Osten/Oste, den 27. März 2003
Pressemitteilung

Spaniens König kämpft für die letzten Schwebefähren

Juan Carlos I. übernimmt Weltverband-Ehrenvorsitz / Hadelner Delegation reist nach Bilbao

Der spanische König Juan Carlos I. will für die Erhaltung der letzten Schwebefähren der Welt kämpfen. Der König hat, wie der Palast in Madrid mitteilt, in diesen Tagen den Ehrenvorsitz eines neuen Weltverbandes der Schwebefähren akzeptiert, der sich unter starker deutscher Beteiligung Ende Mai in Guecho bei Bilbao konstituieren soll.

An der Biskaya, zwischen Guecho und Portugalete, steht der "Transbordador de Vizcaya". Die so genannte "Mutter aller Schwebefähren" wurde 1893 von Ferdinand Arnodin, einen Schüler von Eiffel, gebaut. Sie wurde zum Vorbild für knapp 20 weitere Schwebefähren, die überwiegend im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts weltweit entstanden und von denen nur noch acht in Betrieb sind, zwei davon in Deutschland.

 Delegationen aus den deutschen Fährorten Rendsburg und Osten/Oste wollen gemeinsam mit Vertretern aus La Boca / Buenos Aires (Argentinien), Rochefort sur Mer (Frankreich) sowie Newport, Warrington und Middlesbrough (Großbritannien) über eine Zusammenarbeit "zum Schutz und zur Erhaltung aller in der Welt vorhandenen Schwebefähren" und zur "Förderung des Fremdenverkehrs zwischen den Bürgern der jeweiligen Städte" konferieren, wie der spanische Initiator Javier Cardenal Abaitua ankündigt.

Der Verband will weltweit auf die kultur- und technikgeschichtliche Bedeutung dieser Bauwerke hinweisen, die als Meisterwerke der Ingenieurskunst einer verflossenen Epoche gelten. Viele sind mit hohem Aufwand restrauriert und unter Denkmalsschutz gestellt worden. Die Schwebefähren in Portugalete, Rochefort und Middlesbrough sind vom "International Council on Monuments and Sites" (ICMS), einem Unesco-Beratungsgremium,  1997 für das "Weltkulturerbe" der Vereinten Nationen vorgeschlagen worden.

Dass keine der beiden deutschen Schwebefähren auf der Vorschlagsliste für die Unesco steht, hat der ICMS-Vorsitzende Eric DeLony (Washington) damit erklärt, dass er diese Bauwerke erst nach Vorlage der Liste in Augenschein genommen habe. Den deutschen Denkmalsschutzbehörden, erklärte DeLony vorigen Monat gegenüber der Fördergesellschaft für die Erhaltung der Schwebefähre in Osten/Oste, obliege es, einen Konsens über eine etwaige nachträgliche Nominierung herzustellen.

Dabei scheinen die Chancen zumindest für die Schwebefähre an der Rendsburger Hochbrücke nicht schlecht, die DeLony, Chef des "Historic American Engineereing Record", als "unique" und "outstanding" (einzigartig und herausragend) bewertet. Bisher stehen mit dem Bergwerk Rammelsberg in Goslar und der saarländischen Eisenhütte Völklingen erst zwei deutsche Technik-Bauwerke auf der Unesco-Liste; darüber hinaus hat die Kultusministerkonferenz die historische Zeche Zollverein XII in Essen zur Aufnahme in die Liste vorgeschlagen.

Zur Schwebefähren-Konferenz in Bilbao werden Vertreter des Bundesverkehrsministeriums bzw. des Wasser- und Schiffahrtsamtes Kiel-Holtenau erwartet, die für das bundeseigene Bauwerk am Nord-Ostsee-Kanal zu ständig sind. Aus Hadeln wurden Vertreter des Landkreises Cuxhaven, Eigner der Ostener Schwebefähre, sowie der Gemeinde Osten und der von Hotelier Horst Ahlf geleiteten Fördergesellschaft eingeladen.

Die 1909 in Betrieb genommene Ostener Schwebefähre ist zur Zeit wegen technischer Defekte außer Betrieb. Für die in Kürze beginnenden Reparaturarbeiten kann mit Geldern des Amtes für Agrarstruktur, des Landkreises Cuxhaven, der Samtgemeinde Hemmoor und der  Gemeinde Osten gerechnet werden.

Über die Geschichte der Schwebefähren in aller Welt informiert die Ostener Fördergesellschaft auf der Seite
www.schwebefaehre.org im Internet.

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Rückfragen: Jochen Bölsche, 2. Vorsitzender, 21756 Osten, Fährstraße 3, Tel. 04771-887225, E-Mail: jochen@boelsche.de
 
 

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