Ein rothaariger Waliser und eine kaffeebraune Französin, beide Anfang 30 und Lehrer in Großbritannien, hatten im vorigen Sommer eine grandiose Idee - und haben sie Wirklichkeit werden lassen: Per Tandem wollen sie zugunsten des britischen Roten Kreuzes 15 000 Kilometer absolvieren - und dabei auch für die Erhaltung der Schwebefähren werben.
Vier der acht letzten Schwebefähren der Welt - in Newport, Rochefort, Bilbao und Buenos Aires - haben sie bereits besucht. In den Adventswochen radelten sie durch Argentinien in Richtung Feuerland. Weihnachten bekamen sie eine E-Mail von Jochen Bölsche aus Osten: Der Vizevorsitzende des Schwebefähren-Weltverbandes hat das Tandem-Duo gebeten, im nächsten Jahr auch das Technische Baudenkmal an der Oste zu besuchen.
Die Geschichte der wohl längsten Tandem-Tour der Welt begann im Super-Sommer 2003. Die beiden Hobby-Radsportler Huw Vaughan-Davies und Gwenaelle Dupuy planten das Abenteuer ihres Lebens: eine 15 000-Kilometer-Tour durch 12 Länder. Das Ganze sollte einem guten Zweck dienen und dazu beitragen, das britische Rote Kreuz zu unterstützen. Das Duo gewann Geschäftsleute als Sponsoren für das Konzept: "If we can get 4 businesses to give JUST 0.02 pence per kilometre for 15,000 km (£300 per business only), we will be able to raise £1,200 in aid for the British Red Cross."
Weil sich bei der Planung eher zufällig ergab, dass die Route vier Schwebefähren berührt, entschlossen sich Huw und Gwen, sich bei ihrer Tour auch für die Erhaltung dieser Baudenkmale einzusetzen: "We were surprised to find out that during our tandem odyssey we shall be visiting or crossing 4 of these quirky transporter bridges with their floating gondolas."
Demonstrativ starteten die Radler am 14. September 2003, dem Tag des Denkmalschutzes (World Heritage Day), auf der Gondel der Schwebefähre in Newport. Verabschiedet wurden sie von Alan Cohen (r.) von der Fördergesellschaft zur Erhaltung der dortigen Schwebefähre. In ihrem Tagebuch berichten die Radler über den Kontakt zu den Newporter Denkmalschützern: "We have linked up with the 'Friends of Newport Transporter Bridge' (FONTB) who have very kindly made our charity The British Red Cross organisation their designated charity of the year 2004! This is fabulous news ... The Friends of Newport transporter Bridge started in 1998. Their aims are to promote and preserve the image of the bridge, establish the bridge as a worldwide tourist attraction, and to encourage the use of the bridge both locally and worldwide! The Newport transporter bridge is owned and run by Newport City Council, it is a key local landmark and a grade 1 listed structure, described in its listings as the finest transporter bridge that has ever been constructed."
Im Regen auf der Schwebefähre Rochefort
Im südfranzösischen Rochefort besuchten sie an einem regentag die zweite Schwebefähre: "The staff at the Rochefort bridge were very helpful and guided us across the swolen river... it was raining rather heavily."
Nach einer Tour über die Pyrenäen kam schon nach wenigen Tagen die älteste Schwebefähre der Welt in Sicht: die Biskaya-Brücke bei Portugalete in der Nähe von Bilbao, wo fast zur selben Zeit der Weltverband der Schwebefähren gegründet wurde. Tagebuch-Auszug: "The Bilbao bridge is a major tourist attraction... It was very different in construction to the other bridges. The gondola is a very modern design... There were queues of traffic waiting to cross. We posed for a few pictures, sorry to not make more contact with the bridge people there, and then were off to Madrid."
Von Madrid aus ging's per Flugzeug nach Buenos Aires: "This is a cool city, and was a great place to relax and get our heads into the city and the culture of argentina." Im Vorort La Boca, der berühmten Geburtsstätte des Tango, fotografierten die Weltreisenden Menschen, die auf den Straßen tanzten, und besuchten die vierte Schwebefähre, die einen traurigen Anblick bot: "The bridge here is very sad. Once it was the symbol of a prosperous docklands town and artisan neibourhood, the little bridge now stands deserted and derelict in a blacked wharf full of raw sewrage and noxious smells. There are men with rowing boats that serve to transport people from bank to bank. Maybe the future will hold somthing more interesting for this bridge."
Im Dezember ging die Tour weiter zur Südspitze des Kontinents. Wohin ihre Odyssee sie weiter führt, sei noch offen, schreiben die Huw und Gwenaelle auf ihrer Website tandemodyssey.com. Zu hoffen ist, dass ihr Interesse an Schwebefähren sie auch einmal nach Osten und nach Rendsburg sowie zu den beiden übrigen britischen Schwebefähren nach Warrington und Middlesbrough führt.
Von Middlesbrough übrigens führt - allen Ernstes! - ein gut ausgeschilderter Radeweg nach Osten/Oste: die North Sea Cycle Route, der längste ausgeschilderte Fahrradweg der Welt, der die Nordsee umrundet und nicht weniger als sieben Länder durchquert: die Niederlande, Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Schottland und England. Zur Website der North Sea Cycle Route geht's hier.