Stader Tageblatt, 28. 3. 2006


Vom Dornröschen
zum Superstar

AG Osteland verleiht den �Goldenen Hecht�

Bis vor wenigen Jahren war die Oste für die Bewohner des Elbe-Weser-Dreiecks ein Fluss wie so viele andere � kaum beachtet, und von touristischer Attraktivität konnte kaum eine Rede sein. Das zu ändern und die Oste aus ihrem Dornröschenschlaf aufzuwecken � dem hat sich die AG Osteland verschrieben und konnte nun schon zum zweiten Mal seit 2005 am Tag der Oste den als �Oste-Oscar� titulierten �Goldenen Hecht� verleihen.

Die AG Osteland versteht sich dabei, wie es der erste Vorsitzende Gerald Tieleböger bei der Preisverleihung vergangenen Sonntag im Oste-Hotel ausdrückte, als eine Lobby für den Fluss. �Es ist an der Zeit, unseren schönen Fluss so in Wert zu stellen, wie es ihm allemal gebührt.� Dabei zeigte sich, dass die Arbeit der vergangenen Jahre schon Früchte trägt. �Vom schlafenden Dornröschen ist die Oste zum touristischen Superstar geworden�, resümierte der zweite Vorsitzende Jochen Bölsche das vergangene Jahr für den Verein.

Ein neues Oste-Bewusstsein sei zu spüren � und das nicht zuletzt aufgrund des enormen Anstiegs der Mitgliederzahl: Vor einem Jahr waren es fünfzig, heute sind es 120, darunter Landkreise, Gemeinden, Wirtschaftsunternehmen, Vereine und Einzelmitglieder. Auch die Themenexkursionen hatten sich als Besuchermagnet herausstellen können. So war auch die nächste Veranstaltung �Die Oste � Fluss der Dichter�, wo Neugierige auf den Spuren von Peter Rühmkorf und Walter Kempowski wandeln können, in kürzester Zeit ausgebucht.

Damit es zu all diesen Entwicklungen kommen konnte, hatte es viel Engagement und Ideenreichtum gebraucht, die Oste mit den Menschen und Kulturen an ihren Ufern zu dem zu machen, was sie heute ist. �Es sind großartige Ideen in diesem Zusammenhang geboren worden.� würdigte Bürgermeister Eduard Gummich diese Arbeit und verwies auf die Einbeziehung der deutschen Fährstraße, die von Bremervörde bis nach Kiel reicht, sowie auf die zahlreichen Fahrrad-Thementouren entlang der Oste.
In Anwesenheit vieler Mitglieder der AG Osteland, Vertreter aus Rat und Verwaltung der Kreise Rotenburg, Stade und Cuxhaven sowie Abgeordneter des Bundestages konnte daher der Osteland-Kulturpreis, �der Goldene Hecht 2006�, verliehen werden.
Dass die Oste medial in Szene gesetzt und bekannt gemacht wurde, war dem Fernsehjournalisten und ARD-Mitarbeiter Jürgen Deppe zu verdanken, der in der Kategorie Medien ausgezeichnet wurde. �Er hat die Seele des Landes am Strom erfasst und einem Millionenpublikum vermittelt�, würdigte Laudator Jochen Bölsche das Engagement Deppes.

Uwe Hildebrandt und Günther Ropers hatten sich um die Erhaltung der Ziegelei Bevern verdient gemacht und konnten dafür den �Goldenen Hecht� für Denkmalschutz in Empfang nehmen. Beide hatten zusammen mit ihren Mitstreiter aus der Ziegelei Pape einen wichtigen Anziehungspunkt für Touristen gemacht.

Den �Goldene Hecht� für Tourismus und Unternehmertum ging an Eibe von Glasow und Caspar Bingemer. Sie sorgten mit dem ältesten motorgetriebenen Schiff Deutschlands für eine touristische Attraktion an der Unteren Oste. Dabei hat die �Mocambo� schon einiges auf dem Buckel: 1872 gebaut war sie schon auf der Hamburger Alster, in Lübeck und in Berlin unterwegs.
Die AG Osteland würdigte daher die aktive Arbeit zur Förderung des Oste-Tourismus, die von Glasow und Bingemer mit ihrer �Mocambo� geleistet hatten.

Ganz �op Platt� ging es in der Kategorie Literatur zu. Der Alfstedter Gymnasiallehrer Hans-Hinrich Kahrs konnte für jahrelanges Bemühen und Engagement um das Plattdeutsche ebenfalls einen �Goldenen Hecht� entgegennehmen. Der Verfasser vieler niederdeutscher Hörspiele und Theaterstücke, sowie eines �Plattdüütsch Lesbook� habe sich dafür eingesetzt, �die Sprache der Heimat an der Oste insbesondere juninsbesondere jungen Menschen nahezubringen�, betonte Renate Wendt vom AK Kultur der AG Osteland in ihrer � natürlich plattdeutschen � Laudatio.

Berthold Polnau und Diedrich Meyn erhielten den �Goldenen Hecht� in der Kategorie Naturschutz und Naturerlebnisse. Die beiden Sportangler hatten sich intensiv für die Bewahrung des Fischbestandes in der Oste eingesetzt und sich darüber hinaus für den Vogelschutz engagiert. Zudem ist es Meyn zu verdanken, dass auf dem Großenwördener Ostedeich mehr als zwei Dutzend selbstschließender Tore für Spaziergänger installiert wurden.In der Kategorie Wissenschaft wurde die Arbeit des promovierten Zeithistorivon Klaus Volland gewürdigt. Seit mehreren Jahrzehnten nun schon erforscht er die Geschichte des einstigen Kriegsgefangenen- und KZ-Ausweichlagers in Sandbostel.

Dabei habe er mit dem Buch �Stalag X B Sandbostel�, mit seiner beharrlichen Arbeit im Verein Dokumentations- und Gedenkstätte Sandbostel sowie mit Wanderausstellungen und Führungen dazu beigetragen, �das Schicksal von rund einer Million Menschen dem Vergessen zu entreißen�, wie Helmut Jungclaus in seiner Laudatio hervorhob.Es bleibt zu hoffen, dass die Arbeit für die Oste in diesem Maße weiter voranschreitet. Zumindest von den Landräten der Kreise Rotenburg und Stadt, Hans-Harald Fitschen und Günter Armonat sowie dem stellvertretenden Landrat des Kreises Cuxhaven, Volker Feldmann, kam ein einstimminges Bekenntnis zur Förderung der �Oste-Kultur�.

Bremervörde aktuell, 29. 3. 2006

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KULTUR

Osteland feiert den
Goldenen Hecht

�Oste-Oscar� für Verdienste um die Flusslandschaft vergeben / Landkreise würdigen Lobby-Arbeit

Bremervörde. �Sie haben sich um die Oste verdient gemacht.� Mit diesen Worte ehrte die Arbeitsgemeinschaft Osteland beim zweiten Tag der Oste in Bremervörde vor 170 geladenen Gästen neun Frauen und Männer aus den Landkreisen Cuxhaven, Stade und Rotenburg mit dem Oste-Kulturpreis �Goldener Hecht�, der mit insgesamt 3.000 Euro dotiert ist. Wem der gemeinnützige Verein, der sich als �Lobby für die Oste� versteht, in diesem Jahr den so genannten �Oste-Oscar� zugedacht hatte, war bis zuletzt geheim gehalten worden.

Der Preis in der Kategorie Medien ging an den ARD-Mitarbeiter Jürgen Deppe für seinen mehrfach gesendeten Fernsehfilm �Die Oste - zwischen Moor und Marsch�. Für ihre Verdienste im Denkmalschutz wurden Uwe Hildebrandt und Günther Ropers von der historischen Ziegelei Pape in Bevern geehrt. Eibe von Glasow aus Oberndorf (Kreis Cuxhaven), Betreiber des Oste-Fahrgastschiffs �Mocambo�, erhielten den Preis in der Gruppe �Tourismus und Unternehmertum�. Für die Förderung des Plattdeutschen wurde der Pädagoge und Schriftsteller Hans-Hinrich Kahrs aus Alfstedt mit dem Literaturpreis geehrt.

Berthold Polnau und Diedrich Meyn von der Angelkameradschaft Großenwörden (Kreis Stade) erhielten den �Goldenen Hecht� für ihre Verdienste um den Naturschutz und die Förderung von Naturerlebnissen durch die Schaffung von Wanderwegen auf der Oste-Deichkrone. Der Preis in der Kategorie Wissenschaft wurde Dr. Klaus Volland zuerkannt, der mit seinen regionalgeschichtlichen Forschungsarbeiten das Schicksal der Kriegsgefangenen im einstigen Lager Sandbostel der Vergessenheit entrissen hat.

Während des Oste-Festes, das unter der Schirmherrschaft der Landräte aus den Anrainer-Kreisen Cuxhaven, Stade und Rotenburg stand, würdigte der Bremervörder Bürgermeister Eduard Gummich die �Erfolgsgeschichte� der 2004 in Osten gegründeten gemeinnützigen AG Osteland, der das Projektmanagement der Deutschen Fährstraße Bremervörde - Kiel obliegt und die mit ihrer Exkursionsreihe �Expeditionen in die Nachbarschaft� dazu beitragen will, dass der längste niedersächsische Elb-Nebenfluss nicht länger als �unbekannter Fluss� gilt.

Auch für die kommenden kündigte die AG Osteland vielfältige Aktivitäten an - von einer Kunstausstellung �Malerische Oste� mit Begleitbuch, für die Kurator Wolf-Dieter Stock und die Schriftstellerin Elke Loewe verantwortlich zeichnen und die von Mai an unter der Schirmherrschaft von Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen in Bremervörde, Neuhaus/Oste und Sittensen gezeigt werden soll, bis hin zur �längsten Kutschfahrt seit Erfindung des Automobils�, auf der das Ehepaar Jürgen und Christine Reimer aus Hechthausen als �Botschafter des Ostelandes� sechs Monate lang in sechs europäischen Ländern für die idyllische Region zwischen Elbe und Weser werben will; Schirmherr ist der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff.

In seinem Festvortrag �Das Jahr an der Oste� berichtete der zweite Vorsitzende Jochen Bölsche (Osten) über Fortschritte in der touristischen Erschließung des Einzugsgebietes der Oste, das mit 1.700 Quadratkilometern größer ist als die Stadtstaaten Hamburg und Berlin zusammen. Sorge bereiteten der demografische Wandel und die extreme Finanznot in Teilen der idyllischen, aber strukturschwachen Region, deren Wirtschaftskraft sich ostdeutschen Verhältnissen nähere. Bölsche forderte daher - analog zum Aufbau Ost - einen �Aufbau Oste�.

Als positiv bewertete Dorothea Altenhofen vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) im Hauptreferat des Tages die Aussichten, für weite Teile des Ostelandes bis 2015 den von der EU geforderten �guten ökologischen Zustand� zu erreichen.

Die Gewässerqualität des Flusses hat dazu beigetragen, dass die Oste unter Sportanglern als �Deutschlands Lachsfluss Nummer eins� gilt.

Im kommenden Jahr soll der Tag der Oste, an dem neben allen vier Bundestagsabgeordneten der Region auch mehr als 20 Bürgermeister teilnahmen, im Landkreis Stade gefeiert werden, wie Vorsitzender Gerald Tielebörger (Hemmoor) ankündigte.

Rotenburger Rundschau, 28. 3. 2006

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Bremervörder Zeitung, 27. 3. 2006



Niederelbe-Zeitung, 27. 3. 2006




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