Landkreis zahlt kein extra
Geld für Natureum-Projekt

Finanzausschuss lehnt Antrag der Grünen-Fraktion zu den "Küstenwelten" ab

Stade/Buxtehude. Rückschlag für die Freunde des Natureums, die um den Erhalt des Millionen-Projekts "Küstenwelten" an der Ostemündung in Balje kämpfen. Der Finanzausschuss des Landkreises Stade hat gestern einen Antrag der Grünen-Fraktion abgelehnt, Geld für das Projekt in den Haushalt einzustellen. Sie wollen das Natureum unterstützen, zusätzliches Geld wollen sie jedoch nicht investieren, zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht.

Seit mehr als zehn Jahren wird das Projekt von der Stiftung Natureum Niederelbe und dem vom Landkreis gewählten Kuratorium geplant. Anvisiert war eine knapp 2500 Quadratmeter große Halle in Form einer Meerassel direkt am Ostesperrwerk. Darin sollten die Elbmündung und ihre Beziehungen zur Welt in moderner Form interaktiv dargestellt werden.

Doch weil Sicherheiten für einen Kredit fehlen, wurde das Projekt im November 2011 für gescheitert erklärt. Das akzeptierte die Grünen-Fraktion im Kreistag so nicht und beantragte, 200 000 Euro im neuen Kreishaushalt als Zuschuss für die Stiftung Natureum einzusetzen sowie weitere 400 000 Euro als Verpflichtungsermächtigung. Dieser Antrag wurde jetzt abgeschmettert. Klaus Quiatkowsky (SPD) betonte zwar, dass das Natureum unterstützt werden soll, es sei jedoch verfrüht, Haushaltsmittel einzusetzen.

Ähnlich sieht es Hans-Jürgen Detje (CDU): "Wir können keine weiteren Mittel in die Hand nehmen." Schließlich würden die Kreispolitiker die aktuelle Entwicklung nicht kennen. Landrat Michael Roesberg (parteilos) riet ebenfalls, erst über Inhalte und dann über die Finanzierung zu sprechen.

Dabei geht es dem Landkreis Stade finanziell besser als erwartet. Im ersten Haushaltsentwurf rechnete die Verwaltung noch mit einem Minus von rund 3,1 Millionen Euro. Doch aufgrund erhöhter Schlüsselzuweisungen des Landes Niedersachsen für den Kreis Stade, sieht das Ergebnis im Plan besser aus als gedacht. Derzeit rechnet die Kreisverwaltung sogar mit einem kleinen Überschuss von etwa 6000 Euro.

Aus diesem Grund soll nun auch davon abgesehen werden, die Kreisumlage wie geplant um 0,5 Prozentpunkte auf 55,5 Prozent anzuheben. Diese Entscheidung sollte ganz im Interesse der Städte und Gemeinden im Landkreis Stade sein, die nun keine Mehrbelastung bei der Kreisumlage erwarten müssen. Nordkehdingens Samtgemeindebürgermeister Edgar Goedecke hatte die geplante Erhöhung der Kreisumlage bereits schriftlich beim Landkreis abgelehnt. Diese hätte die ohnehin schwierige Situation im Nordkehdinger Bereich noch verschärft.(lko)

Hamburger Abendblatt, 1. 1. 2012


"Küstenwelten" ist jetzt
Thema in der Stader Kreispolitik

Finanzausschuss diskutiert am Montag über die Zukunft des Millionenprojekts am Natureum

BALJE/STADE. Am Montag wird der Weg zur Entscheidung geebnet, wie es im Natureum Niederelbe in Balje weitergeht. Im Zuge der Haushaltsberatungen beschäftigt sich der Personal- und Finanzausschuss mit einem Antrag der Grünen, der vom Kulturausschuss weitergeleitet wurde. Es geht indirekt um die Zukunft des Großprojekts "Küstenwelten" Seit etwa zehn Jahren wurde ein etwa zwei Millionen teurer Neubau im Eingangsbereich des Natureums geplant. Darin sollte die Ausstellung "Küstenwelten" gezeigt werden.

Dieses Projekt galt Ende 2011 jedoch bereits als gescheitert, weil die Finanzierung unklar war. Es fehlen Sicherheiten für einen Kredit in Höhe von rund 600 000 Euro. Dabei waren Fördergelder in Höhe von rund einer Million Euro bereits bewilligt. Als der Vorstand der Stiftung Natureum Niederelbe das endgültige Aus des Millionen-Projekts verkündete, stellte die Kreistagsfraktion der Grünen einen Antrag im Kulturausschuss. Ziel der Grünen ist es, die Planung für das Projekt "Küstenwelten" fortzusetzen.

Dazu sollen im neuen Kreishaushalt 200 000 Euro als Zuschuss für die Stiftung Natureum eingesetzt werden sowie weitere 400 000 Euro als Verpflichtungsermächtigung. Grünen-Fraktionschef Ulrich Hemke begründet den Antrag unter anderem damit, dass es nicht so viele Möglichkeiten gebe, dass der Landkreis "etwas Vernünftiges für Nordkehdingen tun kann".

Der Kulturausschuss hat den Antrag an den Finanzausschuss verwiesen. Es deutet sich eine spannende Debatte an. Ob der Antrag der Grünen ohne Änderung durchgewunken wird, könne er nicht abschätzen, so Hemke. Aber er sei optimistisch, dass etwas Positives im Natureum passiert. Der Finanzausschuss tagt am Montag ab 8.30 Uhr im Stader Kreishaus, Am Sande 2.(lko)

Hamburger Abendblatt, 14.01.2012


Initiative kämpft
für "Küstenwelten"

Bürger diskutieren mit Politikern über totgesagtes Millionenprojekt am Natureum

Balje/Oederquart. Der seit zehn Jahren geplante Neubau am Natureum mit der Ausstellung "Küstenwelten" stand bereits vor dem Aus. Wie berichtet, war die Finanzierung gescheitert. Vor Ort aber geht der Kampf für das Millionenprojekt weiter. "Wir wollen an dem ursprünglichen Konzept mit einem Neubau festhalten", sagt Maike von Zedlitz, Sprecherin von "Pro Küstenwelten". Die Bürgerinitiative (BI) hatte sich im November gegründet, um das totgesagte Projekt zu retten.

Bei einem Treffen in Oederquart diskutierten jetzt BI-Mitglieder mit Landtagsabgeordneten und Kreispolitikern über mögliche Perspektiven. Die BI hatte zum Treffen eingeladen. Es war die sechste Sitzung seit Gründung von "Pro Küstenwelten" am 15. November des vergangenen Jahres. Damals hatte der Vorstand der Natureum-Stiftung das Großprojekt für gescheitert erklärt. Geplant war eine 2500 Quadratmeter große Halle in Form einer Meerassel am Ostesperrwerk.

Darin sollten die Elbmündung und ihre Beziehungen zur Welt interaktiv dargestellt werden. Doch das rund zwei Millionen Euro teure Projekt scheiterte an der Finanzierung. Es fehlten Sicherheiten für einen Kredit in Höhe von 600 000 Euro. Doch damit möchte sich die Initiative "Pro Küstenwelten" nicht abfinden. Ihr Hauptanliegen sei ein attraktiver Impuls am wenig attraktiven Eingangsbereich des Natureums. "Die Besucher sollen schon von der Straße sehen können, was sie im Natureum erwartet", sagt Marlis Oschmann, eine zweite Sprecherin der Initiative.

Die "Küstenwelten" seien wichtig, um dem Besucherrückgang entgegenzuwirken. Der Neubau wäre "ein Leuchtturmprojekt, das weit in den Elbe-Weser-Raum hineinstrahlt", sagt Oschmann. Mit Blick auf konkurrierende Einrichtungen wie das Klimahaus oder das Auswandererhaus in Bremerhaven und andere dürfe es aus Sicht der BI auch "keine abgespeckte Version der Küstenwelten" geben.

Ansonsten drohe dem Natureum in den kommenden Jahren das endgütige Aus. Der Landtagsabgeordnete Kai Seefried (CDU) mahnte diesbezüglich zur Vorsicht. "Wir müssen sehen, was realistisch ist", sagte Seefried. Allerdings gelte es, die zugesagten Fördermittel nicht zu verlieren. Für das Projekt wurde erhebliches Fördergeld in Höhe von etwa einer Million Euro aus Mitteln der Bundesumweltstiftung, der Metropolregion und der Europäischen Union eingeworben. Im Jahr 2013 endet zumindest die EU-Förderperiode.

Die Landtagsabgeordnete Petra Tiemann (SPD) brachte den Landkreis Rotenburg/Wümme ins Spiel. Vielleicht könne der für eine finanzielle Unterstützung oder eine mögliche Kooperation gewonnen werden. Schließlich profitiere auch er vom Natureum und dem touristischen Erfolg der gesamten Osteregion.

Die Landtagsabgeordnete Tiemann bot sich an, ein Gespräch mit Rotenburgs Landrat Hermann Luttmann zu führen. Eike Ingwer Schmidt, ehrenamtlicher Vorstand der Natureum-Stiftung, ist zudem verstärkt auf der Suche nach weiteren Geldgebern. Einer seiner Ansprechpartner sei die Kreissparkasse Wesermünde-Hadeln.(lko)
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Genau abwägen, 
was machbar ist 

Lars Koch 

Was mit dem geplanten rund zwei Millionen Euro Neubau am Natureum und der Ausstellung "Küstenwelten" passiert, ist noch völlig unklar. Der Vorstand der Stiftung Natureum Niederelbe hatte das Projekt bereits für gescheitert erklärt, weil es Probleme mit der Finanzierung gab. Aber das Konzept war und bleibt gut. Und am Natureum muss etwas passieren. Seit Jahren reduziert sich die Zahl der Gäste. Weil jahrelang für die "Küstenwelten" gespart wurde, ist die Anlage teilweise trostlos und baufällig. 

Es gibt unterschiedliche Varianten für die Zukunft der "Küstenwelten". Einige wollen das Projekt so, wie es geplant ist. Sie befürchten, das Natureum könnte sich sonst in einigen Jahren nicht mehr auf dem Markt behaupten. Allerdings scheint die Variante unwahrscheinlich. Schließlich gab es für den Vorstand gute Gründe, die Planung zu stoppen. Das Risiko ist hoch. Niemand kann sicher sagen, wie viele zusätzliche Besucher der Neubau bringen würde. Eine zweite Variante wäre, die Ausstellung "Küstenwelten" in den Bestand zu integrieren, um so die Zuschüsse zu sichern. Doch auch dieser Vorschlag hat Nachteile. Die Vielfalt im Natureum ginge verloren, weil sich die neue Ausstellung auf die Elbmündung konzentriert. 

Die beteiligten Akteure müssen nun genau abwägen, was machbar ist. Im Mittelpunkt aller Überlegungen muss jedoch stehen, das Natureum wieder attraktiver zu machen. Außerdem dürfen die bereits zugesagten Fördermittel, immerhin eine Million Euro, nicht verloren gehen. 

Hamburger Abendblatt, 5. 1. 2012
 

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