"Was wir wollen"

Positionspapier der Bürgerinitiative "Rettet das Alt" / Nov. 2013

>>> Die Bremervörde Bürgerinitiative �Rettet das Alt� möchte das Haus Bremer Straße 14, in dem in den ersten vier Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts die jüdische Familie Salomon gelebt hat und in dem sich fast 150 Jahre lang bis zum Sommer dieses Jahres viel besuchte Gastwirtschaften befunden haben, vor dem Abriss bewahren.

Das Haus ist eines der wenigen noch erhaltenen historischen Gebäude der Stadt und darf nicht auch noch wie viele andere ältere Häuser der in Bremervörde grassierenden Abrisswut zum Opfer fallen, sondern muss unbedingt erhalten werden! Da es sich zudem um ein seltenes bauliches Zeugnis jüdischer Geschichte der Stadt handelt, meinen wir, dass es für die Pflege unserer jüngeren Vergangenheit von unschätzbarem Wert ist.

Im Frühjahr 2013 sind dem Bürgermeister über 3000 Unterschriften übergeben worden, die den Erhalt der Kultkneipe �Alt Bremervörde� an ihrem Platz in der Bremer Straße 14 forderten. Die Firma Bünting aus Leer, die ein größeres Gelände im Bereich zwischen Alter, Bremer und Hagenahstraße von der Kaufmannsfamilie Krause erworben hat und dort einen Famila-Verbrauchermarkt bauen möchte, legte wenig später einen revidierten Entwurf vor, in dem die Bedenken großer Teile der Bevölkerung scheinbar berücksichtigt wurden: Das Haus Bremer Straße 14 soll nach diesen Plänen weiterhin komplett abgerissen und � nach hinten versetzt � in der Fassadengestaltung des Neubaus lediglich angedeutet werden.

Damit sind wir nicht einverstanden! Der Famila-Markt wird, wenn er wie geplant realisiert wird, kein architektonisches Schmuckstück für Bremervörde werden: Der Stadt droht vielmehr ein riesiger Klotz mit langen, unansehnlichen Fronten. Der Fortbestand und die Einbeziehung des ehemaligen �Alt�-Gebäudes in eine revidierte Planung könnten diesem Eindruck dagegen entgegenwirken.

Da die Gastwirtschaft �Alt Bremervörde� inzwischen an anderer Stelle weitergeführt wird und unser Vorschlag zur Einrichtung eines Kulturzentrums im Haus Bremer Straße 14 sich nicht realisieren lässt, plädieren wir nun dafür, dass die Firma Bünting das historische Gebäude in ihren Neubau integriert und seine Räumlichkeiten z. B. für das an dieser Stelle von ihren Architekten geplante Café nutzt.

Das ansehnliche Haus, das im aktuell gültigen Bebauungsplan der Stadt Bremervörde als stadtbildprägend eingezeichnet ist, verfügt über eine solide Bausubstanz. Die Inneneinrichtung des geplanten Cafés müsste im Zuge der Umgestaltung modernisiert werden. Da der Zugang zu dem Café von der Firma Bünting ohnehin rückwärtig von der Supermarktpassage her vorgesehen ist, könnte der Eingang der ehemaligen Gaststätte zur Bremer Straße hin geschlossen werden.

Zudem könnte der Bürgersteig vor dem bisherigen �Alt�-Gebäude um einen knappen Meter verbreitert werden, was uns auch im Zusammenhang mit den demnächst begonnenen Verkehrsberuhigungsmaßnahmen im Bereich der Alten Straße, die bis hierhin ausgedehnt werden sollten, sinnvoll erscheint.

Das Gebiet ist Teil des geförderten Sanierungsprojekts �Innenstadt Süd�, in dem nach einem beschlossenen Gestaltungsleitfaden möglichst viel historische Bausubstanz erhalten bzw. rekonstruiert werden soll. Unserer Ansicht nach erfüllen die von der Firma Bünting an dem neuen Famila-Gebäude vorgesehenen historisierenden architektonischen Attrappen diesen Auftrag nicht. Die Einbeziehung des kulturhistorisch wertvollen Stadthauses Bremer Straße 14 in die Gesamtgestaltung entspricht viel eher den Vorgaben des Gestaltungsleitfadens!

In das Café sollte eine Ausstellung mit Gegenständen und Fotos integriert werden, die die Geschichte des Gebäudes dokumentieren. (Bisher ist vorgesehen, in Schaufenstern in diesem Bereich des zukünftigen Supermarkts historische Gegenstände der örtlichen Rumproduktion auszustellen!)

An dem Gebäude sollte zudem eine Tafel angebracht werden, die an die jüdische Familie Salomon erinnert. Sie wurde von den Nazis enteignet und musste in die USA flüchten. Die beiden Schwestern des aus Nieder Ochtenhausen bei Bremervörde stammenden Hauseigentümers Joseph Salomon verloren im KZ ihr Leben.

Eine zweite Tafel sollte an dem Haus Alte Straße 80 angebracht werden, das die Firma Bünting zur Realisierung ihrer Pläne ebenfalls aufgekauft hat und dessen Fassade restauriert werden soll: Hier befand sich im Haus der Familie Heyn bis in die dreißiger Jahre der Betsaal der jüdischen Gemeinde.

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