Idyllische Lage, abschreckender Name: Oberndorfer Hauptstraße

Statt Hauptstraße
bald An der Oste?

Die Hauptstraße im Festschmuck

6. 12. 2013. Auch durch Straßenumbenennungen lässt sich die Attraktivität ländlicher Gemeinden steigern. Ein schönes Beispiel ist Oberndorf, wo aus Anlass des Zehnjährigen der Deutschen Fährstraße im kommenden Mai über die Umbenennung der Hauptstraße in An der Oste diskutiert wird. Eine Projektgruppe um die Mocambo-Betreiber und Oste-Kulturpreisträger Caspar Bingemer und Eibe von Glasow hat einen Aufruf verbreitet, den wir hier dokumentieren:


Käpt'n Bingemer (auf dem Weihnachtsmarkt)

Liebe Anwohner, der Gedanke, die Hauptstraße umzubenennen, ist nicht neu. Hintergrund ist neben der Idee eines identifikationsstiftenden Namens auch ein wirtschaftlicher Aspekt. Gemeint ist hier die Außendarstellung im Zusammenhang mit dem Verkauf und der Vermietung von Wohnraum, Ferienwohnungen und -häusern.

Potentielle auswärtige Interessenten, die mit der Örtlichkeit nicht vertraut sind, assoziieren mit dem Namen "Hauptstraße" erfahrungsgemäß immer wieder Durchgangsverkehr und Lärm.

Ihr ursprüngliches Wesen hat die Hauptstraße mit dem Verlust der vielen Geschäfte und öffentlichen Einrichtungen, die früher einmal hier angesiedelt waren und ihre Lebendigkeit ausgemacht hatten, verloren. Übrig geblieben ist mehr oder weniger eine Worthülse, die kaum mehr Identifikationsmöglichkeiten bietet.


Oste bei Oberndorf - das Kapital des Ortes

Was liegt näher, als die direkte Nachbarschaft unserer Straße zur Oste herauszustellen und in einem neuen Namen aufgehen zu lassen. Ein Name, der zum positiven Image Oberndorfs beiträgt und mit dem wir Anwohner uns genauso identifizieren können wie potentielle Neubürger und Gäste.

Die älteren Mitbürger erinnern sich noch - und das gewiss gelegentlich mit einem Hauch Wehmut - an ihre Fähre und die letzten in Oberndorf beheimateten Frachtschiffe. Beide hatten zu ihrer Jugendzeit das Ortsbild als lebendige Zeugnisse einer langen Geschichte bestimmt und die Erinnerung an eine Jahrhunderte währende Vergangenheit wachgehalten.

Mit der Industrialisierung des 20. Jahrhunderts und dem damit einhergehenden Wandel der Infrastrukturen hat die Oste zunehmend ihre Funktion als Wirtschaftsfaktor für den Ort verloren, bis sie schließlich zum Ende des Jahrhunderts in der Bedeutungslosigkeit versank. Selbst ihre zerstörerische Naturgewalt war mit der Errichtung des Sperrwerks gezähmt. Die Oste wurde zum "vergessenen Fluss".


Radwanderer am Fährmann-Denkmal

Heute, im beginnenden 21. Jahrhundert, sind wir dabei, sie neu zu entdecken - als Naturerlebnis, als Tourismusmagnet (Deutsche Fährstraße, Oste-Radwanderweg, Personenschifffahrt) und nicht zuletzt als gemeinsamen Lebensraum (Osteland), dem eine verbindende Kraft innewohnt.

Wir besinnen uns wieder auf die gemeinsame Geschichte und die jahrhundertealte enge Verwobenheit. Wir haben begonnen, dem Fluss etwas von dem zurück zu geben, was wir ihm in der Vergangenheit genommen hatten. Wir schaffen neue Lebensräume für seine angestammte Pflanzen- und Tierwelt. Wir siedeln Fische an, die von uns einst ausgerottet wurden, und aus all dem erwächst eine neue Identifikation mit dem Fluss, an dem wir leben.

Sehr eindrucksvoll manifestiert sich die Teilhabe Oberndorfs an dieser Entwicklung bereits in der Fährpromenade. Sie ist längst zum am meisten frequentierten öffentlichen Platz im Ort geworden. Mit dem neu geschaffenen Anleger, dem Nachbau der Fähre und den Skulpturen hat die Gemeinde einen beliebten Treffpunkt für jung und alt geschaffen, der zum Verweilen und Entspannen einlädt.

Gemeinsam mit der AG Osteland feiert die "Deutsche Fährstraße" im kommenden Jahr ihr 10jähriges Bestehen. Geplant ist ein großes Aufgebot an Veranstaltungen von der Quelle der Oste bis nach Kiel und darüber hinaus.

Die passende Gelegenheit, wie wir meinen, um durch eine neue adäquate Namensgebung für die Hauptstraße den erfolgreichen Entwicklungsprozess der vergangenen Jahre zu unterstützen und fortzuführen.


Ideengeberin Lemke (l., beim Weihnachtsmarkt)

Als Reminiszenz an den Fluss, seine gemeinsame Geschichte mit Oberndorf und das aufstrebende Osteland sowie als Gratulationsbeitrag zu den beiden anstehenden Jubiläen, möchten wir den Vorschlag von Birgit Lemke aufgreifen und hiermit beantragen, Oberndorfs "Hauptstraße" umzubenennen in "An der Oste".

Nun kann und soll eine Namensänderung natürlich nicht ohne den Zuspruch der Anwohner erfolgen. Insbesondere, da jeder von uns bei der Umsetzung mit direktem Engagement etwa in Form von persönlichen Adressänderungsmitteilungen belastet sein wird.

Das mag manchem lästig erscheinen. Wir denken aber, dass es sich um eine vergleichsweise kleine Geste handelt, mit der wir ein neues, Identifikation stiftendes Merkmal nicht nur für uns selbst, sondern für den ganzen Ort und seine Darstellung nach außen erreichen können.


Blick von Bentwisch zur Fährpromenade

Diskutieren Sie darüber. Tauschen Sie sich aus. Am 5. eines jeden Monats findet das offene Forum statt. Dort können Sie untereinander und mit uns über das Projekt diskutieren, Fragen stellen und Ihre Zustimmung oder Ablehnung äußern.

Alle Mitbürger sind herzlich willkommen, nicht nur dieses Projekt im Forum mit Ideen, Rat und Tat zu bereichern. Immer dort, wo wir gemeinsam an einem Strang ziehen, werden wir die Zukunft in unserem Sinne positiv gestalten können.

Die Projektgruppe "An der Oste"