Bürgermeister das Sietland um die Ahlen-Falkenberger Moorbahn und die international beachtete Ausstellung ReArt One bereichert hatte.

Hemmoor müsse, so Brauer, "vermarkten, was da ist" - Schwebefähre, Oste, Kreidesee - und folglich "wassergebundenen, naturnahen und sanften Tourismus" fördern. Die Schwebefähre sei als Alleinstellungsmerkmal "besonders geeignet", der Region als Symbol zu dienen. Die Deutsche Fährstraße bewertet Brauer als "ein dickes Plus" und das angestrebte Fährmuseum / Besucherzentrum  in Osten als "ein ganz großes Thema".


Kehdingen und
Hadeln schrumpfen


Oben rechts: Nordkehdingen

15. 2. 2006. Cuxhaven wird bis zum Jahr 2020 "stark", Nordkehdingen "sehr stark" schrumpfen, Hemmoor stagniert - Angaben aus einer gigantischen neuen Datenbank der Bertelsmann-Stiftung, zugänglich hier im Internet.

Das "Informations- und Frühwarnsystem für den demographischen Wandel" erfasst 2.959 Städte und 432 Landkreise mit jeweils mehr als 5.000 Einwohnern. In diesen Kommunen wohnen heute 85 % der Gesamtbevölkerung, doch schon in 14 Jahren wird die Hälfte der untersuchten Gemeinwesen einen beträchtlichen Teil ihrer Einwohner verloren haben. In Einzelfällen haben die Statistiker einen Rückgang um bis zu 47 % ermittelt.

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Bereits vor drei Jahren hatte das Statistische Bundesamt errechnet, dass 2050 die Hälfte der Bevölkerung älter als 48 Jahre und ein Drittel 60 Jahre oder älter sein wird.

... und Hemmoor altert
und stagniert bis 2020

Wie sieht es bei uns aus? Die Hemmoorer Bevölkerung ist von 1996 bis 2003 um 4,8 Prozent gewachsen, bis 2020 wird sie lediglich noch um 0,4 Prozent zunehmen - aber gewaltig altern: Das Durchschnittsalter steigt von 41,2 auf 46,9 Jahre.

Hemmoor gehört in die Gruppe der "Städte und Gemeinden im ländlichen Raum mit geringer Dynamik".

Welche Handlungskonzepte die Fachleute den Gemeinden dieses Typs empfehlen, steht hier zum Ausdrucken bereit - spannende Lektüre für Kommunalpolitiker, die nicht nur bis zur nächsten Wahl denken.

www.oste.de



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