Harald-Gerd Brandt:

Warum ich Professor Hucker eingeladen habe...

Als Leiter des Museums "Väterkunde" in der Bremer Böttcherstraße veröffentlichte  Hans Müller-Brauel 1933 und 1934 u.a. eigene und Gast-Vorträge von zwei Veranstaltungen seines Chefs Ludwig Roselius unter dem Titel "Nordischer Thing" . Dazu eingeladen waren zahlreiche Historiker, Anthropologen und Archäologen aus  europäischen Staaten. Als Ziel dieser Tagungen verkündete Roselius in seiner ersten Eröffnungsrede:

"Machen wir endlich Schluß mit dem Ammenmärchen, daß wir vor 2000 Jahren noch Barbaren waren und unsere Kultur den Südländern verdanken. Geistig befruchtend, heldenhaft siegend, erschließen wir Nordländer seit tausendzig Jahren die Länder der Sonne. Geläutert, abgerundet, in Lebensfrische strömt dann im neuen Gewande altes Erbgut zu uns zurück.-So lautet die Wahrheit."

Und über das von Müller-Brauel aufgebaute Museum  sagte er: "Die Ausstellung "Väterkunde" soll den Bann brechen, der einst durch halbwissende Römer  über unser Volk ausgesprochen wurde und der noch heute auf uns liegt. Es soll bewiesen werden, daß die nordische Kunst der anderer Völker nicht nur nicht nachsteht, sondern daß sie schöpferisch war und in fremden Ländern Kunsterzeugnisse  nach sich gezogen hat, die die Nachwelt irrtümlicherweise als  Schöpfung der betreffenden Völker angesehen hat."

Hans Müller-Brauel stieß während des "Zweiten Nordischen Things" im Jahr 1934  ähnlich ins Horn. In seinem Vortrag "Herkunft und Entstehung der Germanen" sagte er: "Hier will ich nur den...Schluß ziehen, daß wir das älteste Volk der Erde sind, ein Volk, welches auf eine vieltausendjährige Vergangenheit  zurückblicken kann, welches seit Urtagen immer in seinen heutigen Sitzen geblieben ist. " Und er schloß seine Betrachtung vom "nordwestdeutschen Germanenvolke" mit den Worten: "Freuen wir uns, diesem so schöpferischen Volke, dem ältesten - und wir dürfen hinzusetzen: dem edelsten Volke der Erde, anzugehören."

Sitz des von Müller-Brauel geleiteten Museums "Väterkunde" war das "Haus Atlantis" in der Böttcherstraße. Ausgestattet mit einem blauverglasten Kuppelsaal im Dachgeschoß und einst noch einer hölzernen Odin-Skulptur an der Fassade. Impulsgeber für dieses mystische Bauwerk war  laut Ludwig Roselius der niederländische Nationalsozialist und Privatgelehrte Hermann Wirth ("...dem zu Ehren ich dieses Haus 'Atlantis' nannte"...).

Wirth referierte auf  beiden "Nordischen Things" und eröffnete beim "Ersten Nordischen Thing" seine "Erste urreligionsgeschichtliche Ausstellung DER HEILSBRINGER". 1935 durfte Hermann Wirth neben Heinrich Himmler Mitbegründer der "Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe" der SS werden. Diese Organisation sollte den Nationalsozialisten  helfen, mithilfe von archäolgischen, anthropologischen und geschichtlichen Forschungen die Überlegenheit der nordischen Rasse zu belegen.

Ebenfalls eröffnet wurde während des "Ersten Nordischen Things" die "Kossinna-Bliothek" . Auch diese vertraute Roselius Müller-Brauel an. Der Berliner Archäologe Gustaf Kossinna war im Jahr 1931 gestorben und Roselius hatte seinen Nachlaß erworben.  Kossinna wird  in neueren Publikationen vorgeworfen, er sei ein  Wegbereiter der nationalsozialistischen Ideologie gewesen. Müller-Brauel hatte bereits 1926 in dessen Zeitschrift "Mannus" eine Abhandlung veröffentlicht unter dem Titel: "Vorgeschichtliche Funde und Grabungen im Kreise Zeven, Prov. Hannover."

Ich bin mir sicher,  Professor Dr. Bernd Ulrich Hucker kann uns im Dickicht von  Geschichtsforschung, Tendenzforschung, Zeitgeist und Ideologie ein wenig Orientierung geben!

Offensen, 3.1.2013


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