Wir an
der Oste

Eröffnungsrede von Gerald Tielebörger
beim 6. Tag der Oste am 7. 3. 2009

Wortkarg, etwas befremdet, auch amüsiert betrachtet Bauer Peters an diesem Neujahrsmorgen das Treiben dieser sonderbaren Menschen am Ufer seines Baches, den er 'Osste' nennt. Auch an diesem Morgen schaute er wie wohl an jedem Morgen nach Hof, Vieh und Bach. Die Menschen kamen früh, zu einer Zeit wo andere sich gerade ihren Neujahrskater vertreiben. Schon sonderbar. Sie tragen Zylinder auf den Köpfen und Papierschiffchen in den Händen. Und die werfen sie auch noch, Reden schwingend und Fotos machend, einfach so in die Quelle seines Baches. Das Jahr der Oste sei nun eröffnet, erklären die mit den Zylindern. Erzählen ihm etwas abgehoben von der Mächtigkeit und Bedeutsamkeit, die sein kleiner Bach dort oben bei ihnen zu Hause hätte. 'Nun gut', erwidert er, 'das mag ja so sein. Aber wenn ich mit meinen Füssen in die Oste steige, und sie nur ein wenig anwinkle, habt ihr da oben kein Wasser mehr. Und was feiert ihr dann?'

Eine schöne Anekdote vom Anfang von Fluss und Jahr. Eine von so vielen Geschichten aus dem Jahr der Oste. Eine vom ersten Menschen im Osteland - von einem von uns. Ein ander von uns kommt aus Estorf. Peter Wortmann, Lehrer an der dortigen Grundschule erfindet und erarbeitet seit Jahren mit stoischer Begeisterung ein Projekt nach dem anderen, viele davon mit einem Bezug zur Heimat. Kein Monat vergeht, ohne daß man etwas von ihm gehört hat. Und heute sind wir fast bei ihm zu Hause, hier in Hagenah, gelegen in der der SG Oldendorf. Gute Mitmenschen haben sie hier, Bürgermeister Thomas Scharbatke. Ich begrüße sie als unseren Gastgeber herzlich bei uns.

Wenn wir Bauer Peters geografisch als den ersten Osteländer ansehen, dann ist der wohl letzte Gerd Tielke. Sein Job ist es, die Wache am Ostesperrwerk zu halten. Und dafür zu sorgen, daß es auch schliesst, wenn die Wasser der Elbe immer wieder, immer schneller und immer höher an seine Tore hämmern. Bollwerk für das Land dahinter, welches auf lange Sicht so kaum zu halten sein wird.


Staatssekretär Ferlemann (l.), Ehrengäste

Ein Stück weiter Richtung See liegt unsere Kreisstadt Cuxhaven, dort wo Schiffe gehn und immer mehr Winde wehn. Auch von dort haben wir heute einen Gast. Zum ersten Mal bei uns, und darüber freuen wir uns sehr. Willkommen, Enak Ferlemann, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und unser Vertreter in Berlin.

Einer von uns möchte an einer besonderen Stelle im Osteland ein Zeichen setzen. Die NEZ nennt ihn ein 'politisches Schwergewicht der Börde Lamstedt'. Cord-Johann Otten ist Bürgermeister in Hollnseth und sein Wille ist es, das Dreiländereck der Landkreise Rotenburg, Stade und Cuxhaven entsprechend zu markieren. Recht hat er damit, und wir wünschen ihm gutes Gelingen. Vom politischen Dreiländereck zu den politische Köpfen der drei Länder ist es nicht weit gedacht. Beständig wie die Tide der unteren Oste finden sie sich jedes Jahr wieder bei uns ein. Sie erweisen als Schirmherren dieser Veranstaltung uns, aber vor allem unseren Preisträgern ihre Ehre. Vielen Dank und willkommen, Herr Michael Roesberg, Landrat in Stade, Herr Volker Feldmann, stv. Landrat in Cuxhaven und Herr Reinhard Brünjes, stv. Landrat in Rotenburg.

Einer von uns war schon lange vor der AGO ein ganz besonderer von uns. Nicht von hier, am Ende des Krieges zu uns vertrieben, erarbeitete er sich das, was wir Heimat nennen, hart. Seine Tugenden waren Pflicht, Ehrlichkeit und Beständigkeit. Tugenden, die sowohl heute als auch gestern bei uns einen hohen Wert darstellen. Schnell wurde er so einer von uns. Er war einer der ersten, der sich für unsere Ideen interessierte und diese für gut befand. Gerade einmal, als wir drei Dutzend Mitglieder zählten trat er, schon geschwächt durch Krankheit, der AGO bei. Vor drei Wochen ist er gestorben. Sein Name war Siegfried Wichmann, Ehrenbürgermeister in Osten und Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande und ein wahrer Freund des Ostelandes. Ihm zu Ehren, meine Damen und Herren Bürgermeister, möchte ich sie alle in seinem Namen hier bei uns begrüßen. Herzlich Willkommen.

Ein besonderer Gruß gilt unseren Sponsoren. Was wäre dieser Morgen ohne ihr besonderes Engagement? Sie sind es, die diesen Morgen zu dem besonderen machen,der er ist. Meinen und unseren aufrichtigen Dank dafür. Und was wäre dieser spätwinterliche Morgen ohne eine feine Musik? Diese geniessen wir bereits im 6. Jahr. Letztes Jahr in grosser Besetzung machten sie den Ball der Oste zu einer Gala. Danke und willkommen, Jazzduo & friends.

Was liegt näher, als das blaue Band der der Oste mit einem 'Blauen Netz Oste' zu überspannen? An diesem Fluss wirken so viele in unserem Sinne, jeder auf seine Weise, aber alle mit direktem Bezug zum Fluss. Seien es Angler, Kanuten, Segler, Naturschützer, Wissenschaftler oder Künstler. Dieses Potential derer, die mit dem Fluss 'auf du und du sind' gilt es zu nutzen, zu vernetzen und zu entwickeln. Unser Freund Bernd Jürgens, einer der Väter der Arbeitsgemeinschaft Osteland, hat sich für unser neues Projekt begeistert. Er verantwortet diesen Arbeitskreis. Sie haben Ideen? Lassen sie uns diese nutzen. Sprechen sie ihn an. Er ist bei uns, heute morgen.

Und was liegt näher, als Nachbarn, die einander kaum kennen, genau so zu vernetzen? Bedingt durch unsere politischen Grenzen erfahren wir nichts oder nur wenig von dem, was nebenan im anderen Kreis geschieht. Hierauf zielt unsere Initiative 'Wir an der Oste'. Nehmen wir pro Jahr zwei Gemeinschaften, eine an der oberen, eine an der unteren Oste, und verbandeln wir diese. Ein Jahr lang intensiver Austausch und Besuch. Eine Idee, die schnell Früchte trägt. Bereits jetzt haben die für dieses Jahr auserkorenen Samtgemeinden Selsingen und Am Dobrock diese Idee aufgegriffen und entwickelt. Ein Erfolg in dem ständigen Ringen um Gemeinschaft und Harmonie in unserem Osteland. Denn  die gelebte innere Harmonie und gefestigte Gemeinschaft ist wie ein Diamant. Nur was nach innen fest, klar und homogen ist, kann nach aussen strahlen.

Apropos Diamant. Dazu fällt mir eine von uns ein. Eine, die uns mit ihrer Lyrik seit langem immer wieder aufs neue begeistert. Unsere Freundin Elke Loewe. Natürlich hatten wir sie wie jedes Jahr auch dieses Mal wieder zu uns eingeladen. Leider kann sie heute nicht bei uns sein. Aber sie hat mir in einer nächtlichen Mail einen Gruß an sie mal eben so aus dem Ärmel geschüttelt. Es war eine von den ganz kalten Nächten im Februar, und ihr Gruß handelt - na, von wem wohl?  Von unserem eisstarrenden Fluss. Bevor ich dieses schöne Geschenk an sie weitergebe, wünsche ich ihnen wie immer Kurzweil, Freude und feinen Fisch.

schlafoste

will ich auf meinen deich hingehn
und nach ihrem treibeis sehn,
steht die oste mucksmausstill,
weil sie nicht mehr tiden will.
sag ich, oste, lauf mal zu,
sagt sie, ach, lass mich in ruh.
immer muss ich auf und ab
wie der mond im gleichen trab,
herrlich ruht´s sich unterm eise,
nur ganz unten fließ ich leise.
sag ich, oste, ist okay,
schlaf nur weiter unterm schnee.

Dankeschön.


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