Wiedereinbürgerung von Lachs
und Meerforelle sowie des
Europäischen Störs in der Oste

Die Artenschutzbemühungen der
Ostepachtgemeinschaft an der Oste

Vortrag von Wolfgang Schütz (Osten) beim
Tag des Fisches 2009 im Natureum Niederelbe


Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Angelfreunde. Ich freue mich sehr, dass ich Ihnen in meiner Eigenschaft als Vorsitzender der Ostepachtgemeinschaft einen Einblick in das Artenschutzprogramm der Sportfischer an der Oste geben darf.

Wir Angler sind nämlich nicht nur Jäger der Fische, sondern in erster Linie fühlen wir uns als Arten �und Naturschützer von bedrohten, verschollenen bzw. ausgestorbenen Fischarten.

Die Ostepachtgemeinschaft, ein Zusammenschluss von 22 Angelvereinen mit 5700 Mitgliedern entlang der Oste, bemüht sich seit vielen Jahren um die Wiedereinbürgerung sowie die Bestandsstützung von Lachs und Meerforelle, der Aalquappe, dem Nordseeschnäpel, dem Stör und natürlich auch dem mittlerweile, aus anglerischer Sicht gesehen, vom Aussterben bedrohten Aal.
Heute möchte ich mich auf zwei Objekte beschränken, nämlich die Wiedereinbürgerung des Lachses und der Meerforelle sowie der Wiedereinbürgerung des vor 100 Jahren ausgestorbenen Europäischen Störs.

Wiedereinbürgerung von Lachs und Meerforelle

Unser Paradestück, liebe Gäste, ist die Wiedereinbürgerung von Lachs- und Meerforelle. Das, was viele tausend Angler entlang unseres Flusses vollbracht haben, kann man schlicht weg als das Wunder an der Oste bezeichnen.

Unser Fluss ist ein Gewässer von ganz besonderer Bedeutung. Er beginnt mit seinen Quellen südlich von Tostedt und schlängelt sich in einer Gesamtlänge von etwa 150 km durch verschiedene Landkreise und mündet schließlich in die Unterelbe.
Im Bereich von Sittensen und Bremervörde gehört er mit seinen Seitenbächen zu den bedeutendsten Fließgewässern in Niedersachsen.
Die landschaftlich reizvolle Osteniederung entspricht dort im Wesentlichen noch einer naturnahen Flussaue, die besonders für den Artenschutz geeignet ist.

Die Oste besitzt eine sehr gute Wasserqualität und weist einen nahezu unbegradigten und deshalb kurvenreichen Verlauf mit Bereichen unterschiedlicher Fließgeschwindigkeiten auf.

Noch bis vor ungefähr 80 Jahren stiegen massenhaft Lachse und Meerforellen die Oste hinauf. Doch nach und nach versickerte der Zustrom der Großsalmoniden. Grund hierfür war die Intensivierung der Landwirtschaft, die Begradigung der Nebenflüsse der Oste und damit zwangsweise der Rückgang der Wasserqualität.

Dieses Übel ist heute in vielen Teilbereichen behoben. Leistungsstarke Klärwerke verhindern eine Verschmutzung der Gewässer, Uferbereiche sind und werden noch renaturiert, sowie eine neue aufgeschlossene Generation von Landwirten,  die beim Düngen genügend Abstand zum Gewässer hält haben viel dazu bei getragen.

Dies wiederum hatte zur Folge, dass die Wasserqualität sich im Laufe der Jahre wieder erholte und nun eine Güte von 2,4 hat.

Nur ein Problem blieb, dies war der Lachs selbst. Ist er erst einmal aus einem Fluss ausgestorben, so bildet sich niemals alleine eine neue Population, auch wenn die Wassergüte noch so gut ist.

Die Könige der Fische sind eigenwillige Tiere. Sie schlüpfen in den Oberläufen der Oste, wachsen langsam heran und wagen sich immer mehr in tiefere Gewässer von wo sie dann mit ca 3 Jahren ins Meer abwandern.
Zwei Jahre später kommen die geschlechtsreifen Lachse mit einem Eigengewicht von ca 5 kg zurück und wollen genau dort, wo sie selber einst geschlüpft sind, ihren Laich ablegen. Diese Rückkehr ist der Höhepunkt einer unglaublichen Reise die oft genug mit dem Tod endet.
Der Zeitpunkt der Rückkehr liegt zwischen November und Januar, da er zur Eiablage kaltes, sauerstoffreiches und schnellfließendes Wasser benötigt.

Hier war und ist immer noch der Ansatzpunkt vieler engagierter Angler. In den achziger Jahren begannen die Idealisten entlang der Oste mehrere Aufzuchtanlagen für Lachs- und Meerforellen zu bauen. Viele hundert Arbeitsstunden waren nötig, bis die ersten Lachs- und Meerforelleneier erbrütet werden konnten.

Erstmals griff der Angler als  Naturschützer in die Natur ein und unterstützte diese indem er importierte Lachseier aus Norwegen holte und sie dann in diesen Brutanlagen erbrütete.

In der Obhut der Angler wuchs der Laich heran. Unter den kritischen Augen der Laichväter wurden die Brutanlagen überwacht, Schimmeleier wurden aussortiert und Jungtiere markiert.

Bei einer Größe von bis zu 5 cm wurden die Setzlinge dann in den Nebenbächen der Oste ausgesetzt. In der Oste selbst wären sie eine Delikatesse für andere Raubfische.

Das Experiment gelang, nach einigen Jahren kehrten die ersten Lachse aus dem Meer zurück und wanderten die Oste hinauf bis zu den Stellen wo sie einst selbst eingesetzt wurden.

Nun hatte man eigene Lachse deren Eier man erbrüten konnte. Die Stückzahl, der beim Elektrofischen gefangenen Lachse,  stieg stetig  an und damit natürlich auch die Anzahl der erbrüteten Eier. So können dann jetzt jährlich bis zu 70.000 Lachs - Brütlinge aus eigener Zucht in die Oste gesetzt werden.

Die anfänglichen Zweifel, hervorgerufen durch kritische Beobachter von außerhalb, konnten nun ausgeräumt werden.  Man musste neidlos anerkennen was die Angler geschafft hatten.

Heute arbeiten mit großem Erfolg zwei Besatzgemeinschaften, die der unteren Oste und die der oberen Oste mit je einem Bruthaus an diesem großartigem Konzept.

In der Zeit von Mitte Oktober bis Anfang März arbeiten täglich mehrere Freiwillige in diesen Anlagen und opfern ihre Freizeit einem einmaligen Projekt.

Alle Mühe und Anstrengungen haben sich gelohnt. Die Oste kann heute auf einen festen Stamm von ungefähr 600 Lachsen blicken und ist damit nachweislich bundesweit anerkannt als der Lachsfluss Nr.1 in Deutschland.

Die Arbeit geht weiter, in den kommenden Jahren gilt es, die Vorraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Lachse und Meerforellen immer weniger Hilfe der Angler brauchen.

In einem ambitionierten Ansatz versuchen die an der Oste versammelten Angler zusammen mit den Gewässerunterhaltungsverbänden und andere Interessierte die Ursachen für die nach wie vor spärliche Vermehrung der Tiere zu beseitigen.

Dies setzt voraus, dass der Fluss weniger Sand transportiert, der aus dem Bach selber aber auch von den Ackerflächen eingespült wird. Nur so wird sich in der Oste und ihren Nebengewässern wieder steiniges Sohlsubstrat ansammeln, das Kies für die Laichplätze bereithält und Verstecke für die Junglachse schafft.
Wichtige Voraussetzungen, um die Tiere sicher über die kritischen ersten Monate zu bringen.

Das Wunder an der Oste ist vollbracht, wobei die Sportfischer dem Wunder auf die Sprünge geholfen haben. Erlauben Sie mir an dieser Stelle eine Bemerkung:

Dies alles geschah und geschieht auch heute noch ausschließlich ohne finanzielle Hilfe des Landes, geschweige denn des Bundes. Hierzu wurden nur private Gelder aus den Mitgliederbeiträgen genutzt.

Wiedereinbürgerung des Europäischen Störs

Unser aktuelles Projekt, welches inzwischen in aller Munde ist, ist die Wiedereinbürgerung des Europäischen Störs.

Der Stör, bis in die 1950er Jahre ein regelmäßig vorkommender, heimischer Fisch in der Oste, war für die damals kleinen Orte entlang des Flusses ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Ursprünglich kam im Einzugsgebiet der Elbe, also auch in der Oste, nur der Europäische Stör vor, in der Fachsprache auch Acipenser sturio genannt.

Dieser gilt seit mehr als 30 Jahren als verschollen, bzw. ausgestorben. Weltweit gibt es nur noch wenige Restpopulationen dieses Urfisches, der Längen bis zu 4 m bei einem Gewicht von bis zu 300 kg erreichen konnte.

Den größten Teil seines Lebens verbrachte dieser Wanderfisch im Meer, nahe von Flussmündungen als Grundfisch.

Mit 7 bis 9 Jahren bei den Männchen und 8 bis 14 Jahren bei den Weibchen werden diese Fische geschlechtsreif und wandern in die Flussmündungen, so geschehen auch in der Oste.

Hier legten sie im Frühsommer in der Strömung über kiesigem Grund rund 2,5 Millionen Eier ab. Der Stör zieht wie der Lachs ins Meer und kommt zum Laichen in seine Heimatflüsse zurück, wo er zwischen Juni und Juli im warmen Wasser seine Eier ablegt, aus denen innerhalb von wenigen Tagen die nur 8 mm kleinen Larven schlüpfen.

Die Laichplätze befinden sich in unmittelbarer Nähe tiefer Kuhlen im Flussbett, so z.B. bei Sethlerhemm, Breitenwich, Klint, Schwarzenhütten, Osten und Großenwörden.

Der dramatische Rückgang der Störpopulation im Bereich der Unterelbe, schon zu Beginn des vorigen Jahrhunderts, ist nach heutiger Einschätzung auf Überfischung durch Wegfang der untermäßigen Tiere, Gewässerausbau und -verschmutzung zurück zu führen, die die angestammten Laichplätze der Tiere vernichtet haben oder die Eier nach der Ablage abtöteten.

Zudem hat die nicht nachhaltige Nutzung durch Überfischung der Elterntiere vor der Vermehrung und der Wegfang der untermäßigen Tiere die Bestände zusätzlich drastisch dezimiert. Eine damalige Änderung im Management brachte leider keinen Erfolg.

Die Sportfischer an unserem heimatlichem Fluss, federführend sei hier der Sportfischerverein �Oste� e.V. genannt,  befassten sich schon vor 25 Jahren mit diesem traurigem Tatbestand. Allen voran sei hier mein Vorgänger im Amt Wolfgang Matthies aus Osten genannt. Er führte schon damals erste Gespräche mit Dr. Kölmel hier in diesem Hause des  Natureums.

Es wurde über die Laichplätze zwischen Schwarzenhütten und Osten gefachsimpelt, über das Nahrungsangebot diskutiert und letztendlich auch über die Möglichkeit der  Aufzucht in unserer Lachs- und Meerforellen Zuchtanlage nachgedacht. Doch schon damals sah man den großen, unüberwindbaren finanziellen Berg vor sich, den es galt zu überwinden.

1994 übernahm ich dann das verantwortungsvolle, anglerische Erbe. Schon bald wurde auch mir klar, dass ohne finanzielle Mittel hier kein Weiterkommen möglich ist.

Zum Glück wurde im gleichen Jahr die Gesellschaft zur Rettung des Störs mit Sitz in Rostock gegründet. Deren Aufgabe war und ist  heute noch die Zusammenführung aller nationalen Aktivitäten in einem internationalen Programm mit dem Ziel, den Stör vor dem Aussterben zu bewahren.

Es ziehen Wissenschaftler, Fischzüchter, Berufsfischer, Behörden und Angler an einem Strang. Sie sind der Motor der Wiedereinbürgerung in Deutschland.

Dieser Gesellschaft ist die Ostepachtgemeinschaft noch im gleichen Jahr als erster Verband beigetreten. Mit unseren Mitgliederbeiträgen und den vom Land und Bund zur Verfügung gestellten finanziellen Mitteln war es nun endlich möglich erste Schritte zu vollziehen.

Die Ernennung des Atlantischen Störs durch den Verband der Deutschen Sportfischer e.V. zum Fisch des Jahres 2001 hat ebenfalls in besonderer Weise auf die vom aussterben bedrohten Art hingewiesen.
Im Jahre 2004 wurde dann die Weltgesellschaft zur Rettung des Störs gegründet. Die offizielle Bezeichnung heißt:
World Sturgeon Conservation Society e.V. Vorsitzender ist der in Neu Wulmsdorf lebende Meeresbiologe Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Harald Rosenthal. Mitglied dieser Weltgesellschaft sind Wissenschaftler und Institutionen aus vielen Nationen die sich für den Schutz dieser bedrohten Fischart einsetzen.

Im Gründungsjahr der Weltgesellschaft gelang es mir im Namen der Ostepachtgemeinschaft Prof. Rosenthal nach Osten einzuladen mit der Bitte uns den �Störfall an der Oste� näher zu erläutern.

Er beschrieb unter anderem die Schwierigkeiten, die sich in der Fortpflanzung des Störs ergeben. Auch gestalte sich die Suche nach Spuren als schwierig, weil es sich um einen etwa 250 Millionen Jahre alten Knorpelfisch handele. Wichtigste wissenschaftliche Erkenntnisse lieferten Funde in China. Knorpelsubstanzen seien an den Hauptfundorten im Sedimentgestein konserviert worden.

So finden sich viele frühere Spuren der Störe in kulturhistorischen Überlieferungen, so z.B.  600 v. Christus auf den Münzen von Karthagos abgebildet und 950 Jahre später dem römischen Prof. Rhetor, Dichter und Prinzenerzieher DECIMUS MAGNUS AUSONIUS, in seinen Reiseeindrücken aus dem Jahre 371 geschriebenen  Gedicht �MOSELLA� als die friedlichen Wale der Mosel bezeichnet, zu dessen Niedergang auch das Christentum beigetragen hatte. Denn in der Fastenzeit wurde Fisch und Kaviar gegessen.

Nach vielen Jahren der gründlichen Recherche und der überaus schwierigen Bestimmung der Genetik der hier ehemals heimischen Europäischen Störs zur Ermittlung von möglichen Ursprüngen für die Wiederansiedlung, sowie der Untersuchung des verfügbaren Lebensraumes Eider, Elbe mit Stör und Oste, der Weser und des Rheines war es 2008 endlich so weit.

Am 4.September 2008 konnte erstmals ein Versuchsbesatz bei Lenzen in Brandenburg in der Elbe gemacht werden. Nicht zuletzt auch dort mit der Unterstützung der Mitgliederbeiträge der Ostepachtgemeinschaft.

Am 16. März diesen Jahres, meine Damen und Herren,  war es endlich soweit. Auf Einladung des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten � und Naturschutz, kurz NLWKN genannt, wurde in Zusammenarbeit mit den Naturschutzbehörden der Landkreise Cuxhaven, Rotenburg und Stade, sowie dem Bundesamt für Naturschutz, den Fischereigenossenschaften, dem örtlichen Angelverein in Bremervörde und der Ostepachtgemeinschaft der Grundstein für eine Wiedereinbürgerung unserer Störe gelegt.

Die Projektleitung übernahm die Gesellschaft zur Rettung des Störs, allen voran der Biologe Dr. Jörn Gessner.

Die Begründung, gerade die Oste als erstes niedersächsisches Gewässer hierfür aus zu wählen liegt unter anderem in der mittlerweile guten Wasserqualität,  dem geringen Schiffsverkehr und dem Engagement der ansässigen Ostepachtgemeinschaft.

Auf unserer Homepage www.sfv.oste.de wurde und wird immer brandaktuell vom experimentellen Versuchsbesatz Stör berichtet.

Die Erfahrungen mit bedrohten Fischarten, die bei der erfolgreichen Nachzucht der Lachse und Meerforellen bereits bewiesen wurde, bestärkten die Fachleute unseren Fluss auszuwählen.

Das Aussetzen der etwa 25 - 35 cm großen Fische am 18. April 2009 in Bremervörde war  ein Höhepunkte eines seit 1996 gemeinsam von Deutschland und Frankreich durchgeführten Projektes zur Arterhaltung und Wiederansiedlung.

Ein erster Meilenstein auf dem Weg zur Rückkehr der Störe im Nordseebereich ist hiermit getan, so das Bundesamt für Naturschutz.

Die Störe, welche in die Oste eingesetzt wurden, stammen aus der Aufzucht der französischen Partnerinstitution �Cemagref� wo sie vor 2 Jahren geschlüpft sind.

Die Tiere, die  dem Berliner Leibniz Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei zur Verfügung gestellt wurden, waren in den Anlagen in Berlin aufgezogen worden. Als Futtermittel dienten rote Mückenlarven, um eine Gewöhnung an Kunstfutter und damit eventuell verbundene Probleme nach dem Besatz zu vermeiden.
Da die Störe weltweit auf der roten Liste stehen, bedurfte es umfangreicher und schwieriger  Genehmigungsverfahren. Dieses Genehmigungsverfahren hatte 8 Monate Zeit in Anspruch genommen und war ein bürokratischer Meisterakt.

Alle in Bremervörde im April ausgesetzten Störe waren mit einer grauen Markierung versehen, einer davon mit einem Peilsender. Die maximale Dauer, die so ein Sender seine Signale übermitteln kann beträgt ca 7 � 8 Wochen. Bei einer Sendergröße von ungefähr 2 cm ist dies eine enorme Leistung.

Mittels eines Messbootes und den entsprechenden Ortungsgeräten war es nun möglich den Wanderweg der Störe in der Oste zu verfolgen. Ich konnte mich selbst an Bord des Bootes davon überzeugen.
Der besagte Stör mit dem Sender legte  nur kleinere Strecken zwischen Bremervörde und Gräpel zurück. Das heißt er ist weitgehend stationär, was bedeuten kann, dass er zumindest in diesem Bereich der Oste genügend und gute Nahrung findet.

Zwischenzeitlich wurden daher eine Menge Bodenproben der Oste an den Aufenthaltsorten der Tiere entnommen um Hinweise auf die Gründe für die intensive Nutzung der Lebensräume zu erhalten.

So wurden bei den begleitenden  Untersuchungen der Nährtiere eine Reihe von verschiedenen Muschelarten in der Oste gefunden, aber auch Kiesbetten, welche zum ablaichen unbedingt erforderlich sind. Ein abschließendes, offizielles Ergebnis ist möglicherweise noch in diesem Jahr angedacht.

Mittlerweile wurde ein weiterer Stör mit Sender ausgesetzt. Um den Wanderweg genau analysieren zu können, wurden zusätzlich Unterwassermikrophone im Bereich der Ortschaften Elm, Schwarzenhütten (Hemmoor) und Balje in der Oste positioniert.

So ließ sich denn feststellen, dass die Fische von Bremervörde an den Lebensraum Oste bis nach Balje und weiter in die Elbe genutzt haben.  Der 2. Stör mit Sender ist übrigens in unsere Pütte in Schönau / Brobergen gezogen und fühlt sich dort pudelwohl.
Dieses Gewässer ist ein See mit 22ha Wasserfläche, welcher beim Bau des neuen Ostedeiches gestanden ist und ganz den Europäischen Wasserrahmenrichtlinien entspricht. Er hat einen offenen Zugang zur Oste und ist deshalb auch tidenabhänging.
Da der See aber auch ein stehendes Gewässer ist erwärmt sich das Wasser schneller als in der rasch fließenden Oste. Durch die Tide entsteht auch ein immer wieder kehrender Wasseraustausch, was ein nahezu idealer Lebensraum für die Fische ist.

Ende Juli wurde das Experiment in der Oste mit insgesamt 4 Stören, welche mit Sendern ausgestattet waren, beendet. Auf Basis der ersten Ergebnisse wird bis zum Jahresende entschieden, wie es in der Oste weiter geht.
Mittlerweile haben sich die beiden getrennt voneinander agierenden Besatzgemeinschaften der Sportfischer hier an der Oste in Kooperation mit der gemeinnützigen AG Osteland zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen- geschlossen.

Weitere Mitglieder dieser AG sind das NLWKN, die Gesellschaft zur Rettung des Störs, der LK Cuxhaven, der LK Rotenburg, das NDS Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, der Unterhaltungsverband Untere Oste und der Berufsfischer Walter Zeeck,

Ziel ist es, die Oste unter anderem durch eine Renaturierung mit Mäandern und Sandfängen, sowie durch Beseitigung oder Umgehung von Querverbauungen den Fluss wieder wanderfischgerecht zu gestalten.

Die neue Arbeitsgemeinschaft, die 32 Angelvereine mit 7700 Mitgliedern am gesamten Flusslauf zwischen Tostedt und der Mündung vertritt, erörterte in 2 Sitzungen ein spezielles Förderprojekt auf den Weg zu bringen.

Angestrebt wird die Entwicklung von Schutz- und Förderstrategien zum Erhalt und zur Verbesserung der Bestandsentwicklung gefährdeter Wanderfischarten in der Oste unter besonderer Berücksichtigung der Wiederansiedlung des Europäischen Störs.

Um das Experiment im Nordseebereich, also Elbe, Stör und Oste, fortführen zu können, werden noch weitere Jungstöre aus Frankreich benötigt. Denn in der Gironde existiert der europaweit letzte Bestand jener Störart, die einst auch durch die Oste zogen.

Unterstützung für dieses einmalige Projekt, die Oste für Wanderfische attraktiver zu machen, bekommen die Sportfischer auch von dem hier lebenden Berufsfischer Walter Zeeck. Er ist, wie bereits erwähnt, ebenfalls Mitglied dieser neu gegründeten AG.
Wir Sportfischer an der Oste hoffen nun gemeinsam mit der AG Osteland auf ein 2. Wunder. Wiederum greifen wir Angler gemeinsam mit der Gesellschaft zur Rettung des Störs der Mutter Natur unter die Arme und helfen ein wenig nach.

Zwecks persönlicher Weiterbildung in diesem komplexen Thema werden wir das Leibniz Institiut für Gewässerökologie in Berlin besuchen. Dort befinden sich, in wohlbehüteten Aufzuchtbecken, die letzten 11 Europäischen Störe, die in Deutschland als Ausgangsmaterial für einen Zuchtbestand vorhanden sind.

Hier wird die Fruchtbarkeit der Störe per Ultraschall geprüft um nur ja nicht den Zeitpunkt der Laichbereitschaft zu verpassen. Aufgrund der katastrophalen Bestandssituation versucht man eine Sicherung des Genpools auf diese Art in Gefangenschaft. Doch leider haben die Störe in Berlin noch nicht gelaicht. Die Männchen sind bereit aber die weiblichen Tiere zeigen sich noch verhalten.

In Zusammenarbeit mit Frankreich wurde ein gemeinsamer Zuchtplan entwickelt. Zugleich erhofft man sich eine Erweiterung des Genpools aus Wildfängen.

Bei den französischen Partnern in Cemagref gibt es ebenfalls eine  behütete Aufzuchtstation. Darüber hinaus sind die französischen Berufsfischer intensiv in das Störprogramm und damit in die internationale Kampagne zur Arterhaltung mit eingebunden. Diese Sensibilisierung trägt mittlerweile Früchte.

So wurden z.B. im Jahre 2007 von der Berufsfischerei 4 Europäische Störe als Beifang gemeldet. Sie wurden in die Aufzuchtanlage gebracht und haben alle überlebt. Von den ca 100 Störe in Frankreich haben seit 2007 etwa 10 Tiere schon mal abgelaicht, davon haben wir ja ein Teil der Larven für die Aufzucht und den Besatz bekommen.

Nun, wie lange wird es denn dauern, bis das man von einem Erfolg sprechen kann? Experten vermuten erst in 1 � 1,5 Generationen, die bei der späten Geschlechtsreife den Generationsdauern der Menschen sehr ähneln.

Die Ostepachtgemeinschaft hat schon jetzt ihre Bereitschaft zur weiteren Zusammenarbeit mit der Gesellschaft zur Rettung des Störs und dem NLWKN signalisiert.

Dies könnte in der Form geschehen, dass bei uns ein Besatzcontainer aufgestellt wird, worin wir Sportfischer die kleinen Setzlinge soweit aufziehen, dass sie fit für die Oste werden. Aber das ist noch Zukunftsmusik und war bislang noch ein Gedankenspiel.

Sie, liebe Zuhörer, werden sich jetzt in diesem Moment sicherlich fragen: Gibt es denn überhaupt eine realistische Chance?

Ich, als Angler und Enthusiast, der sich ganz und gar mit diesem Thema identifiziert, sage hier und heute, ja, wenn folgende Fakten und Rahmenbedingungen stimmen:

� Die genetische Eignung des Besatzmaterials stimmt
� Die Verfügbarkeit von Besatzmaterial muss gesichert sein
� Es müssen umfangreiche Untersuchungen der Ursachen für den Rückgang erfolgen
� Der Lebensraum in unserer Oste muss vorhanden sein
� Die Integration der Berufsfischer in das Projekt der Wiederansiedlung Stör muss gewährt sein
� Und nicht zuletzt die administrative Begleitung durch die Behörden, schwerpunktmäßig die finanziellen Mitteln,  müssen gewährleistet  sein, dazu zählt auch eine intensive Pressearbeit und Internetpräsenz.
 

Liebe Gäste, die Weltgesellschaft zur Rettung des Störs hat eine international angelegte Homepage, auf der sich alle teilnehmenden Länder wie Kanada, USA, Frankreich, Italien, China, Japan, Polen, Russland, Iran und viele andere Länder auf dem neuesten Stand der Dinge halten.

Dies soll nun das Schlusswort meines Vortrages sein: Wir, die Homepage der Sportfischer an der Oste - sprich die Ostepachtgemeinschaft - sind dort auf dieser internationalen Website auch vertreten und die Welt schaut auf unsere Oste und auf das, was wir hier machen.

Machen wir es gut!!

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

P.S.

Zum Schluss möchte ich noch in meiner Eigenschaft als Sprecher der AG Hegeplan Oste mit 32 Vereinen und 8700 Anglern einen Appell an die anwesenden Angelvereine richten. Es liegt mir sehr am Herzen Ihnen allen mitzuteilen, dass es falscher Ehrgeiz ist, bei einem Fischzüchter, die mittlerweile den in Mode gekommenen Stör führen, zu kaufen.

Diese Züchtungen haben die falsche Genetik und gehören nicht in unsere Oste! Sie machen nur das großartig angelaufene Experiment zunichte. Darüber hinaus sind solche Aktionen gemäß dem Niedersächsischen Fischereigesetz genehmigungspflichtig.

Es gibt in ganz Europa nur noch 100 Europäische Störe in Frankreich, welche in Gefangenschaft leben, zwecks Weitervermehrung.

Darüber hinaus leben 11 Europäische Störe noch in Berlin im Leibniz-Institut, ebenfalls in einer Zuchtstation. Diese 111 absolut letzten Störe sind der Stamm für eine erfolgreiche Nachzucht. Alle anderen gehören hier nicht hin.


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