Ein Planet
namens Bölsche

Seit dem 9. 1. 2001 gibt es einen Kleinplaneten, der
offiziell Bölsche heisst. Darüber informiert eine Website des
Hobby-Astronomen André Knöfel. Auskunft über die Vorgeschichte
gibt ein Bericht aus der Neuen Ruhr-Zeitung vom 16. 6. 2000:



André Knöfel und die Kleinplaneten

Von Stephan Hermsen

Es gibt sie noch, die Naturwissenschaft, wo auch der Laie wichtige, möglicherweise lebenswichtige Entdeckungen machen kann: Asteroidenforschung heißt die Disziplin und am kommenden Sonntag treffen sich 40 bis 45 Menschen dieser seltenen Forschungsrichtung erstmals in der Essener Walter-Hohmann-Sternwarte. Sie kommen aus ganz Deutschland, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz. "85 Prozent davon sind Amateure, 15 Prozent Profis", sagt Andre´ Knöfel, der Organisator der Tagung.

15 Prozent von 40 Tagungsteilnehmern - macht ziemlich genau sechs Experten. "Stimmt", sagt Knöfel. "Es gibt nicht mehr hauptberufliche Asteroidenforscher als eine McDonalds-Filiale Mitarbeiter hat." Ja, aber: Asteroiden sind doch jene Himmelskörper, die in amerikanischen Fernsehfilmen in regelmäßigen Abständen auf New York oder Los Angeles fallen und die Erde zu vernichten drohen. "Naja", sagt Knöfel da.

Die letzten Einschäge seien schon eine Weile her. Aber, gibt er auch zu, "im Hinterkopf steckt dieser Gedanke schon." Und die Untersuchung erdnaher Asteroiden sei ein Schwerpunkt der Tagung, die heute und morgen stattfindet. Und die Entdeckungen und Berechnungen der Hobby-Astronomen - sie sind durchaus was wert, unter Umständen lebenswichtig: Zuletzt, als es in einer Boulevard-Zeitung hieß, im Jahr 2027 würde dann aber tatsächlich mal ein solcher Kleinstplanet mit der Erde kollidieren, da waren es die Amateur-Asteroiden-Forscher, die Entwarnung gaben. Auf alten Fotoplatten hatte man eine Spur des Himmelskörpers entdeckt, die Bahn neu berechnet und festgestellt, dass auch jener Himmelskörper an der Erde vorbeifliegen wird.

Was aber tun die Asteroiden-Forscher, wenn sie am hellichten Tag zusammensitzen? "Erfahrungen austauschen, vor allem über neue Software", erzählt Knöfel. Denn die Astronomen gucken lieber in den Himmel als aufs Taschenrechner- Display und sind insofern froh, dass auch ihnen der Computer mehr und mehr die Arbeit abnimmt. Die entsteht vor allem, wenn aus der Beobachtung eines Asteroiden dessen Umlaufbahn berechnet werden soll.

Insgesamt, so schätzt Knöfel, gibt es rund eine halbe Million dieser Gesteinsbrocken, die von Hausgröße bis zu einigen hundert Kilometern Durchmesser aufweisen. Von 15 000 kennt man die Umlaufbahn. Meist ist dies das Verdienst der Hobby-Astronomen, die nach den kleinen Himmelskörpern Ausschau halten. Am Wochenende werden sie ihre Entdeckungen untereinander austauschen, Beobachtungstermine vereinbaren, um neue Asteroiden zu finden.

"Ich habe auch schon einige entdeckt", erzählt Knöfel. In Essen sei dies leider wegen des vielen Streulichts schwierig, deswegen fahre er im Winter ins Erzgebirge. In diesem Winter wird er auf der dortigen Sternwarte das Teleskop in den Himmel richten und versuchen, einen speziellen seiner Asteroiden wieder zu finden. Gelingt ihm dies, kann er mit Hilfe des Computers die Bahn berechnen, dann wird sein Asteroid offiziell registriert und Andre´ Knöfel darf ihm einen Namen geben.

Der Himmelskörper allerdings wird nicht "Knöfel" heißen. Anders als bei Kometen werden Asteroiden nicht nach ihrem Entdecker benannt. Knöfels Kleinplanet soll "Wilhelm Bölsche" heißen nach einem in Köln geborenen Naturwissenschaftler, der als Vater des Sachbuchs gilt und über Geographie und - natürlich - Astronomie schrieb.
 
 

NRZ 16. 6. 2000

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