Bildung muss ein Grundrecht
bleiben - auch im ländlichen Raum

oste.de-Leserin Sigrid Beyer (Osten) kommentiert:

Das Thema Schulschliessungen beschäftigt die Gemüter und regt hoffentlich an, über Alternativen - regional - nachzudenken.

Auf jeden Fall muss man Geld in die Hand nehmen, wenn auch für ländliche Regionen ein Bildungsstandard erreicht bzw. erhalten werden soll.

Wenn z.B. eine Honorarkraft in einer Schule 1,5 Stunden im Nachmittagsbereich eine Leistung anbietet und sie wird dafür mit insgesamt 25 € entlohnt, abzüglich z.B. Fahrtkosten, dann kann daraus nichts werden. Einerseits sollen pädagogisch ausgebildete Kräfte in die (Ganztags)Schulen kommen, aber sie werden bezahlt mit dem Stundenlohn einer Putzfrau!

Unsere Politik und mit ihr die Gesellschaft haben anscheinend immer noch nicht begriffen, dass all diese Leistungen, nämlich ein Nachmittagsangebot noch vor 20 oder 30 Jahren i.d.R. von den Müttern erbracht wurde, die auf eine Berufstätigkeit zugunsten der Kinder verzichtet haben, das hat den Stast nichts gekostet! Und so glaubt man heute allen Ernstes immer noch, dass qualifizierte Fachkräfte sich bereit finden, in der Schule die Nachmittage für fast nichts zu gestalten. Das ist weltfremd.

Ja, die jungen Eltern sind heute zumeist beide berufstätig, weil das Budget auch sonst nicht reicht, weil die Mütter in ihren erlernten Berufen arbeiten wollen - alles richtig. Aber die Gesellschaft, die Politik hat dann dafür zu sorgen, dass die Kinder erzogen und ausgebildet (Kitas, Schulen etc.) werden. Dafür zahlen ja dann auch beide Eltern aufgrund ihrer Berufstätigkeit Steuern. Die Entscheidung dieser jungen Leute für eine Familie fällt auch deshalb so schwer, weil sie befürchten, die Anforderungen und Erwartungen an sie nicht erfüllen zu können. Eltern sind noch immer, wenn etwas schief läuft, in den Augen der Öffentlichkeit die Schuldigen. Wer will sich das antun?

Die Politik steckt riesige Summen in energetische, wirtschaftliche und soziale Förderungen, wobei Letzteres immer nur das materielle Überleben absichern soll, aber nicht die persönliche Entwicklung dieser Menschen, damit sie wieder in Arbeit und Brot kommen. Aber wenn wir nicht endlich begreifen, dass die Menschen eben nicht alle gleich sind und der eine mehr Förderung braucht als der andere, dann wird sich dieser "Bodensatz" in Zukunft sich noch vergrößern - z.B. um jene, die in ländlichen Regionen abgehängt werden.

Bildung muss auch in ländlichen Regionen ein Grundrecht sein und bleiben. Aber vielleicht gibt es Alternativen?

Ich denke an Schüler - so etwa ab der 6. oder 7. Klasse: wenn nicht alle Fächer vorgehalten werden können, weil die Schule zu klein ist: es gibt ja auch Unterricht aus dem Internet, erfährt in den USA derzeit ein enormes Wachstum. So könnten an den Schulen weitere Fächer angeboten werden über einen virtuellen Unterricht - macht den Kids vielleicht sogar mehr Spaß. Software statt Schulbücher, selbst entdecken und lernen statt der Lehrervorgabe, selbst das Tempo bestimmen und neue Interesse entdecken. Es gilt auch seitens der Schulen mit zunehmendem Alter der Schüler darauf hinzuwirken, dass eigenständiges Lernen immer wichtiger wird.

Unter solchen Umständen können auch auf dem Land Kinder länger gemeinsam unterrichtet werden, denn sie haben in ihren Tablets ihr jeweiliges Lernprogramm, der Lehrer begleitet und unterstützt. In diese Programme lassen sich viel leichter Belohnungen und Lob einbauen als der Lehrer vor der Klasse zu geben vermag, denn er hat eben nicht immer im Blick, was Fränzchen und Lieschen gerade treiben. Über software könnten die Unterrichtsprogramme von der Lehrkraft so überprüft werden, dass sie genau erkennt, wo der Schüler gerade mit seinem Wissens-/Kenntnisstand sich befindet. Jedes Kind hätte sein individuelles Lerntempo und könnte auch seine Talente und Neigungen viel besser entwickeln.

Ich will damit sagen, dass die traditionelle Art (aus dem 19. Jh.!) zu unterrichten im Computerzeitalter immer mehr ins Abseits gerät. Wir brauchen neue, den Kindern und ihren Lebensumständen angepasste Formen des Lernens. Der Lehrer wird immer mehr zum Förderer und Mentor, der sich dann auch für den einen oder anderen Schüler mehr Zeit nehmen kann.
Angesichts der Entwicklung der elektronischen Medien dürfte es heute kein Problem sein, die Kinder im ländlichen Bereich qualifiziert zu bilden - in der kleinen Schule vor Ort, mit allen Altersstufen, denn die Differenzierung würde ja in den unterschiedlichen Lernprogrammen der iPads etc. stattfinden. In so eine Innovation könnte man auch die großen Software-Konzerne und Anbieter von Apple bis Mikrosoft, von Google bis Amazon einbinden. Ein guter Teil ihrer Werbeeinnahmen könnte so in die Bildung der Kinder und Jugend fließen.

Was spricht dagegen?
 
 

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