Dr. Klaus Volland:

Positionspapier für die 
Bremervörder Bürgerinitiative 
�Rettet das Alt!�

Wieder soll ein Stück schönes altes Bremervörde dem Erdboden gleich gemacht werden: Gegen den Willen von tausenden Bürgern, die ihre Unterschrift gegeben, ihre Meinung durch Leserbriefe bekundet haben oder in der BI �Rettet das Alt� mitwirken, soll die Kultkneipe �Alt Bremervörde� abgerissen werden. 

Die Gaststätte wird voraussichtlich im Oktober im früheren �Deutschen Haus� unter Verwendung von Teilen ihrer Inneneinrichtung und unter ihrem bisherigen Namen weitergeführt werden � aber das �Alt� wäre nicht mehr das �Alt�!

Die Firma Bünting plant, im Rahmen eines riesigen neuen Famila-Markts an die Stelle der Kultkneipe einen Backshop zu setzen, der �Alt Bremervörde� heißen soll. Teile des abgerissenen Alt-Gebäudes sollen � wohl nach den Vorstellungen eines zweiten von Bünting beauftragten Architekten - in die Fassade des Neubaus eingesetzt werden. Zudem soll die Außengestalt des neuen Gebäudes ähnlich wie beim bisherigen Familagebäude in der Marktstraße historisierende architektonische Elemente aufweisen, die wie die Attrappen eines Potemkinschen Dorfes wirken. Diese Gestaltungsabsichten können nur als zynisch empfunden werden.

Auch andere schöne, gut erhaltene Gebäude in der Hagenahstraße sollen dem Famila-Koloss zum Opfer fallen.

Mit der Errichtung des neuen �Vollsortimentermarkts� der Firma Bünting wird die Gesichtslosigkeit der Stadt Bremervörde fortgeschrieben: Meyerhoff, Famila, Fachmarktzentrum: Warenhausklotz wird an Warenhausklotz gesetzt, die Menschen werden auf das bloße Konsumieren reduziert, die Gesellschaft hat sich dem Profitstreben weniger Mächtiger unterzuordnen.

Was spricht für den Erhalt des Alts?

Im Rahmenplan von Bremervörde wird das Alt als stadtbildprägendes Gebäude eingestuft - die Denkmalschutzbehörde muss vor seinem Abriss gefragt werden.

Es handelt sich um ein solide gebautes, ansehnliches Klinkergebäude � notwendige Renovierungsmaßnahmen (sanitäre Anlagen, Brandschutz, Behindertengerechtheit) sind durchaus machbar und finanzierbar.

Offizielles Leitbild der Stadt Bremervörde ist es, eine �städtebaulich verträgliche, nachhaltige Standortentwicklung� zu betreiben und im Bereich des Sanierungsprojekts �Innenstadt Süd� möglichst viel historische Bausubstanz wieder sichtbar zu machen und zu erhalten.

Der Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung hat Anfang April kein �grünes Licht� (BZ) für den Famila-Neubau gegeben, sondern allenfalls gelbes Licht. Die Bremervörder Politik sollte souverän bleiben und auf Investorenwünsche nicht willfährig reagieren � am Beispiel von Gnarrenburg ist zu sehen, wie das geht!

Das Alt-Gebäude eignet sich z. B. als Mehrgenerationenhaus: als Veranstaltungsort von Vereinen, Begegnungsort von Jung und Alt, Sitz von sozialen Einrichtungen (Beispiele: der Koopmannshof in Oerel oder das vom DRK betriebene Mehrgenerationenhaus in Zeven). Das Gebäude des bisherigen Alts könnte den anspielungsreichen Namen �Salomon� tragen.

�Famila� sollte am Großen Platz bleiben: Dort herrscht übrigens zumindest die Woche über wenig Betrieb, im Tier- und Drogeriemarkt sogar gähnende Leere. Das spricht nicht für einen großen Bedarf!

Die massiv anwachsenden Verkehrs- und Lärmbelastungen in der Bremer und Alten Straße durch den Zu- und Abfahrverkehr am neuen Familamarkt würden vermieden, wenn dieser dort nicht gebaut würde. Ebenso wäre der geplante aufwändige Bau eines unterirdischen Parkhauses nicht mehr notwendig.

Zur Sanierung und Neugestaltung des Geländes zwischen der Alten und der Hagenahstraße sind von den Planern in der Vergangenheit verschiedene Varianten erarbeitet worden. Von einem riesigen Supermarkt war lange Zeit nicht die Rede. Möglich wären in diesem Bereich Grün in der Stadt, ein wiedererweckter Wasserlauf, zentrumsnahen Wohnen, Wohnraumverdichtung, attraktive, nicht überdimensioniert gestaltete Geschäfte.

Rettet das Alt! Jung und Alt, Alt und Neu, miteinander - nicht gegeneinander!

Bremervörde, 5. Juni 2013
 
 


 
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