Heimatgeschichte
auf Wertpapieren

Kanalverband zur Entwässerung des Sietlandes im Lande Hadeln, Otterndorf      
4 % Obl. 1.000 Thaler 1.4.1852, #16

Das historische Land Hadeln, gelegen am linksseitigen Elbufer zwischen Cuxhaven und der Ostemündung im Land Niedersachsen, ist eine im Mittelalter entstandene Bauernrepublik. Sie kam im 13. Jh. an das Herzogtum Sachsen-Lauenburg und nach dessen Auflösung 1689-1731 an Kurhannover. Es handelt sich um eine Tieflandbucht zwischen Otterndorf und Bederkesa, der Hohen Lieth und Lamstedt. Zahlreiche Seen und Moore brachten dem Sietland viel Wasser, und die Grundherren und Siedler erkannten die völlig unzureichende Entwässerung eines mehr als 48.000 ha großen Niederungsgebietes. Nach mehreren Plänen für einen Kanal kam es 1832, nachdem sich die Königlich-Hannoversche Landdrostei in Stade eingeschaltet hatte zu einem Entwurf, der auch gutgeheißen wurde. Die Lösung bestand aus einem sogenannten Randkanal, der die Zuflüsse aus dem Bederkesaer See, dem Flögelner See und dem Stinstedter See gänzlich von dem tiefer gelegenen Land abschließen sollte. Der Kostenvoranschlag sah für sämtliche Erdarbeiten und 7 Brücken rd. 198.000 Reichsadler vor. Die Vorbereitungen für den Bau zogen sich noch rd. 20 Jahre hin, die Finanzierung gestaltete sich schwierig. Beim Beginn der Bauarbeiten war man bei Kosten von 500.000 Reichstagen. Bedeutendster Teilbetrag war die Anleihe der Kanalinteressenten über 270.000 Reichsadler. Die Königliche Regierung schoss 108.000 Reichsadler zu. Nach Sicherung der Finanzierung begannen die Bauarbeiten unter der Leitung des Wasserbauinspektors Ernst von der Wasserbau-Inspektion Neuhaus an der Oste im Mai 1852. Die Gesamtlänge des Kanals erreichte schließlich 33,6 km. Die Kanalschleuse in Otterndorf wurde 1853 fertig. Am 18.1.1855 wurde der Hadelner Kanal offiziell in Betrieb genommen. Mit Ablauf des Jahres 1854 war die durchgehende Schifffahrt zwischen Otterndorf und Bederkesa möglich. Erst mit Inkrafttreten des Niedersächsischen Wassergesetzes vom 15.7.1960 gingen Eigentum und Unterhaltung des Hadelner Kanals auf das Land Niedersachsen über, nachdem der 1838 gegründete Hadelner Kanalverband aufgelöst worden war. Zinsen wurden bis 1895 gezahlt, mit größter Wahrscheinlichkeit ist die Obligation dann getilgt worden. Ein sehr interessantes Stück zur norddeutschen Regionalgeschichte. 16 Stücke sind bekannt geworden. Doppelblatt, mit Kupons.

Erdoel- und Kali-Bohrgesellschaft "Westersode", Westersode   
Anteil-Schein 20.9.1905. Gründeranteil (Auflage 1000), #528

Gründung 1905 durch ein Unternehmen aus Halle a. S., welches sich als Bedingung der Konzession gegenüber der Gemeinde Westersode im Regierungsbezirk Stade verpflichtete, innerhalb von drei Monaten eine gewisse Anzahl von Bohrtürmen in der Feldmark zu erbauen (der schon 1083 erstmals erwähnte Ort Westersode ging 1968 in der Samtgemeinde Hemmoor auf). Schon 1862 waren Experten der kgl. Hannoverschen Regierung in den Gemarkungen Warstade, Hemmoor und Westersode auf ein mächtiges Kreidevorkommen gestoßen, das die Basis für die "Portland Cementfabrik Hemmoor" bildete, die damals mit 2.000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber der Region war und erst 1982 stillgelegt wurde. Nachdem Erdöl häufig in der Nähe von Kreidevorkommen zu finden ist, brach in Westersode das Ölfieber aus und man interessierte ein Unternehmen aus Halle für Probebohrungen. Die Bohrgesellschaft brachte in Westersode zwei Bohrungen bis 400 m Teufe nieder, u.a. auf dem Grundstück des Gemeindevorstehers Johann Stüve. Auf Öl oder Kali stieß man dabei nicht, wohl aber auf Steinsalz, dessen Förderung aber nicht wirtschaftlich war, weil die nahe gelegene Saline Stade (bis 2003 als AKZO Nobel Salz GmbH in Betrieb) den Markt schon seit 1872 versorgte. Immerhin ist mit diesem Anteilschein aber die einzige Bohrung in der Unterelbe-Region belegt, die überhaupt auf irgend etwas fündig wurde. Weitere 9 Kalibohrgesellschaften, die wir kennen, fingen erst gar nicht an zu bohren oder wurden nicht fündig. Breite Umrahmung im Historismus-Stil, Originalunterschriften. Nur 3 Stück sind uns bekannt. Ausführliche Firmengeschichte (recherchiert von Claus Müller) dabei.

Quelle: Katalog zur XXIV. Hamburger Auktion des Hanseatischen Sammwlkontors für historische Wertpapiere am 25. 8. 2007, 10 bis 20 Uhr, im Elysee-Hotel, Hamburg-Dammtor.

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