Rühmkorf-Stadt
Hemmoor

Berichte dieses Internet-Portals zum
Thema Rühmkorf und Hemmoor (seit 2004,
aktuelle Beiträge oben)


Trauer auch
an der Oste


Rühmkorfs in Hemmoor (1993, mit Paul Neese)

23. 1. 2013. Trauer über den Tod der SPD-Bildungs- und Frauenpolitikerin Eva Rühmkorf (1935 - 2013) herrscht auch an der Oste. Die Ehefrau des aus Hemmoor stammenden großen Dichters Peter Rühmkorf war häufig zu Gast an der Oste, so bei einer Gedenkveranstaltung zum 80. Geburtstag ihres 2008 verstorbenen Mannes, bei der Benennung des Rühmkorfwegs in Warstade und bei der Vergabe des Goldenen Hechts 2010 für eine CD-Ausgabe mit Rühmkorf-Gedichten. Sie war auch Mitglied der AG Osteland.


Eva Rühmkorf 2009 in der Kulturdiele Hemmoor

Die ehemalige Kieler Kultusministerin hat, wie es in einem Nachruf des SPD-Vorsitzenden Siegmar Gabriel heisst, der Sozialdemokratie mehr als vier Jahrzehnte angehört. "Sie hat sich als engagierte Frauenpolitikerin einen Namen gemacht, zuerst in Hamburg, bald aber auch weit über die Freie und Hansestadt hinaus. Als bundesweit erste Frauenbeauftragte hat sie Pionierinnenarbeit geleistet, ob bei der Frauenförderung oder der öffentlichen Finanzierung für Frauenhäuser und Frauenprojekte, ob bei geschlechtergerechter Sprache oder der Überwindung überkommener Rollenbilder, ob beim eigenständigen Bleiberecht für zugewanderte Frauen oder dem wachsenden Bewusstsein für die Bedeutung des Gleichheitsgrundsatzes im Grundgesetz. Auch als Erfolg ihres Engagements wurde Eva Rühmkorf vor dreißig Jahren zur ersten Staatsrätin im Hamburger Senat ernannt."


Eva Rühmkorf (M.) beim Tag der Oste 2010

Gabriel weiter: "Auch in der Bildungspolitik hat Eva Rühmkorf wichtige Spuren hinterlassen. Sie hat in Schleswig-Holstein in schwieriger Zeit und gegen erhebliche Widerstände weitreichende Veränderungen durchgesetzt für mehr Chancengerechtigkeit zwischen Jungen und Mädchen, mit Nachbarschaftsschulen und Gesamtschulen und neuen Gesetzen für Schulen und Hochschulen und mit reformierten Lehrplänen. Auch nach dem Ausscheiden aus der aktiven Politik hat sie sich weiter engagiert, unter anderem im Vorstand von pro familia."


Rühmkorfs
Chinasünde

31. 10. 2012. Das Osteland ist auch das Land der großen Dichter, allen voran Walter Kempowski aus Nartum (Kreis Rotenburg) und Peter Rühmkorf aus Warstade, dem in Hemmoor ein Weg gewidmet ist. Auf eine Art Jugendsünde Rühmkorfs, einen kritiklosen Bericht über eine Chinareise im Jahre 1956, macht der Oberndorfer Autor Wolfgang Röhl in einem Text aufmerksam, der demnächst in einen Reader einfließen soll. Röhls Bewunderung für Rühmkorfs Gesamtwerk scheint durch den Reisebericht ungetrübt: "Ansonsten ist der Mann, den seine Freunde 'Lyng' nannten, auch heute noch kulinarisches Lesefutter. Wer nie etwas von ihm gelesen hat, fange mal an mit 'Irdisches Vergnügen in g. Fünfzig Gedichte', Hamburg 1959."


Oste-Poet
gewürdigt


Ehepaar Rühmkorf (r.) in Hemmoor (1993)

11. 8. 2012. An den in Hemmoor aufgewachsenen Dichter Peter Rühmkorf - neben seinem gleichfalls 2008 verstorbenen Kollegen Walter Kempowski aus Nartum im Osteland einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller - wird jetzt in Hamburg erinnert. Zu einem Rühmkorf-Abend lädt das Literaturhaus (Schwanenwik 38) am Mittwoch, 22. August, 19.30 Uhr, ein. Thema ist der Band "In meinen Kopf passen viel Widersprüche. Peter Rühmkorf über Kollegen" (Karten: 6 bis 10 Euro, unter 0 40/ 2 20 51 45 und online).

Ein "Rühmkorf-Literaturlexikon�, zusammengestellt aus dem Nachlass des großen Hamburger Lyrikers: Sottisen und Lob, Preisreden und Essays, Zwischenrufe, Gedichte und Tagebuchnotizen Peter Rühmkorfs skizzieren treffsicher geliebte und weniger geschätzte Kollegen des Dichters. Von A wie Adorno (�theorieverbissen, praxisscheu�) bis Z wie Carl Zuckmayer ("gemeinsame Vorlieben für etwas randständige Besingungsgegenstände") werden über 60 Autoren und Philosophen von Peter Rühmkorf vorgestellt. Mit dem Werk Benns und Brechts setzte er sich sein Leben lang auseinander; seine frühe Geringschätzung Thomas Manns revidierte er später. Mehr...

Die AG Osteland hatte das Werk Rühmkorfs 2010 mit der Verleihung des Goldenen Hechts für ein Rühmkorf-Hörbuch von Charlotte Drews-Berstein gewürdigt. Eine Initiative der Stadt Hemmoor, das Gymnasium Warstade nach dem "größten Dichter der Bundesrepubluk" (Radio Bayern 2) zu benennen, war von der Schule zurückgewiesen worden.


Literatur

Jetzt Hemmoors
Größter online


Neue Peter-Rühmkorf-Website

27. 6. 2011. Nachdem Peter Rühmkorf am 8. Juni 2008 gestorben war, veröffentlichte Günter Grass einen Nachruf in Versen: "Ach Freund! Wer kümmert sich jetzt / um deine Reime? Findling und Gründling, / Eckensteher und Heckenspäher / suchen verwaist einander, / warten vergeblich auf dich". Kurz nach dem dritten Todestag sind dem bedeutendsten Sohn Hemmoors jetzt eine Website und mehrere Veranstaltungen gewidmet worden. Zur Erinnerung an den in Warstade aufgewachsenen großen deutschen Dichter Peter Rühmkorf hat die Arno Schmidt Stiftung als Nachlassverwalterin die Website peter-ruehmkorf.de freigeschaltet.

Neben einer Rühmkorf-Biografie aus der Feder der Literaturwissenschaftlerin und Stiftungsmanagerin Susanne Fischer (Foto)finden sich dort unter anderem Hinweise auf Veranstaltungen zum Thema Rühmkorf. Noch bis zum 9. Oktober etwa zeigt das Deutsche Literatur Archiv Marbach eine Auswahl aus dem Nachlaß Rühmkorfs, der über 600 Archivkästen umfaßt und damit der umfangreichste Nachlaß des Hauses ist. - Mehr auf der Homepage des Archivs.


Rühmkorf-Ausstellung in Marburg

Die neue Rühmkorf-Website weist in der Rubrik "Nachrichten" unter anderem darauf hin, dass die Rühmkorf-CD-Edition "Zwischen Freund Hein und Freund Heine" von Charlotte Drews-Bernstein mit dem "Goldenen Hecht", dem Kulturpreis der AG Osteland, ausgezeichnet worden ist.


Literatur

Cuxhaven würdigt
Warstader Dichter


Rühmkorf als Schüler in Warstade

9. 5. 2010. Der in Warstade aufgewachsene Lyriker Peter Rühmkorf wird in Kürze in einer Cuxhavener Veranstaltung gewürdigt. "Laß leuchten!" ist der Titel einer Lesung am Dienstag, 17. Mai, 20 Uhr, im Schloss Ritzebüttel. Joachim Kersten, Vorstandsmitglied der Arno-Schmidt-Stiftung, Bernd Rauschenbach, geschäftsführender Vorstand der Arno-Schmidt-Stiftung, sowie Stephan Opitz tragen Lyrik von Rühmkorf vor. Dazu gibt es Wissenswertes über den Menschen Peter Rühmkorf zu erfahren, der vor drei Jahren gestorben ist.

Rühmkorf erhielt 2002 den Cuxhavene Joachim-Ringelnatz-Preis für Lyrik. Er war einer der bedeutendsten deutschen Lyriker, Essayisten und Pamphletisten nach 1945. In einer Pressemitteilung erinnert die Stadt Cuxhaven heute an das Urteil des Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki, der 2008 über ihn schrieb: "Er war ein feinsinniger Ästhet, ein raffinierter Schöngeist, ein exquisiter Ironiker. Nur war er zugleich ein plebejischer Poet, ein handfester Spaßmacher, ein Verwalter des literarischen Untergrunds, ein Dichter der Gassen und der Masse, einer, der die Lyrik auf den Markt gebracht hat. Er schämte sich nicht, das Drastische, das Vulgäre zu schätzen. Und er zögerte nicht, das Distinguierte, das Elitäre zu bewundern. In seinen Versen finden Schlager, Gassenhauer und Kinderreime ein unmittelbares Echo, aber auch die Oden Kloptstocks und die Lieder von Matthias Claudius, die Hymnen Hölderlins. Dieser Rühmkorf ist nie ganz seriös � und immer sehr ernst."

Seinen literarischen Nachlass vermachte Peter Rühmkorf der Arno-Schmidt-Stiftung in Bargfeld. Dies war Grund genug für Jochen Kersten, Bernd Rauschenbach und Stephan Opitz, Lyrisches aus dem Nachlass vorzutragen. Der Eintrittspreis zu dieser Lesung beträgt 8 Euro. Karten sind an der Abendkasse und bei der Kulturinformation, Schlossgarten 4, 27472 Cuxhaven, per Telefon 04721/62213 oder E-mail erhältlich.


Hemmoor

Eine Vitrine für
Peter Rühmkorf


Heino Grantz mit Rühmkorf-Schriften

25. 10. 2010. Zwei der bedeutendsten deutschen Schriftsteller, Walter Kempowski und Peter Rühmkorf, waren dem Osteland über Jahrzehnte eng verbunden. Während der Landkreis Rotenburg das Andenken des Nartumers Kempowski pflegt, tat sich die Stadt Hemmoor lange Zeit schwer mit ihrem bedeutendsten Sohn. Immerhin: Nach fehlgeschlagenen Bemühungen, das Gymnasium oder wenigstens die Förderschule nach Peter Rühmkorf zu benennen, gibt es seit einiger Zeit einen (ganz kurzen) Rühmkorfweg.

Der Raum der
toten Dichter


Bürgermeister Saul beim Grußwort

Um so verdienstvoller sind die Bemühungen eines Kreises von Heimatfreunden um die Hemmoorer Ortsheimatpfleger Heino Grantz und Tjark Petrich, das Andenken des Dichters zu wahren: Nach einer Feierstunde zum 80. Geburtstag 2009 in der Kulturdiele und einer Ausstellung "Vier aus Hemmoor", die unter anderem Rühmkorf gewidmet war, enthüllte Grantz, assistiert von Bürgermeister Hans Wilhelm Saul (SPD), am Montag im Heimatmuseum eine Rühmkorf-Vitrine mit mehr als zwei Dutzend Büchern des Schriftstellers, großenteil gespendet vom Rowohlt-Verlag oder aus dem Besitz der Witwe Eva Rühmkorf.


Ortsheimatpfleger Petrich und Grantz

Aus diesem Anlass wurde das bisherige Boßdorf-Zimmer im Heimatmuseum von den Heimatpflegern Petrich und  Grantz in "Raum der Hemmoorer Persönlichkeiten" umbenannt. Eine zusätzliche Vitrine, für deren Finanzierung der Heimatverein noch Sponsoren sucht, soll weiteren Autoren aus Hemmoor gewidmet werden, darunter Prof. Alfred Vagts (siehe unsere SONDERSEITE) und Peter Schütt.


Neese mit Rühmkorf in Hemmoor (1993)

Damit erfüllte sich, wie Rühmkorfs 1929er Jahrgangskollege Heiko van Dieken (Foto) vortrug, ein Stück weit ein Wunsch des früheren Hemmoorer Bürgermeisters Paul Neese (SPD), der sich - zu Lebzeiten vergebens - für die Einrichtung eines Rühmkorf-Zimmers eingesetzt hatte: "Neese ist darüber gestorben," bedauerte van Dieken, der dem Heimatvereins-Vorsitzenden Grantz ausdrücklich für dessen Einsatz für die heimischen Geistesgrößen dankte; seit längeren bereits informiert der Heimatverein auf seiner Website über Rühmkorf und andere bedeutende Persönlichkeiten.


Dichter

Cuxhaven feiert
Sohn Hemmoors


Auf Seite 1: Rühmkorf-Todesmeldung 2008

18. 6. 2010. Während sich die Stadt Hemmoor schwer tut, eine Schule oder auch nur einen Straßenstummel nach ihrem größten Sohn zu benennen, feiert Cuxhaven jetzt erneut den Dichter Peter Rühmkorf, der seine ersten beiden Lebensjahrzehnte in Warstade verbracht hat. Nachdem in Cuxhaven bereits der Joachim-Ringelnatz-Preis an Rühmkorf vergeben worden war, wird nun an diesem Mittwoch, 23. Juni, 20 Uhr, auf Schloss Ritzebüttel eine Rühmkorf-Lesung veranstaltet, die den Titel "Laß leuchten!" trägt. An der Lesung wirkt u. a. der Rühmkorf-Kenner Joachim Kersten mit, der vielen Cuxhavenern in guter Erinnerung ist, weil er bei der Verleihung des mit 10.000 Euro dotierten Johann-Heinrich-Voß-Preises der KSK an Rühmkorf eine "brilliante Laudatio" gehalten hatte (siehe KSK-Website).

In einer Pressemitteilung der Stadt Cuxhaven heißt es zu der Veranstaltung am Mittwoch: "Joachim Kersten, Vorstandsmitglied der Arno-Schmidt-Stiftung, und Stephan Opitz tragen unter dem Motto 'Lass leuchten!' Lyrik von Peter Rühmkorf vor. ... Rühmkorf war einer der bedeutendsten deutschen Lyriker, Essayisten und Pamphletisten nach 1945."

In der Pressemitteilung zitiert die Stadt Cuxhaven den Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, der 2008 über Rühmkorf schrieb: "'Er war ein feinsinniger Ästhet, ein raffinierter Schöngeist, ein exquisiter Ironiker. Nur war er zugleich ein plebejischer Poet, ein handfester Spaßmacher, ein Verwalter des literarischen Untergrunds, ein Dichter der Gasse und der Masse, einer, der die Lyrik auf den Markt gebracht hat. Er schämte sich nicht, das Drastische, das Vulgäre zu schätzen. Und er zögerte nicht, das Distinguierte, das Elitäre zu bewundern. In seinen Versen finden Schlager, Gassenhauer und Kinderreime ein unmittelbares Echo, aber auch die Oden Klopstocks und die Lieder von Matthias Claudius, die Hymnen Hölderlins. Dieser Rühmkorf ist nie ganz seriös - und immer sehr ernst.�

Abschließend heisst es in dem Pressetext: "Seinen literarischen Nachlass vermachte Peter Rühmkorf der Arno-Schmidt-Stiftung in Bargfeld. Dies war Grund genug für Stiftungsvorstand Jochen Kersten und Stephan Opitz Lyrisches aus dem Nachlass vorzutragen. Der Eintrittspreis zu dieser Lesung beträgt 8 Euro. Karten sind an der Abendkasse und bei der Kulturinformation, Schlossgarten 4, 27472 Cuxhaven, Telefon: 04721/62213, e-mail: kulturinformation@cuxhaven.de erhältlich."


Das Gegenteil
einer Ehrung


Das ist der künftige "Rühmkorf-Weg"

29. 5. 2010. Die Serie der Peinlichkeiten um eine Ehrung des in Warstade aufgewachsenen Peter Rühmkorf reisst nicht ab. Nachdem das Gymnasium und auch die Förderschule es abgelehnt hatten, nach dem  "Nationaldichter" ("Frankfurter Allgemeine") benannt zu werden, hat der Hemmoorer Stadtrat sich jetzt, so ein Ratsherr, auf den "kleinsten gemeinsamen Nenner" geeinigt: Der namenlose Verbindungsweg zwischen Hauptstraße und Altem Postweg (zwei Häuser, eine Telefonzelle, zwei Wegweiser, ein Zigarettenautomat, ein Papierkorb) soll künftig "Rühmkorf-Weg" heißen.


Ursprüngliche Vorlage: "Peter" gestrichen

Die Benennung bezieht sich, wie ausdrücklich betont wurde, nicht nur auf den Dichter, sondern auch auf seine Mutter Elisabeth Rühmkorf, die an der nahen Schule unterrichtet hatte; der Vorname "Peter", der in der ursprünglichen Vorlage noch enthalten war, wurde gestrichen.

Der Vorstand der Förderschule hatte zuvor, wie berichtet, den Namen "Peter-Rühmkorf-Schule" mit einer bizarren Begründung abgelehnt: wegen "fehlenden inhaltlichen Bezugs der Schüler zur Familie Rühmkorf und den literarischen Werken".

Nach zweijähriger Debatte einen unbedeutenden Weg gerade mal "halb" nach einem der größten deutschen Poeten zu benennen (und das auch noch unter dem Protest der Anwohner) - das ist exakt das Gegenteil einer Ehrung.


Peinlichkeiten
ohne Ende...

27. 2. 2010. Die Dörferstadt Hemmoor tut sich zwei Jahre nach dem Tod von Peter Rühmkorf unvermindert schwer, ihren größten Sohn angemessen zu ehren. Peinlichkeiten ohne Ende: Nachdem das Gymnasium Warstade den Vorschlag von Stadtdirektor Dirk Brauer verworfen hatte, die Lehranstalt nach dem in Hemmoor aufgewachsenen großen deutschen Dichter zu benennen, hat laut NEZ (Samstagausgabe) jetzt auch der Vorstand der Förderschule am Alten Postweg eine entsprechende Benennung abgelehnt - wegen "fehlenden inhaltlichen Bezugs der Schüler zur Familie Rühmkorf und den literarischen Werken".

In der früheren Volksschule am Postweg hatte Rühmkorfs Mutter, die Heimatdichterin und -forscherin Elisabeth Rühmkorf, unterrichtet. Peter Rühmkorf war in dem Gebäude aufgewachsen.

Nachdem voriges Jahr ein Antrag vertagt worden war, einen nahegelegenen kurzen Verbindungsweg nach Rühmkorf zu benennen, werde jetzt, so die NEZ, nach einer "noch namenlosen anderen Straße" gesucht. - Wie sagte doch vor einigen Jahren der Nestor der Hemmoorer Literaturszene, Heiko van Diecken, zum Verhältnis der einstigen Zementstadt zur Kultur: "Hemmoor ist, wenn man trotzdem lacht."


FAZ feiert
Rühmkorf


Wochenendausgabe mit Rühmkorf-CD-Rezension

30. 1. 2010. Die "Frankfurter Allgemeine" (FAZ), eine der wichtigsten Zeitungen Deutschlands, widmet sich im Feuilleton ihrer heutigen Wochenendausgabe einem bemerkenswerten "akustischen Porträt des großen Dichters Peter Rühmkorf", dem von Charlotte Drews-Bernstein genial zusammengestellten Hörbuch über die Hemmoorer und Hamburger Jahre des Poeten. Die FAZ ist - wie alle anderen Rezensenten zuvor - begeistert von den vier CDs über Rühmkorf, in dessen Jugend an der Oste "die bannende Zauberkraft des kreativen Schaffensprozesses schon anklingt".


Hemmoor

"Der größte Dichter
der Bundesrepublik"


Hörbuch des Monats: Erhellendes über Warstade

8. 1. 2010. Das neue Dreieinhalb-Stunden-Hörbuch mit und über Peter Rühmkorf (über eine Stunde Tondokumente allein über seine 20 Warstader Jahre) ist nicht nur - wie berichtet - von der Uni Tübingen zum "Hörbuch des Monats" erklärt worden. Auch Kritiker verschiedener Medien feiern das akustische Poträt des Dichters, das die Hamburger Autorin und Produzentin Charlotte Drews-Bernstein geschaffen hat. So urteilt Knud Cordsen auf Radio Bayen 2: "Peter Rühmkorf, der größte Dichter der Bundesrepublik, ist jetzt schon mehr als ein Jahr tot, da erscheint dieser Tage ein wundervolles Porträt dieses Poeten... In vielen Schilderungen seiner Weggefährten scheint der Schalk dieses Peter Rühmkorf immer wieder auf ... Ein bewegendes, würdiges Requiem."

Birgit Spielmann auf hr2-Kultur: "Mit den drei CDs läßt sich der Weg vom reimenden Kind bis zum Dichter Rühmkorf, seiner Krankheit und seinem Tod nachhören. Beim Anhören tritt das schemenhafte Bild des hageren Mannes mit dem Hut immer deutlicher hervor." - Holger Schlodder im NDR: "Der Wortakrobat und Reimermeister, der ironische Essayist und aufgeklärte Märchenerzähler - Charlotte Drews-Bernstein hat Tondokumente von und über Rühmkorf gesammelt und Zeugen befragt.. Eine ideale Einführung in Leben und Werk eines ganz großen Poeten."

Das Hörbuch "Zwischen Freund Hein und Freund Heine, Hoffmann und Campe, 3 CDs, 24.99 Euro, ISBN 978-3-455-30667-5, ist im örtlichen Buchhandel und natürlich im Internet erhältlich, zum Beispiel hier bei Amazon.


Literatur

Ein Hörbuch als
"Wunderlampe"


Preisgekrönt: Hörbuch-Autorin Drews-Bernstein

4. 1. 2009. Nie gab es eine spannendere Einführung in Leben und Werk des größten Sohnes von Hemmoor. Ein Hörbuch, bestehend aus drei CDs mit fast vier Stunden Spielzeit, schildert mit vielen Tondokumenten, Interviews und Musikaufnahmen das Leben von Peter Rühmkorf. Die Autorin Charlotte Drews-Bernstein (Hamburg) hat, wie jetzt bekannt wird, eine besondere Ehrung erfahren: Ein von ihr zusammengestelltes Rühmkorf-Hörbuch ("Zwischen Freund Hein und Freund Heine", Hoffmann und Campe, 29,95 Euro)) wurde von der Universität Tübingen als deutsches "Hörbuch des Monats" ausgezeichnet.

Spielgefährten
packen aus

Besonders ausführlich behandelt das Hörbuch - ein Kunstwerk für sich - die zwei Lebensjahrzehnte, die Rühmkorf in Warstade gelebt und besuchsweise bei seinen Großeltern in Otterndorf sowie als Schüler am Athenäum in Stade verbracht hat. Einstige Spielgefährten und Mitschüler geben in farbigen, lebendigen und oft humorvollen Stellungnahmen Auskunft über den jungen Rühmkorf - Witzbold, Mobbingopfer, Hitler-Verächter, Bombenbastler - und dessen Mutter, die Lehrerin und Schriftstellerin Elisabeth Rühmkorf. Ein Kinderchor singt für die CD das Warstade-Lied.


Hörbuch des Monats: Erhellendes über Warstade

Der Mitschnitt einer Rühmkorf-Literaturvorlesung macht überdeutlich, wie sehr der 2008 verstorbene Lyriker bis zum Lebensende durch seine  Erfahrungen in Warstade geprägt worden ist, wo er begonnen hat, Straßen- und Festtagsreime zu sammeln und zu verfassen..

Die Funkautorin und Hörbuchproduzentin Drews-Bernstein (Website) hat viele Prominente dafür gewinnen können, sich an Rühmkorf zu erinnern, unter anderem den Schriftstellerkollegen Günter Grass, den einstigen Mitschüler und Redaktionskollegen Klaus-Rainer Röhl, die Jazz-Legende Michael Naura, die Ehefrau und Ex-Ministerin Eva Rühmkorf sowie die Journalistin Franziska Augstein, die den Dichter noch kurz vor seinem Tod interviewt hat.

Mosaik von Stimmen
und Klängen

Die Universität Tübingen begründet die Vergabe des Titels "Hörbuch des Monats" an Charlotte Drews-Bernstein mit den treffenden Worten: "Dies Hörbuch ist eine akustische Wunderlampe. Sie glüht vor Liebe und Bewunderung für diesen großen Dichter, sie glüht in allen Farben und sie glüht immer aufs Schönste."


Rühmkorf um 1933 im Alten Postweg

Weiter heißt es: "Aus diesem wunderbaren Mosaik von Stimmen und Klängen strahlt uns das Porträt dieses Dichters in seinen vielfältigen Facetten entgegen: der gelehrte Kenner Walter von der Vogelweides ebenso wie der entzückte Sammler von Kinderreimen und Abzählversen, der elegante Essayist und politisch immer unbequeme Zeitgenosse, der verliebte Poet und schnoddrige Straßensänger, der launige Gesprächspartner und der melancholische Grübler - und alle diese Seiten ergänzen sich zu der Gestalt eines Autors, der in allen Höhen und Tiefen seines Lebens, trotz Geldsorgen und Hypochondrie, immer auch ein Lebensspieler geblieben ist, voller Ironie, Leichtigkeit und Heiterkeit."

Über die literarische Bedeutung Rühmkorfs urteilt die Universität Tübingen: "Nein, es gibt keinen in der deutschen Literaturgeschichte, den man ihm zur Seite stellen könnte. Nicht Heine, nicht Kleist, nicht Benn, die er so unterschiedlich sie waren liebte und lobte. Er war ein Solitär als Dichter und er war ein Solitär als Vortragskünstler. Aus allen seinen lyrischen Perioden sind die Beispiele versammelt, vom 18-jährigen Stürmer und Dränger bis zum 78-jährigen melancholisch-heiteren Beobachter, der noch angesichts des Todes von Resignation nichts spüren lässt, sondern Form bewahrt und seine letzten Besucher, zwar geschwächt und auf der Couch liegend, doch in Anzug und mit launiger Rede empfängt.


Rühmkorf (l.) mit Nachbarskind in Warstade

Er war ein Artist im höchsten und besten Sinne des Wortes, ein Hochseilartist des Worts, wie er selber sagte, und ein Artist der Stimme, die in Ton und Duktus immer unverkennbar doch den zartesten Empfindungen  und ausgelassenen Stimmungen, den aggressivsten Gedanken und ironischen Selbstvergewisserungen einen eigenen und immer stimmigen Ausdruck geben konnte. Dies auch bei schnellstem Wechsel der Töne, bei radikalen Gefühls- und Gedanken-Schnitten. Wie er selbst die besten Sprecher in dieser Kunst weit hinter sich läßt, lehrt der Vergleich mit den wenigen poetischen Texten, die er nicht selber vorgetragen hat.

Wahres Kunstwerk,
wunderbares Geschenk

Daß ein solcher Virtuose von Rhythmus, Reim und Stimme zum kongenialen Partner musikalischer Artistik wird, versteht sich von selbst, und es ist der Jazz mit seinen abrupten Wechseln, mal harten, mal sanften Rhythmen und seinem geschmeidigen Improvisationsvermögen, der für Rühmkorf zum besten und reichsten Teilhaber seiner Aufführungskunst wird. Das Jazz-Kapitel gehört zu dem schönsten des Hörbuchs, das in chronologischer Folge die wichtigsten Themen seiner fast 8 Jahrzehnte währenden Lebens-Reise-Geschichte verfolgt. Charlotte Drews-Bernstein, die diese akustische Einführung in Leben und Werk zusammengestellt hat, ist selber ein wahres Kunststück gelungen. Für alle, die Rühmkorf lieben, ist dieses Hörbuch ein wunderbares Geschenk; die, die ihn noch nicht oder nur oberflächlich kennen, werden ihn damit lieben lernen."

Das Rühmkorf-Hörbuch war in Hemmoor erstmals im Oktober bei einer Gedenkfeier in der Kulturdiele von der Autorin vorgestellt worden (wir berichteten). Voriges Jahr wurde die Hörfolge u. a. von Deutschlandradio Kultur ausgestrahlt.

Über die jüngste Auszeichnung freuen kann sich eine angesehene Autorin. Unter Mitarbeit von Charlotte Drews-Bernstein entstand in den sechziger Jahren die legendäre Schulfunk-Serie "Neues aus Waldhagen", die Hunderttausende von Schülern gehört haben. Ausgezeichnet wurde die Journalistin und Produzentin unter anderem mit dem Robert-Geisendörfer-Preis, dem Titel "Hörspiel des Jahres" und dem Ernst-Reuter-Staatspreis, den sie fürr "Die Elbe - ein Strom mit Geschichte" erhielt.


Literatur

Cuxhavener ehren
Warstader Dichter

Der in Warstade aufgewachsene, aber in seiner Heimat noch immer vergleichsweise wenig geachtete Dichter Peter Rühmkorf (1929 - 2008) soll im Februar mit einer Lesung auf Schloss Ritzebüttel in Cuxhaven geehrt werden; die Veranstaltung ist noch nicht exakt terminiert. Beteiligt ist die Arno-Schmidt-Stiftung, die den Nachlass des großen Lyrikers bewahrt und aufarbeitet. Die Stadt Cuxhaven hatte Rühmkorf 2002 bei einer Veranstaltung im Stadttheater mit ihrem mit 15.000 Euro dotierten "Joachim-Ringelnatz-Preis für Lyrik" ausgezeichnet. -


Literatur

"Wunderbar - das
würde beide ehren"


Eva Rühmkorf mit ihrem Ziegelstein-Präsent

17. 10. 2009. Vier rote Ziegelsteine mit dem eingeritzten Namen "Peter Rühmkorf", geborgen aus den Überresten des abgerissenen Plumpsklos der alten Warstader Schule - dieses originelle Präsent brachte Ex-Kultusministrerin Eva Rühmkorf, die Witwe des Dichters, am Sonnabend zur Gedenkfeier für ihren verstorbenen Mann mit, der in acht Tagen 80 Jahre alt geworden wäre. In einer Feierstunde in der Hemmoorer Kulturdiele gedachten einige Dutzend Literaturfreunde und Verehrer Rühmkorfs des größten Sohnes der Stadt Hemmoor.

Einer er Höhepunkte des Nachmittags war eine kundige und würdige Rede von Bürgermeister Hans Wilhelm Saul, der den Stolz der Stadt zum darauf ausdrückte, "dass einer der größten deutschen Dichter hier aufgewachsen" und "durch seine Kindheit an der Oste geprägt sei". Der Fluss, die Schwebefähre und die Kreidegrube hätten in seinem Werk Erwähnung gefunden. Zur Bedeutung Rühmkorfs zitierte Saul aus dem Kondolenzschreiben von Bundespräsident Horst Köhler: "Mit Peter Rühmkorf verliert die deutsche Literatur der Gegenwart einen ganz Großen. Seine Lyrik ist unverwechselbar. Seine einzigartige Verbindung von Intelligenz und Humor, von Melancholie und Spielfreude, von privatesten Empfindungen und öffentlichen Anliegen hat die Leser immer wieder erstaunt und begeistert."


Festredner Saul, van Dieken

In Hemmoor bestehe interfraktionell Einigkeit, "dass" Rühmkorf geehrt werden solle. Nur das "Wie" müsse noch geklärt werden - durch Benennung einer Straße, eines Weges, eines Parks oder der Warstader Volks- und heutigen Förderschule, an der Rühmkorf aufgewachsen und an der seine Mutter, die Heimatdichterin Elisabeth Rühmkorf, unterrichtet hat.

"Wunderbar - das würde beide ehren," kommentierte Eva Rühmkorf erkennbar hoch erfreut die Idee, eine "Rühmkorf-Schule" zu schaffen (was in die Zuständigkeit des Landkreises fiele, wie Saul erklärte). Aber auch über einen Rühmkorf-Weg in Schulnähe, so hatte die Witwe zuvor bemerkt, hätten sich Mutter und Sohn gefreut.


Förderschule am Alten Postweg

Mit vollem Recht, erklärte Rühmkorfs Jahtgangsgenosse und langjähriger Korrespondenzpartner Heiko van Dieken, werde im Jahr der Oste der Fluss, an dem Rühmkorf und Kempowski gelebt haben, als "Fluss der großen Dichter" bezeichnet. Van Dieken zitierte aus Rühmkorf-Briefen, die deutlich zeigten, wie stark sich der Dichter mit Hemmoor verbunden gefühlt habe.

Eva Rühmkorf, die Erinnerungen an etliche Warstade-Besuche dieses "wunderbaren Dichter und diesen komplizierten und trotzdem wunderbaren Ehemanns" beisteuerte, zeigte sich "ungeheuer berührt" von den Aktivitäten der Hemmoorer "Arbeitsgruppe Kunst und Geschichte" (Curt Schuster, Pastor Uwe Erdmann, Tjark Petrich und Heino Grantz mit Unterstützung von Heiko van Dieken). Ausdrücklich dankte sie für einen Beileidsbrief von Samtgemeinde-Bürgermeister Dirk Brauer, der zu den "wunderbarsten und warmherzigsten Kondolenzschreiben" zum Tode Peter Rühmkorfs zähle.


Festredner Drews-Bernstein, Gellert

Die von Gundula Senftleben musikalisch gestaltete Feier endete mit Ausschnitten aus dem Rühmkorf-Hörbuch "Zwischen Freund Hein und Freund Heine", das von der NDR-Mitarbeiterin Charlotte Drews-Bernstein vorgestellt wurde (mehr), und mit einem Vortrag des 18-jährigen Gymnasiasten Henning Gellert (Balje), der über seine Recherchen zu den Warstader Jugendjahren des Dichters berichtete: Rühmkorf sei nie mit dem Strom geschwommen. Mit seiner Aufrichtigkeit und seinem Eintreten für Gedankenfreiheit könne er "ein Vorbild für manchen Schüler und Lehrer zum Beispiel in Warstade sein".


Rühmkorf (l.) mit Nachbarkind in Warstade

Bedauerlicherweise sei Rühmkorf, so Gellert, sowohl am Athenäum in Stade als auch in Warstade in weitgehend in Vergessenheit geraten. Das ließe sich ändern, schlug der mit viel Beifall bedachte junge Redner vor, wenn die Lehrer im Deutschunterricht auch mal ein Rühmkorf-Gedicht interpetieren lassen oder im Fach Geschichte Rühmkorfs Jugend in der NS-Zeit behandeln würden.

Am Rande der Versammlung wurde angeregt, in Hemmoor möge doch bald die seit langem diskutierte "Elisabeth-Rühmkorf-Stube" eingerichtet werden. Die Schreibmaschine, auf der Peter Rühmkorf erste Werke getippt und die Mutter mit 80 Jahren das Maschineschreiben geübt habe, soll sich in Hemmoor befinden - "in irgendeinem Keller", wie zu hören war.


Schriftsteller

Auch Hamburger
ehren Rühmkorf

R�hmkorf-Portr�t von Annette B�tjer
Plakat (Ausschnitt) zur Gedenkveranstaltung

17. 10. 2009. Zehn Tage nach der Hemmoorer Gedenkveranstaltung zum 80. Geburtstag von Peter Rühmkorf wird der in Warstade aufgewachsene Schriftsteller auch in Hamburg geehrt. Am Dienstag, 27. Oktober, 19.30 Uhr, lesen in der Freien Akademie der Künste (Klosterwall 23, 20095 Hamburg) sechs Rühmkorf-Freunde zu dessen Ehren Texte von Peter Rühmkorf: Manfred Bissinger (Engelschoff), Paul Kersten, Hanjo Kesting, Michael Naumann, Fritz J. Raddatz und Armin Sandig (Eintritt: 8 Euro / erm. 5 Euro). In der Einladung der Akademie heißt es: "Er gehört zu den bedeutendsten deutschen Lyrikern des 20. Jahrhunderts. Die Gedichte, Essays und Pamphlete, die er in mehr als fünf Jahrzehnten publizierte, erreichten ein für ihr jeweiliges Genre außergewöhnlich breites Publikum; kaum einer der wichtigen Literaturpreise, die er nicht erhielt. Er war Mitglied der Gruppe 47, des P.E.N., der Akademie der Künste (Berlin), der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt und natürlich der Freien Akademie der Künste in Hamburg. Am 25. Oktober wäre der im vergangenen Jahr verstorbene Peter Rühmkorf 80 geworden.

"Einer der bedeutendsten
Lyriker des 20. Jahrhundert"

Die Freie Akademie der Künste widmet ihrem langjährigen Mitglied zu diesem Anlass einen Gedächtnisabend 'Freunde lesen Rühmkorf'. Kenner, Freunde und Weggefährten lesen ihre Lieblingstexte � und erzählen von ihren persönlichen Erinnerungen an den Dichter.


Schriftsteller

Eva Rühmkorf
erinnert sich


Plakat zur Rühmkorf-Veranstaltung

9. 10. 2009. Die Witwe des in Warstade aufgewachsenen Schriftstellers Peter Rühmkorf, Ex-Kultusministerin Eva Rühmkorf, hat zugesagt, bei einer Gedenkveranstaltung zum 80. Geburtstag ihres 2008 verstorbenen Mannes am Sonnabend, 17. Oktober, 15 Uhr, in der Hemmoorer Kulturdiele zum Thema "Erinnerungen" zu sprechen. Das teilt die neue Hemmoorer "Arbeitsgruppe Kunst und Geschichte" mit, die außerdem Charlotte Drews-Bernstein, Autorin eines Rühmkorf-Hörbuchs, für den literarischen Nachmittag gewonnen hat. Darüber hinaus wird in der Kulturdiele eine Ausstellung zum Thema zu sehen sein.

Nach Grußworten von Ortsheimatpfleger Heino Grantz und Bürgermeister Hans-Wilhelm Saul werden Rühmkorfs gleichaltriger Weggefährte Heiko van Dieken sowie der Warstader Gymnasiast Henning Gellert über Kindheit und Jugend des Dichters in Warstade sprechen. Musikalisch gestaltet wird der Nachmittag von Gundula und Knut Senftleben.

Keine Gründung einer
Rühmkorf-Gesellschaft


Hamburger Stifter Jan Philipp Reemtsma

Eine Peter-Rühmkorf-Gesellschaft, deren Gründung die Journalisten Hans-Henning Kuse (Foto) und Jochen Bölsche von der AG Ostreland unlängst angeregt haben, soll, wie die Initiatoren mitteilen, nun doch nicht entstehen. Es habe sich herausgestellt, dass das literarische Erbe Rühmkorfs bereits in guten Händen sei. Die von Rühmkorf selber eingesetzte Urheberrechtserbin ist die Arno Schmidt Stiftung des Hamburger Multimillionärs, Stifters und Sozialwissenschaftlers Jan Philipp Reemtsma. Die Deutsche Schillergesellschaft / Das Deutsche Literaturarchiv in Marbach ist Eigentümerin des gesamten schriftstellerischen Nachlasses von Rühmkorf. Aufgrund der Erbeinsetzung und eines zwischen Eva und Peter Rühmkorf, der Deutschen Schillergesellschaft und der Arno Schmidt Stiftung im Jahre 2005 abgeschlossenen Vertrages hat sich die Arno Schmidt Stiftung verpflichtet, nach dem Tod von Peter Rühmkorf für die Förderung der Erforschung und die Edition seiner Werke und des Nachlasses zu sorgen und das Archiv von Peter Rühmkorf für die Editionsarbeiten zu nutzen.


Kultur

Lieber kurzer Weg
als lange Bank?


Rühmkorf-Verehrer Heiko van Dieken

26. 8. 2009. Wie soll der große Dichter Peter Rühmkorf in Hemmoor geehrt werden: durch die Benennung eines Verbindungsweges an der Bundesstraße (so eine Idee aus der Verwaltung) oder aber der Förderschule Am Alten Postweg, in deren Altbau er aufgewachsen ist? In diese Debatte (bisherige Texte zum Thema hier) schaltet sich jetzt Heiko van Dieken mit der folgenden Stellungnahme ein: "Ja, es ist ein sehr kurzer Weg, der den Namen des Dichters Peter Rühmkorf bekommen soll. Das gab bei Verehrern und Verächtern überraschend einhellig Ablehnung und Spott. Sehr ehrenwert! Ja, wie wäre es, als Alternative eine lange Straße vorzuschlagen, zum Beispiel die Zentrumsstraße. Gut, wenn es da nicht nur wieder passierte, dass der Vorschlag bei vielen anderen Vorschlägen landet, nämlich auf der langen Bank.

Seit Jahrzehnten wird vorgeschlagen, eine Straße Alfred-Vagts-Straße zu nennen. Auch eine Initiative, ein Elisabeth-Rühmkorf-Zimmer in der Kulturdiele einzurichten, gab es vor langer Zeit. Und was ist eigentlich aus der Idee geworden, Paul Neese mit einem Straßennamen zu ehren? Alles landete auf der langen Bank. Ob man nicht doch den kurzen Weg akzeptieren sollte, zumal es beachtliche Gründe gibt, ihn anderen Straßen vorzuziehen?"



Hemmoor

Grantz plädiert für
Rühmkorf-Schule


Förderschule am Alten Postweg

21. 8. 2009. Wird der kleine Verbindungsweg an der Hauptstraße  nun doch nicht nach Peter Rühmkorf benannt? Ein entsprechender Tagesordnungspunkt ist von der Verwaltung von der Tagesordnung der Stadtratssitzung am Donnerstag gestrichen worden. Das Thema soll in den Fraktionen und im Rat im September neu verhandelt werden. Die Verwaltung will eine neue Vorlage erarbeiten. Ob es bei der Benennung des bislang vorgesehenen Weges bleibt, gilt in Ratskreisen als fraglich. Heimatvereinsvorsitzender und AG-Osteland-Mitglied Heino Grantz (CDU) hat eine Umbenennung der Förderschule am Alten Postweg in Rühmkorf-Schule ins Gespräch gebracht; in der Lehrerwohnung im ältesten Gebäudeteil des Komplexes war der Dichter aufgewachsen.


Hemmoor

Ein kleiner Weg für
einen großen Dichter


Dieses Stückchen Weg soll an Rühmkorf erinnern

20. 8. 2009. Als der in Warstade aufgewachsene Schriftsteller Peter Rühmkorf voriges Jahr starb, urteilte Deutschlands bekanntester Kritiker, Marcel Reich-Ranicki: "Er war ein feinsinniger Ästhet, ein raffinierter Schöngeist, ein exquisiter Ironiker." Die angesehene "Frankfurter Allgemeine" schrieb über den Verstorbenen, der ein Viertel seines Lebens im heutigen Hemmoor verbracht hatte, sogar: "Wir haben unseren Nationaldichter verloren" (mehr Stimmen hier).


Schüler Rühmkorf 1933 im Alten Postweg

In Hemmoor begann nach Rühmkorfs Tod eine Diskussion darüber, wie der größte Sohn der Stadt zu ehren sei. Sollte - was auch in Otterndorf angedacht war - das Gymnasium nach Rühmkorf benannt werden? Oder der zur Neugestaltung vorgesehene Rathausplatz?


Kartenauszug zur Ratsvorlage

Am Ende der Diskussionen steht nun die Ratsvorlage Nummer S 0036/2009, die an diesem Donnerstag, 20. August, 20 Uhr, in der Kulturdiele verabschiedet werden soll: Ein winziges, bislang namenloses Straßenstück soll nach dem großen Dichter benannt werden - die Verbindung zwischen Hauptstraße und Altem Postweg: zwei Häuser, eine Telefonzelle, zwei verschmutzte Wegweiser, ein Zigarettenautomat, ein Papierkorb.


Hier soll das neue Schild montiert werden

Für eine derartige Ehrung des "Nationaldichters" spricht immerhin, dass sich ganz in der Nähe, am Alten Postweg, die Volksschule befand, in deren Lehrerwohnung Rühmkorf aufgewachsen ist. Der größte Vorteil dieser (allzu) kleinen, ja kleinlichen Lösung scheint aus Verwaltungssicht jedoch der Umstand zu sein, dass das Wegestück, so die Ratsvorlage, "bisher noch keinen eigenen Namen trug". Hemmoors Rühmkorf-Weg - ein Weg des geringsten Widerstands.

Merke: "Die Benennung einer Straße oder eines Weges nach einer Person ist Ausdruck der Ehrung einer Person und Würdigung ihrer Leistung" (Zitat aus der heutigen Ratsvorlage).


Hemmoor

Ein Weg für
Rühmkorf


Rühmkorf in Hemmoor (mit Paul Neese)

13. 8. 2009. Ein Abschnitt der Hemmoorer Hauptstraße soll in Peter-Rühmkorf-Weg umbenannt werden. Mit einem entsprechenden Antrag befaßt sich der Rat der Stadt Hemmoor in seiner nächsten Sitzung am Donnerstag, 20. August, 20 Uhr, in der Kulturdiele an der Pferdebahn. Rühmkorf hatte seine ersten beiden Lebennsjahrzehnte in Hemmoor verbracht. Bislang hatte es die Stadt, wie mehrfach berichtet, versäumt, ihren bedeutendsten Sohn angemessen zu ehren.


Hemmoor

Rühmkorf-Symposium
mit Literatur-Promis


Warstader Schüler Rühmkorf

1. 8. 2009. Der Schriftsteller Peter Rühmkorf, der die ersten zwei Jahrzehnte seines Lebens in Hemmoor verbracht hat, erfährt in diesem Jahr erhöhte Aufmerksamkeit. Zum 80. Geburtstag des 2008 verstorbenen Dichters veranstaltet die Arno Schmidt Stiftung (Bargfeld) in Verbindung mit dem Nordkolleg Rendsburg vom 22. Oktober, 19 Uhr, bis 25. Oktober, 14 Uhr, eine Tagung mit dem Titel "Im Vollbesitz meiner Zweifel". Zu den Referenten zählt die erste Garde der Literatur und Literaturwissenschaft, darunter Prominenz wie Hans Magnus Enzensberger (München) und Lars Gustafsson (Stockholm),

"Diese erste Tagung zum Werk Peter Rühmkorfs hat den Anspruch, exemplarisch das Werk und den Werkzusammenhang eines der bedeutendsten deutschsprachigen Lyriker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu reflektieren, zu kommunizieren und zu Gehör zu bringen. Dies geschieht mit Vorträgen, Gesprächsrunden, Hörrunden, Lesungen und einem kleinen Konzert," teilt das Nordkolleg mit.

Die Tagung ist für ein breites Publikum gedacht; sie verbindet literaturwissenschaftlichen Anspruch mit der Offenheit und Vielfalt einer großen kulturellen Veranstaltung. Die Arno Schmidt Stiftung ist die von Peter Rühmkorf eingesetzte Urheberrechtserbin. Sie hat sich verpflichtet, nach dem Tod von Peter Rühmkorf für die Förderung der Erforschung und die Edition seiner Werke und des Nachlasses zu sorgen.

Teilnehmen werden in Rendsburg u. a. Heinz Ludwig Arnold (Prof., Georg August Universität Göttingen), Roland Berbig (Prof. Dr. phil., Humboldt Universität Berlin), Jan Bürger (Dr. phil., Deutsches Literaturarchiv Marbach/Neckar), Heinrich Detering (Prof. Dr. phil. Dr. h.c. mult, Georg August Universität Göttingen), Barbara Dobrick (Radiojournalistin, Burg in Dithmarschen), Charlotte Drews-Bernstein (Hörbuchproduzentin und Journalistin, Hamburg), Hans Edwin Friedrich (Prof. Dr. phil., Christian Albrecht Universität Kiel), Ulrich Greiner (Feuilletonredakteur, Hamburg), Niko Hansen (Verleger, Hamburg), Sven Hanuschek (Prof. Dr. phil., Ludwig Maximilian Universität, München), Ulrich Holbein (Homberg an der Efze), Sandra Kerschbaumer (Dr. phil, Universität des Saarlandes), Erich Maletzke (Kulturjournalist, Schoormoor in Mittelholstein), Jürgen Manthey (Prof. Dr. phil., Lübeck), Jochen Mißfeldt (Oeversee in Angeln), Dirk von Petersdorff (Prof. Dr. phil, Friedrich Schiller Universität Jena), Wolfram Runkel (Feuilletonredakteur, Hamburg), Wolfgang Schlüter (Prof., Jazzmusiker), Eva Schobel (Dr. phil., Radiojournalistin, Wien), Christof Siemes (Dr. phil., Feuilletonredakteur, Hamburg), das Sophienquartett (Kiel), Hubert Spiegel (Feuilletonredakteur, Frankfurt a.M.), Thomas Steinfeld (Dr. phil., Feuilletonredakteur, München), Claudia Stockinger (Prof. Dr. phil., Georg August Universität Göttingen), Annemarie Stoltenberg (Radio- und Fernsehjournalistin, Hamburg), Torsten Voss (Gymnasiallehrer, Hamburg), Fritz Weigle (Prof., Zeichner "F.W. Bernstein", Berlin).

Die Seminargebühr beträgt 246 Euro plus Übernachtung im Einzelzimmer mit Vollverpflegung (144 Euro), ermäßigte Seminargebühr 100 Euro (Ermäßigung gilt für Schüler, Studenten, Azubis, Arbeitslose und Wehr-/Ersatzdienstleistende) zzgl. Übernachtung im Doppelzimmer mit Vollverpflegung (50 Euro). Einzelzimmerzuschlag pro Nacht 13 Euro. Anmeldung ist bis zum 4. Oktober 2009 hier online möglich.


Literatur

Rückblick mit
Uraufführung


Rühmkorf-Kenner Heiko van Dieken

7. 7. 2009. Im Internet war es schon vor einigen Monaten zu lesen, das Gedicht "Kleine Mutter" von Heiko van Dieken. Kai Rudl hat dafür eine Vertonung geschaffen, die jetzt erstmalig in der Religionspädagogischen Arbeitsgemeinschaft Hemmoor vorgestellt wurde. Menschliche Wärme wird spürbar durch ein schlichtes Motiv in der Klavierbegleitung, das immer wieder erklingt und durch wechselnde harmonische Einfärbungen Atmosphäre und Aussage oft ändert. Die einfache Singstirnrne, zuweilen rezitativartig geführ!, geht dicht auf den Text ein. Der junge Bariton Knut Senftleben gab seiner Interpretation zurückhaltende Intensität, seine Frau Gudula ließ den Klaviersatz gleichsam parlieren und verlieh der rhythmischen Unruhe eine spürbare innere Geschlossenheit. Die Uraufführung dieses Liedes von Kai Rudl durch das Musikerehepaar Senftlebtm beeindruckte nachhaltig.


Van-Dieken-Gedicht auf die Rühmkorfs

Heiko van Dieken berichtete, wie es zur Entstehung des Gedichts gekommen war. Mutter Rühmkorf halte ihm im Eingangsbereich ihres Hauses ein Farbposter ihres geliebten Sohnes gezeigt und dazu gesagt: Jeden Abend streichele ich das Bild.

Etwas von einer so überdimensionalen Verehrung hatte van Heiko kürzlich im überfüllten Saal des Hamburger Literaturhauses erlebt, wo Autoren Texte von Peter Rühmkorf gelesen hatten, die Beifallsstürme bewirkten (siehe nächsten Text).

Mit einem kurzen Rückblick auf das unglaubliche Leben des Dichters, der in Hemmoor aufgewachsen ist, bemühte sich van Dieken um Verständnis für ungewöhnliche Verhaltensweisen von Mutter und Sohn. Was auf den ersten Blick geradezu ungeheuerlich erscheint, könne allerdings auch als exemplarisch gesehen werden: das Leben als Emanzipation von der Mutter. Dabei ging es auch um eine Lösung vom Glauben der Mutter.

Dies wurde verdeutlicht durch einen Text aus dem Buch "Die Jahre, die ihr kennt". In Flugblättern, die von englischen Flugzeugen während des Krieges abgeworfen wurden, erkennt der Autor später Botschaften aus besseren Welten, nennt sie sein Manna, sein Himmelsbrot. Gleichzeitig emanzipiert er sich auch von dem, was ihm damals sein Stader Gymnasium bedeutet hatte. Er nennt es jetzt sein verqualmtes Niflheim, also eine Gegenwelt zur Walhalla. Das anschließende Gespräch wurde von Pro und Contra sowie vom Bemühen um Ausgeglichenheit geprägt.

Inge van Dieken


Hamburg

Gedenk-Abend für
Hemmoors Größten


Peter Rühmkorf (1929 - 2008)

7. 7. 2009. Eine Gedenkveranstaltung für den größten Sohn Hemmoors fand in Kooperation mit NDR Info dieser Tage im Hamburger Literaturhaus statt. Gewürdigt wurde der in Hemmoor aufgewachsene, im Juni vergangenen Jahres gestorbene Peter Rühmkorf, der am 25. Oktober 80 Jahre alt geworden wäre, auf ganz besondere Weise: Die Kollegen, Weggefährten und Kritiker Nora Gomringer, Günter Grass, Joachim Kersten, Paul Kersten, Stephan Opitz, Matthias Politycki, Bernd Rauschenbach und Annemarie Stoltenberg lasen ihre Lieblingstexte aus dem Rühmkorfschen Werk und erinnerten sich auch an diese oder jene Begegnung mit dem "Non-Stop-Charakter" Rühmkorf. Kultursenatorin Karin von Welck (Foto) sprach ein Grußwort.

Auf NDR Info heißt es über Rühmkorf: "Er zählt zu den bedeutendsten Autoren der Hamburger Literaturgeschichte. Als Lyriker, dessen Bezugsgrößen bis zu Walther von der Vogelweide und Klopstock zurückreichten, kennen ihn die meisten. Als politischer Kommentator und Poet begleitete er die Geschichte der Bundesrepublik jahrzehntelang auf unkonventionelle Weise und schreckte in späteren Jahren auch vor der unter Literaten nicht sehr verbreiteten Selbstkritik nicht zurück. Seinem früh verstorbenen Kollegen Wolfgang Borchert widmete er eine viel gelesene Monografie. An an ihn verliehenen Preise - ob im Namen Georg Büchners, Arno Schmidts oder Erich Kästners - herrschte kein Mangel."


Hemmoor

Literaturverein
vor dem Start


Rühmkorf in Hemmoor (mit Paul Neese)

3. 7. 2009. Ein kleiner Initiativkreis in Hadeln bereitet zur Zeit die Gründung einer Peter-Rühmkorf-Gesellschaft vor. Der Literaturverein könnte seinen Sitz in Hemmoor haben. Als Ziel der gemeinnützigen Gesellschaft sind die Förderung und Pflege der Werke des Schriftstellers und die Wahrung seines Andenkens ins Auge gefaßt. - Wie der in Warstade aufgewachsene Rühmkorf war der ebenfalls der Oste verbundene Schriftsteller Walter Kempowski (Nartum) im vorletzten Jahr gestorben. Während jedoch Kempowskis Haus in eine Erinnerungstätte mit Seminaren und Führungen umgewandelt wird und eine Kempowski-Gesellschaft sein Werk bewahrt und fördert, hat es den Anschein, dass Rühmkorf selbst in seiner Heimat an der Niederelbe nicht angemessen gewürdigt wird.

Vorbild der geplanten Peter-Rühmkorf-Gesellschaft könnte die bereits im Juni 2007 von 27 Mitgliedern gegründete Kempowski-Gesellschaft (Website) sein, die ihren Sitz am Institut für Germanistik an der Justus-Liebig-Universität in Gießen hat. Dr. Sascha Feuchert (Gießen) fungiert seit der Gründung als Vorsitzender, Prof. Dr. Erwin Leibfried (Gießen) und Prof. Dr. Jörg Riecke (Heidelberg) gehören dem Vorstand als stellvertretende Vorsitzende an. Schriftführer ist Andreas Pfeifer (Gießen), das Amt der Schatzmeisterin hat Janine Hirsch (Gießen) übernommen. Prof. Dr. Carla Damiano (Michigan, USA) und Daniel Randau M.A. (Gießen) komplettieren als Beisitzer das Gremium. Der Jahresbeitrag beträgt 25 Euro (ermäßigt 10 Euro).

Die Gründung der Rühmkorf-Gesellschaft - eventuell zum 80. Geburtstag des Dichters am 25. Oktober 1929 - wollen Hans-Henning Kruse, Vorsitzender des Presseclubs Cuxhaven und langjähriger Redaktionsleiter der Niederelbe-Zeitung, und der Ostener SPIEGEL-Autor und Osteland-Mitbegründer Jochen Bölsche in die Wege leiten. Wer zur Gründungsversammlung eingeladen werden möchte, wird gebeten, seine Kontaktdaten an Bölsche (boelsche@gmx.de oder Tel. 04771-887225) beziehungsweise Kruse (hhkcux@t-online.de) zu übermitteln.

Rühmkorf ist zu Lebzeiten unter anderem in Otterndorf mit dem Johann-Heinrich-Voß-Preis für Literatur ausgezeichnet worden, in dessen Jury auch der seinerzeitige NEZ-Redaktionsleiter Kruse mitwirkte. Die Laudatio hielt der Schriftsteller Joachim Kesten. - Kempowski wiederum hatte als letzte Auszeichnung vor seinem Tod in Nartum den "Alte-Liebe-Preis" des Presseclubs Cuxhaven e. V. erhalten; der Preis erinnert an die  Cuxhavener Tageszeitung "Alte Liebe", die 1934 von den Nazis verboten worden war und deren Chefredakteur Wilhelm Heidsiek von der Gestapo am 20. Juli
ins KZ-Neuengamme verschleppt und dort umgebracht wurde.


Rühmkorf

Gedanken zum
ersten Todestag


Peter Rühmkorf 1933 in Warstade

22. 6. 2009. Vor kurzem, am 8. Juni, hat sich zum erstenmal der Todestag des in Hemmoor aufgewachsenen Lyrikers Peter Rühmkorf gejährt. Am 25. Oktober steht der 80. Geburtstag des Dichters an. Am Sonntag zuvor, 17. Oktober, veranstaltet der Heimatverein Hemmoor eine Gedenkfeier. Über weitere Aktivitäten berichtet der Hemmoorer Rühmkorf-Kenner, Pädagoge und Autor Heiko van Dieken: "Viele halten ihn für Deutschlands größten Lyriker der Gegenwart. Sicher verdient das Interesse an ihm zahlreiche Superlative. Wann gab es wohl sonst schon mal eine Lyrik-Fete für einen Dichter kurz nach dessen Tod wie in Kassel, wo Eva Rühmkorf den Preis für grotesken Humor im Namen ihres Mannes in Empfang nehmen konnte?


Rühmkorf-Kenner Heiko van Dieken

Auch in Hemmoor, wo Peter Rühmkorf prägende Jahre erlebt hat, sind vom Heimalverein Feiern sowie ein Ausstellung geplant. Eva Rühmkorf will dafür ein Überraschungsgeschenk mitbringen. Von besonderem Wert sind auch Zeichnungen, die Peter Rühmkorf seiner Mutter gewidmet hatte und die er ihrem Freund Heiko van Dieken schenkte. Jeder, der Erinnerungsstücke zum Thema besitzt, sollte sie leihweise der Ausstellung zur Verfügung stellen. Noch gibt es auch in Hemmoor manchen, der sich an Peter Rühmkorf erinnert.

Die Hamburger Autorin Charlotte Drews-Bernstein kam mehrfach nach Hemmoor, um Interviews zu machen. Im September soll sowohl im Deutschlandfunk als auch im Deutschlandradio Kultur eine "Lange Peter-Rühmkorf-Nacht" gesendet werden. Außerdem werden von der Autorin drei CDs geschaffen. Ihre CD, die sie mit dem schwerkranken Peter Rühmkorf zu dessen letztem Gedichtband "Paradiesvogelschiss" erstellt hatte, ist viel beachtet worden und hat einen Hörbuchpreis bekommen.

Inzwischen hat eine Redakteurin vom NDR, Annemarie Stoltenberg, Fernsehsendungen und Filme, die mit Peter Rühmkoif gemacht worden sind, für das Archiv gesammelt. Ein Video, das der Hemmoorer Oberstudienrat Christian Cordes anläßlich der Feier zum 100. Geburtstag von Elisabeth Rühmkorf hergestellt hat, wurde in die Sammlung aufgenommen.

Das Gedicht "Kleine Mutter", das Heiko van Dieken über Mutter und Sohn schrieb, ist inzwischen von Kai Rudl vertont und von Knut Senflieben bei einer Feier vorgetragen worden. Das ist typisch für die vielen kleinen und zugleich bemerkenswerten Aktivitäten, die es zur Zeit gibt. So schreibt auch ein Gymnasiast eine Arbeit über Peter Rühmkorf. Vielleicht wird es sich ja noch einmal herumsprechen, dass nicht der Geburtsort Dortmund, sondern außer Hamburg vor allem der Heimatort Hemmoor-Warstade die Vita des berühmten Lyrikers geprägt hat."


Literatur

Gedenken
an Kempo


Die beiden ganz Großen von der Oste

27. 4. 2009.  An diesem Mittwoch, 29. April, wäre der Schriftsteller Walter Kempowski 80 Jahre alt geworden. Der Dichter hat Jahrzehnte im Osteland, in Nartum (Kreis Rotenburg), gelebt. In der Freien Akademie der Künste, Klosterwall 23 in Hamburg, gibt es eine Lesung zum Gedenken an den 2007 gestorbenen Autor. Fritz Lichtenhahn liest bei der Veranstaltung der Hamburger Autorenvereinigung am Mittwoch, 29. April, 19.30 Uhr, unter dem Titel "Ein eigenartiges Summen" aus Werken von Kempowski (8 Euro, reduziert 5 Euro).

Auch der zweite große Schriftsteller von der Oste, der im heutigen Hemmoor aufgewachsene, ebenfalls 2007 gestorbene Peter Rühmkorf, wäre in diesem Jahr 80 geworden. Aus diesem Grund plant der Heimatverein Hemmoor am Sonntag, 25. Oktober, eine Rühmkorf-Gedenkfeier in der Kulturdiele; ein Bericht über die Vorbereitungen folgt demnächst auf dieser Website.


Literatur

Erinnerungen an
Peter Rühmkorf


Literaten van Dieken und Schütt (Archivbild)

25. 9. 2008 (hvd). Das hat das Hamburger "Waschhaus" noch nicht erlebt: Besucher aus Berlin, Nürnberg und aus Hemmoor waren zu einer Veranstaltung in dem Literaturzentrum des in Hemmoor aufgewachsenen Schriftstellers Peter Schütt gekommen. Das Thema "Peter Rühmkorf und seine Mutter" erwies sich Magnet. Peter Schütt sprach von Begegnungen mit der literarisch gebildeten Lehrerin Elisabeth Rühmkorf, einer hilfsbereiten Kollegin seines Vaters. Von ihr habe er wertvolle Anregungen bekommen, Worpswede und dessen Künstler kennen gelernt. So kam die Frage auf, warum Peter Rühmkorf, dessen Vater starke Beziehungen zu Worpswede hatte - die Schwester war die bekannte Bildhauerin Clara Westhoff-Rilke - seinerseits ein recht distanziertes Verhältnis zu dieser Welt und vor allem zu seinem Vater hatte.

Fragen dieser Art prägten den Vortrag des Hemmoorers Heiko van Dieken. Er ging ein auf widersprüchliche Äußerungen des Dichters, den er als schonungslosen Spötter, aber auch in Briefen als einen geradezu euphorischen Laudator kennen gelernt hatte. Bei einer kurzen Darstellung der Biografie Rühmkorfs wurde ebenfalls Widersprüchliches und Fragwürdiges angesprochen. Der Zwiespalt zwischen gnadenloser Selbstkritik, wie er im Gedicht vom "Affentheater" und dann in fast überheblichem Ichbewusstsein in Erscheinung trat, regte zu einem Gespräch an.


Rühmkorfs Vater: Distanziertes Verhältnis

Rätselhaft wirkt auch das Verhältnis zur Mutter, das wurde unter anderem in Heiko van Diekens Gedicht "Kleine Mutter" deutlich. Die liebevolle Zuneigung der allein erziehenden Mutter war dem großen Sohn schon immer wieder mal lästig, ja peinlich.

Die Veranstaltung im Waschhaus bekam dann eine besondere Note durch die Präsentation der CD "Paradiesvogelschiß", die als Hörbuch des Monats ausgezeichnet worden war. Sie bringt Gedichtvorträge, die der todkranke Peter Rühmkorf noch ins Mikrofon gesprochen hatte. Heiko van Dieken ging besonders auf das schönste Gedicht der CD ein, die "Ballade von den geschenkten Blättern". Wenn hier auch keineswegs von Gott die Rede sei, so drücke doch die Schlußzeile "Geniess dich getrost als Beschenkten" deutlich Dank an ein Gegenüber aus.

Man war sich im Hamburger Waschhaus gewiss, dass Rühmkorf der Nachwelt noch viele Fragen hinterlässt. In Hemmoor soll in einer gesonderten Veranstaltung im Jahr der Oste versucht werden, nach Antworten zu suchen


Jahr der Oste

Heimatverein plant
Rühmkorf-Gedenken


Peter Rühmkorf am ersten Schultag in Warstade

20. 9. 2008. Ist Hemmoor, noch immer als kulturarm und geschichtslos verschrien, doch besser als sein Ruf? Während es in den letzten Wochen still geworden scheint um die Idee des Samtgemeinde-Bürgermeisters Dirk Brauer, das Gymnasium Warstade nach Peter Rühmkorf zu benennen, dem bedeutendsten Nachkriegslyriker Deutschlands und berühmtesten Sohn der Stadt, wird jetzt der Geschichts- und Heimatverein aktiv. Als Beitrag für das Jahr der Oste 2009 plant der Verein, wie Vorsitzender Heino Grantz mitteilt, eine Gedenkfeier für Peter Rühmkorf, der fast zwanzig Jahre seines Lebens in Warstade verbracht hat. Die Feier soll am Sonntag, 25.Oktober 2009, 15 Uhr, in der Kulturdiele stattfinden - genau an diesem Tag jährt sich zum 80. Mal der Geburtstag des großen Dichters.


Vereinsvorsitzender Heino Grantz (mit Ehefrau)

Dass der rege Verein sich nicht nur für steinzeitliche Relikte und alte Trachten zuständig fühlt, stellt er nicht nur mit seiner bemerkenswerten Website unter Beweis, in der er auch über andere große Hemmoorer wie Alfred Vagts und Peter Schütt informiert, sondern auch mit einer literarischen Veranstaltung am Sonntag, 5. April, 15 Uhr, unter Beweis: Für diesen Tag hat der Heimatverein den Schriftsteller Schütt für eine Lesung in dessen Heimatstadt gewonnen.


Literatur

Begegnungen mit
Peter Rühmkorf


Illustration von Karin van Dieken

5. 9. 2008. Der Hemmoorer Pädagoge und Autor Heiko van Dieken und Ehefrau Inge van Dieken werden am Sonntag, 14. September, 16 Uhr, im Rahmen der Waschhaus-Lesungen (Website) im Hamburger Wesselyring 51 über ihre Begegnungen mit dem im Juni verstobenen großen Lyriker Peter Rühmkorf und dessen Mutter Elisabeth berichten. Rühmkorf hat seine Kindheit und Jugend bekanntlich in Warstade verbracht. Veranstaltet wird die Lesung von dem Schriftsteller Peter Schütt, ebenfalls in Hemmoor großgeworden ist. Schütts Vater war Lehrerkollege von Elisabeth Rühmkorf. Van Dieken, der gerade einer überregionalen Zeitschrift einen Text über Rühmkorf zur Veröffentlichung übergeben hat, will in der Hamburger Veranstaltung auch über sein unten wiedergegebenes, von Karin van Dieken illustriertes Gedicht sprechen, das die komplizierte Beziehung der Heimatdichterin Elisabeth Rühmkorf zu ihrem berühmten (unehelichen) Sohn thematisiert.


Van-Dieken-Gedicht auf die Rühmkorfs

In den Städten Otterndorf und - weniger intensiv - Hemmoor gibt es, wie berichtet, Bestrebungen, das jeweilige Gymnasium nach Rühmkorf zu benennen.


Hemmoor

Rühmkorfs
Erbe auf CD


CDs von und mit Rühmkorf

15. 8. 2008. Kurz vor seinem Tod im Juni hat Peter Rühmkorf, bedeutendster Sohn Hemmoors, gemeinsam mit Jazzmusikern seinen jüngsten Lyrikband "Paradiesvogelschiß" vertont. In der NEZ (Donnerstag) bescheinigt die Musikkritikerin Ingeborg van Dieken dem akustischen Erbe, ausgezeichnet als "Hörbuch des Monats", einen "eigentümlichen Zauber", der aus einerr "besonderen Mischung aus Melancholie und Ironie" herrühre.

Die neue CD (mehr hier) zeigt, wie es bei anderen Kritikern heißt: "Das Alter mochte Peter Rühmkorf milder gestimmt haben, doch seine Zweifel waren nicht geringer geworden: 'Manches wird zierlicher, manches brutaler, allseits genierlicher: Dein Feld wird schmaler. Früher die ganze Flur dir zu Belieben, fast eine Furche nur ist dir geblieben'."

Zuvor war eine andere Rühmkorf-CD mit dem Titel "Früher, als wir die großen Ströme noch..." erschienen. Die Titelzeile nimmt Bezug auf ein gleichnamiges Gedicht, in dem sich der Dichter an die Oste, den Fluß seiner Kindheit, erinnert.

Beim Versender amazon.de wird diese CD (mehr) mit einem Zitat aus der "Welt am Sonntag" beworben: "Wie Günter Grass, Martin Walser und Hans Magnus Enzensberger zählt Peter Rühmkorf zum Urgestein der deutschen Nachkriegsliteratur."


Stadtkultur

"Wir müssen was
zustande bringen"


 Elisabeth Rühmkorf mit Sohn Peter

11. 7. 2008. Das Gymnasium Warstade, das nach dem Wunsch von Samtgemeinde-Bürgermeister Dirk Brauer "Peter-Rühmkorf-Gymnasium" heißen sollte, dessen Spitze auf den Vorschlag aber eher lustlos zu reagieren scheint, hat sich in die Sommerferien verabschiedet. Wie geht es weiter in Sachen Hemmoor und Rühmkorf? "Wir müssen was zustande bringen," meint Ex-Oberstudienrat und Rühmkorf-Verehrer Heiko van Dieken und weist im Gespräch mit hemmoor.info darauf hin, dass im Jahr der Oste 2009 nicht nur Peter Rühmkorfs 80. Geburtstag (25. Oktober) ansteht, sondern auch der 20. Todestag seiner Mutter, der Heimatforscherin und -schriftstellerin Elisabeth Rühmkorf.

Van Dieken erinnert sich, dass er "vor 30 Jahren Unterschriften für eine Elisabeth-Rühmkorf-Stätte gesammelt" hat: "Paul Neese war dafür, aber die Sache ist im Sande verlaufen." Er hofft nun, mit Blick auf 2009 Mitstreiter zu finden. - An Elisabeth Rühmkorf erinnert im Heimatmuseum noch deren alte Schreibmaschine, auf der auch Sohn Peter seine ersten Texte getippt hat. Drei von der Mutter geschriebene Bücher sind praktisch vergriffen. Eine ihrer Schriften allerdings ist hier im Internet als PDF-Datei zugänglich.


Rühmkorf

"Brauchbar auch für
Hemmoorer Schüler"


Website des Gymnasiums Warstade (Abi '08)

4. 7. 2008. Ein Peter-Rühmkorf-Gymnasiumfür Hemmoor oder für Otterndorf? In die Debatte schaltet sich jetzt Heiko van Dieken ein, den der Schriftsteller Peter Schütt im "Hamburger Abendblatt" (Text hier) einmal als den "Spiritus rector des Hemmoorer Literaturbetriebes" bezeichnet hat. In einem heute veröffentlichten NEZ-Leserbrief widerspricht van Dieken einer Falschaussage des Otterndorfer Stadtdirektors Harald Zahrte zur Urheberschaft des Vorschlags, ein Gymnasium nach Rühmkorf zu benennen. Gegenüber der NEZ (1. Juli) hatte Zahrte erklärt: "Wir haben die Idee gehabt. Es wäre schön, wenn Hemmoor eigene Ideen hätte." Dazu erklärt van Dieken - ohne namentliche Erwähnung dieser Website und unseres Artikels "Warum kein Rühmkorf-Gymnasium?" vom 6. Juni - jetzt in seinem Leserbrief: "Im Internet hätten die Otterndorfer erfahren können, dass der Vorschlag der Namensgebung zunächst aus Hemmoor gekommen war."
.

"Man hört und 
liest Seltsames"

Literatur-Kenner Heiko van Dieken

Der Leserbrief von Heiko van Dieken im Wortlaut:

Beim Streit um die Frage �Welcher Ort hat mehr Recht, etwas vom Ruhm Peter Rühmkorfs für sich zu reklamieren?� hört und liest man Seltsames. 

Vielleicht sollte man grundsätzlich wahrnehmen, dass es gar nicht um eine Ehrung, sondern um eine kritische Würdigung des angeblich größten deutschen Lyrikers gehen kann. 

Die provokatorischen Texte Rühmkorfs eignen sich hervorragend zu Auseinandersetzungen mit der Zeitgeschichte. Das wäre auch für Hemmoorer Schüler brauchbar.

Als Zeitzeuge, dessen Texte von Peter Rühmkorf akzeptiert wurden, als ehemaliger Deutschlehrer, der mit Schülern Rühmkorfs Schriften im Unterricht erörtert hat, und als Zeitzeuge des Jahrganges 1929 kann ich nur dringend raten, Peter Rühmkorf als ehemaligen Hemmoorer durch verschiedene Aktivitäten bekannt zu machen.

Im Internet hätten die Otterndorfer erfahren können, dass der Vorschlag der Namensgebung zunächst aus Hemmoor gekommen war."

HEIKO VAN DIEKEN, HEMMOOR

.

Kultur

Verschrottet,
weil verrottet?


"Kugelbake von Hemmoor": der Hafenkran (2006)

1. 7. 2008. Der Streit um ein Rühmkorf-Gymnasium und der von vielen unbemerkt verschrottete Hafenkran von Schwarzenhütten - diese beiden Themen, gleichermaßen heiß diskutiert, machen an diesem Dienstag Schlagzeilen in der Niederelbe-Zeitung.

Zum Abriß des Wahrzeichens des einst größten Ostehafens, eines 50 Jahre alten Portalwippdrehkrans hat die NEZ den Eigentümer befragt, den Cadenberger Geschäftsmann Walter Schlüer.

Die Verschrottung der "Kugelbake von Hemmoor" (so die NEZ) sei "ein optischer Verlust", räume Schlüer ein. Aber selbst die bloße Existenz des verrotteten Krans sei für ihn "aus Sicherheitsgründen" unverantwortbar gewesen (mehr). - Was den Hemmoorern durch den Abriss verloren gegangen ist, zeigt ein meisterhaftes Fotocommunity-Bild von Tanja Hagedorn.

Zahrte: Rühmkorf paßt
besser zu Otterndorf

Im Gespräch mit der Heimatzeitung beharrt der Otterndorfer Stadtdirektor Harald Zahrte auf seiner aparten Auffassung, der Name Rühmkorf passe "zu Otterndorf ein bisschen mehr" als zu Warstade. Hemmoors Stadtdirektor Dirk Brauer meint dagegen, wie auf dieser Website schon am Sonntag zu lesen war, der "Bezug Rühmkorfs zu Otterndorf" sei "doch eigentlich eher gering" (mehr).

"Hemmoor hat
schon verloren"

Kaum Rückenstärkung erfährt Brauer vom Gymnasium Warstade. Lehranstaltsleiter Rainer Globig, von der NEZ zum Brauer-Vorschlag befragt, wird mit der Unterstellung zitiert, der Stadt gehe es "mehr um Stadtmarketing als um Dichterehrung". Globig selber demonstriert provinziellen Gleichmut, wenn nicht Gleichgültigkeit: "Wenn nicht, dann nicht." Im Übrigen, äußert der Beamte, werde "vor den Sommerferien ... nichts mehr" passieren.

"Nach diesem Globig-Interview", resigniert ein Insider über den Ausgang des Duells, "hat Hemmoor schon verloren, und zwar verdientermaßen."


Brauer-Erklärung

Rühmkorf-Gymnasium
gehört nach Hemmoor!


Elisabeth Rühmkorf mit Sohn Peter

29. 6. 2008. "Nicht das Gymnasium Otterndorf, sondern eher das Gymnasium Warstade sollte in Peter-Rühmkorf-Gymnasium umgewandelt werden, ist doch der große Dichter in Warstade aufgewachsen und hat auf dem Athenäum in Stade, aus dem das Gymnasium Warstade hervorgegangen ist, das Abitur abgelegt." Das erklärte der Hemmoorer Stadtdirektor Dirk Brauer am Sonntag in einer Pressemitteilung zu dem am Freitag vorgetragenen Vorschlag des Hadelner SG-Bürgermeisters Harald Zahrte (Foto unten), das Otterndorfer Gymnasium nach dem verstorbenen Dichter zu benennen.

"Der Vorstoß aus Otterndorf überrascht mich schon sehr", so Brauer wörtlich: "Der Bezug Rühmkorfs zu Otterndorf ist doch eigentlich eher gering." Hemmoor denke ebenfalls an eine angemessene Ehrung Rühmkorfs, zum Beispiel die Auslobung eines Kulturpreises und eben auch an einen Antrag an den Schulträger zur Umbenennung des Gymnasiums Warstade. Diese Idee bedürfe jedoch der gründlichen Abstimmung mit allen Beteiligten, vor allem der Schule, dem Schulträger, dem Landkreis Cuxhaven und auch dem Rat der Stadt Hemmoor. Brauer: "Aufgrund des Otterndorfer Vorstoßes müssen wir unsere Überlegungen nun bereits frühzeitig öffentlich machen, damit das Interesse Hemmoors an einer angemessenen Würdigung des großen Sohnes der Stadt Hemmoor gewahrt wird."

28. 6. 2008. Einen Tag nach dem Tod des Dichters Peter Rühmkorf hatte die Redaktion dieser Website den (naheliegenden) Vorschlag publik gemacht, das Gymnasium Warstade nach dem größten Sohn von Hemmoor zu benennen (siehe Kasten unten). Eine vernehmbare Reaktion aus der Zementstadt war zunächst ausgeblieben.
.

Auf dieser Website hieß es am 9. Juni:

Warum eigentlich kein
Rühmkorf-Gymnasium?

Man darf gespannt sein, ob sich die Stadt wenigstens zu Rühmkorfs 80. Geburtstag am 25. Oktober 2009, mitten im Jahr der Oste, etwas einfallen läßt... Vielleicht regt ja das - eigentlich namenlose - Gymnasium Warstade (Foto) eine Umbenennung in Peter-Rühmkorf-Gymnasium an, bevor zum Beispiel das Athenäum in Stade auf diese Idee kommt. ...

Voller Wortlaut auf dieser SONDERSEITE.

.
Zahrte: Warum Otterndorf
Peter Rühmkorf ehren soll

Am Freitag meldete sich überraschend der Bürgermeister der Samtgemeinde Hadeln, Harald Zahrte, zu Wort. Bei der Otterndorfer Abi-Entlassungsfeier schlug er vor, das Otterndorfer Gymnasium nach Rühmkorf zu benennen. Der Dichter habe in Hadeln "wichtige Stationen seiner Kindheit" erlebt und mit seinen "freiheitlichen Gedanken" die deutsche Literatur geprägt.
.

Daraufhin stand auf dieser Website am 28. Juni:

Hemmoor -  Stadt der
vertanen Chancen?

28. 6. 2008. Dem Otterndorfer Kommunalpolitiker, der sich mit aufgeklärten Geistern wie dem brillanten CDU-Kulturkopf und Vize-Landrat Hans-Volker Feldmann umgibt, ist für diese noble Einstellung zu danken, die in scharfem Kontrast zur Haltung des schwarz-grünen Hamburger Senats steht, dessen Bürgermeister Ole von Beust dem zeitweiligen SPD-Wahlhelfer Rühmkorf nicht einmal einen Kranz zur Trauerfeier spendierte und auch keinen Senator entsandte (siehe unten).

Zu fragen bleibt allerdings, was Rühmkorf mit Otterndorf verbindet. Dort lebte lediglich der Großvater, ein hartherziger Superintendent, der seine Tochter Elisabeth zwang, den unehelichen Sohn Peter fernab in Dortmund zur Welt zu bringen und zu verleugnen. Aufgewachsen und zwei Jahrzehnte lang geprägt worden ist Peter Rühmkorf in Warstade, wohin seine Mutter nach der Geburt exilierte.

Allerdings bekennt sich Otterndorf - trotz der nur schwachen (und negativen) Verbindung - im Gegensatz zu dem offenbar kulturvergessenen Hemmoor seit Jahren schon zu dem großen Hadler. So war Rühmkorf der erste Voß-Preisträger der Stadt Otterndorf.


Website des Gymnasiums Warstade (Abi '08)

Sollte in Otterndorf der Zahrte-Vorschlag aufgegriffen werden, woran kaum zu zweifeln ist, hätte das imagekranke Hemmoor ein weiteres Mal die Chance vertan, sein Ansehen aufzuwerten:

> Das einzige herausragende Relikt der Zementvergangenheit, der Schwarzenhüttener Hafenkran, ist am 6. Mai von einem Cadenberger Geschäftsmann abgerissen worden - im Wortsinne unter den Augen der Verantwortlichen (siehe unten).

> Dem neben Rühmkorf bedeutendsten Hemmoorer, Alfred Vagts, ist nicht einmal eine Straße gewidmet.

> Die Möglichkeit, den Kreidesee mit einem angemessenen Eingangsbereich und einer öffentlich frei zugänglichen Promenade aufzuwerten, ist bislang versäumt worden.

Hemmoor - Stadt der vertanen Chancen? Die nächste Katastrophe ist womöglich schon programmiert. Kann dieMühle ohne Flügel - wahrlich ein Symbol dieses wenig beflügelt erscheinenden Gemeinwesens - für die Stadt nutzbar gemacht werden? Man mag daran gar nicht mehr nicht glauben. Ab 57.500 Euro wäre sie zu haben, inklusive Nachbarhaus und 4600-qm-Grundstück. Zwangsversteigerung ist am Mittwoch, 23. Juli, 14 Uhr, im Amtgericht Otterndorf, Saal 23 NG.

.
Rühmkorf setzte dem Osteland
manch ein literarisches Denkmal

Rühmkorf-CD mit Oste-Stück

29. 6. 2008. Peter Rühmkorf hat der Stadt Hemmoor und der Oste manch ein literarisches Denkmal gesetzt. Eine von dem Dichter gemeinsam mit Musiker-Freunden produzierte CD trägt den Titel "Früher, als wir die großen Ströme noch..." Diese Zeile stellt den Anfang eines Gedichts dar, in dem Rühmkorf die Oste, den Fluß seiner Kindheit, in verblüffendem Zusammenhang auftauchen läßt:

Früher, als wir die großen Ströme noch
mit eigenen Armen teilten,
Ob, Lena, Jenissei, Missouri,
Mississippi, Elbe, Oste,
und mit Gesang den Hang raufgezogen
und mit Gesang auch wieder herab,
immer den Augen hinterher und Hyperions
leuchtenden Töchtern,
des Tages Anbruchs Röte
und des Mondes Aufzugs Beginn -
Heute: drei Telefongespräche und der Tag ist gelaufen...


Wenig bekannt: Rühmkorfs "Wo ich gelernt habe"

In der weniger bekannten Schrift "Wo ich gelernt habe" (Wallstein-Verlag, Göttingen 1999) gibt Rühmkorf Auskunft darüber, wie stark Kindheit und Jugend in Warstade und seine Mutter Elisabeth sein dichterisches Schaffen geprägt haben. Darin nennt er die Jahre in Warstades eine "inoffizielle Vorschule der Ästhetik" und schreibt über Elisabeth Rühmkorf:

"Meine Muse hatte zweifellos mit
dieser frühen Sozialisation zu tun"

Sie wirkte als Lehrerin in einem niedersächsischen Dorf - Warstade-Hemmoor war damals sein Name - und bezeichnete sich selbst oft als eine Person, »die die Tinte nicht halten« könne. Das hatten zwar andere Vorfahren auch schon von sich gesagt, nur daß meine Mutter eine ausgeprägte Neigung zur Poesie besaß, genauer gesagt, zum gereimten Gelegenheitsgedicht, was allerdings nur soviel bedeutet, daß ein richtiges Gedicht gereimt zu sein hatte, oder es war eben keines. Freilich waren Gedichte auch nur insofern ernstzunehmen, als sie belustigenden und geselligen Zwecken dienten. Wenn also ein Schulfest anstand, ein Jubiläum nahte, ein Geburtstag, eine Goldene Hochzeit oder ein Freundes- und Freundinnentreffen zu feiern war, stand es absolut außer Frage, daß das Fräulein Rühmkorf ranmußte.


Rühmkorf-Mutter Elisabeth (um 1930)

Das heißt - wenn Lernpsychologie überhaupt so etwas wie eine Schlüsselwissenschaft ist, und ich meine, sie ist es - daß das Kind schon früh ganz besondere zircensische Nummern in Gedichten zu erkennen meinte. Sie dienten nachweislich dem öffentlichen Pläsier. Sie wurden belacht und beklatscht. Sie wurden in Abschriften oder, später, als typografische Durchschläge weitergereicht und zumal von den Bedichteten als kleine Reliquien aufbewahrt.

Kurz, was auch mich die Kinder meiner Muse lebenslang als gesellige Wesen betrachten ließ, die nach öffentlichem Vortrag verlangen und dann möglicherweise zum Weitersagen verleiten, hatte zweifellos mit dieser frühen Sozialisation zu tun...

Die Portland-Kreidegrube weckte
die Liebe zu einer traurigen Ballade

An anderer Stelle erwähnt Rühmkorf in diesem Text auch die Hemmoorer Kreidegrube:

Mein Lieblingsgedicht war ganz ohne Zweifel die traurige Ballade vom Untergang der Saurier in der späten Kreidezeit (»Es rauscht in den Schachtelhalmen, verdächtig leuchtet das Meer«), was nicht bloß mit der damals schon verbreiteten Dino-Manie unter Jugendlichen zu tun hatte, sondern mit meinem Wohnort.

Neben der Portland Zementfabrik Hemmoor befand sich eine riesengewaltige Kreidegrube (heute als »See der toten Taucher« zu unrühmlicher Bedeutung gekommen), an deren Hängen wir uns an Feiertagen hinabseilten, um aus den stark fossilienhaltigen Blöcken die Muscheln, Schnecken, Seeigel und Belemniten herauszukeilen. Sie befinden sich ... heute noch in meinen Asservatenkammern und erinnern mich gelegentlich daran, aus welchen Geschieben sich manchmal ein Lebenslängsschnitt zusammensetzt.


Rühmkorf-Trauerfeier

Vom Senat nicht
einmal ein Kranz


Rühmkorf als Gymnasiast

25. 6. 2008. Die Trauerfeier für Peter Rühmkorf hat ein Nachspiel. Das Hamburger Abendblatt fragt, warum kein Vertreter des schwarzgrünen Senats teilgenommen hat. Das Blatt schreibt: "In seinem, wie Kritiker Marcel Reich-Ranicki es nannte, 'widerspruchsvoll-militanten, spannungsvoll-ambivalenten Verhältnis zum Leben' galt Rühmkorf, der sich gelegentlich im Wahlkampf für die SPD engagiert hatte, als Linker. War das der Grund, warum sich kein offizieller Vertreter des Senats zu Rühmkorfs Trauerfeier, die am 20. Juni in der St.-Johannis-Kirche in Harvestehude stattfand, eingefunden hat? Letzte Ehre also nur bei richtigem Parteibuch? War den Damen und Herren vom Senat, die sich meist sehr schnell per Pressemeldung zu Verstorbenen äußern, der große deutsche Dichter nicht wichtig genug? Weil er gelegentlich zu kritisch war? ... 600 Menschen waren gekommen - aber vom Hamburger Senat gab es nicht einmal einen Kranz." Mehr...

21. 6. 2008. In der Hamburger Kirche St. Johannis in Harvestehude fand am Freitag die Trauerfeier (Foto) für den in Warstade aufgewachsenen Dichter Peter Rühmkorf statt. Unter den Teilnehmern waren auch der Nobelpreisträger Günter Grass und der SPD-Vorsitzende Kurt Beck.


Hemmoor

Stadt ist stolz
auf Rühmkorf


Todesanzeige der Stadt Hemmoor

13. 6. 2008. Sage keiner mehr, dem offiziellen Hemmoor sei Peter Rühmkorf gleichgültig. In einer Todesanzeige in der NEZ (Freitag) stellen Bürgermeister Hans Wilhelm Saul und Stadtdirektor Dirk Brauer klar: "Die Stadt Hemmoor ist stolz darauf, dass einer der größten deutschen Dichter in unserer Stadt aufwuchs. Wir werden ihm ein ehrendes Angedenken bewahren."

Die Region ehrt
seinen Sohn...

12. 6. 2008. Die Stadt Otterndorf - wo Peter Rühmkorfs Großvater mütterlicherseits als Superintendent wirkte - hat das Leben des großen Dichters gewürdigt.

In einer Todesanzeige in der NEZ (Donnerstag) schreiben Bürgermeister Harald Zahrte und zwei weitere Vertreter der Jury des Johann-Heinrich-Voß-Preises, Rühmkorfs Lebenswerk sei "in besonderer Weise von Humanismus, Freiheit und Menschenwürde geprägt".

Voran stellen die drei Otterndorfer Literatur-Juroren allerdings einen Satz, den ihnen die Mutter des Schriftstellers, die Warstader Dorfschullehrerin Elisabeth Rühmkorf, kaum hätte durchgehen lassen: "Die Niederelbe-Region verliert mit ihm einen seiner großen Söhne."

13. 6. 2008. Mit leichter Verspätung widmet sich die NEZ-Redaktion in der Ausgabe vom Freitag, dem 13. den Hadler Wurzeln des Dichters. Letzter Satz: "Die Niederelbe-Region hat einen seiner großen Söhne verloren."


.Dichter

Tief geprägt
von Warstade


Peter Rühmkorf 1929  - 2008

9. 6. 2008. Er war einer der profiliertesten deutschen Lyriker und Essayisten, ein Virtuose der Sprache: Der Büchner-Preisträger Peter Rühmkorf ist tot. Wie sein Verlag mitteilte, starb der Schriftsteller bereits am Sonntag im Alter von 78 Jahren an Krebs.

Zwischen Freund Hein
und Freund Heine...

Sein Ende und sein Nachleben hatte er schon früh kokett thematisiert: "Ich schwebe graziös in Lebensgefahr / grad zwischen Freund Hein und Freund Heine." Schon 1999 dichtete er seinen "Frommen Wunsch": "Wünsch mir im Himmel einen Platz / (auch wenn die Balken brächen) / bei Bellmann, Benn und Ringelnatz / Und wünschte, dass sie einen Satz / in einem Atem sprächen: / Nimm Platz!"


Rühmkorfs erster Schultag in Warstade

Rühmkorf war, wie er selber einmal schrieb, als "Sohn der Lehrerin Elisabeth Rühmkorf und des reisenden Puppenspielers H. W.  (Name des Vaters ist dem Verfasser bekannt)" in Dortmund geboren worden. Dorthin war die von ihrem  "H. W." verlassene Religionslehrerin, als sie ihre Schwangerschaft bemerkte, ausgewichen, um die "Schande" einer unehelichen Mutterschaft vor den Warstader Mitbürgern zu verbergen.

Von der leiblichen Mutter adoptiert, wuchs Rühmkorf in Warstade auf - in einem Ort, der ihn während der ersten 20 Lebensjahre tief geprägt hat, wie sein Werk und viele Interview-Äußerungen bis in die jüngste Zeit belegen (mehr unter HEMMOOR).

"Größter lebender
deutscher Dichter"

Rühmkorf war noch vor kurzem von der Kritik als "der größte lebende deutsche Dichter" ("FAZ") bezeichnet worden. Der Schriftsteller - der gelegentlich nach Hemmoor kam und dort das Grab seiner Mutter Elisabeth besuchte - hatte zuletzt in einer Bauernkate im Lauenburgischen gelebt. Sein Haus am Elbstrand in Hamburg hatte er wegen einer Krebserkrankung verlassen müssen.
.

350 Nachrufe

Rund 350 Berichte (Stand: 10.30 Uhr) deutschsprachiger Zeitungen über den Tod von Peter Rühmkorf sind über Google News abrufbar.

.
Rühmkorfs letzte größere Veröffentlichung erschien 2004 mit seinen Tagebüchern aus der Zeit von 1971 bis 1972 unter dem Titel "Tabu II". Im Jahr 2008 brachte er, bereits sterbenskrank, noch einmal Gedichte und Gedankensplitter heraus: "Paradiesvogelschiß".

Vieles darin kreiste um die Vergänglichkeit: "Es hat sich ausgepsaltert,/ nicht nur das Herz, das Hirn, die Seele altert."
.

Grabspruch

Aus Rühmkorfs letztem Buch, dem Lyrikband "Paradiesvogelschiß":

Schaut nicht so bedeppert in die Grube.
Nur immer rein in die gute Stube.
Paar Schaufeln Erde und wir haben
Ein Jammertal hinter uns zugegraben.

Und zum Schluss, weil es nicht oft genug gesagt werden kann, ein klares Wort zu den Spaßkulturkids von heute �

Die Jugend ist so hübsch wie nie
und doch so doof wie selten.

� und ein unerlässlicher Hinweis, das Licht des späten Tages betreffend:

«Ich liebe besonders das Abendlicht. / Das bringt sonen Streifen Zuversicht �» 
 

.
Wie sehr Rühmkorf durch seine Kindheit und seine Jugendjahre an der Oste geprägt war, zeigt sein großes "Lese-Bilderbuch" mit dem Titel "Wenn ich mal richtig ICH sag", in dem er auf mehr als 20 Seiten Fotos von Warstade, Schwarzenhütten oder der Schwebefähre ausbreitet, dazu erste Schreibversuche zitiert, britische Flugblätter zeigt, die er als Schüler gesammelt hat, und Erinnerungen anführt an seine Abneigung gegenüber der HJ, an die Schulzeit im Stader Athenäum, an seine pubertäre Magersucht und vieles mehr.

"Goldene Jugendzeit,
braune Nazizeit"

Zu sehen ist dort übrigens auch ein Foto aus dem Jahre 1993, das ihn mit seiner Ehefrau Eva Rühmkorf und dem heutigen Hemmoorer Ehrenbürgermeister Paul Neese zeigt.


 Mit Bürgermeister Neese am Zementmuseum

Im Mai 1972 beschrieb er (in seinem "Tabu II") seine Jahre an der Oste: "Goldene Jugendzeit, braune Nazizeit, hier geschliffen, dort gebadet und geschwommen, hier ein paar Höhen erklettert, dort mich in Kies- und Kreidegruben abgeseilt, um aus riesigen Gesteinsblöcken mittelmiozäne Helmschnecken, Purpurschnecken und Herzmuscheln herauszukeilen (...)"

Schlaftabletten an
der Schwebefähre

Bereits in Rühmkorfs Tagebuch-Band "TABU I" stand übrigens eine poetische Passage über die Schwebefähre. Den Silvesterabend 1990 hatte der Lyriker mit Günter Graß und anderen Freunden im Haus des Journalisten Manfred Bissinger in Neuland verbracht. Über die anschließende Übernachtung im Ostener Hotel Fährkrug notierte Rühmkorf:

Fenster zur Oste raus - scharfer Vollmond - schneidig pfiffelnder Wind über silbrig zitternden Wassern - das Ächzen und Kreischen der graustählernen Schwebefähre - heitmatlich ungemütlich und an die Grundfesten meiner niedersächsischen Neurosen rührend.

Nach tiefem Schlaf ("Imeson, Noctamid, Adumbran und bis 10.30 durch") besuchte der Dichter am nächsten Tag das Grab seiner Mutter auf dem Friedhof in Warstade ("kleiner fröstelnder Feldstein im bissigen Wind").

"Mississippi,
Elbe, Oste..."

Einen Tag nach seinem Ausflug an die Oste legte Rühmkorf letzte Hand an ein Gedicht, in dessen erstem Satz der Name seines Kindheitsflusses Oste in überraschendem Kontext auftaucht:

Früher, als wir die großen Ströme noch
mit eigenen Armen teilten,
Ob, Lena, Jenissei, Missouri,
Mississippi, Elbe, Oste,
und mit Gesang den Hang raufgezogen
und mit Gesang auch wieder herab,
immer den Augen hinterher und Hyperions
leuchtenden Töchtern,
des Tages Anbruchs Röte
und des Mondes Aufzugs Beginn -
Heute: drei Telefongespräche und der Tag ist gelaufen...

Mehr über den größten Sohn Hemmoors auf dieser SONDERSEITE mit früheren Berichten dieser Website zum Thema Rühmkorf und Hemmoor.

Alle haben ihn geehrt,
nur nicht Hemmoor

Alle Welt hat den großen Dichter aus Warstade verehrt und geehrt - eine Auswahl:

1958 Hugo-Jacobi-Preis
1964 Stipendiat der Villa Massimo in Rom
1976 Stadtschreiber von Bergen
1976 Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay
1979 Erich Kästner Preis für Literatur der Erich Kästner Gesellschaft
1979 Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis
1980 Alexander-Zinn-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg
1980 Literaturpreis der Stadt Bremen
1984 Ehrengabe der Heinrich Heine Gesellschaft der Stadt Düsseldorf
1986 Arno Schmidt Preis
1987 Preis der Kasseler Kunstausstellung: documenta-Schreiber
1988 Heinrich-Heine-Preis des Ministeriums für Kultur der DDR
1989 Ehrenpromotion durch die Justus-Liebig-Universität Gießen
1993 Georg-Büchner-Preis
1993 Justinus-Kerner-Preis der Stadt Weinsberg
1994 Medaille für Kunst und Wissenschaft der Freien und Hansestadt Hamburg
1994 Plakette für das Jahr 1993 der Freien Akademie der Künste Hamburg
1996 Preis der Bestenliste des Südwestfunks(SWF)
1996 Walter-Hasenclever-Literaturpreis
1999 Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Göttingen
2000 Carl-Zuckmayer-Medaille in Anerkennung der Verdienste um die deutsche Sprache
2000 Hoffmann-von-Fallersleben-Preis für zeitkritische Literatur
2000 Johann-Heinrich-Voß-Preis für Literatur
2002 Joachim-Ringelnatz-Preis für Lyrik
2003 Nicolas Born-Preis des Landes Niedersachsen
2005 Erik-Reger-Preis der "Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz"
2008 Kasseler Literaturpreis (postum)

"Hemmoor ist, wenn
man trotzdem lacht"


Rühmkorf-Verehrer van Dieken

Nur das offizielle Hemmoor scheint den Dichter vergessen zu haben. "Hemmoor ist, wenn man trotzdem lacht," kommentierte der pensionierte Oberstudienrat Heiko van Dieken, Spiritus rector der Hemmoorer Literaturszene und Mitglied der AG Osteland, bereits vor zwei Jahren diese Unterlassung.

Warum eigentlich kein
Rühmkorf-Gymnasium?

Man darf gespannt sein, ob sich die Stadt wenigstens zu Rühmkorfs 80. Geburtstag am 25. Oktober 2009, mitten im Jahr der Oste, etwas einfallen läßt... Vielleicht regt ja das - eigentlich namenlose - Gymnasium Warstade (Foto) eine Umbenennung in Peter-Rühmkorf-Gymnasium an, bevor zum Beispiel das Athenäum in Stade auf diese Idee kommt. Immerhin: Der Geschichts- und Heimatverein um Heino Grantz hat dem Dichter kürzlich eine Website gewidmet.

Der Klub der
toten Dichter


Osteland-Werbung für Literatur-Exkursion

Erst vor wenigen Monaten, am 5. Oktober 2007, war mit Walter Kempowski - Wahlheimat: Nartum (Kreis Rotenburg) - der zweite bedeutende deutsche Schriftsteller gestorben, der dem Osteland eng verbunden war. "Die Oste - Fluß der großen Dichter" (so der Titel einer Exkursion der AG Osteland im Jahr 2006) - das ist nun endgültig Vergangenheit.


Literatur

"Nationaldichter" und
"Menschheitssänger"


Rühmkorf auf den Titelseiten der Qualitätspresse

10. 6. 2008. In den Medien oberhalb einer gewissen Qualitätsschwelle ist der Tod von Peter Rühmkorf ein Spitzenthema. "Wir werden es noch merken," schreibt die angesehene "Frankfurter Allgemeine" (S. 39), dass wir "unseren Nationaldichter verloren haben".

Aber auch niedersächsische Lokalzeitungen würdigen den Poeten - zum Teil sogar in ausführlicheren Beiträgen als die hiesige Heimatpresse. Für die "Schaumburger Nachrichten" in Bückeburg etwa "ist es keine Frage, dass Peter Rühmkorf der vollkommenste Lyriker seit Benn und Brecht ist. Nicht nur ein Stilist von Gnaden, sondern ein Menschheitssänger, dessen betörendste Gedichte, mal elegisch, mal kokett, voll Trotz und Trost in magische Worte fassen, was uns Sterbliche quält, und dem Leiden unter den Gebrechen der Welt und unserer Vergänglichkeit eine barocke Diesseitslust entgegenstellen: 'Eh sich die Welt zur Nachwelt verdüstert, / sieh sie dir an!' - "'Bleib erschütterbar � doch widersteh': Diese Haltung hat Rühmkorf nicht nur beschrieben, sondern auch gelebt," heißt es weiter in dem langen Nachruf auf den "unendlich freundlichen Menschen" mit den Warstader Wurzeln.

"In Warstade galt
nur das Gereimte"


Peter Rühmkorf 1933 in Warstade

9. 6. 2008. Immer wieder hat der jetzt verstorbene große Schriftsteller Peter Rühmkorf in Interviews an seine Kindheit in Warstade und seine Schulzeit im Stader Athenäum erinnert - zuletzt in Gesprächen mit der ZEIT (2008) und der Süddeutschen Zeitung (2007). Auszüge:

ZEIT: Erinnern Sie sich an Ihr allererstes Gedicht?

Rühmkorf: Jaja. Da war ich vier oder so: "Da lief der Hase mal durch einen Wald"�

ZEIT: Hat Ihre Mutter Gedichte aufgesagt?

Rühmkorf: Sie hat selbst gedichtet! Anekdotisches. Sie war Lehrerin und hatte einen Zug zum Dichten. Und auf dem Dorf galt nur das gereimte Gedicht. Alles andere zählte nicht, kann ja jeder. Immer, wenn mal ein Jubiläum oder Schulfest war, musste Fräulein Rühmkorf ran und dichten. Daher weiß ich von ganz früh, dass Gedichte etwas mit Geselligkeit zu tun haben, denn sie dichtete nur vor Publikum. Es wurde applaudiert, die Leute fragten: Fräulein Rühmkorf, können Sie uns das nicht noch mal abschreiben?! Das Gedicht war Alltagspraxis. Als ich zwölf war, kamen so erste Liebesgedichte dazu, aber die habe ich verbrannt.

ZEIT: Warum denn das?

Rühmkorf: Weil ich gelesen hatte, dass richtige Dichter ihre Jugendgedichte verbrennen. Und da hab ich lauter so kleine bunte Heftelchen ins Feuer geworfen. Da war �ne Menge drin, meistens Scherzgedichte. Ärgert mich sehr.

"Fast ein Märtyrer wie
die Geschwister Scholl"


Warstade und Osten in einem Rühmkorf-Bildband

Süddeutsche Zeitung: Mit etwas Glück - oder Pech, wie man�s nimmt - wären Sie zum Märtyrer geworden wie die Geschwister Scholl: Sie haben schon mit 14 und 15 Jahren an Ihrer Schule im niedersächsischen Stade heimlich antinazistische Propagandapostkarten verteilt, die von den Flugzeugen der Alliierten abgeworfen wurden.

Rühmkorf: Vor allem habe ich diese Flugblätter gesammelt. Ich sammle immer noch, Zeitungen, antike Scherben. Jedes Sammelobjekt hat seine eigene Botschaft. Damals war das für mich nicht anders, als wenn heute 14-Jährige etwas machen wollen, was von der Schullektüre abweicht, und sie auf ihren Apparaten herumklimpern und sich irgendetwas Geheimnisvolles da herausklappern, aus ganz geheimen verbotenen Ecken.

So war das bei mir mit den Flugblättern, die hatten eine ganz andere Aufladung: Ich habe bald nur noch geglaubt, was darauf stand. Und das passte ganz gut zu meiner latent antinazistischen Vorprägung. Wir hatten an der Schule einen Antinaziclub. Ich habe mich immer gewundert, warum die HJ-Führer in der Klasse nicht merkten, dass wir es waren, die diese Bildchen unter den Pulten verteilten oder an die Klotür klebten. Allerdings: Wir waren eine starke Gruppe, weil wir Radios basteln konnten. Aus abgestürzten Flugzeugen haben wir die Bordkanonen ausgebaut, wir haben Bomben entschärft�

SZ: Ihr Vater hatte sich vor Ihrer Geburt davongemacht. Aber Ihre Mutter war präsent, war eine Religionslehrerin, die mit ihrem Sohn Ehre einlegen wollte. Wusste sie von Ihren halsbrecherischen technischen Ausflügen?

Rühmkorf: Sie duldete es. Ich war im Chemieunterricht gut. Das Ganze lief unter "Chemie".

SZ: Ihre Mutter war in der Ortschaft eine beliebte Festdichterin. Sie selbst haben als Kind schon Verse geschrieben. Wie ging�s dann weiter?

Rühmkorf: Ich habe mich mein Leben lang in Gruppen sozialisiert. Das ging auf der Schule los, mit der Schülerzeitschrift "Die Pestbeule"...

Ein Rühmkorf-Nachruf von Franziska Augstein aus der SZ (Dienstag-Ausgabe) steht hier.

"Hat sehr von der
Mutter profitiert"


Elisabeth Rühmkorf mit "Adoptivsohn" Peter

Über den Einfluß von Elisabeth Rühmkorf auf ihren Sohn schrieb der ebenfalls aus Warstade stammende Schriftsteller Peter Schütt (Foto) bereits vor Jahren im Hamburger Abendblatt: Peter Rühmkorf, so heißt es in allen einschlägigen Biographien und Nachschlagewerken, wurde in Dortmund geboren. Der Geburtsort stimmt; es war ein evangelisches Krankenhaus am Rande der großen Stadt. Aber großgeworden ist der Lyriker nicht im Ruhrgebiet, sondern in einem kleinen Dorf an der Niederelbe namens Warstade. Dort hat er - vaterlos - die ersten 20 Jahre seines Lebens zugebracht. Seine Mutter waltete an der Dorfschule zeit ihres Berufslebens als pflichtbewußte und fromme Lehrerin ihres Amtes. Und sie betätigte sich, was Sohn Peter seinen Lesern gern verschweigt, nebenher als Heimatdichterin.


Elisabeth Rühmkorfs Tagebuchaufzeichnungen

Elisabeth Rühmkorf - sie ist 1989 im Alter von 94 Jahren gestorben - hat zu ihren Lebzeiten drei kleine Bücher mit Gedichten und Geschichten veröffentlicht, in denen sie Zeugnis ablegt von ihrer Heimatliebe, ihrer pädagogischen Begeisterung und ihrem Gottvertrauen. Peter Rühmkorf verdankt seiner Mutter wohlmöglich mehr, als er sich und den Lesern seines Tagebuchs "Tabu I" zugestehen mag: die Lust und die Liebe zum Reim, und sei er ironisch gebrochen, und die Vertrautheit mit dem schnoddrigen Umgangston der Nieder- und Norddeutschen.

Alle Fotos: Wenn ich mal richtig ICH sag
Anonym gebliebener Rühmkorf-Vater "H. W."

Wie sehr Rühmkorf von seiner Mutter profitiert hat, zeigt am deutlichsten seine  Sprüche- und Spottverssammlung "Über das Volksvermögen", in der er ausgiebig auf die mütterlichen Zettelkästen zurückgegriffen hat.

Elisabeth Rühmkorfs
Chronik steht im Web

Die (vergriffene) Warstade-Chronik von Elisabeth Rühmkorf steht hier als PDF im Internet zum Download bereit.

Buchtipp: Wenn ich
mal richtig ICH sag...

Den umfassendsten Eindruck von Rühmkorfs Leben und seinem literarischen Werk vermittelt der reich bebilderte Band "Wenn ich mal richtig ICH sag".


"Der größte lebende
deutsche Dichter"


In Warstade aufgewachsen: Rühmkorf in der SZ

3. 5. 2008. So sehr hat der Krebs den fast 80-jährigen Peter Rühmkorf geschwächt, dass sein neuester Gedichtband "Paradiesvogelschiß" mehr Fragmente als vollende Texte enthält. Und dennoch ist die Kritik von dem Spätwerk hingerissen: Mit dem Rühmkorf-Zitat "Und es knattern wie eh die Poengten" überschreibt die Süddeutsche Zeitung (SZ) eine begeisterte Rezension aus der Feder von Franziska Augstein (kompletter Text hier).


Gerade erschienen: "Paradiesvogelschiß"

Die "Frankfurter Allgemeine" hatte den in Warstade aufgewachsenen Rühmkorf schon vor längerem als "größten lebenden deutschen Dichter" bezeichnet - ein Zitat, das den Schutzumschlag des neuen Buches ziert.

In der SZ-Rezension heißt es eingangs: "Sein neuer Gedichtband ist ein Buch des Zufalls. An sich hatte Peter Rühmkorf seine gesammelten Gedankensplitter und Splitterreime zu formal durchkomponierten Gedichten machen wollen.

Aber dann setzte ein Krebs sich in ihm fest, den er nicht besiegen kann und der ihn am Arbeiten hindert. Die ersten zwei Drittel des neuen Buchs bestehen also aus den Einfällen, die Rühmkorf im Lauf der vergangenen Jahre gesammelt hat.


Auf dem Schutzumschlag (Ausschnitt) höchstes Lob

Ein gutes Aperçu, gereimt oder nicht, ist etwas Vollkommenes. Der Dichter hatte mehr als Aperçus im Sinn gehabt, aber die Rezensentin vermisst nichts. Im Gegenteil, man kann stöbern in diesem Buch, viele Einzeiler, Zwei- und Vierzeiler animieren den Leser, sich das für ihn Passende auszusuchen.

Die Aufmachung der Seiten, die Rühmkorf bis ins Letzte überwacht hat, ist perfekt. Selten wird Dichtung so schön und einladend präsentiert." Mehr...

Abzuwarten bleibt weiterhin, wann das offizielle Hemmoor sich des bedeutendsten Sohnes der Stadt erinnert...

Frühere Texte dieser Website zum Thema Hemmoor und Rühmkorf stehen auf dieserSONDERSEITE.


Literatur

Goldstaub
im Osteland


Kulturdiele: Start zur zehnstündigen "Literatour"

21. 5. 2006. "Oste - Fluß der großen Dichter" war der Titel einer zehnstündigen Exkursion der AG Osteland. Die "Literatour" führte am Wochenende vierzig Kulturinteressierte unter der Leitung von Karin Harms und Renate Wendt von Hemmoor über Bremervörde bis in das "Haus Kreienhoop" des Schriftstellers Walter Kempowski in Nartum (Kreis Rotenburg/Wümme).


Titelbild des Begleithefts zur Exkursion

Das Land an der Oste, resümierte Jochen Bölsche, der Vorsitzende des Osteland-Arbeitskreises Kultur, sei nicht nur Heimat von "Giganten der Geisteswelt" wie Walter Kempowski oder dem in Warstade aufgewachsenen Dichter Peter Rühmkorf. Vielmehr finde sich überall im Einzugsbereich der Oste "literarischer Goldstaub". Bisweilen jedoch seien die Schätze, wie in der Stadt Hemmoor, vom "Zementstaub der Kulturvergessenheit" überlagert (kompletter Bölsche-Text hier).


van Dieken, Schütt, Osteland-Vorstand Tielebörger

"Hemmoor ist, wenn
man trotzdem lacht"

In der Hemmoorer Kulturdiele gab der pensionierte Oberstudienrat Heiko van Dieken, Spiritus rector der Hemmoorer Literaturszene, einen temperamentvoll vorgetragenen Überblick über das örtliche Kulturschaffen. Während andere Orte, wie beispielsweise Otterndorf, ihre Geistesgrößen ehrten, sei in der "kuriosen Dörferstadt" Hemmoor das literarische Werk etwa von Rühmkorfs Mutter, der schreibenden Dorfschullehrerin Elisabeth Rühmkorf, oder das Wirken des Warstader Müllersohns, Dichters, Pazifisten und Historikers Alfred Vagts weithin in Vergessenheit geraten. An Vagts - siehe auch Vagts-Artikel Internet-Lexikon Wikipedia - erinnere nicht einmal ein Straßenname. Kommentar van Diekens: "Hemmoor ist, wenn man trotzdem lacht."


Vergessen in Hemmoor: Alfred Vagts (mehr)

Nachdem der Pädagoge und Literat über Begegnungen mit dem "großen Peter" Rühmkorf, "dem Vielgepriesenen", berichtet hatte, stellte er dem Publikum den "kleinen Peter" vor, "den Unterschätzten": den in Basbeck aufgewachsenen Lehrersohn Peter Schütt.

Tatsächlich war die anschließende Schütt-Lesung für viele Zuhörer einer der Höhepunkte der Literatour.


Oste-Dichter Schütt: "Peter der Unterschätzte"

Den stärksten Beifall erntete Schütt, ein Wanderer zwischen den ideologischen und religiösen Welten, für seine Prosatexte und Gedichte über die Oste und über die Schwebefähre, etwa den Achtzeiler: "Die mich liebkoste / kam aus Osten an der Oste. / Tief im hohen Schilfe / bat sie mich um Hilfe. / Löse mir die Zöpfe, / Öffne mir die Knöpfe. / Und so machte sie mich reich / gleich hinter dem Ostedeich."

WEB-TIPP: Einige Schütt-Texte über die Oste und die Schwebefähre stehen hier (www.schwebefaehre.org).


Elke Loewe trägt ihr Oste-Gedicht vor

Hommage
an die Oste

Eine Hommage an die Oste trug auf der nächsten Station der Reise, im Bremervörder Bachmann-Museum, auch Elke Loewe aus Drochtersen-Hüll (Kreis Stade) vor. Die Schriftstellerin, Trägerin des Osteland-Kulturpreises 2005 und weithin bekannt geworden als Autorin von historischen Romanen sowie von Regional-Krimis, präsentierte Texte aus dem soeben erschienenen Osteland-Buch "Die Oste - von der Quelle bis zur Mündung", darunter dieses einzigartige Oste-Gedicht:
.

Am Otterberg steigt sie,
sie quillt und entspringt,
sie läuft und sie wandert,
sie prallt und mäandert,
sie tanzt und sie singt.

Sie raschelt und wispert,
sie strömt und sie schießt, 
sie knirscht und sie knistert,
sie lärmt und sie flüstert, 
sie treibt und sie fließt.

 Sie wirbelt und wütet 
sie hüpft und sie rollt,
sie rast und sie rieselt,
sie drückt und sie pieselt, 
sie zischt und sie grollt.

 Sie flutet und donnert
ans Wehr, und sie steht,
sie tobt und sie redet, 
sie wogt und sie wedelt,
sie kommt und sie geht. 

Sie prasselt und plätschert,
sie fällt und sie steht,
sie zischt und sie säuselt,
sie strömt und sie kräuselt,
sie kommt und sie geht.

 Sie brodelt und brandet,
sie jagt und sie steht,
sie kocht und sie sprudelt,
sie schäumt und sie strudelt,
sie kommt und sie geht. 

Sie kentert und kabbelt,
und stürmt bis zum Riff, 
ins Elbwasser hauchen,
ins Fahrwasser tauchen,
weg unter ein Schiff.

.
Nachdem Verleger und Kurator Wolf-Diemar Stock durch die gerade eröffnete gleichnamige Oste-Kunstausstellung der AG Osteland im Bremervörder Bachmann-Museum geführt hatte, galt der letzte Teil der Exkursion dem Wirken Walter Kempowskis.

Literatour-Teilnehmer in der Osteland-Ausstellung

Nach einer Lesung in der Gemeinde Gyhum, die den Schriftsteller zu ihrem Ehrenbürger ernannt hat, fuhren die Teilnehmer ins "liebliche Nartum" - so nennt der gebürtige Rostocker Kempowski in seinem jüngsten Roman "Hamit" das Dorf, das ihm seit 1965 zur zweiten Heimat geworden ist.


Walter Kempowski empfängt die Osteland-Gruppe

In Nartum ließen sich die Teilnehmer von dem Schriftsteller und dessen Ehefrau Hildegard durch das Dichterheim "Haus Kreienhoop" führen.


Führung durch Kempowskis Bücherkorridor

Viele weitere Fotos von der Exkursion stehen auf dieser SONDERSEITE.

Im Rahmen der Reihe "Unbekannte Oste - Expeditionen in die Nachbarschaft" veranstaltet die AG Osteland in diesem Jahr vier weitere sonntägliche Exkursionen. Informationen über Termine und Buchungsmöglichkeiten sind im Internet unter www.osteland.de zu finden.

Zur Exkursion ist ein Begleitheft erschienen, in dem Dipl.-Bibliothekarin Renate Wendt über weitere Dichter und Schriftsteller aus dem Osteland informiert, darunter Jürgen Petschull, Reinhold Friedl, Volker Vogeler, Thomas B. Morgenstern, Ursula Kirchberg, Gisela Tiedemann-Wingst, August-Heinrich von Brook, Wilfried Eggers, Elfriede Bachmann, August Freudenthal, Friedrich Freudenthal, Wilhelm Seedorf, Wilhelm Nack, Georg Brinke, Hermann Tödter, Heinrich Behnken, Johann Rathje, Heinrich Teut, Hermann Boßdorf, Hans-Hinrich Kahrs und Annelotte Jungbluth.

Das Heft kann hier heruntergeladen werden (PDF-Datei).


Kultur

Größter Dichter -
ein Hemmoorer?

27. 4. 2004. Wer ist Deutschlands größter lebender Schriftsteller? Womöglich Peter Rühmkorf, aufgewachsen im heutigen Hemmoor? Drei der literarischen Koryphäen des Landes - Enzensberger, Grass, Rühmkorf - kamen dieser Tage in Lübeck zum Lyrik-Gipfel zusammen. Der Berliner Tagesspiegel urteilte über das Treffen: "Rühmkorf heißt der heimliche Star des Abends." Zum Tagesspiegel-Bericht, auf den jetzt der Hemmoorer Curt Schuster stieß, geht es hier.

Wie berichtet, hat Rühmkorf kürzlich eines der zwei lesenswertesten Bücher veröffentlicht,die zur Zeit auf dem Markt sind. Bei den Buchempfehlungen der Süddeutschen Zeitung, abgegeben von 13 Literaturkritikern, lag Rühmkorfs neuestes Werk  "TABU II" im Dezember neben einem Buch von Joachim Fest an der Spitze der Liste. Bei amazon.de wird das Buch als "schlichtweg virtuos" bezeichnet: "TABU II schildert die Jahre 1971/72 aus der Sicht eines wachen Zeitbeobachters. Kaum einer liefert so grandiose Einsichten in dieses Zeitgeschehen - und niemand handhabt dabei unsere Sprache so virtuos wie Peter Rühmkorf."


Schriftsteller

Warstader ist
Autor Nr. eins

6. 12. 2004. Der aus Warstade stammende Schriftsteller Peter Rühmkorf - siehe auich nächsten Artikel - hat eines der zwei lesenswertesten Bücher geschrieben, die zur Zeit auf dem Markt sind. Bei den vorweihnachtlichen Buchempfehlungen der Süddeutschen Zeitung, abgegeben von 13 Literaturkritikern, lag Rühmkorfs neuestes Werk  "TABU II" neben einem Buch von Joachim Fest an der Spitze der Liste. Bei amazon.de wird das Buch als "schlichtweg virtuos" bezeichnet: "TABU II schildert die Jahre 1971/72 aus der Sicht eines wachen Zeitbeobachters. Kaum einer liefert so grandiose Einsichten in dieses Zeitgeschehen - und niemand handhabt dabei unsere Sprache so virtuos wie Peter Rühmkorf."


Literatur

Paul Neese,
mein Freund


Rühmkorf mit Ehefrau Eva und Paul Neese

6. 11. 2004. Ein wunderbares, üppig bebildertes Buch ist dieser Tage über den berühmtesten Hemmoorer erschienen: Peter Rühmkorf hat für den Band mit dem Titel "Wenn ich mal richtig ICH sag..." Hunderte von Fotos und Dokumente zur Verfügung gestellt (Steidl-Verlag, 152 Seiten, 29,50 Euro).


Hemmoor im Rühmkorf-Bildband

Seine Kindheit und Jugend in Warstade sind ausführlich dargestellt, unter anderem mit der hier abgebildeten Albumseite. In einem Kapitel mit dem Titel "Freunde" ist auch ein Foto von einer Begegnung mit dem legendären Hemmoorer Sozialdemokraten Paul Neese abgebildet.

Im Verlagstext heißt es über das Buch: "Er ist der wohl bedeutendste deutsche Lyriker seiner Generation, aber sein Leben hat er keineswegs nur auf dem Hochseil des Dichterartisten verbracht. Peter Rühmkorf hat an den literarischen und politischen Kämpfen seiner Zeit teilgenommen und sich als unbestechlicher Chronist einen Namen gemacht. Nie hat er es dabei an jener unverkennbaren Eleganz und Sinnlichkeit fehlen lassen, mit der er seit über fünfzig Jahren dem einmaligen Leben nachspürt - dem eigenen und dem seiner Zeitgenossen.

"Wenn ich mal richtig ICH sag ..." ist ein Lese-Bilderbuch voller Dokumente aus Rühmkorfs reichem Fundus. Zahllose hier versammelte Stücke haben noch nie das Licht der Öffentlichkeit gesehen: Briefe von und an PR, Fotos, Notizen, Privates. Das groáformatige Buch ist ein Schatzkästchen voller Überraschungen und ein visuelles Fest - gerade recht zum 75. Geburtstag des großen Wortakrobaten." Das Buch ist in der Hemmoorer Center-Buchhandlung erhältlich, ebenso bei amazon.de.


Rühmkorf-CD

Bereits im Oktober feierten die Feuilletons der großen Zeitungen den gerade erschienenen Rühmkorf-Roman "Tabu II". Im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe wird bis 16. Januar (dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr) eine Ausstellung zum Leben des Dichters gezeigt.

"Tü lü lü
mutti sußi"

Über das Verhältnis Rühmkorfs zu seiner Mutter in Warstade heisst es in einem Artikel der Kieler Nachrichten: "Von ihr spricht er am liebsten, und ihre handgeschriebenen Lebenserinnerungen sind ihm die kostbarsten Zeugnisse. Elisabeth, die Religionslehrerin, die den unehelichen einzigen Sohn im niedersächsischen Heimatdorf Warstade-Hemmoor als Adoptiv-Kind ausgab, erkannte schon früh Peters künstlerische Begabung. Erst sah sie ihn als Karikaturisten ("Weil ich meine Lehrer so gut traf. Ich hab in der Schule ja nichts anderes gemacht als gezeichnet und gedichtet"); dann schickte sie die literarischen Frühwerke zur Begutachtung an Alfred Döblin und Hans Henny Jahn � und bekamt prompt Antwort: "Solche Briefe schmeißt man doch nicht weg?" Natürlich nicht.

Eigentlich schmeißt man gar nichts weg. Nicht, wenn man Peter Rühmkorf heißt. Selbst das erste Gedicht hat er noch, das er als Sechsjähriger für die Mutter verfasste. Laut liest er es vor: "tü lü lü mutti sußi/ei mutti ei/ ich tanze. � Da ist doch schon alles drin, nicht wahr." Zumindest der Ringelnatz in ihm. Kästner und Tucholsky erst später, in dem wunderbaren Gedicht "Verzeihung! Haben Sie den Menschen gesehen" (1949). Und dann guckt der Dichter ganz unglücklich: "Die Liebeslyrik ist das einzige, was ich vernichtet habe. Alle Hefte verbrannt. Ich Tropf."

Mehr in den Kieler Nachrichten...

P. S. Was tut eigentlich die Stadt Hemmoor, um an ihren bedeutendsten Sohn zu erinnern?



 
 

www.hemmoor.info



Impressum und Datenschutz