"Ein Ehrenamtlicher, 
wie er im Buche steht"

Auszüge aus der Festrede des SPD-Fraktionsvorsitzenden Uwe Dubbert 
zum 60. Geburtstag von Bürgermeister Bodo Neumann


Parteifreunde Neumann und Dubbert

Lieber Bodo, verehrte Anwesende!

... Unser Bodo wird heute 60 Jahre! Wenn man 60 wird, dann hat man sich viele Eigenschaften erworben: Das gilt auch für unser Geburtstagskind.

Für die einen ist er der Bürgermeister, für die anderen Fraktionsvorsitzender, Kollege, Mitstreiter, Genosse, Freund, Bruder, Schwager, Vater oder Ehemann, für einige aber auch - machen wir uns nichts vor - einfach nur eine rote Socke!

Jeder hat so eine andere Beziehung zu dem Jubilar. Meine persönliche könnte man so etwas wie politische Silberhochzeit nennen. Dabei kann dahinstehen, wer in dieser Beziehung als Polit-Braut zu gelten hat. Aber ich weiß noch genau, wie das damals mit der "Verlobung" war: 

Ich hatte 1980 gerade meine Stelle in Stade als blutjunger Gerichtsassessor angetreten, da war Bodo schon auf der Suche nach Kandidaten - einem politischen Schürzenjäger gleich, von der Qualität eines Casanovas, versteht sich - und versuchte, mich für den Gemeinderat anwerben. In der christlichen Seefahrt spricht man von Shanghaien. 

Ich habe ihm zunächst einen Korb gegeben, aber wie die meisten von Ihnen wissen, habe ich - um im Bild zu bleiben - ihn schließlich dann doch erhört. Wir sind ein Team geworden, das mittlerweile in fast einem Vierteljahrhundert viele Dinge zusammen ausgeheckt und angestellt hat. 

Es war damals die Zeit, als Du noch mit einer Mähne - zwar schon etwas querfrisiert, aber immerhin - und einem R 4 mit Knüppelschaltung mit einer unheimlich häßlichen Farbe durch die Gegend gefahren bist...

Es war die Zeit von Helmut Schmidt und des Nato-Doppelbeschlusses und die Zeit, als Fraktionssitzungen noch mit musikalischen Einlagen von Käthe Pawlenka auf der Hammond-Orgel garniert wurden, als der Marktplatz noch matschig und mit Pendlerautos vollgestellt war und als man bei Fäscher � wie Ostekrone damals hieß � ein Stück Käse mit Senf für 50 Pfennig erhielt, wenn man nach den Ratssitzungen noch was essen wollte.

Wir waren damals noch Lichtjahre davon entfernt, einmal die Verantwortung in unserem Ort zu übernehmen. Wir saßen fest auf den harten Bänken der Opposition. Bodo hat meines Wissens nie nachts am Gemeindetor gerüttelt wie weiland Kanzler Schröder und gerufen: "Ich will hier rein." Aber unser Anspruch, die Verantwortung im Ort zu übernehmen, wurde immer stärker...

Irgendwann fingen wir dann mit dem "Gemeinde-Journal" an, waren unruhig und unbequem - bis wir dann an einem grauen Oktobermorgen im Jahre 1991 plötzlich ("und unerwartet" lass ich jetzt weg) Bauherren über ein Objekt von 2 Millionen Mark waren; das Objekt, in dem wir uns jetzt befinden, befand sich im Umbau.

Das Wasser, in das wir sprangen, war ziemlich kalt, und Du solltest unser Bürgermeister werden. Inzwischen sind es fast genau 14 Jahre geworden für dich mit diesem Amt - und was soll man aus dieser Zeit erwähnen? Vielleicht stellvertretend für alles andere den Kindergarten, den Du heute mit einer so großzügigen Spende bedenkst...

In meinen Augen - und so viel Politik muss heute Abend erlaubt sein - bist Du der beste Bürgermeister, den Hechthausen sich wünschen kann. Und daß Du zwei Mal wiedergewählt wurdest, zeigt, daß unsere Mitbürger es auch so sehen.

Unser Team hat immer funktioniert, fachlich und vor allem menschlich, und hierzu hast du entscheidend beigetragen!

Was die Intensität unserer Zusammenarbeit angeht, ist mir das Gerücht zu Ohren gekommen, daß die Telekom sich wegen der Telefongebühren, die wir beide verballert haben, sich ein neues Verwaltungsgebäude leisten konnte... Vielleicht hätte man sich doch mehr Telekom-Aktien kaufen sollen. Immerhin haben wir beide in den vergange-nen Jahren viel öfter und länger telefoniert als Du mit Deiner lieben Anke am Telefon je gesprochen hast.

Gewundert habe ich mich allerdings öfter, warum sich unsere Frauen nicht zusammengetan und in einer Nacht- und Nebelaktion unsere Telefonleitungen gekappt haben. An dieser Stelle, an diesem Tage soll auch der Dank unserer Fraktion an die Frau des Bürgermeisters ausgesprochen werden, an Anke Neumann, für ihre Geduld mit all den vielen Amtsgeschäften ihres Mannes.

Als Dein Mitstreiter weiß ich, wie zeitraubend diese Amtsgeschäfte waren, wie Du aufgegangen bist in Deinem Bürgermeisteramt, wie viele Termine Du gehabt hast - und dabei meine ich nicht nur die Rats-, Partei- und Fraktionssitzungen, sondern mehr Deine Bürgermeisterfragestunde, die Du stets fleißig und gewissenhaft wahrgenommen hast, mit vielen Gesprächen mit Bürgern, Bauwilligen und Ratsuchenden, und vor allem die unzähligen Jubiläen, Hochzeiten, Geburtstage mit vielen, vielen Terminen, oftmals mehrere am gleichen Tage.

Heute bist Du selbst mal dran! Du hast es ernst genommen mit Bürgernähe und Ehrenamt, und ich weiß, daß es Dich mit einem gewissen Stolz erfüllt, dieses Amt so lange bekleidet zu haben -  und ich sage: mit Recht! ich jedenfalls - ich glaube, viele andere in diesem Saal auch - bin auch stolz auf meinen Bürgermeister.

Auch die SPD Hechthausen kann man sich ohne Bodo Neumann nicht vorstellen. Auch hier hast Du seit langen Jahren eine herausragende Stellung bekleidet. Du warst immer zuverlässig und fleißig � und im Gegensatz  zum Beispiel zu dem, der hier spricht, pünktlich. Wenn andere Fernsehen geguckt haben oder ins Kino gegangen sind, oder wenn es wichtige Fußballübertragungen gegeben hat, bist nicht Du es gewesen, der gefehlt hat. 

Du hast immer gerne gesagt, die SPD ist der Motor des Fortschritts in Hechthausen. Ich sage heute: Du warst und bist der Motor der SPD. Du bist es gewesen, der an Wahlabenden in den Wahllokalen die Ergebnisse abgefragt hat und die Prozente zusammengerechnet hat, als es noch keine Computer oder Internet gab. 

Ich wüsste kein Amt, dass Du nicht inne gehabt hättest, keinen Posten, dem Du Dich verweigert hättest aus Bequemlichkeit. Du bist Vorsitzender, Schriftführer, Beisitzer, Stellvertreter, Delegierter, Stimmenauszähler oder sonst irgend etwas gewesen. Was es auch war: Du warst Dir auch nicht zu schade, Zettel zu verteilen, Plakate zu kleben oder Wahlkampfstände zu besuchen - ein Ehrenamtlicher, wie er im Buche steht.

Im Laufe der ganzen Jahre stellt man sich manchmal die Frage: Warum tut man sich das alles an. Die Antwort, die Du Dir gegeben hast, glaube ich sicher zu kennen: das Wohl Deiner Gemeinde, der Wille, die Verhältnisse für die Menschen im Ort zu verbessern.

Wenn man das alles so hört, könnte man denken, dass es immer sehr angenehm mit Dir war. Um die Spannung zu nehmen: Das stimmt auch! Wir alle kennen dich als ruhig und sachlich im persönlichen Umgang.  Nicht zufällig ist das Wort �ZIELFÜHREND� zu einer deiner Lieblingsvokabeln geworden.

Nie hat man dich als einer der Marktschreier der ersten Stunde erlebt � dafür als abwägend und am Ende umso treffsicherer mit einem ausgewogenen Urteil. Wer das mit Bedenkenträgerei verwechselt, irrt gewaltig: Wenn er sich positioniert hat, verfolgt Bodo seine Meinung engagiert und mit langem Atem. Wer glaubt, die verbindliche Art hat etwas mit Rumeierei zu tun, der irrt ebenfalls gewaltig. Denn der Junge , in dessen Adern ostpreußisches Blut fließt, ist durch die Hadeler Lebensschule gegangen - eine Kombination, die schon manch ungeheuren Dickschädel hervorgebracht hat.

Und wer ein Beispiel dafür braucht: Sein überzeugter Kampf gegen die Übertechnisierung unserer Welt, den er tagtäglich unbeirrbar unter konsequenter Verweigerung von Handy und PC an den Tag legt, ließ ihn zwar bei Ebay ein Fremder bleiben und die schöne neue Welt der Klingeltöne fürs Handy nicht entdecken, läßt aber durchaus an den Kampf von Asterix und seinen Mannen in Kleinbonum gegen die übermächtige Welt der Microsoft�Sklaven erinnern!

Und wenn man dich nicht gleich für eine Sache begeistern konnte, lag das nicht immer an jenem preußisch-hadeler Dickkopf: Gern hast du dich in solchen Situationen als �Pragmatiker� bezeichnet und vorschnellem Aktivismus eine stirnrunzelnde Absage erteilt. Extra für dich habe ich im Lexikon nachgeschaut: Pragmatismus ist eine philosophische Lehre, welche das Denken vom Standpunkt der Brauchbarkeit beurteilt. Und das scheint mir eine sehr treffende Umschreibung für die Art, wie du lebst und wie du denkst.

Jemand hat mir gesagt: Wenn du Bodo beschreibst und das Wort vom Pragmatiker fehlt, dann fehlt viel! Und ich glaube, das stimmt: Bodo Neumann, der Pragmatiker! Es beschreibt viel - aber nichts alles. Denn man darf Pragmatismus nicht mit Fehlen von Überzeugungen verwechseln. Und die hat Bodo Neumann � und zwar felsenfeste. Dies hat er das all die Jahre mannigfach bewiesen, in zahllosen engagierten Reden und durch Handeln, politisch und privat!

Das muß man nicht erklären, daran muß man nur erinnern. Wir haben das alle oft genug erlebt. Und deshalb ist er mehr als der Pragmatiker, als den er sich selbst bezeichnet. Für mich ist er ein Pragmatiker mit Herz!

Ein langer Weg - 60 Jahre - von Abenraa in Dänemark bis nach Klint: An dem Tag, an dem der NWDR das erste Fußballspiel nach dem Krieg live im Radio übertrug und der SPD-Ortsverein Wolfsburg gegründet wurde, wurde Bodo in Dänemark auf der Flucht seiner Mutter aus Ostpreußen geboren. Er kam zunächst nach Geversdorf, wo er aufwuchs. Gearbeitet hat er als Bundesbahner die erste Zeit in Hamburg. Fußballspielen - was sich alsbald als besonders wichtig herausstellen sollte - tat er in Hechthausen. 

Da ist ihm dann seine liebe Anke über den Weg gelaufen � und war es um die beiden geschehen. Bodo Neumanns Weg nach Hechthausen war nicht mehr aufzuhalten - der Weg nach Klint in das politische Haus seines Schwiegervaters, des ehemaligen Bürgermeisters von Klint und das Haus seiner Schwiegermutter, wo die Neumanns noch heute leben, 1971 heirateten und ihren Sohn Nils bekamen. 

Und wie gerne Bodo und seine Frau hier leben, das kann man erleben, wenn man die beiden auf ihren ausgedehnten Spaziergängen und Radtouren durch das Gemeindegebiet antrifft. Wenn Bodo in seiner Funktion als Bürgermeister die Schönheit seiner Gemeinde lobt, dann glänzen ihm stets ein bißchen die Augen, wenn er immer wieder hervorhebt, daß Hechthausen eine gewaltige landschaftliche Vielfalt zu bieten hat. 

Nur Insider wissen, daß er schon so manches Mal � von einer Radtour aus der Marsch zurückgekehrt � geäußert hat: �Schön, daß wir in Hechthausen wohnen", und dass er dabei seinem Schicksal immer ein bißchen dankbar war.

Seinem Bekenntnis zu unserem Ort hat er auch seinen beruflichen Werdegang untergeordnet: Für den Einsatz für seine Gemeinde hat er einen Wechsel nach Stade abgelehnt und ist dem Bahnhof im Ort verbunden geblieben.

Der Beruf liegt nun hinter ihm. So es ist � wenn auch gut zu erzählende -   Geschichte, dass der gewissenhafte Bahnbeamte eine politische Diskussion mit dem Fraktionsvorsitzenden am Telefon mit der Bemerkung "Scheiß Züge" unterbrach und knurrend seiner Arbeit nachging, die er im übrigen erkennbar geliebt hat: 

Das Gespräch mit den Menschen, hilfsbereit und freundlich � immer für einen Plausch zu haben; die geschäftliche Stimme am Telefon ("Bahnhof-Hechthausen-Neumann")  ist verklungen; viele haben sie gehört, mir ist sie noch klar im Ohr.

Urlaub machen die Neumanns in Schweden oder in Dänemark - Fahrräder sind immer dabei - und genießen in ausgiebigen Touren zu zweit die Stille idyllischer Landschaften.

Bodo lacht selten laut. Aber wenn man genau hinschaut, sieht man, daß seine Augen mitlachen, wenn er sich freut. In seiner Freizeit werkelt er im Haus, das er von Anfang an mit seiner Anke aus- und umgebaut und renoviert hat, oder er arbeitet im Garten, wenn er nicht mit seiner Frau ausgiebige Spaziergänge unternimmt.

So ausgiebig die Spaziergänge, so intensiv beschäftigt er sich mit Büchern � Bodo liest sehr viel. Werke von Heinrich Heine haben es ihm besonders angetan, die hat er sämtlichst verschlungen. Derzeit beschäftigt er sich mit Philosophie, mit Kant. (Auf die Meinung des Pragmatikers Bodo Neumann zu Kants kategorischem Imperativ, der gebietet,  Handlungen zu vollbringen, die nicht Mittel zu einem Zweck, sondern an sich gut sind, bin ich sehr gespannt.)

Große Worte und viel Tamtam vor allem um seine Person sind ihm unbehaglich,  wenn nicht sogar verhaßt, und so achtet er stets darauf, daß nicht zu dick aufgetragen wird, im Beruflichen und im Privaten - aber da mußt du heute durch, mein Lieber!

Große Worte mag er, wie gesagt, nicht �  dafür schätzt er umso mehr Zuverlässigkeit und Verläßlichkeit! Aber nicht nur bei anderen, sondern auch bei sich selbst. Konsequent dreht er, so oft es zeitlich geht, seine Runden um den Sportplatz. Das Sportabzeichen macht er regelmäßig.

In all den Jahren habe ich Bodo Neumann in den verschiedensten Lebenslagen erlebt. Der Umgang mit ihm war immer angenehm, auch wenn wir mal verschiedener Meinung waren (im politischen Alltag unvermeidbar). Mit den Jahren ist er � wie wir alle - ein bisschen gelassener geworden. immer geblieben sind seine Aufrichtigkeit,  Solidarität und seine Herzenswärme.

In der langen Zeit unseres gemeinschaftlichen Wirkens sind aus den politischen Mitstreitern  persönliche Freunde geworden. Es war die Politik, die uns zusammengeführt hat, aber es waren deine persönlichen Eigenschaften, die eine Freundschaft haben entstehen lassen...

Mögest Du uns allen in Deinen verschiedenen eingangs aufgezählten Eigenschaften noch lange gesund und voller Schaffenskraft erhalten bleiben. Dir und deinen Lieben, lieber Bodo, alles, alles Gute!!!
 

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