Das alte Gut �Holländer Höfen"

Der Name des Gutes weist auf Besiedlung  durch Holländer hin, die die Landesherrn (Erzbischöfe von Bremen) ins Land holten. Es ist bekannt, daß sich im 12. und 13. Jahrhundert in den Marschen an der Weser, Elbe und Oste Holländer angesiedelt haben. Die Holländer wurden nach 1100 besonders in  den sogenannten �Sietlandsgebieteh" der Marschen angesiedelt. Sie waren Meister, diese abflußlosen Gebiete trockenzulegen. 

Die Holländer brachten damals wohl nicht nur die Kunst der Entwässerung und des Schleusenbaus, sondern auch die des Backsteinbaus mit sich. Einige der früheren Besitzer vom Gut Brobergen, scheinbar mehrere Jahrhunderte, war die Familie derer von Brobergen. Schon im Jahre 1038, als die von Brobergen die Vogtei des Erzbischofs von Bremen in Stade innehatten, taucht ihr Name auf. Die von Brobergen waren in Stade reich begütert, sie saßen auf mehreren �Worten". Eine �Wort" ist ein aufgeworfener erhöhter Wohnsitz, so hat man von ihren Höfen als �Burgsitzen" gesprochen. Die Vögte hatten nicht nur die Hoheitsrechte des Erzbischofs wahrzunehmen, sondern auch als Burgmannen die Pflicht, die Siedlung zu schirmen.

Um 1560 wird Hinrich von Brobergen als Besitzer des Gutes genannt. Ein Nachkomme, Gotthardt von Brobergen, stiftete 1598 für seinen Wohnplatz eine kleine Hofkapelle. Diese stand diesseits der Oste, auf einem kleinen Hügel NO von der Deichdurchfahrt, der heute noch erkennbar ist; sie wurde bereits im 30jährigen Krieg von den kaiserlichen Soldaten �ruiniert". Er stiftete ebenfalls 1598 ein Votivgemälde des Erzengels Michael, ein Weihgeschenk für die Kapelle; es hängt heute in der Kranenburger Kapelle. 1954 wurde es von Guder, Hedendorf, unter wissenschaftlicher Beratung von Landeskonservator Prof. Dr. Karpa restauriert.  

Um 1600 wurde auf der Höhe des Gutes Brobergen eine Brücke über die Oste gebaut, welche beim Passieren eines Ewers hochgezogen werden mußte. Hierfür wurde ein Zoll entrichtet, der von der Höhe der Ladung abhing. Brauch war es damals seit altersher, daß von dem Hamburger Bier, welches dort vorbei nach Bremervörde hinausgeführt wurde, eine Probekanne gegeben werden mußte. Außerdem hat Johann von Düring, der 1618 das Gut Brobergen übernahm, die Vollmacht gehabt, eine Tonne Bier zum Hamburger Einkaufspreise herauszunehmen.

Nachdem Hinrich von Düring das Gut durch Konkurs verlor, war ein Heinrich von Düring von 1669 bis 1672 der Besitzer. Die Berechtigung zu obiger Zollerhebung wurde später, nämlich 1673, dem neuen Besitzer Hinrich Busch und Erben, Hamburg, ebenfalls durch Urkunde zuerkannt. Um das Jahr 1726 wird Ernst Busch, Hamburg, als Besitzer angeführt. Diesem folgten Conrad Wiedow, Hamburg, dann Christoph Hink, Brauereibesitzer in Stade um 1810, darauf Peter Hinrich Bentzen bis 1814.

Im Jahre 1821 fiel durch Ablösung durch die �Königliche Regierung" die Zollschranke. Einige Jahre später wurde auch die Zugbrücke abmontiert. Die eichenen Pfeiler dieser Brücke hatten sich bis 1932 erhalten und waren bei niedrigem Wasserstand der Oste deutlich zuerkennen.

Verkauft wurde das Gut Brobergen von den letzten Besitzern von Bentzen und C. A. Struye, Hamburg, 1838 für 68000 Taler an 14 Interessenten: 8 Halbhöfner und 6 Drittelhöfner aus Brobergen. Von 1838 bis 1856 wurde es vom Mandatar Büttner, Himmelpforten, gemeinschaftlich verpachtet. Mit der Pachtsumme trugen sie die Kaufsumme um die Hälfte ab.

Im Jahre 1856 wurde das Gut unter den 14 Interessenten von Brobergen aufgeteilt. Damals umfaßte das Gut 624 Morgen. Diese Besitzverhältnisse bestehen bis heute noch, wenngleich zwei Interessenten ihre Anteile verkauften. Gutsvorsteher der Interessenten ist zur Zeit Helmut Hudaff.

Das alte Gutshaus war strohgedeckt, war zweistöckig und hatte an der Nordseite ein Walmdach. Das Erdgeschoß enthielt an einem kleinen Flur links eine Gaststube sowie andere Räume. Der Querbau, etwas niedriger als das Hauptgebäude, war das Viehhaus mit einer Diele und Viehställen an beiden Seiten; außerdem befand sich dort der Schornstein. Der kleine Anbau beherbergte die Schweineställe. Im ersten Stock befand sich der Festsaal mit acht hohen Fenstern. Dort stand ein alter Schrank mit Akten, die von Landrat Cornelsen dem Staatsarchiv in Stade übergeben wurden. Das Gutshaus war rings umgeben von uralten Pappeln, von denen 1976 noch einige standen. Als die Baubehörde aus Stade feststellte, das Gebäude sei nicht mehr bewohnbar, wurde das alte Gutshaus 1931 abgerissen. 
                  
Die Interessenten von Brobergen, deren Weiden und Wiesen entsprechend der Lage des Gutes am linken Ufer der Oste, d. h. von Brobergen gesehen am jenseitigen Ufer der Oste, lagen, benötigten aber weiterhin einen Fährmann und Viehzähler, der bisher im alten Gutshaus wohnte. Dafür erbauten sie 1956 ein neues Gebäude. Der Fährmann hatte das Vieh, Heufuhren usw. mittels eines Prahmes bzw. Kahnes für die Bauern über die Oste zu befördern. Gleichzeitig war er Viehzähler und außerdem Wärter des Meheschöpfwerkes; darüber hinaus erhielt er wieder die Konzession für eine Gastwirtschaft. Der erste Fährmann, der 1956 auch ins neue Fährhaus umzog, war Gerd Steffens. 

Das Gasthaus �Zum Fährkrug" wurde 1981 modernisiert und wird heute von der Wirtin Alwine v. Allwörden geführt, Tochter von Gerd Steffens.            

Bernhard Hellwege

Stader Tageblatt vom 23. 5. 1981


 
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