Kurt Ringen, Alte Dorfstr. 15 - 27412 Hanstedt
Mitglied des Arbeitskreises �Würde für Sandbostel!�
Leserbrief/Stellungnahme
zum Artikel Thema Gedenkstätte
Lager Sandbostel
Gedenkfeier in der Lagerküche
Sandbostel am 29. April 2012
Um es vorwegzunehmen: Es waren sehr
würdige Beiträge von Seiten der beteiligten Wissenschaftler,
Zeitzeugen, Lehrer, Schüler und Helfer bei der Gedenkfeier
in der ehemaligen Lagerküche � Teil der heutigen Gedenkstätte.
Allen sei herzlich gedankt! Ehre und Würde auch durch Anwesenheit
einer Vertreterin der Bundespolitik. Doch das ist nicht Alles was auffiel.
Hier ein paar Anmerkungen zum besseren Verständnis von Vorgängen
und Hintergründen:
Es ist zu begrüßen, dass
der örtliche Landtagsabgeordnete als Repräsentant des Volkes
und des Staatswesens den Weg zu dieser politischen Gedenkveranstaltung
gefunden hat, allein ihm fehlte der Mumm zu klaren Worten. Jedenfalls sollte
er es nicht nötig haben, nach den Wählerstimmen von Unbelehrbaren
zu schielen. Es hätte genügt, einfach einmal zu sagen: Das Leben
eines jeden der Tausende an diesem Ort durch bewusste Vernachlässigung
ermordeten KZ-Häftlings ist genauso viel wert wie das Leben eines
Ex-Ministers für Essen und Trinken, oder eines Stiftungsvorsitzenden
oder meinetwegen wie das eines Leserbriefschreibers.
Ich bedaure, dass ein der Region
verbundener Politiker mit einem Führungsanspruch nicht in der Lage
zu sein scheint, an dieser sehr geeigneten Stelle einen Sachverhalt zusammenzufassend
einzuordnen, die Menschenwürde zur Geschäftsgrundlage zu erklären
und daraus für Mitbürger und im Besonderen die Jugend für
deren Zukunft klare ethische Werte und Ziele im Rahmen der tragenden Inhalte
unseres Gemeinwesens abzuleiten. Wer dies unterlässt, hat
leider Aufgabe und Anspruch verfehlt. Oder soll die geistige, politische
und moralische Orientierung unserer Gesellschaft etwa der immer monströser
und seichter daherkommenden Unterhaltungsindustrie überlassen
werden? Wer hier bewusst eine Lücke schafft oder lässt,
der spielt den Feinden unserer Werteordnung, den Radikalen oder gar den
fanatischen Salafisten direkt in die Hände!
Hat ihm denn kein Parteifreund jemals
gesagt, dass dies der Weg des politischen Hinterbänklers und nicht
der des Staatsmannes ist? Wer hier die ungeeignete Richtung einschlägt,
wird eher als Grüß-August des Ministerpräsidenten wahr
genommen. Oder steckt dahinter der Gedanke, eine orientierungslos gelassene
Wählerschaft leichter manipulieren zu können?
Leer und inhaltslos wie immer, hinter
brillanter Kulisse versteckt, die Aussage der Führung der Stiftung
Lager Sandbostel mit ihrem Vorsitzenden. Dieser hat sich hier stets bemüht,
als Moderator der Veranstaltung nicht anzuecken. Das Wort KZ-Häftling
konnte er inhaltlich nirgends angemessen einbinden. Dass es damals bei
der Befreiung des Lagers um das wertvollste Gut, die dringende Rettung
von Menschenleben ging, kam nicht über seine Lippen. Stattdessen ließ
er verlauten, Sandbosteler Verantwortliche könnten, wegen einer Parallelveranstaltung
nicht teilnehmen. Darum darf die Frage erlaubt sein: Was haben die
Sandbosteler Bürger, im Besonderen deren gewählte Vertreter,
wenn sie nicht als Bewohner eines Dorfes der ewig Gestrigen wahrgenommen
werden möchten, eigentlich verstanden, wenn sie die einmalige
Chance, ehrlichen Respekt vor den Opfern glaubwürdig im angemessenen
würdevollen Rahmen in vorbildliche Weise zu leben und zu demonstrieren,
nicht nutzen? Schade drum!
Viele christdemokratischen Amtsinhaber
aus der Samtgemeinde Selsingen haben es von vorne herein vorgezogen, sich
in feiger Weise weg zu ducken. Vermutlich fühlen diese sich auf einer
ganz andersartigen, seinerzeit von einem Mitglied der Lagerstiftung begründeten
Veranstaltung, in Grünkohldunst und Biergeruch eingefangen, bedeutend
wohler. Dort sind sie meinen Informationen nach jedenfalls regelmäßig
präsent.
Der Landrat hat dieses Mal gekniffen,
ein Grußwort, wie sonst immer bei jeder möglichen Larifari-Veranstaltung,
ließ er nicht überbringen. Wenn es gilt, Krieger zu ehren, die
mit der Waffe in der Hand gestorben sind, findet man ihn andererseits vorne
an. Einen einzigen Gedanken an ihrem Ehrentag waren ihm die wehrlosen unschuldigen
Opfer von Sandbostel wohl nicht wert? Stimmt hier die geistige Ordnung?
Eine seiner indes anwesenden
politischen Stellvertreterinnen von der Kreistags-Mehrheit wurde flugs
dadurch düpiert, dass an just der Stelle, an der diese dem Protokoll
nach hätte begrüßt werden müssen, vom Stiftungsvorsitzenden
in eine pauschale und floskelhafte Formulierung übergewechselt wurde.
Sie hat nun auch die Erfahrung, dass jemand, der glaubt, auf der Basis
politischen Anstandes mit den Machthabern von Sandbostel ins Geschäft
zu kommen, sich beim Glauben an das Gute bereits auf der politischen Verliererstraße
befindet�
Der ehemalige Lagergefangene, Mitbegründer
der Stiftung und christliche Visionär Bernard Le Godais hat, soviel
ich weiß, vor seinem Ableben keinen Hehl daraus gemacht, dass er
die führenden Kräfte der Stiftung als eine Clique von politischen
Scharlatanen ansieht. Zumal ihm gegenüber schnöder Wortbruch
erfolgte und die ihm zugesagte Europa-Baracke niemals eingerichtet wurde.
Dass diese schwere Enttäuschung bald darauf ausschlaggebend war für
seinen Tod, kann angenommen werden.
Wer meint, dass Ganze sei ja in der
Politik normal, wohl aber die Vertreter der Kirche wären für
die Praktizierung christlicher gemeinsamer Werte an diesem besonderen Ort
zuständig, mochte auf eine Seelsorgerin hoffen, welche in den Gremien
der Stiftung einen Posten besetzt, augenscheinlich aber keine angemessene
Funktion ausübt. An der Kompetenz kann es nicht liegen. Fehlt etwa
die moralische Kraft, die Werte des Evangeliums in ihrer praktischen Bedeutung
an dieser Stelle gegenüber den angeblich christlichen Mitbürgern
zu verdeutlichen? Ist es Angst vor den immer noch unterschwellig sabotierend
agierenden Ewiggestrigen? Oder muss hier Gottes Wort in Verkörperung
einer geistlichen Amtsträgerin vor den Stiftungsmächtigen kuschen?
Hat diese etwa nichts zu sagen?
Was der Oberste Herr der Christenheit
zu sagen hat, können wir im Evangelium des Matthäus, Kapitel
25, Vers 31, lesen und leicht verstehen. Dort heißt es wörtlich
und sinngemäß: �.Wenn aber der Sohn des Menschen kommt in seiner
Herrlichkeit und alle heiligen Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem
Thron seiner Herrlichkeit. Und vor ihm werden seine Völker versammelt
sein und er wird sie voneinander trennen wie der Hirte die (symbol.) Schafe
von den (symbol.) Herrschern der Herde trennt.
Zu letzteren wird er sagen:
Geht weg von mir, Verfluchte, ins ewige Feuer, das dem Teufel und seinen
Engeln bereitet ist; denn ich war hungrig und ihr gabt mir nicht zu essen;
ich war durstig und ihr habt mich nicht getränkt; Ich war ein Fremder
und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mich nicht
bekleidet; ich war krank und im Gefängnis und ihr habt mich nicht
besucht. Dann werden auch sie antworten und sagen: Wann sahen wir dich
hungrig und durstig oder fremd oder krank oder im Gefängnis und haben
dir nicht gedient? Dann wird er antworten und sagen: Wahrlich ich sage
euch, Was ihr dem Geringsten meiner Brüder nicht getan habt, das habt
ihr auch mir nicht getan. 46
Ergänzend hier ein Zitat aus
dem Brief der Apostel 24,4: �Haltet meine Gebote und tut ohne
Zögern und rückhaltlos was ich euch sage: Seid unparteiisch,
wendet euer Antlitz nicht von jemandem ab, damit ich mein Antlitz nicht
von euch abwende�. |