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Die Deutsche Fährstraße

Leseprobe aus: Brigitte Jäger-Dabeck, "Unterelbe. Ein Reise und Lesebuch für das Land am Strom", 296 Seiten, 206 Abbildungen; Edition Temmen, 16,90 Euro.

Es gibt sie doch, die übergreifenden Initiativen, die beide Elbufer miteinander verbinden. Das Projekt »Deutsche Fährstraße« ist so ein Vorhaben.

Die Deutsche Fährstraße ist die jüngste deutsche Ferienstraße; sie verbindet Schleswig-Holstein mit Niedersachsen. Auf rund 250 Kilometern Länge geht es von Kiel am Nord-Ostsee-Kanal entlang nach Brunsbüttel und dann an der Elbe entlang nach Glückstadt. Nach Wischhafen wird mit der Elbefahre übergesetzt, und weiter geht es durchs Kehdinger Moor an die Oste, deren Lauf man bis nach Bremervörde folgt.

Im Verlaufe dieser Route lernt man aus eigener Erfahrung so ziemlich alles über Wasserüberquerungen und die damit verbundenen Schwierigkeiten: 30 Fähren benutzt man, von der stark motorisierten Elbefähre bis zum Ruderkahn, 20 Brücken überquert man, 12 Schleusen und drei Sperrwerke kann man sich ansehen.

Dabei erlebt man die vielfältigsten Landschaften, angefangen mit dem Ostseeausläufer Kieler Förde über die künstliche Wasserstraße Nord-Ostsee-Kanal. Durchs grüne Land fahren fast zum Greifen nah Frachtschiffe, die uns versorgen, und Traumschiffe, die unsere Sehnsüchte mitnehmen. Man sieht die gewaltigen Kanalschleusen in Kiel-Holtenau und Brunsbüttel und fragt sich, wie um alles in der Welt man einen Koloss von Schiff auf den Zentimeter genau in so eine Schleusenkammer manövrieren kann, und sieht dann, wenn die Tore geschlossen sind und das Wasser einströmt, an den Beulen, dass das eben nicht immer klappt. Das Kanalmuseum direkt an der Schleuse informiert über Bau und Betrieb der Wasserstraße.

Man sieht die Unterelbe jenseits der Brunsbütteler Schleusen, die oft mit kurzen, steilen Wellen verdeutlicht, wie nahe man hier schon am Meer ist.

Nach der Elbüberquerung lernt man das niedersächsische Land zwischen Marsch und Moor kennen, durchquert das Kehdinger Moor auf schwingenden Straßen, die auf dem Untergrund zu schwimmen scheinen. Dann geht es an der Oste entlang.

Überall lernt man die vielfältigen Möglichkeiten kennen, einen Fluss zu überqueren, macht sich in acht Museen kundig, wie mühsam und gefährlich sich das in früheren Jahrhunderten gestaltete, und wie oft es im Winter bei Sturm und Eisgang sogar unmöglich war.

Zentrum des Projektes »Deutsche Fährstraße« sind die beiden einzigen deutschen Schwebefähren in Rendsburg und Osten. Genauso reizvoll aber ist es, sich in Brobergen mit der Motor-Prahmfähre übersetzen zu lassen und in Gräpel dann Fährmann und Gastwirt Helmut Plate ein »Fährmann hol över« zuzurufen. Zum anderen Osteufer übersetzen lässt man sich diesmal allerdings von einer Prahmfähre, die zwar genauso an einem Stahlseil gleitet wie die Brobergener, aber selbst keinen Motor hat und neben der Tideströmung auf die Handarbeit des Fährmanns angewiesen ist.

Viele Orte am Rande dieser Route blühten erst auf, als eine Fährverbindung zum anderen Ufer möglich wurde; nirgends wird das so deutlich wie an der Oste, die Lebensader der Region war und als Schifffahrtsstraße den Handel ermöglichte. Geversdorf erlebte seinen Aufschwung durch den Handel zwischen Kehdingen und Hadeln, genau wie Oberndorf. Hechthausen profitierte vom Verkehr zwischen Cuxhaven und Hamburg über Stade, Osten wurde ausgesprochen reich.

Einst gab es an der Oste 27 Fähren, die nördlichste am Neuhäuser Deich, die südlichste bei den Elmer Bergen kurz vor Bremervörde. Die Vielfalt macht diese Route so reizvoll, da gibt es technische Wunderwerke zu bestaunen, vergessene Landschaften zu entdecken und maritime Romantik zu erleben.


www.deutsche-faehrstrasse.de


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