Redebeiträge zur Gründungsversammlung
der Fachgruppe Schifffahrt und Gewässer
in der Arbeitsgemeinschaft Osteland e. V.

Rede von Jochen Bölsche
Vorstand der AG Osteland

Grußwort von Wolfgang Schütz
AK Wanderfische in der Oste

Rede von Bernd Jürgens
Blaues Netz Oste

Rede von Caspar Bingemer
Fa. Osteschifffahrt, Oberndorf





Jochen Bölsche

Wozu ein
Blaues Netz Oste?

(...) Zu unserem Gründungsaufruf haben sieben Gründe und Anlässe geführt. Aktuellster Anlass war, erstens, der Entwurf der neuen Oste-Verordnung mit den irritierenden Regelungen in Paragraf 7 über Wassermotorräder und Angelverbote vor Anker. Veröffentlichungen im Vorfeld dieser Veranstaltungen haben mittlerweile dazu geführt, dass die Fachbehörde Änderungen und Klarstellungen in Aussicht gestellt hat. Dennoch sind wir sehr dankbar dafür, dass eine ausgewiesene Verwaltungsjuristin, Frau Rechtsanwältin Karin Ritter, den Entwurf für die Seglergemeinschaft Oberndorf durchgesehen hat und bereit ist, darüber heute zu uns zu sprechen.

Zweiter Anlass, den in der AG Osteland mit ihren 375 Mitgliedern geballten Sachverstand in Sachen Oste zu aktivieren, war eine Bitte des Hechthausener Bürgermeisters Bodo Neumann: Er hat uns gebeten, das Thema Verschlickung aufzugreifen - und ich freue mich, dass wir dazu heute Informationen aus erster Hand von Karin Warnke bekommen. Sie ist nicht nur Geschäftsführerin der Maritimen Landschaft Unterelbe (MLU), eines Projekts der Metropolregion Hamburg, der wir Zuschüsse zur Schwebefähren-Sanierung in Osten, zur Leuchtturm-Sanierung in Balje und zu diversen neuen Oste-Anlegern zu verdanken haben. Frau Warncke stand bereits 2004 Pate bei der Eröffnung unserer Deutschen Fährstraße und ist seit kurzem auch Geschäftsführerin des sogenannten Hamburger Verschlickungsfonds. Herzlich willkommen.

Dritter Anlass waren meine Erfahrungen als Koordinator des Jahres der Oste 2009, als der Fluss belebt war wie selten zuvor: Besuche von Traditionsseglern, von Fahrgastschiffen aus Brunsbüttel und Cuxhaven, von Moorkähnen aus dem Teufelsmoor und vom Hamburger Theaterschiff, "Open Ship"-Tage, Pappbootrennen, Nordsee-Elbe-Cup, Ostemarathon der Hemmoorer Ruderer, Lampionfahrt der Ostener, Schiffsmodellausstellungen, Shanty-Festival in Schwarzenhütten, Leuchtturm-Aktionstage in Balje, Oberndorfer Kanustaffel, diverse Hafen- und Deichwiesenfeste - es war ein wunderbarer Sommer, obwohl bisweilen drei Hafenfeste auf ein und dasselbe Wochenende fielen.

Da kam natürlich der Wunsch auf, eine Art "Blauen Kalender" für den gesamten Fluss zu schaffen, um zumindest die Veranstaltungen mit maritimem Charakter besser koordinieren und großräumig bekanntmachen zu können. Einen Ansatz dazu bietet bereits der Terminplan auf der Seite www.osteweb.de unseres Freundes Karl-Heinz Brinkmann.

Vierter Anlass war - von unserem Freund und Osteland-Gründungsmitglied Bernd Jürgens seit längerem angemerkt - der Wunsch von Wassersportvereinen, über Kooperationsmöglichkeiten nachzudenken - Stichworte: Jugendförderung, gemeinsame Vortragsveranstaltungen, gemeinsames Marketing für das Osterevier, auch um die Gastliegerplätze besser auszulasten und damit die Vereinsfinanzen aufzubessern.

Fünfter Anlass waren die hervorragenden Erfahrungen der Sportfischer mit einer Kooperation von der Quelle bis zur Mündung. Unser Osteland-Freund Wolfgang Schütz, Motor der Wiedereinbürgerung von Lachs und Stör, kann heute im Namen von Vereinen mit über 7000 Sportfischern, die mit der AG Osteland im Arbeitskreis Wanderfische in der Oste kooperieren, ein Grusswort sprechen.

Sechster Anlass waren die neuen, von der AG Osteland seit sechs Jahren geforderten Fahrgastschiffanleger in Balje, Oberndorf, Osten, Hechthausen-Klint und demnächst Großenwörden - Anleger, die wir übrigens dank einer 10.000-Euro-Spende der Fa. Elbfähre Glückstadt-Wischhafen einheitlich ausschildern können. Diese neuen Anleger, immerhin ein Millionenprojekt, ermöglichen neue Formen des Wassertourismus, erfordern aber auch zusätzliche Anstrengungen der beteiligten Gemeinden und Touristiker zur  Entwicklung von Angebots- und Kombipaketen. Dies wird das Thema der Ausführungen von Caspar Bingemer sein, der für seine Verdienste um den Ostetourismus mit dem "Goldenen Hecht" der AG Osteland ausgezeichnet worden ist.

Siebter Anlass schliesslich waren unsere Erfahrungen aus sechs Jahren Öffentlichkeitsarbeit für die Osteregion und vielen Kontakten mit Kollegen von überregionaler Presse, Funk und Fernsehen, aber auch die Erfahrungen meiner Frau Renate, verantwortlich für den Osteland-Arbeitskreis Messen und Märkte. Immer wieder wird beanstandet: Es gibt kein Werbematerial für den gesamten Fluss mit seiner enormen Bandbreite von Möglichkeiten allein im wassersportlichen Bereich - das reicht von der Kanu- über die Motorbootvermietung, über Tauchen und U-Boot-Fahrten im Kreidesee und die Wasserski-Anlage in Neuhaus bis hin zur schon erwähnten Fahrgastschifffahrt.

Keine Gemeinschaftswerbung - das heißt Kirchturmdenken. So verbreitet der sehr geschätzte, hochprofessionell geführte Tourismusverband Rotenburg einen schönen Flyer "Wasserwandern auf der Oste" - der wendet sich aber ausschließlich an Kanuten und endet, im Süden beginnend, am Wehr in Bremervörde. Cuxland-Tourismus wiederum streut einen Flyer mit dem Titel "Wassersport" mit einem eigenen Oste-Kapitel - doch die Törnvorschläge enden, diesmal im Norden beginnend, ebenfalls in Bremervörde.

Um das zu ändern, um die gesamte Oste ins Blickfeld zu rücken, sei es mit einem Internet-Portal oder einem Hafen- und Törnführer, will unser Freund Eddy Uhtenwoldt, Skipper-Urgestein aus Oberndorf, zunächst eine Datenerhebung mit Hilfe eines Fragebogens starten.

Über all dem, liebe Freunde, steht letztlich - aufgeworfen auch durch die neue Osteverordnung - die Frage: Was für eine Oste wollen wir? Der Arbeitsgemeinschaft Osteland fällt die Antwort nicht schwer. Die Entwicklung des Tourismus ist eine wichtige Option für das strukturschwache Osteland. Dabei gilt aber, was die AG Osteland in ihrer 2004 verabschiedeten Satzung in Paragraf 2 als Ziel und Zweck verankert hat: die "Bewahrung des Natur- und Kulturerbes" an der Oste und die "Erschließung der Natur- und Kulturgüter der Region durch einen umweltverträglichen Tourismus".

Es gilt also, bei allen geplanten Aktivitäten den einzigartigen Charakter - wenn man so will das Alleinstellungsmerkmal - der Oste zu bewahren: als Fluss des engagierten Artenschutzes, des stillen Naturgenusses und des sanften Tourismus, ein Ziel, das nicht nur Naturschützer und Jäger, Sportfischer und Touristiker unterschreiben können, sondern auch Segler, Kanuten und andere Sportbootfahrer.




Wolfgang Schütz

Erfolge durch
Vernetzung

Liebe Wassersportfreunde, liebe Touristikfreunde, liebe AG Osteland, ich möchte mich ganz herzlich für die heutige Einladung bedanken und übermittle der besten Grüße der ARGE Wanderfische in der Oste sowie der Ostepachtgemeinschaft, dessen Sprecher bzw. Vorsitzender ich bin. (...)  Ich möchte die hier anwesenden Vereine und Verbände ermutigen, den Schritt in die landkreisübergreifende Vernetzung zu vollziehen. Die sich hieraus resultierenden Vorteile sind nicht immer auf den ersten Blick erkennbar, aber schon nach kurzer Zeit werden sich erste Erfolge einstellen.

Berührungspunkte bzw. gemeinsame Interessen werden sich schnell finden. Schlagwörter können sein gemeinsame Jugendarbeit, gemeinsame Werbeauftritte, aber auch gemeinsame Stellungnahmen. Kleinere Vereine werden durch die neue Zusammenführung gestärkt so dass deren Interessen in der Öffentlichkeit besser vertreten werden.

Gerne möchte dies am Beispiel von uns Sportfischern erläutern. Beginnen möchte ich bei meinem eigenen Verein. Der Sportfischerverein Oste e. V., dessen Vorsitzender ich bin, kann alleine nicht viel erreichen, alleine hätten wir z. B. nie die Oste pachten können. Aber verbunden und vernetzt in der Ostepachtgemeinschaft sind wir schon 22 Vereine entlang der Oste mit 5700 Anglern und haben zum Beispiel seit über 30 Jahren die Oste gepachtet. Sie ist in der Hand derer, die hier ihre Heimat haben. Wir sagen nicht umsonst: Das ist unsere Oste. Damit dies auch immer so bleibt wurde in einer Geschäftsordnung festgelegt, dass der Vorsitzende des SFV Oste e.V. federführend auch für die OPG ist.

Im Laufe der Jahre hat sich hier eine Lobby aufgebaut, welche in der Öffentlichkeit durchaus einen hohen Stellenwert hat und deren Meinung auch bei Behörden und Ämtern gefragt ist.  Seit dem letzten Jahr hat sich nun, auf der Grundlage der Wiedereinbürgerung des Europäischen Störs, das bereits vorhandene Netz ausgeweitet und es wurde eine ARGE Wanderfische in der Oste gegründet. Hinzu gekommen sind die 10 Angelvereine der Besatzgemeinschaft Oste I mit 2000 Mitgliedern. Somit sind wir nun insgesamt 7700 Sportfischer, welche mit einer Stimme sprechen, wenn es darum geht z.B. die Oste wieder Wanderfisch gerecht zu gestalten.

Als Sprecher dieses Arbeitskreises konnten wir gemeinsam mit dem Landesverband Gelder beantragen, so z. B. von der Umweltstiftung Bingo,  welche schon genehmigt wurden. Auch laufen schon Anträge bei Land und Bund. Diese großflächige Vernetzung, diese sich durch mehrere Landkreise zieht, hat also innerhalb kürzester Zeit schon erste Erfolge erzielt. Ich möchte abschließend den hier neu zu gründenden Arbeitskreis ermutigen, gleichermaßen oder in ähnlicher Weise diesen großen Schritt zu wagen.  Vielen Dank.





Bernd Jürgens

Lust auf
Osteland

"Kooperation von der Quelle bis zur Mündung" - das hört sich nicht schlecht an, es sind ja immerhin 153 km, die zu vermarkten sind. Durch meine Tätigkeit als Osteland-Aquavit-Reisender habe ich die Strecke längst erschlossen, und es gibt in vielen guten Gaststätten diesen leckeren Tropfen. Da meine Tochter mit der Familie in Sittensen wohnt, sind wir mit meinem kleinen Enkel schon oft an der Oste spazieren gegangen, es lohnt sich.

Aber zuerst möchte ich Ihnen erzählen, wie es zu diesem Projekt gekommen ist: Ich hatte im Spätsommer von einem Motorbootskipper einen Anruf bekommen, der sich für die Oste interessierte, er hatte den Auftrag, doch dieses Revier für einen gemeinsamen Ausflug zu erkunden.
Da kamen natürlich die üblichen Fragen: Welche Häfen, welche Versorgungsmöglichkeiten, wie viele Liegeplätze, wie weit zum Kaufmann und Tankstelle, Restaurants, Grillplätze, Fahrräder am Hafen und natürlich welche Sehenswürdigkeiten in der Umgebung.

Für die Häfen der SVOH in Geversdorf und Hemmoor-Schwarzenhütten konnte ich ja Auskunft geben, Oberndorf, Neuhaus und Osten ging ja auch noch, aber dann musste ich passen. Das war natürlich unbefriedigend, zumal die Tageslieger in der Oste immer weniger wurden, und ein Kassenwart macht sich dann doch seine Gedanken.

Da musste was passieren, ich sprach Jochen Bölsche bei der nächsten Gelegenheit an, ob wir nicht über Osteland so ein ermarktungskonzept in Angriff nehmen könnten. Lange Zeit hatte ich nichts gehört, doch plötzlich ein Anruf und wir nahmen die Arbeit sofort auf - Blaues Netz Oste war geboren.

Jetzt begann die Arbeit, Jochen und Renate Bölsche, Uwe Mählmann, Caspar Bingemer, Eddy Uhtenwoldt und ich trafen uns in Osten und machten die ersten konkreten Vorschläge für ein Marketingkonzept von der Quelle bis zur Mündung. Es wurde ein Fragebogen ausgearbeitet, den jeder mit nach Hause bekommt, denn eins ist ja klar, jeder weiß in seinem Revier am besten Bescheid und kann viel besser Auskunft geben. Ohne Eure Hilfe geht es nun mal nicht, sprecht mit den Touristikern über die Sehenswürdigkeiten in der Umgebung.

Vielleicht müssen auch die Häfen und Anleger noch verbessert werden, Einkaufsfahrräder bereitstehen, nette Grillplätze, Restaurantadressen in der Umgebung, Hafenmeister müssen ausreichend Auskunft geben können, die freien Plätze müssen mit grünen Schildern versehen werden und noch einiges mehr. Wir müssen besser sein als viele andere Häfen an der Elbe oder Ostsee, vielleicht auch die Möglichkeit bieten, den Mast in Schwarzenhütten zu legen und lagern, damit man die Oste auch mit einem Segler weiter fahren kann.

Wir von der Unteren Oste kennen zum Beispiel nicht ausreichend den Oberen Osteverlauf, warum nicht auch mal eine gemeinsame Kanupartie im Verein anbieten. Auch die Rudervereine können vielleicht noch mehr anbieten, an den großen Anlegern Ausstiege vorsehen, damit die Kanuten die Untere Oste auch gerne erforschen und an Land gehen können, Zeltplätze ausweisen. Genauso wäre es auch mal gut, wenn Interessierte von der Oberen Oste von den Segelvereinen eingeladen werden zu einem Tagestörn nach Cuxhaven.

Auch der Segelnachwuchs vom Bremervörder See ist herzlich eingeladen zum Segeltörn oder Regattatraining an einem Wochenende, es werden auf den Regatten von vielen Schiffen gute interessierte Segler gesucht (Regatta Brunsbüttel, Oberndorfer Regatta).

All diese Ideen müssen wir gemeinsam auf den Weg bringen, es geht nur gemeinsam, jeder hat vielleicht auch noch bessere Ideen, es wäre schön, wenn über osteland@gmx.de diese Vorschläge an uns herangetragen werden. Auch ist es wichtig, dass jeder Verein eine eigene Internetseite ausgearbeitet hat, damit jeder Interessiert sich vorher informieren kann.

Damit uns auch optisch dieses Projekt verbindet, wird eine Flagge kreiert, die den Namen Oste auch in die Welt hinausgetragen wird, und jeder Skipper der aus der Oste fährt hat diese Flagge an Bord. Hat er den nächsten Hafen erreicht, wird sofort diese Flagge gehisst, damit er stolz aussagen kann: Ich komme aus dem Osteland, komm und besuche uns. Die erste Flagge bekommt die "Heimkehr" nach Amerika geschickt, damit sie auch auf ihrem Törn über den Atlantik diese Flagge setzen kann. Auch in jedem Ostehafen muss so eine Flagge als Gütesiegel hängen, vielleicht auch in den Gemeinden. Außerdem wird ein Törnführer in Form einer Klappkarte von der Oste ausgearbeitet, dieser
soll in jedem Hafen liegen und jeder Skipper von der Oste verteilt Ihn an andere Schiffe. Ich möchte meinen Vortrag noch mit einem Flaggengruß beenden: Lust auf Osteland.de.





Caspar Bingemer

Ein weiterer
großer Schritt

Ich denke, die meisten von Ihnen werden mich aufgrund meiner Tätigkeit als Mocambokapitän kennen. Mittlerweile mache ich das nun seit einem knappen Jahrzehnt. Viele Tausend Menschen sind seither mit mir über die Oste gefahren und haben sich von ihrer ganz eigenen Ausstrahlung  faszinieren und gefangen nehmen lassen.

Woher mag die wohl kommen, diese Ruhe einflößende Ausstrahlung? Ich habe mir während der Fahrt oft Gedanken darüber gemacht. Es mögen die vielen Schleifen und Kurven sein, mit denen die Oste sich durch die Landschaft schlängelt, es mögen die Tiere sein, die in beschaulicher Stille grasen, auf den Deichen und Wiesen herumliegen oder auf dem Wasser schwimmen und oft neugierig zu uns rüber schauen, vielleicht auch die vereinzelten Gruppen majestätischer alter Bäume, die gelegentlich das Vegetationsbild auflockern und bestimmen.
Ich weiß es nicht. Man kann es nicht genau sagen. Es muss aber irgendwie das gelungene Zusammenspiel all dieser Dinge sein und die Tatsache, und diese Erkenntnis ist mir eines Tages dabei gekommen, dass der Deich den gewohnten zivilisatorischen Alltag mit seinen Menschen, Häusern, Straßen, Autos auszuklammern scheint - ein paradiesisches Fleckchen sozusagen, in welches ich unsere Gäste aus ihrem Alltag hinaus entführen kann.  Und ich kann Ihnen versichern, es macht Spaß, immer wieder zu sehen, welche Wirkung das auf meine Fahrgäste hat.  Wer von Ihnen das schon erfahren konnte, der weiß wovon ich hier spreche. Diese Besonderheit der Oste birgt ja auch das große Potential für einen sanften Tourismus in unserer Region.

Am Anfang war es eine Vision, die meine Frau und mich beflügelte, als wir die Oste damals mit unserer Dicken Betzy erkundeten �ein alter Eisenkahn, der uns heute als Arbeitsboot dient -,  dann kam die wirtschaftliche Kalkulation, dem der feste Glaube an die Machbarkeit folgte und das Resultat war dann schließlich der Kauf der Mocambo. Soweit so gut.

Jeder, der in seinem Leben schon mal selbstständig ein Geschäft eröffnet und seine Existenz damit verbunden hat, der weiß um die Nöte und Ängste und die vielen schlaflosen Nächte, die einen über eine lange Zeit begleiten. Fallstricke, die in schwer durchschaubarer Regulierung und Bürokratie begründet liegen, tun ihr übriges. Nicht mal die Experten kennen heute alle relevanten Bestimmungen. Wäre es nicht schon die fünfte Geschäftsgründung in meinem Leben gewesen, für meine Frau immerhin auch schon die dritte mit der daraus resultierenden Erfahrung,  wer weiß, ob wir damals durchgehalten hätten.

Der wichtigste und schönste Anschub für uns gleich im ersten Jahr war dann die Erfahrung, dass wir nicht allein waren mit unserer Vision. Plötzlich tauchten aus verschiedenen Ecken Leute auf, die genau wie wir das brachliegende Potential der Oste erkannt hatten und Wege suchten, es zu erschließen. Ich kann Ihnen sagen: �Nichts beflügelt mehr und stärkt den Glauben an eine Sache nachhaltiger als Mitstreiter, die in die gleiche Richtung zielen.�

Unter anderen war da so ein freundlicher Herr, der häufig mitkam, dabei unseren Bierumsatz ordentlich ankurbelte und ständig fotografierte. Irgendwann teilte er mir mit, dass er sich die Internetadresse oste.de gesichert hätte und gerade im Aufbau derselben begriffen sei, ich könne ja mal hineinschauen. Man muss sich dazu ins Gedächtnis rufen, dass das Internet zum damaligen Zeitpunkt zumindest hier in der Region immer noch etwas ausgesprochen Exotisches war. Nun, wir haben unsere Seiten seinerzeit schnell verlinkt und das hat dann auch sehr bald positive Effekte nach sich gezogen. Wenn ich mir heute anschaue, was aus deiner Seite geworden ist, lieber Jochen, und wie Du mit Inspiration, Ideen und strategischem Geschick deine Vision, die ja doch noch sehr viel umfassender ist als die meine, anderen vermittelt und wie Du sie mit Leben gefüllt hast, dann möchte ich hier an dieser Stelle einmal die Gelegenheit nutzen, öffentlich den Hut davor ziehen.

Nun Mittlerweile, wie ich schon anfangs erwähnte, ist ein knappes Jahrzehnt vergangen. Mit der AG Osteland ist der Region ein mächtiger Antriebsmotor erwachsen und vieles scheint heute erreicht zu sein. Aus unserem Bereich will ich nur erwähnen: Neue Anleger am Natureum, in Oberndorf, Osten und Klint. Der in Großenwörden soll auch bis zum Jahresende fertig sein. Krimilesungen an Bord unseres Schiffes vor Anker in der Hexenbucht haben sich zu einer beliebten Veranstaltung entwickelt. Trauungen an Bord können heute stattfinden in Oberndorf, Neuhaus und Osten. In diesem Jahr übrigens auch erstmals in Gräpel, und ich freue mich, dass wir schon 2 Trauungen gleich für das erste Jahr dort gebucht haben.

Aber: 1. führt uns diese Zeitspanne auch vor Augen, dass eben Nichts mal eben so von heute auf morgen zu schaffen ist und alles seine Zeit für eine gesunde und vor allem nachhaltige Entwicklung braucht.

2. sollten wir nicht vergessen, dass wir uns bei all den Bemühungen der vergangenen Jahre, das Potential der Region touristisch - und das soll im Ergebnis ja schließlich auch bedeuten wirtschaftlich - zu erschließen, immer noch in einer fragilen Aufbauphase befinden.

Zwar ist es mit vereinten Anstrengungen gut gelungen, Ansätze einer Infrastruktur aufzubauen. Ich möchte die hier mal als Fundamente einer zukünftigen Entwicklung bezeichnen. Und ich bin davon überzeugt, dass sie durchaus solide angelegt wurden und eine verlässliche Grundlage bilden.

Dazu gehören unter anderem die In-Wert-Setzung der historischen Fähren am Fluss, ihre Restaurierung, sowie die Gründung der "Deutschen Fährstraße".

Dazu gehören die neuen Anleger für Schiffe wie unsere Mocambo, aber auch für Sportboote, Kanuten, etc.

Dazu gehören Informationspunkte, Wegweiser, Infotafeln, Fährstube und vieles mehr.

Dazu gehören aber auch, meine Damen und Herren: die Fundamente in den Köpfen der Menschen, wenn ich das mal so ausdrücken darf. Und das sind vorab die allerwichtigsten. Denn ohne feste Überzeugung und ohne den Glauben an Machbarkeit und Erfolg würde doch alles, was wir anpacken, halbherzig und letztlich zum Scheitern verurteilt sein.

Sie, meine Damen und Herren und meine lieben Mitstreiter, die sich hier engagieren � sei es als Vertreter der Politik, der Verwaltung, als Ehrenamtliche eines Verbandes oder Vereins oder Vertreter einer Interessengruppe, das ist letztlich egal - sind in ihrer Funktion Entscheidungsträger und in ihren Köpfen vorneweg müssen das Ziel, die Zuversicht, der Wille und letztlich auch die Bereitschaft, über den Horizont  des eigenen Kirchturms hinaus vielleicht auch einmal unkonventionelle Wege zu beschreiten, fest verankert sein.

Das ist aus meiner Sicht neben all den anderen das wichtigste Fundament, die Grundlage sozusagen, auf der wir die Zukunft aufbauen und unser Ziel gemeinsam erreichen können. Der große Mitgliederzuwachs der AG Osteland gerade in den letzten Jahren, die Tatsache, dass Sie alle heute hier in so großer Zahl erschienen sind, darf uns darauf schließen lassen, dass auch dieses Fundament mittlerweile eine feste und tragfähige Grundlage für unsere gemeinsame Zukunft bildet.

Und dennoch, bei allem Erreichten dürfen wir uns nie der Illusion hingeben, jetzt hätten wir ja unseren Teil getan und nun wollen wir mal abwarten, was der eine oder andere daraus macht. Die Welt steht nicht still und ständig entsteht Neues. Sicherlich können wir nicht das Tempo bestimmen meine Damen und Herren. Davon sind wir noch weit entfernt. Aber die Entwicklung der letzten Jahre zeigt uns doch eindrucksvoll, dass wir im großen Rennen nicht hinterher laufen müssen, sondern dass wir mithalten und uns sogar nach vorne arbeiten können. Das sollte uns mit Zuversicht erfüllen und mit Mut.

Heute haben wir uns hier versammelt, um einen weiteren großen Schritt zu tun, der mir wie geschaffen scheint, das bisher Erreichte auf äußerst effektive Weise zusammen- und weiterzuführen: �Blaues Netz Oste�...

Ich denke, ich beschreibe hier einfach mal, was ich davon erwarte. Zunächst zum Auslöser: Wie wir ja wissen, ist geplant, die Oste schon Mitte Mai aus dem Bundeswasserstraßennetz herauszunehmen und in ein Niedersächsisches Landesgewässer umzuwidmen. Daraus ergibt sich unter anderem die ziemlich einmalige Situation, dass nun vom Land Niedersachsen für den schiffbaren Teil der Oste neue Befahrensrichtlinien , hier "Gemeingebrauchsverordung zum Befahren der Oste" genannt,  aufgestellt werden müssen. Der Bund und damit auch seine Behörde, das WSA, mit allem was da an Bestimmungen und Verordnungen drum und dran hängt, sind ab Mitte Mai, so denn alles seinen Gang geht, nicht mehr zuständig.

Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (kurz NLWKN) als zuständige Behörde hat freundlicherweise (und das möchte ich an dieser Stelle auch einmal betonen,  denn in der Regel werden die Bürger bei solchen Anlässen doch vorzugsweise vor vollendete Tatsachen gestellt) einigen Beteiligten am Fluss einen Verordnungsentwurf mit der Bitte um Stellungnahme übersandt. Das heißt, man lässt die Absicht erkennen, die Interessen, Bedürfnisse und Vorschläge der Anlieger und Beteiligten zu berücksichtigen. Sollte es sich dabei tatsächlich nicht nur um eine vorgeschobene Aktion zur Demonstration von Bürgernähe handeln, dann eröffnet sich hier eine einmalige Chance: nämlich all die Dinge, die aufgrund alter Verordnungen und Bestimmungen unrund laufen und eventuell dazu angetan sind, positive Entwicklungen zu behindern anstatt sie zu fördern anzusprechen, zu diskutieren, um schließlich als wünschenswertes Ergebnis dieser Aktion fundierte Vorschläge konstruktiv in die Gestaltung einer solchen Verordnung mit einfließen zu lassen.

Soweit so gut. Aber! Wenn wir nun über diesen Aufhänger schon mal soweit sind, dass wir uns zusammensetzen, um die unterschiedlichsten Belange in diesem Zusammenhang zu diskutieren... Warum, frage ich Sie, gehen wir dann eigentlich nicht auch gleich all die anderen Dinge an, die hier am Fluss unrund laufen...  aufgrund irrationaler Verordnungen, ungeklärter Zuständigkeiten, Sprachlosigkeit zwischen einzelnen Gruppierungen, alles Dinge, welche geeignet sind, eine positive Entwicklung zumindest zu behindern und zu bremsen. Letztlich will das ja keiner von uns.

Nun bin ich ja nicht nur Naturliebhaber und Kapitän der Mocambo, der das natürliche Potential unserer schönen Ostelandschaft nutzt und es aus eben diesen Gründen in seiner Eigenart erhalten und fördern möchte. Ich bin aber auch privat Osteanlieger mit einem Stück Deich auf meinem Grundstück. Dieses und die Tatsache, dass sich immer wieder Menschen mit Anliegen zu allen möglichen Themen an mich wenden  - Baum-fäll-Aktionen an der Oste, Windindustrieanlagen in Flussnähe, Lagerungsverbot von Anlegern im Außendeich, etc. - offensichtlich meinen viele, weil ich nun mal als Kapitän auf der Oste schippere, hätte ich da vielleicht auch was mitzureden � Nun, jedenfalls werde ich neben meinen eigenen Belangen auch aus diesen Gründen häufig mit den unterschiedlichsten Themen konfrontiert, welche den Fluss betreffen. Und muss dabei immer wieder lernen, dass wir es entlang der Oste mit einem geradezu schon babylonischen Wirrwarr an Bestimmungen und Verordnungen zu tun haben.

Ich will ihnen mal ein paar Beispiele geben: Ein Nachbar bekommt die behördliche Aufforderung, sein Paddelboot aus dem Außendeich zu entfernen, mit der Begründung, es könne bei Hochwasser den Deich beschädigen. OK, das Beispiel mag an dieser Stelle vielleicht etwas überspitzt sein. Nichts desto trotz ist es genau so gelaufen. Aber nehmen wir doch die Anleger, die seit jeher im Winter im Außendeich gelagert werden. Gleiche Begründung. Nun hat man die ja aus Eigeninteresse schon immer an einen dicken Baum oder Bodenanker gebunden, damit sie im Ernstfall nicht abhauen. Aber neuerdings genügt das wohl nicht mehr. Bäume können sowas nicht mehr halten und für die Verankerung muss jetzt eine Statik vorgelegt werden.

Das ist schön und gut, obwohl man schon dabei seine begründeten Zweifel anmelden könnte. Viel merkwürdiger ist aber, dass dieses Thema nur wenige km weiter auf der anderen Osteseite überhaupt keine Rolle zu spielen scheint. Und das gilt nicht nur für die Anleger. Es gilt auch für die Gartengestaltung im Außendeich, den Bau von Plattformen und Unterständen, usw.

Noch einen: Nach Aussage eines hochrangigen verantwortlichen Deichexperten sollen langfristig alle Bäume im Außendeich entfernt werden. �Ja wie, die ganze Oste rauf und runter?� hatte ich gefragt. Ja...  die beste Sicherung, das habe man herausgefunden sei Reet. Alles andere wäre nur hinderlich und müsse weg. Wie passt es denn da zusammen, das von einer Behörde, die eine ganz andere Zielsetzung hat, als Ausgleichsmaßnahme für den Bau eines neuen Anlegers die Anpflanzung von Weiden im Außendeich vorgeschrieben wird und erinnern sich die Experten vielleicht noch daran, was im Ernstfall auch nur 20 cm dicke Eisschollen mit ihrem Deich machen, wenn da keine Bäume mehr sind? Die Altvorderen wussten das und haben aus diesem Grund Bäume angepflanzt, sie allerdings dann hinterher auch gepflegt.  Mal ehrlich. In diesem Kontext erscheint doch die Geschichte mit dem Paddelboot wie eine reine Lachnummer.

Ich bin an dieser Stelle absichtlich ein wenig polemisch geworden. Es handelt sich hier um Tatsachen, nicht um Märchen meine Damen und Herren und ich hätte noch mehr davon. Jetzt versetzen Sie sich bitte einmal in die Lage eines betroffenen Bürgers. Ist es denn ein Wunder, wenn der sich ungerecht behandelt fühlt und ihm die ganze Absurdität, die dahinter steckt die Sprache verschlägt?

Woran es liegt, dass das so ist, wissen wir alle. Drei verschiedene Landkreise grenzen an die Oste, mit jeweils eigenen Zuständigkeiten, Bestimmungen und Verordnungen. Dazu kommen unterschiedliche Zielsetzungen innerhalb einer Behördenstruktur, die nicht selten konträr laufen  � Naturschutz gegen Deichschutz gegen Sicherheit für Spaziergänger � und schließlich noch die Partikularinteressen privater Vereine und Verbände. Das meine Damen und Herren ist der Status Quo und er wird aufrecht erhalten allein durch Sprachlosigkeit und dem Horizont, der an den eigenen Grenzen endet.

�Blaues Netz Oste�: Die Idee ist, eine gemeinsame Plattform zu schaffen für die ganze Oste, nicht nur für den schiffbaren Teil bis Bremervörde, sondern für die gesamte Oste von der Quelle bis zur Mündung. Was ich mir als Kapitän der Mocambo, als Geschäfts- und als Privatmann davon wünschte: Eine Plattform wie eine multimediale Informationsdatenbank, auf der alles gesammelt und präsentiert wird, was im Osteland von Bedeutung ist und was es zu bieten hat. Veranstaltungen, Adressen, Ansprechpartner, Vereine, Verbände, Behörden, Zielsetzungen, Satzungen, Verordnungen - Sie können die Liste selbst fortführen - praktisch eine umfassende Informationsplattform für die Region, für die Bürger vor Ort wie für die Gäste.

Eine Plattform, welche die unterschiedlichen Zielrichtungen und Interessen von Behörden Verbänden, Vereinen aber auch Bürgern transparent macht und zusammenführt. Eine Plattform, auf der Zielsetzungskonflikte nach außen getragen, diskutiert und einvernehmlich ausgeräumt werden können. Eine Plattform, auf welcher über Landkreis- und Verbandsgrenzen hinweg einheitliche, jedermann Planungssicherheit bietende Bestimmungen und Verordnungen verbindlich für die gesamte Oste entwickelt werden können. Eine Plattform, die uns alle, von der Quelle bis zur Mündung verbindet und stark macht auf unserem gemeinsamen Weg in die Zukunft. - Dankeschön.


www.osteland.de
www.oste.de





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