Von der Osste
an die Ooste...

Aus der Dankrede von Literaturpreisträger
Axel Roschen bei der Verleihung des Goldenen Hechts 2014

Preisträger Axel Roschen mit Laudatorin Gisela Bertholdt und
Sponsorin Hildegard Both-Walberg beim 10. Tag der Oste in Osten

Eine Auszeichnung zu erhalten, ist toll. Noch viel toller ist es, wenn der Preis ein Oskar ist, der Oste-Oskar, der Goldene Hecht. Denn der Preisgeber, dessen Reputation, Vorbildlichkeit und Leistungen entscheidet über den Wert einer Anerkennung. Und dieser Wert ist im Falle des Goldenen Hechts gewaltig!

Ein paar Worte dazu aus meiner Sicht: Hinter dem Goldenen Hecht steht eine Gemeinschaft, die vor 10 Jahren ins Leben gerufen wurde oder besser sich für eine Idee, der Wiederbelebung der Osteregion, institutionalisierte: die AG Osteland.

In diesen kurzen 10 Jahren hat es die AG Osteland es geschafft, den Fluss und die Region entlang der Oste wieder in die öffentliche Wahrnehmung und immer wieder in die öffentliche und fachliche Diskussion zu bringen. 
Durch unermüdliches Medienengagement, durch zahllose Projekte im Tourismus, wie den Radweg Deutsche Fährstraße oder den Osteradweg, durch die Wiederansiedlung von fast ausgestorbenen Fischarten wie Lachs und Stör 
nicht zu vergessen dem sensationellen Nachweis einer ganz neuen Fischart im Osteraum: Esox auratus - der Goldene Hecht ... 

Noch wichtiger ist die AG Osteland allerdings in ihrer vermittelnden Rolle, als Plattform und Mediator für alle wichtigen Belange einer „Region am längsten Nebenfluss der Niederelbe“ wie es auf der Internetseite zu lesen steht: z. B. bei Fragen des Naturschutzes im Grünen Netz oder im Bereich des Flusses selbst, im Blauen Netz Oste und noch vielem mehr. Ich kann diese Vielschichtigkeit nur anreißen, aber kurz gesagt: Die AG Osteland kümmert sich nachhaltig um das Leben am Fluss - in allen Belangen. Chapeau! Weiter so! Und, was noch wichtiger ist: Die AG Osteland wird gelebt!

Ich persönlich hatte gleich mehrfach die Freude, dieses Engagement beziehungsweise die Bereitschaft zur Teilnahme der Ostefreunde zu erleben: z.B. Ende letzten Jahres, als über die AG Osteland zu einem Ausflug zu den Kranichen eingeladen wurde. 

Es hieß in der Vorinformation, etwa 25 bis 30 Personen kämen. Tatsächlich erschien zu dem Termin ein vollgefüllter Reisebus mit über 50 Teilnehmern – das war aber nicht alles: ungeplant mussten wir eine Woche später die Veranstaltung für eine weitere Busgruppe erneut anbieten – so viele Menschen hatten sich angemeldet.

Noch ein Erlebnis mit der AG - und damit komme ich auf die Krimiwelt. „Morde zwischen Moor und Meer“, so lautet eine Teil der kulturellen Netzwerke der AG.  

Ich hatte mit Frau Bölsche eine Lesung vereinbart und sie schlug den Berthof bei Hechthausen als Veranstaltungsort vor. Ich musste schon das Letzte aus meinem Navi herausholen, um den Hof zu finden, der zwar wunderschön gelegen, aber vorsichtig ausgedrückt, etwas abseits der belebten Welt in der Ostemarsch angesiedelt ist. 

Trotzdem, das Ambiente ist toll und ich bin damals (ehrlich ohne große Erwartungen an die Zuhörerzahl) zur Lesung gefahren. Der Berthof war mit fast sechzig Plätzen ausgebucht und, Sie ahnen es schon, die Lesung musste mit etwa der gleichen Teilnehmerzahl wiederholt werden, weil es so viele Anmeldungen gab.

Ja, soweit zum Preisverleiher. Lassen Sie mich zum Schluss noch ein paar meiner ganz persönliche Eindrücke von der Oste und meinem Verhältnis zur Region sagen, die ja auch in meinen Krimis eine Rolle spielen.

Als es mich vor 25 Jahren im Herbst nach Bremervörde verschlug – tatsächlich kann ich dieses Jahr auch ein kleines Jubiläum feiern – wusste ich nichts von der Osste. Das es Oooste heißt, habe ich übrigens in der ersten Viertelstunde gelernt.

Ich bin ein Kind der Wümme. Dort bin ich aufgewachsen. Über die Wümme – genauer über deren Wasserqualität - habe ich eine Halbjahresarbeit in der Schule geschrieben. Als junger Student in Bremen habe ich mit Werner Burkart und Hein Benjes für den Erhalt des Wümme Nordarms gekämpft. Von der Uni aus haben wir immer wieder Flora und Fauna insbesondere die Vogelwelt im Wümmeraum erforscht.

1989, vor 25 Jahren wie gesagt, kam ich zunächst als Pendler an die Oste, und wusste nichts darüber. 
Heimatkunde vier minus. Die Oste war für mich damals tatsächlich der vergessene Fluss.

Im Laufe meiner Arbeit für den NABU und die NABU-Umweltpyramide bin ich dann immer wieder auf die Oste gestoßen – natürlich, der Fluss war ja da, - aber es gab nur weniges was ernsthaften Konfliktstoff barg. 

Der Kampf gegen die leidige Ortsumgehung Bremervörde, die seinerzeit quer durch die Oste-Bever-Niederung führen sollte, damals einem der hochwertigsten Naturräume der Flusslandschaft bei Bremervörde, war in dem Fall gewonnen. 

Die jährlichen Hochwässer zumindest der mittleren Oste waren unspektakulär – keine Katastrophen, keine Geschädigten, nichts.

Einziges Highlight aus meiner Sicht war der Erstnachweis der Teichfledermaus an der Oste, eine der besonders geschützten FFH-Arten. Ich verkürze leicht, aber viel mehr war nicht.

Die Oste wurde für mich der sanfte Fluss.

Als meine Frau und ich endgültig hierher übersiedelten – vor ziemlich 15 Jahren – haben wir natürlich begonnen, das eigene Umfeld näher zu entdecken. Um es vorweg zu nehmen, es war wie Dauerurlaub. Die waldreiche Geest, das Teufelsmoor, die Flussniederung – ganz anders als die brettebene Wesermarsch. Landschaftsvielfalt, die mir als Pendler bisher entgangen war. 

So ziemlich als erstes, erkundeten wir die Oste mit dem Kanu: von Sittensen bis Bremervörde (das ging damals noch – Kanufahren auf der Oste wurde erst später reglementiert). Wir waren begeistert! Nicht nur über die über weite Strecken unverbauten Mäander, über die Reste der natürlichen Aue, Steilufer und Sandbänke, das an den Fluss angrenzende Huvenhoopsmoor, den Tunnel aus Weiden und Erlen, den Eisvogel und vieles mehr. 
Besonders hat uns allerdings die natürliche Stille beeindruckt, Stille nur durchmischt von Naturgeräuschen – kein Straßenlärm, keine Maschinen, keine Menschenmassen: Stille

So ist die Oste für mich der stille Fluss geworden.

Und dann sind da noch die Menschen! Ob Sie es glauben oder nicht, uns als „Zugezogene“ fiel die Freundlichkeit auf, die uns hier begegnete – im Supermarkt, wie im Bäckerladen, in Vereinen wie in den Behörden, in Gastwirtschaften, bei Kulturinitiativen und sogar in der Kommunalpolitik – egal bei welcher Partei: das war auffällig anders als das, was wir aus Bremen oder aus dem Oldenburger Land kannten – ich hoffe, ich trete hier niemanden zu sehr auf die Füße (hat die AG etwa Mitglieder aus dem Oldenburger Raum?) – wenn ja, Ausnahmen bestätigen eben die Regel.

Das alles, das Land, den Fluss und die Menschen nehme ich gerne als „Kulisse“ für mein Schreiben. Und so soll es bleiben: das Land entlang der Oste liefert auch im kommenden Roman die Landschaftsbilder, in der sich das Geschehen abspielt.  

Kleiner Werbeblock: das neue Buch erscheint Mitte März. Nicht die Hintergründe, aber die Handlung bleiben darin frei erfunden. Genauso wie die Orte und Flurbezeichnungen. Allerdings, wer sich gut auskennt, wird das eine oder andere wiederfinden. Für den neuen Roman gebe ich gerne zwei Stichworte dazu: Moor und David Mc Allister (keine Sorge, Herr Mc Allister, Sie selbst tauchen darin nicht auf, weder als Täter noch als Opfer). Im ersten Buch waren es die Fledermäuse, jetzt spielt das Moor eine wichtige Rolle und danach – vielleicht wird es die Oste selbst.

Damit möchte ich mich noch einmal ausdrücklich bei der AG Osteland für diesen Esox auratus bedanken! Danken möchte ich aber auch all denjenigen, die mir beim Schreiben geholfen haben und von denen ich zwei namentlich nennen möchte: meine Frau Ina und meinen Verleger Wolf-Dietmar Stock, der heute leider nicht teilnehmen kann. Herzlichen Dank!

www.krimiland.de

www.tag.der.oste.de

www.osteland.de