Peter Wortmann

Meine Stellungnahme zum Bau der A22 durch die Gemeinden Oldendorf und Estorf

Ich wohne direkt am Landschaftsschutzgebiet des Oberlaufs des Gräpler Mühlengrabens. Meine Wander- und Radwege laufen zumeist entlang der Trassenführung der geplanten Autobahn. Mein Dienstweg zur Grundschule in 21727 Estorf wird zerschnitten von der Variante 415 und so bin ich ein Bürger, der berechtigte Einwände gegen die Abschnitte 415, 416, 425, 428 und folgende machen kann.

Meine Familie (und damit auch ich) ist betroffen von Lärm und Abgasen in ca. 300 m Entfernung. Wir haben Bekannte, die 800 m entfernt von einer Autobahn wohnen und durch diese massiv gestört werden. Auch an meiner Arbeitsstätte werden Kollegen und Schüler durch den Lärm empfindlich gestört. Die ständig zunehmende Lärmbelastung ist nicht nur verantwortlich für Hörschäden sondern auch für eine Vielzahl von Gefäßerkrankungen. Dass Stoffe aus Abgas und Abrieb zu gesundheitlichen Schäden führen steht außer Zweifel. Wie sind extra aufs Land gezogen, um dieser Belastung zu entgehen.

Auch für den Fremdenverkehr wird sich die A 22 negativ auswirken. Ich bin Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für Kultur- und Naturtouristik Himmelpforten-Oldendorf. Dort setze ich mich für den 2sanften� Rad- und Wassertourismus ein. Der AG Osteland ist es innerhalb kürzester Zeit gelungen, die Schönheit der Ostelandschaft in den Mittelpunkt einer beginnenden Tourismusentwicklung zu stellen. Der wunderschöne und einzigartige Landstrich an der Oste (von Elm bis Burweg) gilt als ausgewiesenes Erholungsgebiet. Durch die Autobahn wird diese Landschaft zerschnitten und weithin durch Lärm gestört. Die gerade erst eingerichteten Fahrradwege �Niedersächsische Milchstraße� und �Deutsche Fährstraße� würden ihre Attraktivität verlieren. Der wiederaufgenommene Fahrgastverkehr mit der MOCAMBO zwischen neuem Natureum-Anleger und dem Hafen der Stadt Bremervörde endet dann an der Autobahnbrücke! Gerade erst wurde mit großem finanziellem Aufwand die Durchfahrt des MOOREXPRESS bis zu Bremer Hauptbahnhof realisiert. Von Bremeröde aus müssten die Reisegäste dann bis nach Behrste oder Kranenburg laufen, um auf das Fahrgastschiff zu gelangen.

Eine höhere Brücke würde in unserer flachen Flusslandschaft fast wie ein Berg wirken.

Im Zuge der Oste-Deicherhöhung sind wertvolle zum Teil geschützte Biotope zerstört worden. Durch zeitnahe Ausgleichsmaßnahmen konnte ein Teil des damit einhergehenden Artenverlustes verhindert werden. Gerade wurde bei Gräpel ein Überschwemmungsgebiet mit einer ganzen Reihe von zusätzlichen Gewässern geschaffen, die in der ruhigen Landschaft seltenen Wasservögeln zuflucht bieten könnte.

Die in unmittelbarer Nähe vorbeigeführte Autobahn macht diesen Ansatz zunichte!

Es ist weder aus ökologischer noch aus wirtschaftlicher Sicht zu rechtfertigen, diese Ausgleichsmaßnahmen, die mit hohem finanziellen und hohem fachlichen Aufwand  umgesetzt wurden, ad absurdum zu führen, indem Flächen, die sich gerade langsam zu naturnahen, wertvollen Lebensräumen entwickeln, erneut zerstört werden.

Die Oste ist, besonders im Abschnitt zwischen Elm und Burweg, ein besonders wertvolles, nicht überformtes Gewässer mit natürlichen Uferrandstreifen, das vielen seltenen Tieren einen Lebensraum bietet. Das Gebiet ist in weiten Bereichen, besonders zwischen Gräpel und Burweg, als für den Naturschutz wertvoller Bereich und als überregional bedeutsames Gebiet für Brut- und Gastvögel gekennzeichnet. (nach NLWKN 2005). Die wertvollen Biotopstrukturen und die damit einhergehende Artenvielfalt lassen sich nur erhalten, wenn das Areal die bisherige Größe behält und unzerschnitten bleibt. Aufteilung der Biotope in vereinzelte Inseln führt zur Abwanderung bis hin zum irreversiblen
Verlust der Arten.

Als Argument für die Autobahn wird oft angeführt, dass einheimische Betriebe auch Orte in anderen Regionen(z. B. in Schleswig-Holstein) bedienen könnten. Die Autobahn ist jedoch keine Einbahnstraße! Ebenso werden Betriebe aus anderen Bundesländern und europäischen Staaten ihre Produkte  hierher bringen.

Hauptsächlich wird unsere Region jedoch einfach nur benutzt werden, um Güter durch sie hindurchzutransportieren, da es sich bei der A 22 um eine Transitstrecke zwischen den Niederlanden und Nordosteuropa handelt.

Langfristig werden von der A 20 / A 22 nur wenige Menschen und möglicherweise einige Großkonzerne profitieren, die sich in Reichweite der Autobahn befinden. Unsere ländliche Region wird dauerhaft Schaden erleiden, insbesondere das Gros der kleinen und mittelständischen Betriebe, die uns Arbeitsplätze bieten und unseren Kindern Ausbildungsstellen.

In der Landwirtschaft wird wertvolle Nutzfläche durch  Versiegelung verloren gehen. Zusammenhängende Flächen werden getrennt, dadurch müssen längere Wege zu den Wirtschaftsflächen in Kauf genommen werden. Außerdem kommt es zu Belastungen autobahnnaher Flächen mit Schadstoffen. Hofbesitzer müssen eventuell mit dem Wegfall von Nebeneinkünften (Ferien auf dem Bauernhof; Hofladen) rechnen.

Unsere Gemeinde Oldendorf kann sich im Wesentlichen nur gen Norden ausdehnen. Die Varianten 415, 416 und 426 verhindern das.

Das Planungsgebiet der Nachbargemeinden ist u. a. durch Streusiedlungen und Einzelgehöfte gekennzeichnet. Die Abtrennung von der Muttergemeinde führt zu einer starken Beeinträchtigung der dort lebenden Bevölkerung.

Umwege müssen übrigens auch Schulbusse machen, die Einzelgehöfte und Streusiedlungen bedienen. Viele Schüler aus den Randgebieten des Landkreises nehmen schon jetzt Fahrzeiten von bis zu einer Stunde auf sich. Eine weitere Verschlechterung der Schulbusanbindungen wäre
besonders für die jüngeren Kinder unzumutbar.

Oldendorf, den 2. April 2006

Peter Wortmann
 
 
 

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