ARCHIV

Die Oste und
der Stör

Ökologie

90-cm-Stör
in der Oste


Stör aus der Oste (Archiv-Foto: Bölsche)

28. 5. 2007. Der Sportfischer Erwin Holst aus Brobergen hat in der Nacht zum Pfingstmontag einen 90 Zentimeter langen und 4,25 Kilogramm schweren Stör gefangen. "Leider hatte der Fisch den Haken so tief verschluckt, dass ich ihn töten musste," zitiert das Stader Tageblatt (Dienstagausgabe) den Angler.

"Gefangen wurde der Stör etwa einen halben Kilometer entfernt von der Broberger Fähre," berichtet Corinna Kolf, Vorsitzende des Fähr- und Geschichtsvereins Brobergen.


Stör-Bericht heute im Stader Tageblatt

Der ursprünglich in der Oste heimische Stör ist, wie die Regionalforscherin Gisela Tiedemann-Wingst in dem Buch "Die Oste" (Verlag Männer vom Morgenstern) ausführlich beschrieben hat, seit fast 100 Jahren in Oste und Elbe ausgestorben, vor allem durch Überfischung.

Nähere Angaben über den Brobergen-Stör fehlen bislang.

Bei nahezu allen in den letzten Jahren hier gefangenen Stören handelte es sich um ortsfremde Störe, die entweder Fischzuchtanlagen entwichen oder von Gartenteichbesitzern im Internet gekauft und dann ausgesetzt worden waren - so auch jener Stör, dessen präparierter Kopf im Ostener Fährkrug besichtigt werden kann.


Sportfischer

Das Rätsel aus
der Hexenbucht


Horst Ahlf mit dem Kopf eines Störs aus der Oste

16. 6. 2004. Vor wenigen Jahren stellte sich heraus: Der edle Lachs, der König der Fische, vermehrt sich wieder in der Oste. Die Presse berichtete über die gelungene Wiederansiedlung und schrieb von einem "Wunder an der Oste".

Hat sich in dem stillen, sauberen Strom (Gewässergüte 2) jetzt ein zweites Wunder vollzogen?

Älter als
die Saurier

Diese Frage wirft der Kopf eines Riesenfischs auf, den Sportfischer in der Hexenbucht bei Ahrensflucht, in der Nähe von Oberndorf, aus der Oste gezogen haben. Experten des Deutschen Meeresmuseums in Stralsund haben das Tier jetzt als Stör, als einen so genannten Waxdick, identifiziert, wissenschaftlich Acipenser gueldenstaedti.

Störe sind nicht irgendwelche Fische, Störe sind lebende Fossilien, ihre Haut wird durch eigenartige Knochenplatten geschützt. Der Stör ist aus einer Gruppe primitiver Fische entstanden, die 300 Millionen Jahre alt ist, älter als die Dinosaurier.

Der Oste-Stör - war er
nie ganz ausgestorben?


Störfang in der Oste um 1905

Heute sind alle Störarten in ihrem Bestand gefährdet. Schuld daran ist der Mensch, der den Stör wegen des kostbaren Kaviars, aber auch wegen des Fleisches weitgehend ausgerottet hat - auch in der Oste, wo er Anfang des 20. Jahrhunderts wegen Überfischung verschwand; der Ostestör gilt als ausgerottet.

Oder etwa doch nicht ganz? Der Ostener Angelrekordler und Hotelier Horst Ahlf - in seinem Fährkrug hängen Fotos von der Kaviarproduktion im alten Osten/Oste - behauptet steif und fest, dass der Stör in der Oste nie wirklich ausgestorben war. Es habe immer einen Restbestand des angeblich verschollenen und streng geschützten Fisches gegeben; ortskundige Angler hätten darüber geschwiegen.

Falls Horst Ahlfs Vermutung zutreffen sollte - der Stör aus der Hexenbucht taugt wohl nicht als Beweis für seine These. Denn die Art, der die Wissenschaftler den Tiefkühl-Fischkopf aus dem Hotels Fährkrug zurechnen, war nach dem Urteil der Experten nie in der Oste heimisch.

Wie kam der Russe
in die Hexenbucht?

Der auch als Russischer Stör bezeichnete Waxdick besiedelt vielmehr das Schwarze Meer und das Kaspische Meer sowie deren Zuflüsse.

Wie aber ist der "Russe" in die Oste gekommen? Und welcher Sportfischer hat den Waxdick (der natürlich unter Schutz steht) aus dem Fluß geholt?

Horst Ahlf berichtet, vor "sechs oder acht Jahren" hätten ihm irgendwelche Angler den Störkopf gebracht. Sie hätten ihm erzählt, dass sie beim Aalangeln an der Hexenbucht nach ein paar Flaschen Bier eingenickt seien. Als sie aufwachten, sei "der Knüppel krumm" gewesen - und in der Angelschnur hatte sich, so ihre Darstellung, ein 30 bis 40 Pfund schwerer, etwa 1,20 Meter langer Fisch verwickelt.

Aus dem Kühlraum
ins Meeresmuseum

Ahlf liess sich den Fischkopf geben und bewahrte ihn jahrelang ihn in seinem Kühlraum auf. Als voriges Jahr Wissenschaftler des Deutschen Meeresmuseums in Osten Material für eine große Stör-Ausstellung suchten, händigte der Hotelier ihnen das seltene Stück sowie Reproduktionen alter Ostener Störfang-Fotos aus. Am 15. Juni - die Ausstellung ist inzwischen beendet - brachten ihm die Stralsunder den Fischkopf zurück, den sie aus Dankbarkeit kostenlos präpariert hatten.

Das bemerkenswerte Exponat wird in Kürze im Fährkrug aufgehängt - und wird dann wohl manch eine Diskussion über das Rätsel aus der Hexenbucht auslösen.

Unbestritten ist, dass in der Elbe immer wieder mal Störe gefangen werden. Oft könne wegen "vorzeitigen Rücksetzens" in den Fluss die Art aber nicht genau bestimmt werden, heisst es in einem Bericht der Arge Elbe (PDF-Datei hier). Wann immer das aber gelungen sei, habe es sich bei den Stören aus der Elbe um nicht heimische "Fremdarten" gehandelt.


Stör-Information der Arge Elbe

Es sei davon auszugehen, dass diese Tiere aus Störzuchtanlagen entwichen oder von Hobbyisten aktiv in die Elbe ausgesetzt worden seien, heisst es auf der Arge-Elbe-Website.

Störe im Gartenteich
fressen aus der Hand

Tatsächlich ist der Waxdick in Deutschland ein beliebter Hobbyfisch. Mit Zier-Stören handelt zum Beispiel das Fischgut Primus. "Wegen seiner außergewöhnlichen Erscheinung und seines wenig ausgeprägten Fluchtreflexes wird der Stör heute zunehmend mehr in Teichanlagen eingesetzt," heisst es auf der Website des Händlers. Weil die nachgezüchteten Russischen Störe (Foto links)  "schnell zahm" würden und "sogar aus der Hand" fressen, seien sie "heute eine der begehrtesten Störarten auch in Teichanlagen". Der "private Boom der Störe als Teichfische" (Primus) hat dazu geführt, dass der Waxdick auch in Deutschland in Fischzuchten vermehrt wird, "wobei aufgrund seiner auffälligen schwarzweißen Färbung ein großer Teil der Brütlinge im Zierfischhandel landet", wie es auf einer Experten-Website heisst.

Irgendwann ist der Waxdick allerdings zu groß für den Gartenteich. Mit einer Länge bis zu 2,4 Metern und einem Gewicht bis zu 115 Kilogramm ist der Russische Stör zwar "etwas kleiner als der Baltische Stör, aber noch immer ein stattlicher Fisch", wie es auf der Website der Firma Fischzucht Peschkes heisst. Dann wird unter anderem im Internet, wo der Handel mit Gebraucht-Stören floriert, nach Abnehmern gesucht.


Waxdick-Handel im Web: 1 Meter für 100 Euro

Und wenn sich kein Interessent für die fossilen Monster findet? Dann landet womöglich der eine oder andere "Russe" schon mal in der Elbe (oder in der Oste).

Legendär wie
"Jonni Hecht"

Aber - wer weiss: Vielleicht schwimmt ja zwischen all den eingeschleppten oder ausgesetzten "Fremdfischen" noch der eine oder andere "echte" Oste-Stör aus dem ursprünglichen Bestand umher, unerkannt wie der uralte, sagenhafte Hecht mit der goldenen Krone, der das Wappen von Hechthausen ziert und der in der Legende (und in Elke Löwes schönem Bilderbuch "Jonni Hecht") noch immer durch die Ostefluten geistert.


Im Fährkrug zu sehen: der Waxdick-Kopf

Mehr über Störe auf der Website des SFV "Oste"


 

Ökologie

Der Bürgermeister
und das Pümpelgarn

Foto: HUBERT
5.4.2004. Was ist ein Pümpelgarn? Und was haben unser Bürgermeister Carsten Hubert und seine Frau Angelika (Foto) damit zu tun?
Foto: HUBERT
Pümpel sind die Schwimmer an den 60 Meter langen Netzen aus Garn, mit denen die Ostener bis vor rund 80 Jahren so lange Störe aus der Oste zogen, bis der urzeitliche Riesenfisch hier ausgestorben war - ein trauriges Beispiel für Naturzerstörung. Ein original Pümpelgarn aus Osten ist noch bis einschließlich 30. April im Meeresmuseum in Stralsund zu sehen, wo eine Sonderausstellung zum Thema Störe ("Bedrohte Giganten - lebende Fossilien") wegen großen Erfolges mehrfach verlängert werden musste (Info hier).
Foto: HUBERT
Das Netz ist eine Leihgabe des Ostener Heimat- und Buddelmuseums. Zum Dank für die Überlassung des seltenen Exponats waren Bürgermeister Hubert und Frau Angelika zur Eröffnung nach Stralsund eingeladen worden. Für die Ausstellung in Stralsund hatte außerdem Hotelier Horst Ahlf einen Störkopf und Aufnahmen vom Störfang und der Kaviarproduktion im alten Osten zur Verfügung gestellt.
Repro: B�lsche
Mehr zum Thema steht in unserer Rubrik GESCHICHTE und auf der Website des SFV "Oste", dessen Vorsitzender Wolfgang Schütz kürzlich zu einer stark beachteten Veranstaltung zum Thema Stör eingeladen hatte. Detaillierte Informationen zur Ausrottung des Oste-Störs stehen auch in dem kürzlich erschienenen Heimatkunde-Bestseller "Die Oste", von dem letzte Exemplare noch in der Center-Buchhandlung in Hemmoor erhältlich sind.


Sportfischer

Professor analysierte
"Stör-Fall" in der Oste


Professor Rosenthal, SFV-Vorsitzender Schütz

Dem Vorsitzenden des Sportfischervereins "Oste" e. V., Wolfgang Schütz, war es gelungen, eine international angesehene Koryphäe auf dem Gebiet der Fischkunde nach Osten zu holen. Jetzt sprach der Ichthyologe Prof. Dr. Dr. h.c. Harald Rosenthal in der Festhalle vor geladenen Mitgliedern des SFV über internationale Anstrengungen zum Schutz der Störe. Thema des Vortrages: "Der Stör-Fall an unseren Küsten - Natur, Kultur, Schutz". Rosenthal ist Präsident der Weltgesellschaft zum Schutz der Störe (Website hier).


Aufmerksame Zuhörer in der Festhalle

Veranstalter des Vortrages war die vom SFV federführend betreute Oste- Pachtgemeinschaft, die wiederum der deutschen Dachgesellschaft der Störschützer angehört.

Der Stör war bis vor ca. 90 Jahren massenhaft auch in der Oste heimisch. Ostener Störfischer versorgten Hamburg mit Störfleisch und Kaviar. Dann wurde der Stör in den heimischen Gewässern u. a. durch Überfischung ausgerottet. Ausführlicher Bericht in der NEZ. Siehe auch Website der SFV "Oste".


Artenschutz

Vortrag über den Fisch, der
Osten den Kaviar lieferte


Störfang in Osten Anfang des 20. Jahrhunderts

Dezember 2003. Dem Vorsitzenden des Sportfischervereins "Oste" e. V., Wolfgang Schütz, ist es gelungen, eine international angesehene Koryphäe auf dem Gebiet der Fischkunde nach Osten zu holen. Am Sonntag, 15. Februar 2004, 10 Uhr, wird der Ichthyologe Prof. Dr. Dr. h.c. Harald Rosenthal (em. Universität Kiel) über internationale Anstrengungen zum Schutz der Störe sprechen (Tagungsort wird noch mitgeteilt). Thema des Vortrages: "Der Stör-Fall an unseren Küsten - Natur, Kultur, Schutz". Rosenthal (Foto) ist Präsident der Weltgesellschaft zum Schutz der Störe (Website hier). Veranstalter des Vortrages ist die vom SFV federführend betreute Oste- Pachtgemeinschaft, die wiederum der deutschen Dachgesellschaft der Störschützer angehört.

Der Stör war bis vor ca. 90 Jahren massenhaft auch in der Oste heimisch. Ostener Störfischer versorgten Hamburg mit Störfleisch und Kaviar. Dann wurde der Stör in den heimischen Gewässern u. a. durch Überfischung ausgerottet. Mehr über den Stör auf der Website des SFV "Oste".


Fischerei

Ostener Bürgermeister
reiste zur Stör-Ausstellung

Ostens Bürgermeister Carsten Hubert war dabei, als am 13. April im Deutschen Meeresmuseum in Stralsund eine grosse Ausstellung zum Thema Stör eröffnet wurde. Zu dieser Sonderschau hat Osten einige Leihgaben aus der Zeit beigesteuert, als Osten die Hamburger in großem Stil mit Kaviar belieferte, unter anderem ein Störnetz aus dem Heimatmuseum sowie einen präparierten Stör und Fotos aus dem Besitz des Hoteliers Horst Ahlf (siehe oben). Mehr über die Stralsunder Stör-Ausstellung steht hier.
 
 

Die seltenen historischen Fotos (siehe verkleinerte Kopien oben) können im Großformat hier betrachtet werden. Über den Stör- und Kaviarhandel im einstigen Osten informiert eine Website "Bald wieder Kaviar aus der Oste?", die auch zum Stör-Kapitel aus der Ostener Heimatchronik führt. Über Bemühungen zur Wiederansiedlung des Störs berichtet der SFV "Oste" e. V. auf einer speziellen Website.


Ökologie

Stör gefangen - bald
Kaviar aus Osten?

Nachdem vor einiger Zeit der Atlantische Lachs wieder in der Oste aufgetaucht war, hat der Hemmoorer Angler Lutz Prill jetzt einen Stör gefangen. Der verschollen geglaubte Fisch weckt Erinnerungen an eine Zeit, in der Ostener Störfilet und Ostener Kaviar unter Hamburger Feinschmeckern einen guten Ruf genossen. Kehrt der Stör zurück in die Oste? Oder hat es sich um einen Zufallsfund gehandelt? Mehr zum Thema auf dieser Seite.



 
 
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